St. Maria ad Gradus
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St. Maria ad gradus (Maria zu den Stufen) ist der Name einer historischen romanischen Stiftskirche mit eigenem Immunitätsbezirk östlich des Kölner Domes, das heißt, zwischen Dom und Rhein gelegen. Volkstümlich wurde sie St. Mariengraden genannt. In ihr befanden sich die Gebeine der seligen Richeza, der ehemaligen Königin von Polen und Enkelin Kaiser Ottos II. und seiner Gemahlin Theophanu, bevor sie in den Kölner Dom überführt wurden.
Sie wurde von Erzbischof Hermann II. an der Stelle einer dem Dom zugehörigen Taufkirche gestiftet. In einer Urkunde Erzbischof Annos II. von 1075 erklärt dieser, das Stift nach Plan und mit Mitteln Hermanns errichtet zu haben. Der Bau wurde vermutlich um 1062, als Reliquien des Hl. Agilolf in ihn übertragen wurde, vollendet. Es handelte sich um eine zweichörige Basilika mit West- und Ostquerschiff, die mit einem Atrium an den Dom anschloss. Die Außenmaße der Kirche betrugen etwa 55 m in der Länge und 42 m in der Breite, die bereits unter Hermann begonnen worden sein muss.
Die Kirche brannte 1085 ab, wurde wieder errichtet und später gotisch erweitert.
Nach der französischen Besetzung des Rheinlands 1794 wurden die Stifte und Klöster aufgelöst. Dieses Schicksal traf auch St.Maria ad Gradus. Zahlreiche der Stifts- und Klosterkirchen wurden von den Pfarrgemeinden übernommen, welche dafür ihre bisherigen Pfarrkirchen aufgaben. Jedoch war dies bei dieser Kirche nicht möglich, da sie zu nah an anderen Kirchen (Groß St. Martin, Dom, St. Andreas) lag und es somit gar keine ausreichende Einwohnerzahl für eine zusätzliche Pfarrkirche gegeben hätte.
Daher wurde die Kirche 1817 im Zuge der Domfreilegung abgerissen, 1827 gingen bei der Abtragung des Domhügels auch die Fundamente verloren. Am Ostchor des Kölner Domes ist als einziger Rest der Kirche eine Säule mit Kapitell des Atriums erhalten, ein Evangeliar aus der Kirche befindet sich als Handschrift Hs. 1a in der Diözesanbibliothek Köln.