Steeldrum
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Die Steeldrum (auch Steelpan genannt) ist ein Schlaginstrument (jedoch kein Perkussionsinstrument), das aus einem konkav gewölbten Stahlblech besteht, in das verschiedene Tonfelder eingearbeitet sind, um verschiedene Tonhöhen zu erzeugen. Steeldrums werden mit ummantelten Schlegeln gespielt und verfügen so über einen sehr weichen Klang.
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[Bearbeiten] Aufbau
Eine Steeldrum (Pan) wird aus einem oder mehreren Stahlfässern hergestellt. Höhere Stimmlagen kommen wegen der kleineren Tonfelder mit weniger Fässern aus als tiefere Stimmlagen. So bringt das Instrument der höchsten Stimmlage (Single Tenor, Soprano, Melody, Ping-Pong) 24 bis 29 Töne (also mindestens zwei Oktaven) in einem einzigen Fass unter, mittlerweile schaffen es gute Tuner, bis zu 34 Tönen auf einer Drum unterzubringen. Die tiefste Stimmlage, der Bass, hat in einem Fass nur Platz für drei bis vier Töne. Deshalb besteht ein Bass aus mehreren Fässern. Üblich sind sechs, neun oder zwölf Fässer (Six Bass, Nine Bass, Twelve Bass).
Weitere Instrumente sind (nach Tonhöhe geordnet) zum Beispiel:
- Double Tenor
- Double Second/Alto
- Double Guitar
- Triple oder Quadro Cello
Neuerdings wird versucht, diese Bezeichnungen zu verändern (integrales Layout)[1]
Die Oktaven sind chromatisch, so dass alle Tonarten der wohltemperierten Stimmung gespielt werden können. Verbreitet sind auch pentatonische Stimmungen. Pans für nur eine Tonart sind selten.
Die Steeldrum ist ein Idiophon mit festgelegten Tonfeldern bestimmter Höhe. Die Tonfelder werden mit Klöppeln aus Holz oder Stahl geschlagen, die an ihrem Spielende mit Gummi umwickelt oder bespannt sind.
[Bearbeiten] Herstellung
Bei der Herstellung wird zunächst der Fassboden konkav nach unten getrieben. Nachdem die Tonfelder angezeichnet wurden, wird zwischen den Tonfeldern weiter abgesenkt, so dass die Tonfelder eben oder leicht konvex stehen bleiben. Die auftretenden Spannungen im Metall werden anschließend durch Erhitzen gelöst. Danach werden die Töne durch Hämmern von der Ober- und Unterseite gestimmt. Im Unterschied zu anderen Instrumenten müssen bei der Steeldrum die Obertöne extra gestimmt werden. Die Schwingung der ganzen, in der Regel ovalen Tonfläche ergibt den Grundton, die Enden in Längsrichtung müssen in der doppelten Frequenz, also der Oktave, schwingen. Quer wird meist die Oktave plus Quinte (dreifache Frequenz des Grundtones) oder die Oktave plus großer Terz (zweieinhalbfache Frequenz) gestimmt.
[Bearbeiten] Geschichte und Verwendung
Das Instrument wurde auf Trinidad erfunden und ist dort das Nationalinstrument. In diesem Inselstaat spielt die Erdölproduktion eine wichtige Rolle und hat erheblich zur Industrialisierung des Staates beigetragen. Somit entstanden die ersten Steeldrums aus gebrauchten Ölfässern, die es in Trinidad im Überfluss gab. Das Instrument verbreitete sich schnell in der gesamten Karibik, da die Grundmaterialien zur Herstellung dort kostengünstig (teilweise als Schrott) verfügbar waren. Ursprünglich spielten Steelbands Calypso und Soca, inzwischen kann man von Klassik bis Rock alles auch in einer Steelband-Version finden.
Steelpans aller Stimmlagen kommen vor allem in Steelbands zum Einsatz, verbreiten sich jedoch immer mehr in fast allen anderen Genres. Als einzelne Pan in einer Gruppe mit anderen Instrumenten lassen sich vor allem die hohen Melodieinstrumente „Tenor“ und „Double Tenor“ verwenden. Die Bezeichnung „Tenor“ ist historisch bedingt, dem Tonumfang entsprechend wäre die Bezeichnung „Sopran“ richtig. Mittlerweile gibt es Bemühungen, die "Layouts" der verschiedenen Tonlagen zu vereinheitlichen, Stichwort "Integrales Layout".
Verbreitet sind pentatonische Instrumente, geeignet für meditatives Spiel und zur Entspannung, für den Einsatz in einer Band sind diese Instrumente aufgrund ihres bewusst eingeschränkten Tonvorrates eher ungeeignet, sondern finden mittlerweile in erster Linie in der Therapie ihren Einsatz.
Die Steelpanklänge, die man in Popmusik, Werbung usw. hört stammen in der Regel von Keyboards. Der Klang der Steelpan lässt sich elektronisch relativ gut imitieren.
Die Steeldrum ist eines der wenigen bedeutenden Instrumente, die im 20. Jahrhundert erfunden wurden. Als eine Weiterentwicklung der Steeldrum ist unter anderem das Hang zu erwähnen.
[Bearbeiten] Informationen für und wider die Anschaffung
[Bearbeiten] Preislage
Auf Trinidad kostet eine Tenor umgerechnet etwa 500 Euro, in Deutschland zahlt man in etwa das Doppelte, dafür erhält man aber auch beim richtigen Hersteller eine deutlich bessere Qualität. Darüber hinaus gibt es für Einsteiger und insbesondere für die frühmusikalische Erziehung günstigere Pans. Steelpans verstimmen, wenn vom seriösen Produzenten bezogen, kaum und können dann von einem Tuner mit geringem Aufwand nachgestimmt werden, das ist mit Fahrt und Kosten verbunden, aber immerhin gibt es in Deutschland ein paar Tuner (siehe unten).
[Bearbeiten] Spiel
Selbst ohne musikalische Vorkenntnisse kann man das Spiel auf der Steelpan selbständig erlernen, im Gegensatz zu Geige oder Trompete, wo man für die richtige Technik auf einen kompetenten Lehrer nicht verzichten kann. Die Steelpan ist sowohl für Erwachsene als auch für Kinder, die ein Instrument erlernen und in einer Gruppe spielen wollen, exzellent geeignet, die technischen Anforderungen sind nicht hoch, man kann unter fachlicher Anleitung gleich in einer Gruppe spielen. Steelbands sind in Deutschland leider noch nicht so verbreitet.
[Bearbeiten] Selbstbau
Es gibt ein Handbuch „Steelpan Building and Tuning“ (auf englisch) von Ulf Kronman, herausgegeben vom Stockholmer Musikmuseum kostenlos im Internet herunterzuladen, in dem der Bau beschrieben ist. Als Zeitaufwand für ein Instrument muss man mit einer Woche Arbeit rechnen, aber ohne ausreichende Erfahrung gelingen keine wohlklingenden Instrumente: Die ersten fünf Versuche muss man als unbrauchbar rechnen, die erforderliche Erfahrung für gute Instrumente wird zwischen fünf und zehn Jahren angegeben.
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
- E.C.S.-Steeldrums: Instrumentenbau und Service
- pan-kultur: Steelbands in Dortmund und Workshops
- PanWorld: Musikalische Highlights, originelle Acts (benötigt Flash)
- Steelband Music in Trinidad & Tobago: The Creation of a people's music by William R. Aho (mit Video, englisch)
- Pan on the Net - Steelpan Music 24-7 without compromise (englisch)
- Steelbandszene Schweiz