Seagram Building
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Das Seagram Building ist ein Wolkenkratzer in New York City. Es wurde vom Architekten Ludwig Mies van der Rohe entworfen und 1958 fertiggestellt. Mies, der für New York keine Lizenz als Architekt hatte, arbeitete mit Philip Johnson zusammen. Das Seagram-Building ist 156,9 Meter hoch und ein Symbol moderner Architektur. Das Gebäude wurde als Hauptsitz des Spirituosenkonzerns Joseph E. Seagram's & Sons entworfen und beherbergt unter anderem das berühmte Restaurant "Four Seasons", das von Mies zusammen mit Philip Johnson und anderen bekannten Designerinnen und Designern entworfen und eingerichtet wurde.
Der Anstoß, Mies van der Rohe als Architekten zu wählen, kam von der Architektin Phyllis Lambert, der Tochter des damaligen Vorstandsvorsitzenden von Seagram, Samuel Bronfman. Mies hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein bedeutendes Gebäude in New York City errichtet.
Die Adresse des Seagram Buildings ist 375 Park Avenue in Midtown Manhattan.
[Bearbeiten] Architektur
Das Seagram Building (und das an der Park Avenue gegenüberliegende Lever House) bestimmten den Stil für Wolkenkratzer in New York für mehrere Jahrzehnte. Es erscheint als einfacher bronzener Kasten, der von der Park Avenue durch einen großen, offenen Granitplatz abgesetzt ist. Obwohl von Mies nicht als solcher konzipiert, entwickelte sich der Platz vor dem Gebäude zu einem populären öffentlichen Treffpunkt. Als New York City 1961 die US-weit ersten umfassenden Baurichtlinien erließ, beinhalteten diese Anreize für Bauherren, "privately owned public spaces" (öffentliche Räume im Privatbesitz) nach dem Vorbild des Seagram Buildings einzurichten; in den folgenden 40 Jahren der Stadtentwicklung wurde dies jedoch selten erfolgreich umgesetzt.
Das Gebäude selbst hingegen und der Internationale Stil, in dem es gebaut worden war, hatten einen enormen Einfluss auf die amerikanische Architektur. Eine der chrakteristischen Eigenschaften den International Styles war es, die Struktur von Gebäuden an der Außenseite auszudrücken – in Mies' Sichtweise sollten die tragenden Elemente sichtbar sein. Das Seagram Building (und praktisch alle großen Gebäude dieser Zeit) hatte ein Stahlskelett, an dem die nicht-tragenden Glasfassade angebracht war. Nach Mies' Ideal hätte das Stahlskelett für alle sichtbar sein müssen, amerikanische Bauvorschriften legten jedoch fest, dass tragende Stahlelemente mit einem feuerfesten Material, in der Regel Beton, ummantelt sein müssen. Dadurch wäre die Struktur des Gebäudes versteckt worden – was Mies um jeden Preis vermeiden wollte. Aus diesem Grund verwendete er nicht-tragende, bronzefarbene I-Träger, um die Struktur anzudeuten. Diese Träger sind von außen am Gebäude sichtbar und verlaufen vertikal wie Mittelpfosten in den großen Glasfenstern. Diese Baumethode, bei der eine innen verstärkte Betonhülle ein größeres, nicht-tragendes Gebäude stützt, ist inzwischen ein Standardverfahren.
Zum Zeitpunkt der Fertigstellung hatte die Verwendung teurer Qualitätsmaterialien und die üppige, weitgehend von Philip Johnson entworfene Innenausstattung, unter anderem aus Bronze, Travertin und Marmor, das Gebäude zum teuersten Wolkenkratzer seiner Zeit gemacht.
Ein weiteres interessantes Detail des Seagram Buildings sind seine Jalousien. Den Prinzipien des International Style folgend wollte Mies dem Gebäude ein vollkommen gleichmäßiges Erscheinungsbild geben. Diese Gleichmäßigkeit wurde durch die Verwendung von Jalousien jedoch infrage gestellt: es war unvermeidlich, dass die Nutzerinnen und Nutzer des Gebäudes ihre Jalousien unterschiedlich weit herunter zogen und das Gebäude damit chaotisch aussehen ließen. Um diesen Effekt zu vermindern, verwendete Mies Jalousien, die sich lediglich in drei Stufen regulieren ließen – ganz offen, halb offen/geschlossen oder ganz geschlossen.
Der Arts Tower in Sheffield wurde als Kopie des Seagram Buildings errichtet, die jedoch nur halb so groß ist und minderwertige Materialien verwendete.
Das vom Abriß bedrohte Gebäude im SZ-Verlags-Komplex in München gilt ebenfalls als Kopie der Mies-van-der-Rohe-Architektur.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 40° 45′ 27" n. Br., 73° 58′ 20" w. L.