Zahnaufhellung
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Da der Wunsch nach "weißen" Zähnen uralt ist, hat es auch in den wohlhabenden Schichten seit Jahrhunderten Versuche gegeben, Zähne aufzuhellen. Dabei wurden bis in die Gegenwart oft Mittel eingesetzt, die ohne Wirkung blieben, die Zähne schädigten oder wenig praktikabel waren (Urin von Mensch und Tier, Säuren, verschiedene andere Chemikalien). Heute ist man in der Lage, Zähne wirkungsvoll, praktikabel und substanzschonend aufzuhellen. Die meisten Studien zeigen, dass bei sachgemäßer Anwendung und ph-neutralen Präparaten keine Zahnschäden zu befürchten sind.
Gründe für Zahnaufhellung
Wie bei den meisten kosmetischen Eingriffen, ist für die Patienten das jeweils aktuelle Schönheitsideal bzw. "Abweichungen" davon motivierend. Eine medizinische Notwendigkeit ist nicht gegeben.
Zahnverfärbungen unterschieden sich von Belägen dadurch, dass farbgebende Stoffe unterhalb der Zahnoberfläche in den Zahnschmelz eingelagert worden sind und daher nicht mehr durch Zahnreinigung entfernt werden können. Eine professionelle Zahnreinigung (PZR) ist bei Zahnverfärbungen daher entgegen langläufiger Werbeaussagen sinnlos und empfiehlt sich vor dem Bleaching auch nur dann, wenn tatsächlich Beläge vorhanden sind. Eine zahnärztliche Überprüfung der Zähne auf Zahn- oder Zahnfleisch-Schäden sollte hingegen in jedem Fall vor einer Bleaching-Behandlung stehen.
Bleichmittel
Zur Zahnaufhellung kommen in der Regel Präparate zum Einsatz, welche Wasserstoffperoxid (H2O2) (z.B. in der Form von Carbamidperoxid) enthalten. Sie können in den Zahn eindringen und dort Sauerstoff-Radikale abspalten. Diese sind in der Lage, Farbstoffe im Zahn chemisch so zu verändern, dass sie nicht mehr farblich in Erscheinung treten. Zahnaufhellungsmittel sollten einen neutralen pH-Wert haben, damit sie die Zähne nicht aufrauen und so einer erneuten Verfärbung keinen Vorschub leisten.
Verschiedene Methoden kommen zur Anwendung:
- Das Aufhellen mit individuell gefertigten Schienen ("Homebleaching"):
- Hierbei wird für den Patienten - nach Abformung der Zähne und Modellherstellung - durch die Zahnarztpraxis bzw. dessen Labor oder durch einen Dentalkosmetiker eine passgenaue Kunststoffschiene tiefgezogen und ausgeschnitten, welche die Zähne überdeckt. Zur Zahnaufhellung wird diese Schiene mit peroxidhaltigem Aufhellungsgel befüllt. Je nach Konzentration trägt der Patient diese Schienen nun zwischen einer und acht Stunden. In der Regel genügen zur Aufhellung ca. 15 Behandlungen.
- Das Aufhellen durch direktes Auftragen ("In-Office-Bleaching"):
- Hierbei werden höher konzentrierte Präparate eingesetzt. Daher geschieht diese Behandlung auf dem Patientenstuhl des Zahnarztes oder Dentalkosmetikers, und das Zahnfleisch muss zuvor geschützt (abgedeckt) werden. Das Aufhellungsmittel wird vom Behandler direkt auf die aufzuhellenden Zähne gebracht und wirkt dort ein. Mitunter wird durch eine Lichtbestrahlung versucht, die Wirkung zu intensivieren. Nach 15-30 Minuten wird das Gel entfernt. Ist die Aufhellung noch nicht ausreichend, kann das Verfahren wiederholt werden. In der Regel sind bei einer erstmaligen Zahnaufhellung drei Behandlungen nötig, um ein dauerhaftes Ergebnis zu erreichen.
- Das Aufhellen durch Einlagen im Zahn ("Walking-Bleach-Technik"):
- Ist ein einzelner, devitaler ("toter") Zahn aufzuhellen, so kann dies auch mit einer Einlage im Zahn geschehen. Die Krone des Zahnes wird dazu geöffnet (durch die vorangegangene Wurzelkanalbehandlung ist diese ja bereits aufgebohrt worden) und ein geeignetes Mittel wird in die Höhle eingebracht, die früher das Zahnmark (die Pulpa) ausgefüllt hat. Der Zahn wird wieder provisorisch verschlossen und das Aufhellungsmittel für einen oder mehrere Tage im Zahn belassen.
Die Methode 1 ist vor allem angezeigt, wenn der gesamte Zahnbogen aufgehellt werden soll.
Die Methode 2 wird meist gewählt, wenn es um die Aufhellung einzelner, vor allem vitaler (lebender) Zähne geht, bzw. wenn es sehr schnell gehen soll.
Die Methode 3 kommt bei einzelnen devitalen (toten) Zähnen in Frage.
Wie lange hält eine Zahnaufhellung vor? Gibt es Nebenwirkungen?
