Uriel von Gemmingen

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Uriel von Gemmingen, Erzbischof von Mainz und Erzkanzler des Deutschen Reiches. (Holzschnitt)

Epitaph im Mainzer Dom von Hans Backoffen

Uriel von Gemmingen (* 1468; † 9. Februar 1514) entstammt dem Geschlecht der Herren von Gemmingen und war seit dem 27. September 1508 Mainzer Erzbischof, Kurfürst und außerdem Kanzler des Kaisers Maximilian I.

Uriel war eines von zehn Kindern des Keckhans von Gemmingen (1431-1487). Ein 1460 geborener Bruder mit gleichem Namen starb kurz nach der Geburt. Den ersten Unterricht erhielt er in der Stiftsschule zu St. Peter und St. Paul in Bad Wimpfen. Mit 15 Jahre wurde er auf das Erzstift Mainz "aufgeschworen" und war auch auf den Domstiften in Worms und Custos. Mit Förderung und Unterstützung seines Bruders Georg, wurde er Doktor beider Rechte und promovierte 1488 zum Dr. jur. in Padua. Ab 1501 war er Reichskammergerichtsassessor in Speyer, danach Amtmann in Mombach und ab 1505 Dekan des Mainzer Domkapitels. Er erwarb 1506 das hessische Dorf Kostheim und wurde am 24. September 1508 in das einflussreiche Amt des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz erwählt und 1509 investiert. Am 23. April 1509 erhielt er auf dem Reichstag zu Worms von Kaiser Maximilan die feierliche Belehnung mit Regalien.

Im Jahr 1510 wurde er in eine Auseinandersetzung mit Johannes Pfefferkorn verwickelt, als dieser jüdische Bücher beschlagnahmen und verbrennen ließ. Von Gemmingen und der von ihm beauftragte Gutachter Johannes Reuchlin hingegen sahen in den von Juden benutzten Schriften keine Gefahr für den christlichen Glauben. Am 10. Mai 1513 ernennt er den jüdischen Arzt Beyfuß zum Rabbi über alle Juden im Mainzer Staat und befreit ihn vom Zoll. Die Auseinandersetzung ging über Uriels Tod 1514 hinaus, Reuchlin hatte sich 1520 als Ketzer vor der Inquisition zu verantworten.^[1]

Uriel von Gemmingen wird als Reformator betrachtet, der sich für die Wahrung des Landfriedens und die Ordnung des Münzwesens einsetzte. Er engagierte 1511 den Maler Matthias Grünewald für die Ausgestaltung des Aschaffenburger Schlosses. Dort hat Uriel seinen Kellermeister mit dessen Büttner-Schlegel (nach anderen Berichten auch Bandmesser) im Zorn erschlagen, nachdem er ihn des Nachts beim Weindiebstahl überraschte.^[2] Von bitterer Reue ergriffen, sei er kurze Zeit später, begleitet von 150 Reitern nach Mainz aufgebrochen. Trotz des dichten Nebels sei er in der Nacht mit einem kleinen Boot allein über den Rhein gerudert und begab sich in die Martinsburg, wo er erkrankt und wenige Tage später gestorben sein soll. Es wird aber auch berichtet, dass sein Tod nur vorgetäuscht wurde und der erschlagene Kellermeister an seiner Stelle mit bischöflichen und fürstlichen Ehren und Pomp, statt seiner, im Mainzer Dom beigesetzt wurde. Er selbst soll sich nach Italien begeben haben, in einem Karthäuserkloster noch viele Jahre gelebt und nach seinem Tode nur ein schlichtes Begräbnis erhalten haben. 1724 wurde das Grab im Mainzer Dom geöffnet, wo man eine Leiche mit bischöflichen Insignien, Mütze, und Stab fand. Der tatsächliche Hergang der damaligen Ereignisse ist noch immer ungeklärt.

[Bearbeiten] Literatur

Carl Wilhelm Friedrich Stocker: Familien-Chronik der Freiherrn von Gemmingen. Heilbronn 1895

[Bearbeiten] Quellen

↑ Dr. Stefan Pätzold, Wissenschaftlicher Archivar im Stadtarchiv Pforzheim in einem Vortrag zu Johannes Reuchlin anlässlich der Matinee zur Stadtgeschichte im Reuchlinjahr 2005 am 27.02.2005
↑ Elmar M. Lorey: Als der Wein noch vom Arzt verschrieben wurde. Von den Freuden einer Wiederentdeckung. In: „RheingauForum (Zeitschrift für Wein, Geschichte, Kultur)“, Jahrgang 9, Heft 1, 2000