Tente (Nordrhein-Westfalen)

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Tente ist ein Ortsteil von Wermelskirchen. Es liegt an der Bundesstraße 51 zwischen dem Zentrum von Wermelskirchen und Hilgen, einem Ortsteil von Burscheid.

[Bearbeiten] Beschreibung

Bei der Bundesstraße 51 handelt es sich um eine alte Handelsstraße, die von Berlin nach Köln verläuft. Parallel verlief eine Bahntrasse (mit der Bezeichnung L411) die in Tente einen Haltepunkt hatte. Der Eisenbahnbetrieb auf dieser Trasse ist allerdings im Jahre 1983 eingestellt worden. In der Nähe des damaligen Bahnhaltepunkts existierte bis in die Neunziger Jahre hinein ein eigenes Postamt.

Heute ist Tente ein Ortsteil mit eigener Nahversorgungsinfrastruktur, aber auch einige Unternehmen mit Mittelzentrumscharakter haben sich dort angesiedelt. Es gibt eine Grundschule, Lebensmittelgeschäfte, eine Bank und eine hohe Anzahl von Wohngebäuden. Die Baumarktkette Obi betrieb dort eine Filiale, die aber im Oktober 2005 geschlossen wurde.

Außerdem ist Tente Standort des Technischen Hilfswerks (THW), dort hat der Ortsverband Wermelskirchen seinen Stützpunkt. Die Dorfkirche St. Engelbert wurde 2005 von der katholischen Kirchengemeinde an eine Fotografin verkauft ^[1].

Ebenso befindet sich in diesem Ortsteil Wermelskirchens der Hauptsitz der gleichnamigen Rollenfabrik "Tente".

Zur Geschichte von Tente von Nicolaus J. Breidenbach

Der Ortsname Tente kommt im Bergischen Land mehrmals vor, u.a. bei Remscheid, Ratingen usw. und wird von dem bergischen Sprachforscher Leithäuser von lateinisch "tendere", "spannen" abgeleitet und soll die natürliche bzw. künstliche Beschaffenheit des Bodens kennzeichnen, eigentlich Zelt, Tanzzelt.(1)

In den einschlägigen Wermelskirchener Personen-Listen, Aufschwörungen und Huldigungen von 1430 bis 1731 und in den Schatz- und Steuerlisten der Wermelskirchener Niederhonschaft von 1684 und 1740 und den Listen von 1794 und 1800 kommt der Wohnplatz-Name "Tente" nicht vor. Gesichert ist bisher nur, dass im Güterverzeichnis der Niederhonschaft von 1807 erstmals der Name "Bei der Tenten" als Wohnplatz genannt wird.(2)

Es heirateten 1791 die Anna Cath. Ann und Wilh. Bernhard und nennen ihren Wohnplatz noch Döllersweg. Am 28. August 1809 wird durch die Hebamme Frau Hackländer ein Kind der Familie Ann entbunden, die ihren Wohnplatz in den Kirchbüchern jetzt "An der Tente" nennen.(3)

Die Familie Ann wird in der Namensliste von 1794 und im Hundertzettel (eine Meßzahl zur Steuerumlage) von 1800 ebenso unter Döllersweg geführt. In der Urkataster-Karte von 1828, nördlich der "Chaussee von Cölln nach Lennep" (heute B 51), Flur 2, heißt es als Oberbegriff in fetten Buchstaben "Döllersweg", kleiner dann dort wo heute die Häuser Tente Nr. 76, "Gaststätte Alte Post" und Tente Nr. 84 stehen, in Kursive "An der Tente". Die beiden Worte "An der" sind später, wohl bei einer Ortsnamens-Vereinfachung, etwa 1860, durchgestrichen worden. Die gleiche Hand hat auch den weiter westlich genannten Wohnplatz "Krupin" (heute als Straßenbezeichnung erhalten), durchgestrichen und mit kleiner fetten Kursive "Tente" überschrieben, dazwischen liegt noch der Wohnplatz "Jägerwald" (heute Tente Haus Nr. 100) und östlich "Grünenbaum" (heute Haus Tente 56, Gaststätte "am Grünenbaum"). Die anderen Oberbegriffe der Karte, "Beutelshufe" und "Bähringhausen" sind bis heute so erhalten.

In der Flur 7, südlich der "Chaussee", findet sich der Oberbegriff "Kolfhausen" und als Wohnplatz an der Einmündung der Straße nach Kolfhausen in Kursive "Waag" und "Am Rosenacker". Weiter westlich die Wohnplätze "Kamp" (später "Hofkamp"), "Kirschbaum", "Wüste" und "Nußbaum". Die jüngere Hand von 1860, hat dann auf der Feldbezeichnung "Höh", am höchsten Punkt, etwa dort wo heute der Wasserturm und die reform.Kirche stehen, in kleiner fetten Kursive "Tente" eingetragen. Weiter östlich an der "Chaussee" steht die Feldbezeichnung "an der alten Straße" (etwa 100 Meter östlich der gegenüber liegenden Einmündung der Straße nach Bähringhausen), hat die jüngere Hand von 1860, in großer fetten Kursive "Tente" eingetragen. Im Jahre 1999 wurde hier das neue Zentrum von Tente erbaut.(4)

Der erste Orts-Chronist von Wermelskirchen, Heinrichs schrieb im Jahr 1892: "Zum Schulbezirk Tente; in früheren Zeiten fand man zur Kirmeszeit, an den Straßen die nach Wermelskirchen führten und bei dieser Gelegenheit besonders frequentiert wurden, an einigen gelegenen Stellen Schanktische aufgeschlagen, wo besonders den Heimkehrenden kalte Speisen und Getränke nach Art der Marketender angeboten wurden. Das Zelt dieser Straßenwirtschaft wurde auch Tente genannt. Wahrscheinlich hat dieser Ort daher seinen Namen erhalten, dass hier zur Zeit eine 'Tente' gestanden hat."(5) Solche behelfsmäßigen Zelte und Unterkünfte wurden als "Tente" bezeichnet, wahrscheinlich abgeleitet aus der französischen Wort für "Zelt". Dafür gibt es einen Beleg aus Burscheid. Als dort um1770 die alte Kirche abgerissen wurde, baute man eine "Tente", einen Behelfsbau mit Leinwand bespannt, um den Gottesdienst während der Bauzeit abhalten zu können.(6) Für diesen Gedanken eines Behelfbaues, "Tente" genannt, spricht die Grundstücks-Karte einer Wirtschaft, zwei Kilometer westlich vom heutigen Ortsteil Tente, an der Unterstraße, Haus Nr. 42, aus dem Jahre 1874, dort ist neben dem Wirtshaus ein gleich großer Bau eingezeichnet und "Zelt" genannt.(7)

Die Fernhandelsstraße von Köln nach Dortmund und weiter in den Ostseeraum, heute B 51, Vorläufer der Ruhrtangente, Autobahn A 1, war durch den Verkehr so stark frequentiert, daß die Wirte im Sommer die Kapazität ihrer Gastronomie durch Aufstellung einer "Tente", eines Zeltes, eines Behelfbaues, erweiterten. Die Erzählung alter Einwohner, daß an der Tente ein französisches Truppenlager der Armee des Marschall Ney 1794 stationiert gewesen sei, ist nicht zu belegen. Auch der Name des Hauses Tente Nr. 74, (heute Autohaus Rauchel) mit "Kiwipp" als aus dem französischen stammend, für "Qui vivre", als Anruf der Wachtposten des Zeltlagers der Franzosen, kann nicht stimmen.

Der französische General und späterer Marschall Ney residierte im Schloß Hückeswagen. Ein "Piquet" (kleine Einheit) lag in Quartier in der Nähe, einige Kilometer süd-östlich von Tente, in Osminghausen, ein anderes süd-westlich in Nüxhausen, ein weiteres nord-östlich am Bergisch Born.(8)

Nach mündlicher Auskunft von alten Anwohner hat Albert Schulte (TENTE-Rollen), die Märchen vom Napoleon in Tente in Anspruch genommen, um dem Namen seines Unternehmens einen historischen Hintergrund zu geben. Der Tenter Lehrer Hild hat diese Erfindung in der Schule erzählt und heute sagen alte Tenter, das haben wir in der Schule gelernt. Napoleon war nie in Tente und hat auch die heutige B 51 nicht gebaut.

Quellen: (1) Dittmaier, Siedlungsnamen..., ZBGV, Bd. 74 (2) 100 Jahre Schulhaus Tente, 1987 (3) Breidenbach, Familien..., Wermelskirchen 2003 (4 Kreiskatasteramt, Bergisch-Gladbach, Gem Niederwermelskirchen (5) Heinrichs,P.J., Wermelskirchen 1892 (6) Was uns trägt, Hrsg. Evgl. Gemeinde Burscheid, 1976 (7) Landesarchiv NRW, Notar Reichmann Nr. 3384 (8) Verführt,G., Die ... Franzosenzeit, Burscheider Zeitung 1940