Zamonien
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Der Schriftsteller Walter Moers schuf den fiktiven Kontinent Zamonien ursprünglich für seinen Roman Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär. Die vier folgenden Romane Moers' – Ensel und Krete, Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Die Stadt der Träumenden Bücher und Der Schrecksenmeister – spielen ebenfalls in Zamonien, weshalb man diese Werke unter dem Begriff Zamonien-Romane zusammenfasst. Moers bevölkert seine Welt mit einer Vielzahl aus der Weltliteratur entliehenen Geschöpfen und eigenen Daseinsformen (Fabelwesen) aller Art.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Der Kontinent Zamonien
In einem Interview[1] erläuterte dieser die Bedeutung des Kontinentes Zamonien für seine Romane:
„[...] [F]ür mich [war] schon beim ersten Buch der eigentliche Held nicht der Blaubär, sondern der Kontinent Zamonien. Dessen Geschichte - und die seiner Bewohner - möchte ich weitererzählen, in alle möglichen Richtungen.“
Dass es der Autor dabei mit den Zusammenhängen zwischen den einzelnen Büchern nicht sonderlich genau nimmt, ist Programm. So Moers im nämlichen Interview:
„Zum Beispiel werde ich auch in zeitlicher Hinsicht anders anknüpfen, eine "Fortsetzung" von "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" muß nicht zwingend chronologisch daran anschließen. [...] Es gibt Verknüpfungen unter den Büchern, aber jedes wird für sich alleine stehen. Eines der geplanten Bücher [der "Rumo"] spielt praktisch zeitgleich zum ersten Zamonienroman, mit einem Hauptdarsteller, dem der Blaubär in einem seiner ersten dreizehneinhalb Leben begegnet.“
Diesen Plan führt Moers so weit aus, dass es keine durchgehende, klare Zeitlinie gibt, und immer wieder kann man Angaben finden, die einer Bemerkung in einem anderen Roman widersprechen. Oftmals treten auch verschiedene Schreibweisen der Namen und Bezeichnungen auf.
Allen Romanen eigen ist die unüberschaubare Detailfülle. Orte, Lebewesen und Charaktere werden je nach Bedarf neu eingeführt. Teilweise wird darauf zurückgegriffen, häufig aber etwas Neues hinzu gefügt.
Außerdem wird mit den physikalischen Gesetzen sehr frei umgegangen: Sie werden teilweise einfach aufgehoben oder Ausnahmen von ihnen werden gemacht. In Zamonien ist alles möglich.
[Bearbeiten] Geographie
Die genaue Lage Zamoniens spielt für die Romane keine weitere Rolle. In Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär wird Zamonien als später untergegangener Kontinent in der Mitte des Atlantiks beschrieben. Offensichtlich um eine möglichst große Freiheit in der Fortführung der Zamonienromane zu haben, legte Moers seinen Kontinent als Zusammenfassung aller denkbaren Klimazonen und geographischen Strukturen an. Mit jedem neuen Roman kommen neue Orte und Landschaften hinzu.
So gibt es sich widersprechende Beschreibungen:
- Einer alten Weltkarte zufolge liegt es im heutigen Atlantik, nordöstlich liegt Grünland, nördlich die Kontinente Kleintroll und Großtroll, östlich Eurasien, südöstlich Afrika, südlich der Kontinent Go und westlich Amerika.
- Eine Karte Zamoniens gibt dagegen folgende Nachbarkontinente an: im Norden Grünland, im Südosten Yhôll, im Südwesten Nafklathu, im Westen Urien.
Eine genauere Beschreibung der Handlungsorte der Zamonien-Romane findet sich hier
[Bearbeiten] Zamonische Lebewesen
Zamonien wird von den seltsamsten Kreaturen bevölkert. In Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär wird der Kontinent zum Rückzugsort der Fabelwesen erklärt, in dem Menschen den gleichen Status wie 'andere' Wesen haben. Menschen gibt es in Zamonien jedoch nur äußerst vereinzelt, da sie – so die Erklärung – nach den "zamonischen Erbfolgerempeleien", einem Machtkampf mit den Nattifftoffen, aus dem Land vertrieben wurden. Dennoch ist es bei all den Kreaturen und Monstern gerade ein Mensch, der in Die Stadt der Träumenden Bücher zum gefürchtetsten Herrscher der Unterwelt wird. Neben den Nattifftoffen, welche die politische Oberklasse Zamoniens darstellen, gibt es die Eydeeten, die die wissenschaftliche Elite Zamoniens bilden und die Lindwürmer, welche die literarischen Genies sind.
