Wilhelm von Ketteler
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Wilhelm Ketteler (* um 1512; † 18. Mai 1582) war Fürstbischof von Münster.
1526 war Wilhelm Ketteler Kanoniker und 1539 studierte er, schon als Domherr, in Bologna (nob., canonicus Monasteriensis). 1550 war er Rat des Bischofs von Münster und des Herzogs von Jülich und Kleve, und 1550 erhielt er eine Vollmacht für den Reichstag in Augsburg als fürstbischöflicher Gesandter. 1552 legte er den Eid als Dompropst (Prälat) ab, im gleichen Jahr, am 11. Dezember, übernahm er das Haus Schonebeck, und am 16. Dezember leistete er den Eid als Dompropst.
Am 21. Juli 1553 wurde Wilhelm Ketteler vom Domkapitel zum neuen Fürstbischof von Münster gewählt, erhielt am 29. November die päpstliche Bestätigung und am 24. Februar 1554 die kaiserlichen Regalien. Reinhard Lüdicke schreibt in diesem Zusammenhang: »Auch der religiöse Zwiespalt in Deutschland beeinträchtigte die Konsolidation des Bistums als selbständiges Territorium. Der Nachfolger des Franz von Waldeck, Wilhelm Ketteler, resignierte schon nach vier Jahren, da er sich nicht zur Leistung des vom Tridentinischen Konzil vorgeschriebenen Eides verstehen wollte. Bernhard von Raesfeld, der am folgenden Tage gewählt wurde, war ein Anhänger der alten Kirche, aber nicht geneigt, zu ihrer Wiederherstellung Zwangsmaßnahmen zu ergreifen ...«
Mit dem tridentischen Eid sollte auch für die Abschaffung der eheähnlichen Priesterverhältnisse gesorgt werden, die schon im 15. Jahrhundert auch bei nichtadeligen Priestern weit verbreitet und gewissermaßen anerkannt waren. Priester bestellten z. B. Memorien für sich, ihre Lebensgefährtin (oft als »Magd« bezeichnet) und ihre Kinder. Solche Verhältnisse waren praktisch kaum aufzulösen, weil zwischen Priester und Konkubine eine beiderseitige Abhängigkeit bestand, die auch ihre Familien und ihr Gesinde mit einschloss.
Weiter heißt es bei Lüdicke: »Neben dem erwähnten Motive sprach dabei noch mit die mangelnde landesherrliche Autorität und die Zerrüttung der Finanzen des Stifts, was beides die Stellung eines Bischofs von Münster zu einer recht unerquicklichen gestaltete«. Wilhelm Ketteler sei, trotz dieses Konflikts, dem katholischen Denken treu geblieben.
Ein anderer Konflikt ergab sich Ende 1555 zwischen Wilhelm Ketteler, Elekt von Münster, und dem Herzog von Jülich. Es ging um eine von Münster neu über die Lippe geschlagene Brücke, die dem Herzog nicht genehm war. Herzog Wilhelm V. sandte einen Beschwerdebrief an den Elekten von Münster und verlangte die Entfernung der Brücke. Es ist bemerkenswert, wie Wilhelm Ketteler mit diesem Brief verfuhr. Er beantwortete ihn nämlich nicht direkt, sondern gab ihn, mit einem Antwortvorschlag, zunächst weiter an das Domkapitel und an die Stadt Münster, und bat beide um ein Gutachten dazu. Erst als ihm das Einverständnis von Kapitel und Stadt vorlag und der Fürstbischof sich somit Rückendeckung verschafft hatte, schrieb er einen Brief an den Herzog, mit dem er dessen Ansinnen ablehnte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieses politisch kluge Verhalten dazu beigetragen hat, dass der Herzog von Jülich nach Wilhelm Kettelers Resignation diesen als Berater annahm.
Fürstbischof Wilhelm Ketteler kümmerte sich besonders um die Frauenklöster seines Bistums, die teilweise in Unordnung geraten waren, wobei er jedoch pragmatisch verging. Ließ sich eine klösterliche Ordnung nicht mehr herstellen, weil z. B. die Klosterfrauen untereinander heillos zerstritten waren, so ordnete Bischof Wilhelm die Umwandlung in ein freiweltliches Damenstift an, wie 1557 beim sog. Weißen Stift in Bocholt (Terziarinnen). Auch das »Schwarze Kloster« in Bocholt, das 1556 von Bischof Wilhelm seine erste »Preces Preliminaria« erhalten hatte, wurde wahrscheinlich zu dieser Zeit in ein ebensolches Stift umgewandelt.
Nach seinem Verzicht auf Amt und Würden als Fürstbischof am 24. Februar 1557 zog er sich zunächst nach Rheine zurück, »wo er auf Einladung Wilhelm Morriens auf dem Falkenhof wohnte«. Die Familie von Morrien scheint Wilhelm Ketteler freundschaftlich verbunden gewesen zu sein. So hat nicht nur Wilhelm Morrien, den resignierten Bischof auf dem Falkenhof wohnen lassen, auch Bernhard Morrien (Domherr Münster, ab 1558 Dompropst, 1569 resigniert) hat sich sehr für Wilhelm Ketteler eingesetzt. Er unternahm im Auftrag des Domkapitels eine Reise nach Rom, um doch noch eine Bestätigung von Wilhelms Wahl zu erreichen, freilich ohne Erfolg.
