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Trümmerbahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mit Trümmerbahn bezeichnet man schienengebundene Transportmittel, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in mehr als 20 deutschen Städten eingesetzt wurden. Dazu zählen in erster Linie die aus Torfstichen, Ziegeleien, Bergwerken usw. bewährten Feldeisenbahnen, dann die Arbeitsstraßenbahnen und sogar auch Normalspur-Eisenbahnen, die auf provisorisch in Straßen verlegten Schienen betrieben wurden (Beispiel Berlin). Die Hauptaufgabe der Trümmerbahn war der Transport der aus den zuvor vollständig abgeräumten zerstörten Gebäuden entstandenen Materialreste, den Trümmern bzw. dem Schutt. Diese wurden zu großen Zwischenlagerplätzen oder Endlagerstätten gefahren. Beladen wurden diese Bahnen häufig durch die Trümmerfrauen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Schienen, Signale und andere Hilfsmittel

Die Feldeisenbahnen umfassen vier verschiedene Spurbreiten: 500 mm, 600 mm, 750 mm und 900 mm Schienenabstand. Je nach Vorhandensein bei den Betreiberfirmen kamen alle Spurbreiten zum Einsatz, z. B. in Berlin. - Am Häufigsten waren jedoch die 600-mm-Spurweiten vertreten.

Weichen, die meist manuell gestellt wurden, Kreuzungspassstücke, die zum Überqueren über vorhandene Gleisanlagen dienten und von Helfern je nach Bedarf aufgelegt oder entfernt wurden; Signale, einschließlich solcher, die bei einspurigen Strecken die jeweils freigegebene Fahrtrichtung anzeigten sowie Drehkreuze, die für die Bereitstellung bzw. Zusammenkopplung beladener Wagen dienten - all dies vervollständigte die Gleisanlagen dieser Trümmerbahn-Art.

Straßenbahnen mit ihren Arbeitswagen wurden dort, wo auch Elektrizität bereits verfügbar war, auf den vorhandenen Gleisstrecken zum Trümmertransport eingesetzt, gesondertes Schienenmaterial oder Extra-Signalanlagen waren meist nicht erforderlich. Zum Beladen wurden allerdings spezielle Rampen errichtet, auf welche die kleinen Loren der Feldeisenbahnen geschoben wurden, um deren Inhalt dann auf die größeren Wagen der Straßenbahn zu entleeren.

In Berlin war auf einer Streckenlänge von rund 2 km eine Normalspur-Eisenbahn als Trümmerbahn im Einsatz. Die entsprechenden Schienen wurden ebenfalls auf der Straße verlegt, mussten jedoch besser gesichert sein und die Zwischenräume samt eines kleinen Dammes wurden gut verschottert. Rechts und links der eingleisigen Strecke schützten Metallzäune allzu unaufmerksame Straßenbenutzer. Diese Bahn hatte einen direkten Anschluss an das Eisenbahnnetz, am anderen Ende der Strecke gab es eine längere Rampe für die Umladung der Trümmer von den Loren.

[Bearbeiten] Rollendes Material

Dies sind in erster Linie die Zugmaschinen der jeweiligen Kategorie.

Eine als Denkmal erhaltene Trümmerbahnlokomotive in Münster (Westfalen)
Eine als Denkmal erhaltene Trümmerbahnlokomotive in Münster (Westfalen)

[Bearbeiten] Dampflokomotiven

Bei den Feldeisenbahnen herrschten kleine Dampflokomotiven verschiedenster, meist deutscher Hersteller (z.B. Jung, Henschel, Orenstein & Koppel, Krauss, Schwartzkopf) vor, weil Kohle zum Betreiben am einfachsten verfügbar war. Dazu gab es auch individuelle Umbauten, damit Koks oder Braunkohle verwendet werden konnten. Die Dampflokomotiven waren die kräftigen Arbeitspferde der Trümmerbahn.

[Bearbeiten] Diesellokomotiven

O&K-Feldbahnlokomotive
O&K-Feldbahnlokomotive

Kleine Diesellokomotiven, wiederum von überwiegend deutschen Herstellern (Deutz, Henschel, Orenstein & Koppel - O&K, Schöma), wurden in kleineren Straßen oder bei geringeren Steigungen zum Abtransport der beladenen Loren oder Plattformwagen eingesetzt, allerdings war die Bereitstellung des benötigten Dieselkraftstoffs häufig ein Problem.

