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Sehschärfe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Scharfes (oben) und unscharfes Bild (unten). Deutlich sichtbar die unterschiedliche Auflösung z.B. an den Felgen
Scharfes (oben) und unscharfes Bild (unten). Deutlich sichtbar die unterschiedliche Auflösung z.B. an den Felgen

Die Sehschärfe bezeichnet das Ausmaß der Fähigkeit eines Lebewesens, mit seinem Sehorgan Einzelheiten auf einem Objekt wahrzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Einheiten

Die angulare Sehschärfe ist das Winkel-Auflösungsvermögen, bei der zwei Punkte noch als getrennt wahrgenommen werden. Die Auflösung von 1' entspricht einer Ortsauflösung von etwa 1,5 mm bei 5 m Abstand. Je kleiner die angulare Sehschärfe ist, desto besser ist die Sehschärfe.

Die dimensionslose Maßeinheit Visus wird definiert, indem die Bezugsgröße 1' in Beziehung zur individuellen, angularen Sehschärfe gesetzt wird.

Visus = 1' / (individuelle angulare Sehschärfe)

Gebräuchlich ist auch die Darstellung, bei der die Visuszahl um 100 erweitert und als Prozentwert ausgedrückt wird.
Je größer der Visus ist, desto besser ist die Sehschärfe. Beispiel: wenn eine Person Punkte erst bei einem Winkelabstand von 2' trennen kann, hat sie einen Visus von 0.5 = 50%.

Statt Winkel können auch Entfernungen bestimmt werden. Wenn man als Bezugsgröße den Abstand d wählt, bei dem man zwei Punkte unter einem Winkel von 1' sieht, dann ist:

Visus = individueller Abstand / d

Beispiel: wenn eine Person erst im Abstand von 6m die Punkte getrennt sehen kann, die bei 12m einen Winkelabstand von 1' haben, hat sie einen Visus von 6/12 = 0.5 = 50%.

[Bearbeiten] Bedeutung der Sehschärfe

Die Sehschärfe ist der wichtigste messbare Parameter des Sehsinns.
Der normale Visus ist altersabhängig und liegt bei einem 20-jährigen Menschen bei 1,0 (= 100 %) bis 1,6 (= 160 %), bei einem 80-jährigen bei 0,6 (= 60 %) bis 1,0 (= 100 %).

Der Visus ist in der Augenheilkunde der Zielparameter, dessen Verbesserung oder Erhalt mit den meisten ophthalmologischen Maßnahmen angestrebt wird. Zahlreiche rechtliche Vorschriften, die die Eignung für die Bedienung gefährlicher Geräte (z. B. Führerschein) oder für bestimmte Berufe (z. B. Polizei) festlegen, verlangen bestimmte Mindest-Visuswerte. Ebenso richten sich Leistungen privater und gesetzlicher Unfallversicherungen für Augenschäden und die Zahlung des gesetzlichen Blindengelds in erster Linie nach dem Visus.

[Bearbeiten] Physiologie der Sehschärfe

Die Sehschärfe des Menschen ist abhängig von:

  • Dem Auflösungsvermögen des Augapfels (s.u.)
  • Der Abbildungsqualität der durchsichtigen Teile des Auges, den "optischen Medien" (Hornhaut, Kammerwasser, Linse, Glaskörper, Netzhaut)
  • Den optischen Eigenschaften des Objekts und seiner Umgebung (Kontrast, Farbe, Helligkeit)
  • Der Form des Objekts: die Netzhaut und das Zentrale Nervensystem sind in der Lage, bestimmte Formen (horizontale und vertikale Geraden, rechte Winkel) höher aufzulösen als es dem Auflösungsvermögen des Augapfels allein entspricht

Bei der praktischen Messung des Visus spielt außerdem die Fähigkeit, den Seheindruck zu beschreiben, eine wesentliche Rolle.

Die Größe der Augen-Pupille begrenzt physikalisch die Auflösung des Augapfels, physiologisch sind es die Dichte der Rezeptoren (Stäbchen und Zäpfchen) und die Signalverarbeitung der rezeptiven Felder der Netzhaut. Die Auflösung erreicht ihren höchsten Wert bei maximal weiter Pupille und ausreichender Helligkeit im Bereich der Fovea centralis retinae ("Sehgrube"). Das Gesichtsfeld der Sehgrube durchmisst weniger als 1°. In 5° Abstand vom Fixierpunkt hat der Visus bereits um 50 % abgenommen.