Später übersiedelte Wilhelm Ketteler nach Coesfeld, wo er die restlichen 24 Jahre seines Lebens in stiller Zurückgezogenheit verbracht haben soll. Gegen das Versprechen, nach seinem Verzicht auf das Bischofsamt weiterhin dem Stift zu dienen, hatte Bischof Bernhard am 30. September 1558 Wilhelm Ketteler lebenslänglich freie Wohnung, Unterhalt und ab 1559 jährlich 1.000 Reichstaler zugesichert.
Ganz so zurückgezogen dürfte das Leben des resignierten Bischofs nicht verlaufen sein, das zeigt schon seine weiter unten erwähnte Teilnahme am Augsburger Reichstag 1566. Wilhelm Ketteler war auch nicht unvermögend, wenngleich die 1000 Taler jährlich eine willkommene Zulage waren. 1563 hat er für 3000 rheinische Goldgulden einen Rentenbrief des Grafen Wilhelm von Neuenahr (von 30. Januar 1523) erworben, und bezog damit jährlich weitere 135 Goldgulden Rente.
Ende 1573 oder Anfang 1574 stellte Bischof Johann von Hoya eine Bestallungsurkunde für Wilhelm Ketteler als bischöflich münsterischer Rat aus. Es wurden ihm zugesichert eine »bekeme« (bequeme) Behausung im Stift Münster, soviel Feuerholz wie nötig (»Not-turfft«), Dienste (d. h. Personal) und Weinanlieferung für die Haushaltung soviel wie nötig, ebenso das nötige Heu für die Pferde. An Geld soll Wilhelm Ketteler jährlich 1.000 Taler erhalten, dazu für seine Kleidung 44 ½ Ellen englischen Stoff, 60 Ellen Futterstoff und 35 Ellen »Parchum« (Barchent, Baumwollstoff). Übrigens erhält Bernhard von Raesfeld, Wilhelms Nachfolger und ebenfalls resignierter Fürstbischof, als Rat nur 600 Taler im Jahr und sonst nichts.
Wilhelm scheint häufig mit seinem Bruder Gotthard, dem kurländischen Herzog, korrespondiert zu haben, jedoch sind nur zwei seiner Briefe erhalten (2. März 1576 und 6. August 1578). Sie enthalten nur politische Nachrichten. - Der resignierte Bischof Wilhelm Ketteler starb am 18. Mai 1582. Seiner ehemaligen Diözese hinterließ er 80.000 Taler.
Ludwig Frohne schreibt (im April 1989) in der Coesfelder Allgemeinen Zeitung über Wilhelms Aufenthalt in Coesfeld: »Unweit der St. Jakobi-Kirche bezog er in der Ritterstraße den Schenking-Hof. Er war ein Vater der Armen und ist auch immer dann zur Stelle gewesen, wenn das Land seine Hilfe brauchte. Kurz nach seiner Übersiedlung nach Coesfeld ließ er sich neben der Sakristei eine Grabkapelle bauen, um darin zeit seines Lebens seine Andachten zu verrichten«. In dieser Kapelle fand Wilhelm Ketteler auch seine Grablege.
Frohne bemerkt zur religiösen Einstellung des gewählten und resignierten Bischofs: »Im Lande freute man sich ...«, denn von Ketteler war kein Anhänger der Reformation. - Vermutungen bezüglich einer Ehe oder eines Konkubinats oder über Nachkommen von Bischof Wilhelm Ketteler entbehren jeder Grundlage.
Ludwig Frohne deutet auch an, dass die Zurückgezogenheit Wilhelm Kettelers gelegentlich unterbrochen wurde, »wenn das Land seine Hilfe brauchte«. Eine solche Gelegenheit war der Reichstag zu Augsburg im Jahre 1566. Nikolaus Mameranus hat damals eine »Kurtze un eigentliche verzeychnus« aller Teilnehmer dieses Reichstages veröffentlicht und unter dem jülichschen »Furierzettel«: an erster Stelle nach dem Herzog, in dessen Gefolge den Rat Wilhelm Ketteler aufgeführt, der mit sechs Pferden nach Augsburg gekommen war. „Als nächster folgt der Marschall Wilhelm vom Neuhoff gen. Ley (5 Pferde), dessen Tochter aus zweiter Ehe mit Goswin Ketteler zur Middelburg verheiratet war“ (der durch diese Ehe den Rittersitz Wintersohl bei Werdohl erbte). Nach Wilhelm Kohl ist Wilhelm Ketteler am 18. März 1566 Bevollmächtigter des Bischofs auf diesem Augsburger Reichstag. Er war aber zu dieser Zeit - seit seiner Resignation - nicht mehr Angehöriger des Domkapitels, so dass diese bischöfliche Vollmacht das Vertrauen, das man in ihn setzte, besonders deutlich macht.
H.A. Erhard hat 1839 mehrere Urkunden und Briefe veröffentlicht, die Auskunft geben über die Gründe, weshalb Fürstbischof Wilhelm Ketteler sein Amt niederlegte, und auch darüber, wie sehr dies vom Domkapitel bedauert wurde. Es scheint, dass die Meinung Lüdeckes, Wilhelm Ketteler sei dem katholischen Denken treu geblieben, doch eher Wunschdenken ist. Wilhelm Ketteler kam aus einem Haus, in dem das reformierte Denken vorherrschte. Sein Zeitgenosse Cassander, der mit Wilhelm in Briefwechsel stand, bezeichnet ihn als »halblutheranisch«.
Vorgänger |
Bischof von Münster 1553-1557 |
Nachfolger Bernhard von Raesfeld |
Personendaten | |
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NAME | Ketteler, Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | war Fürstbischof von Münster |
GEBURTSDATUM | um 1512 |
STERBEDATUM | 18. Mai 1582 |