Verlegereinband
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Der Verlegereinband (oder auch Verlagseinband), wie wir ihn heute kennen, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und bezeichnet einen Bucheinband, der im Auftrag eines Verlegers in serieller Fertigung für eine ganze Auflage hergestellt wird.
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[Bearbeiten] Entstehung
Ebenso wie die restliche wirtschaftliche Welt, war der deutsche Buchmarkt im ausgehenden 19. Jahrhundert geprägt von einer zunehmenden Industrialisierung. Ein Großteil des rasant wachsenden Lesepublikums verlangte nach einer schnellen Befriedigung seines Lesebedürfnisses und damit nach fertig gebundenen Büchern. Bis zu diesem Zeitpunkt war es in der Regel so, dass der Käufer lediglich die bedruckten Bögen kaufte und sie im Anschluss nach seinen Vorstellungen binden ließ.
Im Zuge der sich verschärfenden Wettbewerbsbedingungen konnten es sich die Verleger nun aber nicht mehr leisten, den sich entwickelnden Wunsch nach einem "Fertigprodukt" zu ignorieren. Ziel wurde es dementsprechend, in kürzester Zeit große Auflagen mit stabilen Gebrauchseinbänden für die breite Masse zu produzieren. Die Handbuchbinderei konnte dieser Nachfrage allerdings nicht mehr nachkommen, zumal die Preise niedrig gehalten werden mussten. Der maschinell hergestellte Einband war die logische Folge.[1]
[Bearbeiten] Der handgefertigte Verlegereinband als Sonderform
Auch wenn in der Regel vom Verlegereinband nur im Zusammenhang mit maschinengebundenen Büchern gesprochen wird, ist in einigen Fällen auch eine Anwendung auf handgefertigte Einbände möglich. Schon seit dem 15. Jahrhundert sind vereinzelte Fälle bekannt, in denen große Druckerverleger, wie beispielsweise Peter Schöffer oder Anton Koberger, für kostspielige Werke eigens Einbände in Serie fertigen ließen.[2] Diese Handhabe konnte sich aber zunächst nicht durchsetzen, da sich über Bücher im Allgemeinen und kostbare, individuelle Einbände im Besonderen ein höheres Prestige vermitteln ließ. Trotzdem können diese Aufträge als Vorläufer des heutigen Verlagseinbands betrachtet werden.
Auch in bibliophilen Kreisen, wo der Handeinband heute noch gepflegt wird, wird in den meisten Fällen Wert auf die Einzigartigkeit der Ausstattung gelegt. Wird jedoch im Auftrag des Verlegers eine größere Partie der Auflage identisch gebunden, kann auch hier von einem Verlegereinband gesprochen werden.[3]
[Bearbeiten] Die heutige Situation
Heute ist der Verlegereinband allgemein üblich. Jedes Buch einer Auflage ist in identischer Ausführung bei jedem Buchhändler erhältlich. Die Gestaltung der Einbände hat sich im Zuge dieser Entwicklung vom Buchbinder auf den Grafiker verlagert, so dass Herstellung und Design mittlerweile unabhängige Arbeitsbereiche sind. Persönlich motivierte Einbanddekorationen sind lediglich noch über kleine Privatpressen erhältlich.
[Bearbeiten] Literatur
- Dag-Ernst Petersen (Hrsg): Gebunden in der Dampfbuchbinderei. Buchbinden im Wandel des 19. Jahrhunderts. Wiesbaden: Harrassowitz: Wiebaden, 1994
- Reinhard Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels. C.H.Beck: München, 1991.
- Hiller/Füssel: Wörterbuch des Buches. Vittorio Klostermann: Frankfurt a.M., 2002