[Bearbeiten] Straßenbahnen

Als Zugmaschinen bei den Straßenbahnen verwendete man sogenannte Arbeitsstraßenbahnen (in Berlin z. B. den Typ Schlepptriebwagen - Buchstabe A oder einen HAWA-Triebwagen). 1948 fuhr die BVG im Rahmen der Trümmerbeseitigung, hauptsächlich in der ersten Jahreshälfte, noch 368.000 Tonnen Schutt ab. Hierzu wurden in der fast völlig zerstörten Innenstadt auch besondere Gleise zu einer Schuttverladerampe (Umladen auf Lastkähne) an der Spree gegenüber dem Dom verlegt.

[Bearbeiten] Normalspur-Dampflok

Und bei der Normalspureisenbahn kam eine Dampflokomotive der Baureihe 64 auf die Schienen.

[Bearbeiten] Transportfahrzeuge

Die wichtigsten Bestandteile der Trümmerbahn waren die Auflademöglichkeiten. Hier spielten die offenen Feldbahnwagen, volkstümlich als Loren bekannt, eine bedeutende Rolle. Die mit der Trümmerbeseitigung beauftragten Firmen setzten alle nur verfügbaren Loren ein, wodurch es zu einer großen Vielfalt kam, sowohl die Bauart als auch die Größe als auch die Baujahre betreffend. Zwischen 10 und 15 vollbeladene Loren wurden von den Zugmaschinen befördert. Neben den Loren ließ man für den Transport von Balken, Eisenträgern und anderem sperrigen Material auch Plattformwagen rollen. Für das gesamte rollende Material richtete man auf größeren freien Stellen Betriebshöfe her. Hier wurde auf eingezäunten und bewachten Plätzen der Wagenpark gewartet, repariert und betriebsbereit gemacht, und von hier wurde der Einsatz koordiniert und die transportierten Waren und Mengen abgerechnet.

[Bearbeiten] Zeichnungen von Loren

[Bearbeiten] Deutsche Städte, in denen die Trümmerbahn eingesetzt war

  • Berlin
  • Braunschweig
  • Essen
  • Hamburg
  • Hannover
  • Köln
  • Leipzig
  • Münster.

[Bearbeiten] Die Trümmerbahn in Berlin

Trümmerlok "44", heutige Lokomotive Lowa, im Hauptbahnhof der Parkeisenbahn
Trümmerlok "44", heutige Lokomotive Lowa, im Hauptbahnhof der Parkeisenbahn

Nachweislich waren auf den Berliner Straßen mindestens 89 Firmen mit ihren Feldeisenbahn-Anlagen zwischen 1945 und 1954 eingesetzt. Insgesamt mussten in der deutschen Hauptstadt nämlich rund 75 Millionen Kubikmeter Trümmer beseitigt werden! Von dieser riesigen Transportmenge entfiel nur ein sehr geringer Teil auf andere Transportmittel wie Pferdewagen, Lastautos oder Schiffe. Eine Gesamtstrecke von 300 km Schienen ließ sich recherchieren, die jedoch weder zeitlich noch örtlich zusammenhängend war. - Die längste Strecke wurde zwischen 1948 und 1953 zwischen dem Schloßplatz und einer großen Kippe in Friedrichsfelde mit 15 km betrieben.

Große Trümmermengen kamen auf große Endlagerflächen, salopp als Kippe bezeichnet. Zu nennen sind vor allem die folgenden Lager, die heute noch bestehen und meist als Parks in die Stadt integriert wurden:

  • der Teufelsberg im Bezirk Wilmersdorf, wo mit 26 Millionen Kubikmeter der Rohbau der Wehrtechnischen Fakultät überschüttet wurde und ein 115 m hoher Berg entstand,
  • der Humboldthain im Bezirk Wedding, in dem 3 Bunker nach teilweiser Sprengung an- bzw. zugeschüttet wurden,
  • der als Mont Klamott bei den Berlinern bekannt gewordene zugeschüttete Bunker im Volkspark Friedrichshain,
  • ein ehemaliges Kasernengelände mit dem Reichspoststadion, der heutige Fritz-Schloß-Park im Bezirk Tiergarten,
  • der Sportplatz Cantianstraße im Bezirk Prenzlauer Berg.

