Wilde-Sau-Nachtjagdverfahren
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Unter dem Begriff Wilde-Sau wurde zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ein von der deutschen Luftwaffe angewandtes Verfahren bezeichnet, mit welchem bei Nacht englische Bomber – direkt über den angegriffenen deutschen Städten – durch deutsche Tagjäger abgeschossen werden sollten.
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[Bearbeiten] Schöpfer
Als Schöpfer dieses Verfahrens gilt der deutsche Luftwaffenoffizier Hajo Herrmann.
[Bearbeiten] Vorgehensweise
Bei der Durchführung des Wilde-Sau-Nachtjagdverfahrens wurden Tagjäger bei Nacht eingesetzt. Um diesen – ohne Radar agierenden – Jagdfliegern überhaupt zu ermöglichen die gegenerischen Flugzeuge zu finden, mussten zuerst die Sichtverhältnisse verbessert werden. Dies sollte dadurch erreicht werden, dass man das Prinzip der Verdunkelung ins Gegenteil verkehrte und stattdessen in der angegriffenen Stadt möglichst viel Licht erzeugte. Da dies aufgrund des Widerstands der Gauleiter nicht durchzusetzen war, wurde als Ersatz versucht, im Schein der Flakscheinwerfer die englischen Bomber zu finden. Besonders gut gelang dies dann, wenn eine gewisse (nicht zu dicke) Wolkendecke vorherrschte, da diese dann von unten angeleuchtet wurde und sich somit die Bomber optisch gut von dieser Wolkendecke absetzten. Die hoch fliegenden deutschen Jäger stürzten sich dann von oben auf die erkannten Ziele. Da das Wilde-Sau-Nachtjagdverfahren nur dann funktionierte, wenn ausreichende Beleuchtung vorhanden war, beschränkte sich die Anwendung auf den unmittelbaren Stadtbereich, da im Regelfall nur dort eine ausreichende Bestückung mit Flak-Scheinwerfern gegeben war.
[Bearbeiten] Grenzen dieses Angriffsverfahrens
War die Wolkendecke zum Zeitpunkt des Angriffs zu stark, drang die Beleuchtungswirkung nicht durch, womit die optischen Voraussetzungen zur Anwendung des Wilde-Sau-Verfahrens nicht ausreichten. Ferner bestand für die durchführenden deutschen Piloten eine gewisse Gefahr, von der eigenen Flak abgeschossen zu werden.
[Bearbeiten] Beteiligte Verbände
Angewandt wurde dieses Angriffsverfahren vom eigens dafür aufgestellten Jagdgeschwader 300 „Wilde Sau“.