V.90
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V.90 ist ein von der ITU empfohlenes Datenübertragungsverfahren für 56-kbit/s-Modems.
[Bearbeiten] Funktionsprinzip
Da im Telefonnetz auf Fernleitungen, bzw. zwischen zwei Vermittlungsstellen, die Telefongespräche fast durchweg digital übertragen werden, findet zwischen zwei Modems heutzutage keine echte analoge Datenübertragung mehr statt. Auf dem Weg von einem PC über Modem, Vermittlungsstelle und umgekehrt werden die Daten mindestens je zweimal von digitalen in analoge und wieder von analogen in digitale Signale gewandelt.
Ein analoges Modem kann im Gegensatz zu ISDN nicht ohne großen Aufwand mit dem Netztakt des Telefonnetzes synchronisiert werden. Die Datenübertragung mit analogen Endgeräten ist somit auf 33,6 kbit/s (Standard ITU V.34) begrenzt.
Für V.90 muss der Sender über eine digitale Telefonleitung verfügen. Zudem ist die Hardware auf seiner Seite recht aufwendig. Für Privatleute ist dies uninteressant, da die Technik dafür zu teuer ist und bei Vorhandensein einer digitalen Leitung sowieso eher ISDN genutzt wird. Aus diesem Grund können V.90-Modems auch nur mit maximal 33 kbit/s senden.
Die häufigste Anwendung von Analog-Modem-Verbindungen ist aber nicht die Kommunikation mit einem anderen Analog-Modem, sondern mit dem Internet über eine digitale Vermittlungsstelle. Um die Übertragungsrate zu erhöhen, ist es notwendig, die Zahl der unnötigen AD- bzw. DA-Wandlungen zu reduzieren. Hierzu werden auf Seite des Senders die Daten digital eingespeist. Erst in der Vermittlungsstelle des Empfängers wird ein analoges Signal erzeugt, welches das Empfänger-Modem versteht. Dabei werden die Daten an den Empfänger von der digitalen Vermittlungsstelle im Netztakt eingespeist.
Die Übertragungsrate im digitalen Telefonnetz in Nordamerika ist auf 56 kbit/s spezifiziert. Daher wurde der Standard für 56k-Modems auf dieselbe maximale Rate definiert. Da zusätzliche Modulations-Informationen übertragen werden müssen, sind allerdings auch hier nicht mehr als 56 kbit/s möglich. Außerdem wird in manchen digitalen Netzen das niederstwertige (achte) Bit sporadisch für Zwecke des Netzbetreibers verwendet. Dies fällt in Telefongesprächen nicht auf, macht aber die Nutzung aller acht Bit für die Datenübertragung unmöglich. Daher 56k aus 8 kBd Abtastrate und 7 nutzbare Bit pro PCM-Symbol (eigentlich Sprachsample).
Ist die Dämpfung der Telefonleitung zu stark, wird das Signal verfälscht, und es kommt zu Datenfehlern. Deshalb wird bei der Verbindungsaufnahme zwischen Modem und digitaler Vermittlungsstelle ausgehandelt, wieviele Bits pro Symbol fehlerfrei kodiert werden können. So kann auf einer schlechten Leitung die Datenrate auf 33,6 kbit/s oder darunter limitiert sein, V.90 nützt hier nichts.
Der Standard V.92 erhöhte die theoretisch mögliche Sendegeschwindigkeit auf 48 kbit/s und verkürzte die zum Einwählen benötigte Zeit.
[Bearbeiten] Geschichte
Vorläufer von V.90 waren die Übertragungsverfahren X2 von 3Com/US Robotics und K56flex (auch K56+ genannt) von Rockwell. Beide Verfahren kamen etwa zur gleichen Zeit auf den Markt, waren jedoch nicht zueinander kompatibel. 1998 wurden diese zum gemeinsamen Standard V.90 weiterentwickelt.
[Bearbeiten] Weblinks
- ITU-T Recommendations: V Series
- ITU-T Recommendations V.90 : A digital modem and analogue modem pair for use on the Public Switched Telephone Network (PSTN) at data signalling rates of up to 56 000 bit/s downstream and up to 33 600 bit/s upstream
- ITU-T Recommendations V.92: Enhancements to Recommendation V.90