Seliger-Gemeinde
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Die "Gesinnungsgemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten" wurde am 4. Juni 1951 in München gegründet. Sie nannte sich nach dem 1. Vorsitzenden der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) in der Tschechoslowakei, Josef Seliger.
Zusammen mit den in dieser Zeit nach Deutschland vertriebenen und den in den Exilländern verbliebenen sudetendeutschen Sozialdemokraten nimmt die Seliger-Gemeinde das politische und geistige Erbe der früheren DSAP wahr.
Zu ihren Vorsitzenden bzw. führenden Mitgliedern gehörten die SPD-Politiker Richard Reitzner, Ernst Paul, Wenzel Jaksch, Volkmar Gabert oder Peter Glotz.
Im Jahre 2005 wurden als Vorsitzende Dr. Helmut Eikam und Albrecht Schläger gewählt.
[Bearbeiten] Die DSAP und ihre Vorsitzenden
Nach dem ersten Weltkrieg, dem Zerfall des Österreichischen Kaiserreichs und der Gründung der tschechischen Republik konstituierte sich im September 1919 die deutsche Arbeiterbewegung in der Tschechoslowakei in Teplitz-Schönau als Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP). Vorläufer der Partei war die bereits im Jahre 1863 in Asch, im nordwestlichsten Zipfel Böhmens, als Sektion des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins gegründete Arbeitervereinigung, die erste sozialdemokratische Organisation im Kaiserreich Österreich. In der ersten tschechischen Republik war die DSAP die wichtigste deutsche Partei, die versuchte, der deutschen Bevölkerung einen Platz zu geben. Sie vertrat unter ihrem Vorsitzenden Ludwig Czech in den Jahren 1920 bis 1938 einen integrativen Kurs der konstruktive Mitarbeit und gehörte in dieser Zeit ständig der Regierung an.
Ihre Vorsitzenden waren Josef Seliger ab der Parteigründung im Jahre 1919 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1920, danach Ludwig Czech und zuletzt Wenzel Jaksch, der im Jahre 1938 gewählt wurde, aber schon 1939 emigrieren musste. Nach der Annexion des Sudetenlandes durch Hitler-Deutschland im Jahre 1938 wurde die DSAP verboten, rund 20.000 ihrer über 80.000 zählenden Mitglieder wurden von den Nationalsozialisten verhaftet, anderen gelang die Flucht und sie emigrierten, vornehmlich nach Skandinavien, England oder Kanada. Dort schlossen sie sich zu so genannten Treuegemeinschaften zusammen, bei denen nach der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei 1945/46 weitere sudetendeutsche Sozialdemokraten Aufnahme fanden.
[Bearbeiten] Literatur
- Martin K. Bachstein, Wenzel Jaksch und die sudetendeutsche Sozialdemokratie, München 1974
- Peter Glotz, Die Vertreibung – Böhmen als Lehrstück, Berlin 2004