Volvo 240
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Der Volvo 240 ist ein PKW der Firma Volvo und ist die Typenbezeichnung für die 200er Serie.
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Allgemeines
Der Volvo 240 ist das Nachfolgemodell des Volvo 140 und wurde von 1974 bis 1993 gebaut. Er war zur damaligen Zeit ein Volumenmodell von Volvo. Vor allem auf dem US-amerikanischen Markt fand die Limousine viele Käufer. Auf dem europäischen Kontinent fand dagegen eher der Kombi viele Freunde.
Es wurden drei verschiedene Karosserievarianten gebaut: Limousine, Kombi und Coupé. Produktionszahlen laut Volvo: Insgesamt 2,8 Millionen, davon ca. 1 Million Kombis, 1,6 Millionen Limousinen und ca. 200.000 Coupés.
Ausgehend von der dreistelligen internen Typenbezeichnung kann man wie folgt unterscheiden: Die erste Ziffer gibt die Serie an (also hier immer die Serie 200). Die zweite Ziffer entspricht ursprünglich der Anzahl der Zylinder - 4 bzw. 6, jedoch war die Sechs nur den exklusiven Modellen mit V6-Benziner (B27 u. ä.) vorbehalten. Die 200er mit dem von VW zugekauften Reihensechszylinder-Dieselmotor (D24) behielten trotzdem die mittige Vier in der Modellbezeichnung. Obwohl mehr als genug Platz unter der Motorhaube war und die konstruktiv bedingte Laufruhe eines Reihensechsers nicht angezweifelt wird, bot Volvo auch für die Serie 200 keinen Reihensechszylinder-Benziner an. Die dritte Ziffer spiegelt die Anzahl der Türen (4 bei der Limousine, 5 beim Kombi und 2 beim Coupe). Somit steht z.B. 245 für einen 2er Kombi mit 4-Zylinder-Motor oder 262 für ein zweitüriges sechszylindriges Coupé, siehe Volvo 262 C. Hier muss man jedoch einen Unterschied zwischen Verkaufs- (Typen-) und genauer Modellbezeichnung beachten, denn auf den meisten Fünftürern findet sich lediglich der Schriftzug "240", während in den Fahrzeugpapieren trotzdem "P245" steht.
Der Volvo 200 war neben seinem Bruder 700 ein Fahrzeug im Staatsfuhrpark Schwedens und auch der DDR. Hier kamen vor allem von Bertone verlängerte 264er Modelle zum Einsatz.
Motor und Getriebe
Der 240 wurde mit verschiedenen Otto- und Diesel-Motoren angeboten. Anfänglich wurde der Wagen mit dem neu entwickelten B21 Motor angeboten, der im ersten Baujahr 97 PS hatte und dann auf 100 und später sogar auf 107 PS gesteigert wurde. Ab 1979 wurde zusätzlich ein 6-Zylinder-Dieselmotor mit der Bezeichnung D24 von Volkswagen angeboten. In den ersten Baujahren gab es auf Wunsch auch noch den B20 Motor (82 PS), der vom 140 übernommen wurde. Dieser B20 wurde aber schon bald vom B19 (90 PS) abgelöst. In den folgenden Jahren wurden die Benzinmotoren von Volvo weiterentwickelt und die Motorenpalette erweitert:
- Es wurde ein Einspritzmotor mit K-Jetronik von Bosch gebaut (B21E).
- Es gab einen Turbomotor.
- Der Hubraum wurde auf 2,3 Liter erweitert (B23A,B23E).
- Die Zuverlässigkeit des D24 wurde von Volkswagen 1981 auf Durchschnittsniveau gehoben.
Eine erneute Überarbeitung machte dann aus den B2x die B2XX Motoren. Laufleistungen von über 300.000 Kilometern waren der Normalfall, über 500.000 Kilometer keine Seltenheit.
In den letzten Produktionsjahren ab 1990 waren dies typischerweise in Deutschland:
- der B230F als 4-Zylinder-Otto-Motor mit 2316 ccm Hubraum. Leistung 83 bis 85 kW, je nach Ausführung
- der D24 als 6-Zylinder-Diesel-Motor mit 2383 ccm Hubraum, Leistung 60 kW. Der D24 ist ein Volkswagen-Motor, der so auch fast unverändert im Volkswagen-Transporter vom Typ LT verbaut wurde. Mit der Einführung des D24 1979 war Volvo der erste PKW-Hersteller, der einen Reihen-Sechszylinder-Diesel in einem PKW verbaute.
Alle Motoren waren entweder mit einem 4+1 Overdrive-Getriebe, interne Bezeichnung M46 (später 5-Gang-Getriebe - interne Volvotypbezeichnung M47) oder einem 3+1 Overdrive-Automatikgetriebe vom Typ AW70 bzw. AW 71 erhältlich. Für die früheren Motoren gab es auch noch ein normales 4-Gang-Getriebe, das intern die Bezeichnung M45 trug, sowie eine 3-Gang-Automatik BW35 bzw. BW55 von Borg-Warner.