Eine exakte Recherche, allerdings erst 50 Jahre nach Kriegsende, ergab mindestens 80 Endlagerplätze im gesamten Berliner Stadtgebiet und in der näheren Umgebung [1, 2].

Für die Trümmerbahn waren nach eben diesen Akten mehr als 37 kleine Dampfloks (zwischen 17 und 75 PS), mehr als 11 Dieselloks, mehrere Arbeitstriebwagen der Straßenbahn und eine große Dampflok der Deutschen Reichsbahn im Einsatz. Der gesamte Fuhrpark der Feldeisenbahnen war auf mindestens 8 Betriebshöfen stationiert. Als die Trümmerbeseitigung in Berlin im Wesentlichen erledigt war, also etwa 1954/1955, wurde eine im Ostteil der Stadt etablierte Trümmerbahnstrecke rund 3 Jahre lang als Aufbaubahn für den Transport des Baumaterials für den Neubau der damaligen Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) verwendet.

Konkrete Darstellungen zum Verlauf der einzelnen Strecken, zur Technik, mit Fotos der Lokomotiven, Abbildungen der Loren usw. finden sich in der Literaturstelle [2].

In einer kleinen Ausstellung zeigt der Verein Berliner Unterwelten eine Original-Trümmerlore, im Fundus des Deutschen Historischen Museums soll auch eine Lokomotive vorhanden sein.

Eine Dampflokomotive, vermutlich auch aus den zur Enttrümmerung eingesetzten Maschinen, wurde anlässlich der 750-Jahr-Feier von Berlin aufgearbeitet und fährt heute auf der Parkeisenbahnstrecke in der Wuhlheide (siehe Bild).

[Bearbeiten] Die Trümmerbahn in Hamburg

In Hamburg führte die Trümmerbahn von 1945 bis 1954 von der Trümmerumladestelle im Stadtteil Hamm durch die Stadtteile Horn und Billstedt zum Kieswerk in Öjendorf. Dieses Kieswerk wurde später zum Öjendorfer Park umgewandelt. Die Trasse verlief durch die folgenden Straßenzüge: Hirtenstraße - bei der Hammer Kirche - Horner Weg - Hermannstal - Kattensteert - Schiffbeker Höhe - Öjendorfer Weg.

[Bearbeiten] Die Trümmerbahn in Leipzig

Um aus den rund 38.000 zerbombten Wohnungen im Innenstadtbereich, den meist zerstörten Messehäusern und -hallen sowie den vielen kaputten Produktionsbetrieben die Trümmer beseitigen zu können, wurden von den sowjetischen und deutschen Verwaltungen ab 1945 auch in Leipzig die Feldeisenbahn und die Straßenbahn als Trümmerbahn eingesetzt. Die etwa 30.000 m³ Schutt wurden durch zwei Firmen im wesentlichen innerhalb eines Jahres abtransportiert. Ein Depot (Betriebshof) der Trümmerbahn wurde dazu angelegt und eine zweigleisige Strecke von der Innenstadt zum Johannisthal, das als großes Endlager diente, betrieben. Dampfloks, Dieselloks und Loren kamen zur Anwendung. Auch 1948 sind noch Loren und Schienen im Stadtbild nachweisbar. [3]

[Bearbeiten] Literatur

[1] Angela M. Arnold (Hrsg.): Trümmerbahn und Trümmerfrauen, OMNIS-Verlag 1999, 214 Seiten, 118 Abbildungen

[2] Angela M. Arnold, Gabriele von Griesheim: Trümmer, Bahnen und Bezirke. Berlin 1945-1955, Eigenverlag 2002, 288 Seiten, 148 Abbildungen

[3] Alltag in Ruinen. Leipzig 1945-1949. Dokumente, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen und Fotografien aus einer bewegten Zeit. DZA Verlag für Kultur und Wissenschaft 1995

[Bearbeiten] Weblink

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