Es ist schier unmöglich, alle sog. Daseinsformen zu erfassen. Eine Auswahl findet sich hier.
[Bearbeiten] Wichtige Charaktere der Zamonienromane
[Bearbeiten] Käpt’n Blaubär
Käpt’n Blaubär ist der Protagonist in Moers' erstem Zamonien-Roman, "Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär". Er ist ein Seebär, und es liegt daher in seiner Natur, zu lügen und zu übertreiben, wo immer es möglich ist. Ein Blaubär hat üblicherweise 27 Leben, seine ersten 13 ½ Leben verliefen extrem ereignisreich, er reist quer durch ganz Zamonien, erlebt die bizarrsten Abenteuer und trifft viele unterschiedliche Daseinsformen. Am Ende wird geklärt, warum der Blaubär ein blaues Fell hat.
[Bearbeiten] Prof. Dr. Abdul Nachtigaller
In Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär wird Prof. Dr. Nachtigaller als der Leiter der elitären Nachtschule vorgestellt. Der Blaubär verbringt hier eines seiner Leben und lernt bei ihm die nachtigallerische Philophysik. Er ist Autor des berühmten "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung". Nachtigallers Leitspruch lautet: Wissen ist Nacht, eine Anspielung auf seine Dunkelheitsforschung, die in etwa besagt, dass Wissen und Dunkelheit sich gegenseitig bedingen und die seiner Meinung nach zur Unsterblichkeit verhilft. Da er mit sieben Gehirnen ein Eydeet der Kategorie Sieben ist. Er ist befallen von Intelligenzbazillen, die er während seiner Unterrichtsvorträge auf seine Schüler überträgt, wodurch unter anderem Käpt´n Blaubär sein Wissen hat. Er erfand z. B den Nachtigallatir, das Luftschloss, den Nachtigallerschen Unmöglichkeitsschlüssel und viele andere Dinge. Manche Erfindungen wie etwa die Treibsandhose und Aquaschuhe, sind auf grund fraglicher Funktion in der Kammer der unausgereiften Patente gelandet.
[Bearbeiten] Rumo
Rumo ist ein zamonischer Wolpertinger, eine Variante des bayrischen Wolpertingers. Seinen ersten Auftritt hat er in Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär. Er ist die Hauptperson in Walter Moers' drittem Zamonien-Roman, Rumo & Die Wunder im Dunkeln. Darin wird Rumos Lebensgeschichte erzählt.
[Bearbeiten] Ensel und Krete
Ensel und Krete von Hachen, zwei Fhernhachenkinder, verlaufen sich in Ensel und Krete im Großen Wald und begegnen dort auf ihrer verzweifelten Suche nach dem Weg zurück nach Bauming diversen zamonischen Daseinsformen, wie u.a. einem Laubwolf. Die größte Gefahr im Wald sind allerdings die Überreste einer verbrannten Waldspinnenhexe (derselben, die von Käpt’n Blaubär im ersten Buch erlegt wurde). Schlussendlich wird sie mit Hilfe eines verrückten Buntbären besiegt.
[Bearbeiten] Hildegunst von Mythenmetz
Hildegunst von Mythenmetz ist ein schriftstellernder Lindwurm. Er wird von Moers als der eigentliche Autor von "Ensel und Krete" sowie von "Die Stadt der Träumenden Bücher" vorgestellt. Letzteres gilt als Teil seiner 25-bändigen Autobiographie "Reiseerinnerungen eines sentimentalen Dinosauriers", die als erstes seiner Werke in Zamonien im Druck erschien und deren erste zwei Kapitel unter dem deutschen Titel von dem 'Übersetzer' Walter Moers lediglich aus dem Zamonischen 'übertragen' wurden. Es enthält die Erinnerungen an Hildegunsts Jugend.
Geboren wurde Mythenmetz in der legendären Lindwurmfeste, wo er auch die Kindheit verbrachte. Seine umfassende literarische Bildung verdankt er seinem Dichtpaten Danzelot von Silbendrechsler, ein "Lindwurm-Urgestein", der in Zamonien einige Bekanntheit mit einem Buch über die Pflege von Kleingärten ("Vom Gartengenuss") erreichte. Mythenmetz' weiteres Leben verlief sehr ereignisreich: Er kam sehr schnell zu großem Ruhm, zerbrach aber auch mehrmals fast an seiner Popularität. Bis zum heutigen Tage hat er mehr als 500 Werke veröffentlicht.