Der Volvo 240 im Autosport
1983 tauchte der erste, vom privaten schwedischen TL Racing AB Team eingesetzte, Volvo 240 nach FIA Gruppe A Reglement in der Tourenwagen Europameisterschaft (ETCC) auf. Gegen die starke Konkurrenz von BMW, Jaguar und Rover war ein 7. Platz in Donington Park das beste Ergebnis. 1984 wurde der Volvo 240 von mehreren Teams aus Schweden und Belgien eingesetzt, und nach regelmäßigen Top Ten Platzierungen gelang Ulf Granberg und Robert Quist beim 11. Lauf im belgischen Zolder der erste Sieg gegen die favorisierten Werksteams von Schnitzer und Tom Walkingshaw. 1985 folgte ein Werksengagement, das vom schweizer Eggenberger und dem schwedischen Magnum Team durchgeführt wurde. 7 der 14 Läufe zur damaligen Europameisterschaft wurden von einem Volvo 240 gewonnen, davon waren fünf Doppelerfolge. Gianfranco Brancatelli und Thomas Lindström wurden unangefochten Fahrerchampions. 1986 sollte zu einer Saison der Skandale für Volvo werden. Nachdem Eggenberger zu Ford gewechselt war und das belgische RAS Team den Werkseinsatz übernahm, konnte zwar mit fünf an Platz 1 beendeten Rennen an den Erfolg der Vorsaison angeknüpft werden, nur führten Irregularitäten bei der Tankgröße und des verwendeten Treibstoffes zu Disqualifikationen. Die zwei Siege im schwedischen Anderstorp und auf dem Österreichring wurden von der FIA aberkannt, die Fahrer des RAS Teams verloren die gewonnen geglaubte Meisterschaft und Volvo beendete am Ende des Jahres sein Werksengagement. Der 1. Platz in Zolder 1986, wo 2 Jahre zuvor zum ersten Mal ein Volvo in der damaligen Königsklasse des Tourenwagensports gewann, sollte der letzte Erfolg des ca. 350 PS starken 240 Turbo bleiben. Beeindruckend sind auch die Erfolge, die mit 240ern in hochkarätigen nationalen Meisterschaften errungen werden konnten. So gewann Per Stureson 1985 die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft DTM, 1986 konnte Robbie Francevic die Australische Tourenwagenmeisterschaft für sich entscheiden. Aussderdem stellte Volvo mit Gianfranco Brancatelli 1985 und Johnny Cecotto 1986 jeweils die Sieger des legendären Macao Guia Race. Somit war der Volvo 240 Turbo weltweit in der Mitte der Achtziger der erfolgreichste Tourenwagen.
Marktsituation
Die 2er Serie war aufgrund ihres enormen Platzangebotes sehr beliebt, insbesondere der Kombi. Er hob sich durch sein skandinavisch klares Design von seinen damaligen Konkurrenten deutlich ab und wurde so ein Auto für Individualisten. Durch die solide Verarbeitung einerseits und die Einführung von innovativer Sicherheitstechnik andererseits begründete die 2er-Serie u. a. den Ruf, dass Volvo sichere Autos baut.
Obwohl schon ab 1984 das 700er Modell verkauft wurde, das den 200er ablösen sollte, wurde der 200er wegen seiner guten Verkaufsergebnisse bis 1993 weitergebaut. Erst als zu diesem Zeitpunkt die Produktionskapazitäten für das neue 850er Modell gebraucht wurden, kam sein Aus. Die 700er-Baureihe wurde etwa 1990 durch die weitgehend identische 900er-Baureihe abgelöst.
Die letzten 200er ließen sich mit einer damals umfangreichen Sicherheitsausstattung als Zubehör (ABS, Airbag) bestellen.
Die 200er Serie verschwand auf dem Gebrauchtmarkt nach dem Produktionsstopp, auch aufgrund der zuletzt verschwindend geringen Zulassungszahl in Deutschland, in der Bedeutungslosigkeit. Lediglich der 200er Kombi fand aufgrund seiner großzügigen Ladekapazität noch vereinzelt Freunde mit Transportproblemen. Seit 2004 lässt sich jedoch ein deutlicher Anstieg bei den Gebrauchtfahrzeugpreisen der 200er-Serie feststellen. Insbesondere gepflegte Fahrzeuge mit gehobener Ausstattung aus den letzten Produktionsjahren erzielen Spitzenpreise am Markt. Die Ersatzteilversorgung ist heute noch als gut zu bezeichnen, da viele Komponenten der 200er Serie (insbesondere Motoren und Getriebe) unverändert in der 700er-Serie weiterverbaut wurden. Der B230F lässt sich nach einer Umrüstung in die Schadstoffklasse Euro 2 umschlüsseln. Der D24 ist nicht umrüstbar und unterliegt somit dem KFZ-Steuerhöchstsatz für Diesel-PKW.
Fahrzeuge der ersten Baujahre sind inzwischen zumindest in Deutschland mittels einer Zulassung gem §21c StVZO als Oldtimer zulassungsfähig. Dies reduziert den KFZ-Steuersatz auf 191,-€ / Jahr.
Literatur
- Dieter Günther und Boris Schmidt: „Sicherheit aus Schwedenstahl – Volvo 140 bis 260“, autovision, Hamburg, 2004
- Reparaturanleitung Nr 288 und 289 "VOLVO 240" Verlag Bucheli, ZUG.
- Björn-Eric Lindh "VOLVO - Von den 20ern in die 80er Jahre" VÖRLAGSHUSET NORDEN AB
- Christer Olsson und Henrik Moberger "Volvo -Gothenburg Sweden- NORDEN PUBLISHING HOUSE LTD.
- Christer Olsson "VOLVO Personenwagen seit 1927" Motorbuchverlag, 2000
- Volvo 240 Service Manual: 1983-1993 by Bentley Publishers USA 1998 (für anglophile Hobbyschrauber bedingt geeignet)
Weblinks
Commons: Volvo 240 – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |