Torpidität
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Hungerstarre ist ein biologischer Begriff; er beschreibt einen Zustand stark reduzierter Stoffwechsel- und Energieumsatzprozesse, der es einem Lebewesen erlaubt, einige Tage bis mehrere Wochen ohne Nahrungs-und Flüssigkeitsaufnahme zu überleben. In diesem torpiden Zustand ist es gegenüber Außenreize weitgehend unempfindlich.
Wissenschaftlich wird dieser Zustand als Torpidität, bzw. als Torpor bezeichnet, oft auch als Hypothermie. Im deutschen Sprachraum kennt man dafür auch die Bezeichnungen Hunger - oder Kälteschlaf; vogelkundlich wird von einem Verklammen gesprochen.
Physiologisch ähnelt die Hungerstarre dem Winterschlaf, doch sind nicht Kälte und Lichtmangel oder hormonelle Umstellungen die auslösenden Faktoren, sondern Nahrungsmangel und damit einhergehender Gewichtsverlust. Alle lebenserhaltenden Vorgänge werden auf ein Mindestmaß reduziert, die Körpertemperatur sinkt wesentlich, aber niemals so stark ab, wie bei echten Winterschläfern.
Bei einigen Vogelarten ist die Torpidität sehr gut untersucht. Mehlschwalben zum Beispiel geraten auch bei tiefen Außentemperaturen (Minus 5 Grad und tiefer) niemals in Torpor, solange sie gut ernährt sind. Sinkt ihr Körpergewicht jedoch auf etwa 15 Gramm (Normalgewicht 19-20 Gramm) tritt auch bei hohen nächtlichen Außentemperaturen Torpor ein. Die Intensität der Torpidität und damit das Absenken der nächtlichen Körpertemperatur hängt vom Ernährungszustand ab.
Da Vögel keinen Winterschlaf halten, trifft man die Fähigkeit in torpide Zustände zu verfallen bei ihnen recht häufig an, doch ist diese Möglichkeit auf kleinere Arten beschränkt, da das Aufwachen relativ viel Energie verbraucht. Für größere und schwerere Arten ergäbe sich dadurch ein ungünstiges Verhältnis zwischen Energieersparnis und Ernergieverbrauch in der Aufwachphase. In den Vogelfamilien der Segler (Apodidae), Schwalben (Hirundinidae), sowie der Nachtschwalben (Caprimulgidae) finden sich einige Vertreter, die den Zustand der Hungerstarre als Energiesparmaßnahme nützen. Auch Kolibris, die in nachtfrostexponierten Regionen leben, fallen regelmäßig in Torpor, da diese Vögel mit ihrer sehr hohen Stoffwechselrate ansonsten die langen, kalten Nächte nicht überleben würden. Bei ihnen ist dieser Zustand stärker endogen bestimmt. Einige Nachtschwalben, wie etwa der im südwestlichen Nordamerika verbreitete Winternachtschwalbe (Phalaenoptilus nuttallii) überwintern im Zustand einer tiefen Torpidität. Die Hopi-Indianer nennen ihn Hoelchko, was sich mit Der Schlafende übersetzen lässt. Tiere, die sich in einem solchen Zustand befinden, können das Erwachen nicht mehr selbst steuern - erst sehr deutlich steigende Umgebungstemperaturen leiten die Aufwachphase ein. Eine weniger tiefe Torpidität dagegen kann selbst bei gleich bleibend tiefen Außentemperaturen vom Vogel selbst beendet werden.
[Bearbeiten] Literatur
Franz Bairlein: Ökologie der Vögel. Gustav Fischer Stuttgart 1996. S. 9 und 10. ISBN 3-437-25018-3