Sigismund-Glocke
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Die Sigismund-Glocke (polnisch: Dzwon Zygmunta) der Kathedrale auf dem Wawel in Krakau ist eine Stiftung des Königs Sigismund I. des Alten und trägt seinen Namen.
In Form gegossen wurde die Glocke in Krakau im Jahre 1520 von Johann Behem (= Böhm) aus Nürnberg. Am 13. Juli 1520 wurde sie auf den Turm gezogen. Dies dauerte eine Stunde. Das ganze Geschehen wurde vom König und seiner Familie, dem ganzen Hof und den Krakauern beobachtet.
Im Ganzen wiegt sie etwa 11 Tonnen und der Klöppel wiegt 365 kg. Die Höhe, Krone einberechnet, beträgt 258 cm. Sie hat einen Umfang von ca. 8 Metern und einen Durchmesser von 250 cm. Die Dicke der Wände beträgt 7-21 cm. Ihr Schlagton ist g°. Die Sigismund-Glocke war Jahrhunderte lang die größte Glocke Polens, sie wurde jedoch fast 500 Jahre nach ihrer Entstehung von der 15 Tonnen schweren Glocke der 2004 fertiggestellten Kirche in Licheń Stary auf den zweiten Platz verdrängt. Trotzdem ist die Sigismund-Glocke die bekannteste Glocke in Polen und erklingt nur zu den höchsten kirchlichen Feiertagen.
Die lateinische Inschrift auf der Glocke bedeutet auf Deutsch folgendes:
- "Gott, dem Besten, dem Größten und der Jungfrau, Mutter des Göttersohnes.
- Den heiligen Patronen. Dem großartigen König Polens, Sigismund.
- Diese Glocke, würdig der Größe seines Gewissens und seiner Werke,
- ließ er im Jahre der Erlösung, 1520, errichten."
Bis heute wird die Glocke von Hand geläutet, allerdings nur zu hohen Feiertagen. Um die Glocke zu läuten, sind zwölf Glöckner nötig. Unter den Glöcknern, die für diese schwierige Aufgabe ausgebildet werden, ist heute auch eine Glöcknerin. Dass das Läuten der Glocke nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch nicht ganz ungefährlich ist, zeigte sich in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts: Ein neuer Glöckner ließ das Seil nicht rechtzeitig los und wurde vom Schwung der Glocke am Seil hängend aus dem Turmfenster geschleudert. Das Seil schwang um die Ecke des Turms, dem Glöckner gelang es jedoch, sich mit den Füßen an der Wand abzustoßen, so dass er beim Zurückschwingen der Glocke wieder in den Turm gezogen wurde. Er blieb unverletzt. Doch seit dieser Zeit ist das Turmfenster auf Höhe der Sigismundglocke mit Maschendraht gesichert.
Neben der Sigismund-Glocke birgt der Turm vier weitere, leider stillgelegte historische Glocken von 1455 (Kardynał, es'), 1460 (Głownik, es'), 1463 (Półzygmunt, d') und 1757 (Urban, h°). Im Nordturm der Kathedrale hängen außerdem drei kleinere "Silberglocken", von denen zwei elektrifiziert sind und täglich geläutet werden.