Wolfgang Natonek

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Wolfgang Natonek (* 1919 in Leipzig; † 21. Januar 1994) war ein Dissident der DDR und wurde 1992 „Für seinen großen Einsatz für die akademische und politische Freiheit“ durch den Sächsischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag der Universität Leipzig zum Professor ernannt.

[Bearbeiten] Leben

Er wirde als Sohn des jüdischen Publizisten Hans Natonek geboren, der als Gegner der Nationalsozialisten 1933 emigrieren muss. Unter großen Schwierigkeiten kann Natonek 1938 das Abitur ablegen und nimmt ein Studium der Veterinärmedizin auf. Nach drei Semestern wird er einberufen, aber schon 1940 als „wehrunwürdig“ wieder entlassen und zur Zwangsarbeit verpflichtet. In Leipzig kann er drei geflohenen sowjetischen Kriegsgefangenen helfen, sich bis Kriegsende zu verstecken.

Den Sieg der Alliierten erlebt Natonek als Befreiung aus einer erdrückenden Zwangsherrschaft. Er schreibt sich an der Leipziger Universität für Deutsch und Englisch ein und tritt in die LDPD ein. Anfang 1947 wird er zum Vorsitzenden des Leipziger Studentenrates gewählt. Versuchen der SED, ihn für ihre Politik zu gewinnen, erteilt er eine Absage.

In der Folgezeit wird Natonek zu einem der wichtigsten und bekanntesten Repräsentanten der Studentenschaft in der späteren DDR. In seinem Redebeitrag auf dem Wartburgfest der deutschen Studentenschaft erklärt er im Mai 1948, die Wissenschaft müsse sich frei von jeder politischen Beeinflussung bewegen können, gleichwohl habe der Wissenschaftler ein politisch bewusster Mensch zu sein. Die Zulassungspolitik der SED charakterisiert er wenig später mit den Worten, im Nationalsozialismus habe man die ‚arische‘ Großmutter nachweisen müssen, um einen Studienplatz zu bekommen, nun sei die proletarische.

Trotz mehrerer Verwarnungen durch sowjetische Behörden und einer von der SED-Presse angefachten Verleumdungskampagne lässt sich Natonek im Herbst 1948 erneut zu den Studentenratswahlen aufstellen und gewinnt diese haushoch. Wenig später wird er auf Betreiben der SED von sowjetischer Geheimpolizei am 11. November 1948 verhaftet und im März 1949 von einem sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach der Freilassung 1956 verlässt die DDR und beginnt ein Philologiestudium in Göttingen. Nach Abschluss seines Studiums unterrichtet er als Deutsch- und Geschichtslehrer am Max-Planck-Gymnasium in Göttingen.

Wolfgang Natonek stirbt am 21. Januar 1994.

[Bearbeiten] Ehrungen

„Für seinen großen Einsatz für die akademische und politische Freiheit“ hatte ihm der Sächsische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag der Universität Leipzig 1992 den Titel eines Professors verliehen. Es war ein wichtiges Datum im Erneuerungsprozess der Universität, als Wolfgang Natonek im Oktober 1992 die Universität Leipzig besuchte und auf der Immatrikulationsfeier eine bewegende Ansprache an den neuen Studentenjahrgang richtete.

Wegen seines mutigen Widerstandes ernannte ihn die 1990 neu gegründete liberale Jugendorganisation in der DDR zu ihrem Vorsitzenden und die Friedrich-Naumann-Stiftung taufte 1996 ihre erste Bildungsstätte in den neuen Bundesländern auf seinen Namen. Ganz ähnlich wie Arno Esch symbolisiert auch Natonek das mutige, aber riskante Engagement für Freiheit und Demokratie von vielen Liberaldemokraten in den Anfängen der DDR, das von der SED und Sowjets nur gewaltsam unterdrückt werden konnte.

Prof. Cornelius Weiss schrieb in einem Nachruf, dass „der mutigste, in tiefer demokratischer Gesinnung wurzelnde Widerstand gegen Unterdrückung und Gleichschaltung den Universitätsangehörigen unvergessen bleiben wird“.

Seit 1996 wird an der Uni Leipzig der "Wolfgang-Natonek-Preis" an besondere Studenten verliehen.