[Bearbeiten] Messmethoden der Sehschärfe

In Deutschland wird der Visus in der Regel mit Hilfe von projizierten Sehzeichen definierter Größe, Helligkeit, Form und definierten Kontrasts bestimmt. Die Verwendung eines Projektors anstelle einer Tafel hat den Vorteil der Unabhängigkeit von der Prüfentfernung. Für eine reproduzierbare Visusprüfung existieren DIN-Vorschriften. Danach ist das Norm-Sehzeichen der sogenannte Landoltring, ein Ring definierter Breite mit einer Lücke von derselben Breite, die in 8 verschiedenen Richtungen angeordnet sein kann. Durch das Erkennen der Richtung der Lücke zeigt der Untersuchte, dass sein Auflösungsvermögen mindestens der Breite der Lücke entspricht. In der Praxis werden allerdings wegen der leichteren Verständigung meist genormte Abbildungen von Zahlen als Sehzeichen verwendet. Es existieren weitere genormte Sehzeichen, so die Snellen-Haken, die einem E ähneln und andere, die für die Visusprüfung von Analphabeten und Kindern im Vorschulalter sowie für die nicht-verbale Verständigung geeignet sind. Auf den meisten Sehzeichenprojektoren werden Zeichen bis zu einer Visusstufe von 0,05 (entsprechend ca. 0.3°) angeboten. Dies ist in der mit zunehmender Sehschwäche anwachsenden Messungenauigkeit begründet. Für noch geringere Visuswerte werden Sehprobentafeln verwendet (s. u.) bzw. Fingerzählen, Handbewegungen und Lichtquellen benutzt.

Bei der Messung des Visus wird zwischen dem ohne optische Korrektur (z. B. Brille) und dem mit optischer Korrektur unterschieden. Diejenige optische Korrektur, die den höchsten Visuswert ergibt, wird häufig als die "beste Korrektur" bezeichnet. Die Möglichkeit der optischen Korrektur bewirkt, dass der Visus unabhängig von den Brechungseigenschaften des Auges ist. Der Visus im Sinne der obigen Definition ist also der Visus mit bester Korrektur.

Mit einer Sehschärfe von weniger als 1/50 =0,02 (ermittelt mit Sehprobentafeln) auf dem besseren Auge gilt eine Person im Sinne des Sozialgesetzbuchs in Deutschland als blind, für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ab einer Sehschärfe von 3/60 = 0,05 oder weniger.

[Bearbeiten] Sehprobentafeln

Die Verwendung von Sehprobentafeln hat unter anderem den Nachteil, dass wegen der unveränderlichen Größe der Sehzeichen sehr genau auf das Einhalten der Prüfentfernung geachtet werden muss. Eine bekannte Sehprobentafel ist der Snellen-Index, erstellt vom niederländischen Ophthalmologen Hermann Snellen, bei dem kleiner werdende Buchstaben und Zahlen gelesen werden müssen. Es gibt auch hier diverse andere Tafeln.

Sehprobentafeln sind auf eine Normentfernung geeicht. Der Visus wird durch einen Bruch ermittelt. Im Zähler steht die Ist-Entfernung, also die Entfernung, aus der der Untersuchte das Sehzeichen erkennt. Im Nenner steht die Normentfernung, die Entfernung, bei der ein Mensch mit einer Sehschärfe von 1,0 dasselbe Sehzeichen erkennen könnte. Gemessen wird die Entfernung entweder im metrischen System oder bei Snellen im englischen Foot-Maß, die in einander umgerechnet werden können. Häufig erfolgt die Angabe der Sehschärfe als Dezimalzahl.

Metrisch Dezimal Snellen
6/3 2,0 20/10
6/4,5 1,5 20/15
6/6 1,0 20/20
6/7,5 0,8 20/25
6/9 0,67 20/30
6/12 0,5 20/40
6/15 0,4 20/50
6/30 0,2 20/100
6/60 0,1 20/200
6/120 0,05 20/400

Ein Beispiel: Erkennt ein Patient ein Zeichen aus der Entfernung von 6 Metern, für das die Normentfernung 30 Meter beträgt, so ist sein Visus 6/30 oder 0,2.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Web-Links

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