Für alle marktüblichen Methoden gilt: Die Aufhellung der Zähne hält nicht ewig. Allerdings ist die Dauerhaftigkeit des Ergebnisses oft wesentlich von der Qualität der Mundhygiene bzw. von der regelmäßigen professionellen Entfernung von Zahnbelägen abhängig. Sollten nach einem oder mehreren Jahren die Zähne wieder etwas "nachdunkeln", sind "Auffrischungsbehandlungen" möglich.
- Frisch behandelte Zähne können empfindlich gegen Süßes und Saures und temperaturempfindlich sein. Diese Erscheinungen sind jedoch meist nur temporär und klingen in einigen Tagen nach der Behandlung ab.
- Haben die verwendeten Zahnaufhellungsmittel einen niedrigen pH-Wert (d. h. sie sind sauer), können die Zahnsubstanzen beim Bleaching oberflächlich leicht aufgeraut sein. Daher sollte man stets darauf achten, dass nur Zahnaufhellungsmaterialien im pH-neutralen Bereich angewendet werden.
Zahnaufhellung beim Zahnarzt oder in Selbstbehandlung? Kosten und Risiken
Neben diesem so genannten professionellen "Office-Bleaching" oder "Homebleaching" kommen heute immer mehr Präparate in den freien Handel, die vom Patienten selbst gekauft und angewendet werden können.
Die frei verkäuflichen Zahnaufhellungsmittel sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Leider sind darunter auch Mittel, die den Zähnen schaden oder nur zu einer unzureichenden oder ungleichmäßigen Aufhellung führen. Das gewünschte Ergebnis ist damit unsicher, denn das Bleichgel, das in der Arztpraxis oder beim Dentalkosmetiker verwendet wird, ist meist höher konzentriert als Pasten, die es im Supermarkt oder in Apotheken gibt. Aufklebbare Bleichstreifen wirken ebenfalls nur wenig und sehr ungezielt. Preiswerte vorgefertigte Schienen sind zu ungenau, führen zu unterschiedlichen Aufhellungen und es kann zu Zahnfleischreizungen kommen. Es gibt jedoch inzwischen auch individuell angepasste Bleichschienen im Set mit professionellen Bleichgelen, die den Vorteil bieten, professionelles Homebleaching auch ohne Besuch in der Praxis bzw. im Studio zu bieten (sog. "homebleaching kits").
Zahnaufhellungs-Behandlungen in Bleaching-Centern sind mit den entsprechenden Behandlungen in Zahnarztpraxen gleichzusetzen: da sowohl Zahnärzte als auch Dentalkosmetiker Zahnaufhellung anbieten dürfen und es bei beiden keine standardisierte Ausbildung gibt, müssen und sollten Kompetenz, Preise und Leistungsumfang des Anbieters anhand eigener Kundenrecherchen herausgefunden werden.
Zahnverfärbungen können, neben dem Genuss färbender Lebens- und Genussmittel (Tee, Tabak, Kaffee, Rotwein, etc.), viele verschiedene Ursachen haben (z. B. Folge von Unfällen, Karies, Absterben des Zahnmarks, Mangelernährung usw.). Vor einer Zahnaufhellung sollte nötigenfalls erst eine Ursachenbehandlung durch den Zahnarzt stehen.
Unterschiedliche Wirkung des Bleichmittels
Zahnfüllungen sowie Verblendungen von Kronen und Brücken werden durch Zahnaufhellung nicht verändert. Daher kann es sein, dass diese im sichtbaren Bereich nach der Zahnaufhellung ausgetauscht werden müssen. Der Zahnarzt kann den Patienten hierüber aufklären.
Kosten der Zahnaufhellung
Die Kosten für die Zahnaufhellung werden nicht von den Krankenkassen übernommen, da es sich um kosmetische und nicht um medizinisch notwendige Maßnahmen handelt. Wer beim Zahnarzt bleichen möchte, sollte sich die Kosten vorher errechnen lassen und auch nach verschiedenen Methoden fragen. Wird mit individuellen tiefgezogenen Schienen ("Homebleaching") behandelt, berechnen die deutschen Zahnärzte 2006 im Schnitt für beide Kiefer zwischen 300 und 600 Euro. Diese Schienen können für einen längeren Zeitraum wiederverwendet werden. Das Bleichgel kann dann nachgekauft werden. Die Behandlung vor Ort in der Praxis ("In-Office-Bleaching") kostet für eine Behandlungssitzung im Schnitt 200 bis 1000 Euro. Die Preise für das Bleichen einzelner Zähne variieren zwischen 70 und 200 Euro. Verbreitete Preise bei Dentalkosmetikern sind 200 bis 300 Euro für das Homebleaching und 150 bis 200 Euro für die In-Office-Einzelsitzung. Die Behandlung einzelner toter Zähne wird von Dentalkosmetikern in der Regel nicht angeboten.
Siehe auch
Literatur
- Josef Schmidseder: "Gesunde und schöne Zähne ". 91 Seiten - Südwest-Verlag, Mai 2002 ISBN 3517061514
- Manfred Tacha: "Zähne Stiftung Warentest". 191 Seiten - Stiftung Warentest Verlag, Oktober 2003 ISBN 3931908798
- Stephan Berg, Norbert Schmitz-Koep: "Schöne Zähne". 144 Seiten - Honos Verlag, September 2001 ISBN 3829955480
Informationen im Internet
- Informationen zur Zahnaufhellung (Bleaching)
- Vergleich und Erklärung verschiedener Methoden des Zahnbleachings
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