Tupamaros West-Berlin
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Die Tupamaros West-Berlin (TW) waren eine militante Gruppe, die in der Bundesrepublik in den Untergrund ging und mit Waffengewalt gegen den Staat vorging. Seit dem Herbst 1969 überzogen sie West-Berlin mit einer Serie von Bombenanschlägen.
Die Tupamaros West-Berlin entlehnten ihren Namen direkt einer gleichnamigen Gruppe, die von 1963 bis in die 1970er Jahre in Uruguay im Untergrund aktiv war. Die Tupamaros in Uruguay handelten nach dem Konzept der Stadtguerilla mit Anschlägen in den Großstädten, Entführungen hochgestellter Persönlichkeiten und Banküberfällen zur Geldbeschaffung. Ihr Name geht zurück auf den letzten Inka-Herrscher Túpac Amaru, der sich Ende des 16. Jahrhunderts in einem letzten Aufbäumen der Indigenas gegen die spanischen Eroberer stellte – allerdings erfolglos.
Im Januar 1972 schließen sich die TW mit anderen militanten Gruppen, wie dem "Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen" und der "Roten Ruhr Armee" zur Bewegung 2. Juni zusammen.
Eine der ersten und bis heute umstrittensten Aktionen der Tupamaros West-Berlin fand am 9. November 1969 statt. Am Jahrestag der Reichspogromnacht platzierten sie eine Bombe im Jüdischen Gemeindehaus Berlin, die während einer Gedenkveranstaltung explodieren sollte. Die Bombe versagte jedoch, bedingt durch handwerkliche Fehler. Sie stammte von Peter Urbach, einem V-Mann des Berliner Verfassungsschutzes. Urbachs Rolle bei dem geplanten Attentat ist nicht vollständig geklärt und gibt bis heute Anlass zu Spekulationen.[1]
Ausgelöst durch erste Kontakte mit der palästinensischen Befreiungsbewegung sollte mit dieser Aktion eine Umorientierung des ideologischen Überbaus vom Vietnam-Krieg auf den Nahost-Konflikt herbeigeführt werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Bommi Baumann, Wie alles anfing. München 1982 (Trikont-dianus Verlag; ISBN 3-920385-68-3).
- Wolfgang Kraushaar, Die Bombe im Jüdischen Gemeindehaus, Hamburg 2005 (Hamburger Edition des Instituts für Sozialforschung); HIS-Verlag; ISBN 3-936096-53-8).
- Gerhard Seyfried: Der schwarze Stern der Tupamaros. Berlin 2004; Eichborn; ISBN 3-821807-54-7. (Roman)
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Gerd Koenen: Rainer, wenn du wüsstest! Der Anschlag auf die Jüdische Gemeinde am 9. November 1969 ist nun aufgeklärt - fast. Was war die Rolle des Staates? Berliner Zeitung, 6. Juli 2005