Er ist der großartigste, berühmteste Autor von ganz Zamonien, hypochondrisch veranlagt und Erfinder zahlreicher patentierter literarischer Techniken, etwa der außergewöhnlichen „Mythenmetzschen Abschweifung“, die es dem Autor gestattet, mitten im Text Kommentare einzufügen, zu plaudern, kurz gesagt: abzuschweifen, sowie der "Mythenmetzsche[n] Ereignisandrohung" und der „Mythenmetzsche[n] Ungewissheitsschürung“.
[Bearbeiten] Berghutze Fredda
Fredda wird in den Büchern als die Letzte ihrer Art bezeichnet. Alles, was über Berghutzen bekannt ist, leitet sich also aus diesem einen Individuum ab. Ob die beschriebenen Eigenarten typische Eigenarten von Berghutzen oder speziell Eigenarten von Fredda sind, bleibt teilweise unklar. Die Berghutze Fredda wird als albern und intelligent dargestellt. Sie kann nicht sprechen, sondern nur schreien, und äußert sich daher ausschließlich per Bleistift und Notizblock. Fredda schreibt Gedichte, die sich zwar immerhin reimen, allerdings alles andere als große Literatur sind. Im Buch ist sie dafür verantwortlich, dass die Stadt Atlantis ihre jetzt bekannte Fohm hat: Die fliegende Stadt. Mit den unsichtbaren Leuten hat sie dafür gesorgt, dass sich die Stadt erhebt, denn die unsichtbaren Leute, die in der Kanalisation von Atlantis leben, weil sie von den anderen Bewohnern nicht akzeptiert werden, sind technisch sehr begabt.
[Bearbeiten] Qwert
Qwert heißt mit vollem Namen Qwert Zuiopü und kommt aus der 2364. Dimension, in der er ein Prinz war, bevor er durch ein Dimensionsloch nach Zamonien kam. Er ernährt sich ausschließlich von Musik, die auf Instrumenten aus Milch gespielt wird. Er ist ein Mitschüler vom Blaubär und wird auch sein Freund. Nachdem Blaubär die Nachtschule verlassen und seine Ausbildung beendet hat, begegnet er Qwert noch zwei mal. Zuerst in einem Dimensionsloch. Er kann sich aber nicht mit ihm unterhalten, weil er sich in salopper Katatonie befindet, dem Zustand in einem Dimensionsloch. Er kann hier also weder sprechen, noch sich bewegen, noch wirklich darüber nachdenken, wie unmöglich es eigentlich ist, dass sie sich gerade hier treffen. Das zweite mal begegnet er ihm während Qwert auf seinem Teppich aus dem Malmstrom heraus und Blaubär hinein segelt. Dort bewahrt Qwert ihn davor, noch einmal durch das Weltall zu purzeln.
[Bearbeiten] Die Nachtschule
Nach dem Erfolg von Walter Moers' Roman "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" wurde im Jahr 2000 die auch im Roman vorkommende Nachtschule im Internet gegründet. Wenn man in der Nachtschule angemeldet ist, kann man dort chatten, in einem Forum diskutieren, für Leistungen verewigt werden, Hausaufgaben bewältigen oder Belohnungen für gutgemachte Hausaufgaben erhalten. Für gute Hausaufgaben und Doktorarbeiten kann man ebenfalls das Nachtitur, das Vordiplom, das Diplom und einige T-Shirts bekommen. Ab und zu werden (sowohl auf privater als auch auf öffentlicher Ebene) Klassentreffen veranstaltet. Darüber hinaus existieren "neben" der Nachtschule Wohnstollen, Kochbücher, Bibliotheken u.v.a.m.
[Bearbeiten] In Planung
[Bearbeiten] Verfilmung
Die GFP (German Film Productions) will einen Film über den Kontinent Zamonien drehen. Dies soll aus rechtlichen Gründen keine Verfilmung eines der Zamonienbücher, sondern eine neue Geschichte werden, zu der Walter Moers das Drehbuch schreibt. Natürlich sind Anspielungen auf die Bücher und eventuelle Nebenrollen von bekannten Charakteren geplant. Die ersten Dreharbeiten für den Realfilm mit computeranimatorischen Elementen sollen Ende 2006 beginnen.
[Bearbeiten] Neues Buch: Der Schrecksenmeister
Bereits für Herbst 2006 kündigte der Piper Verlag das Erscheinen des fünften Zamonienbuchs Der Schrecksenmeister an. Die Veröffentlichung verschob sich bislang aber immer wieder; zur Zeit kann der Verlag keinen Veröffenlichungstermin nennen. Der Roman wird eine zamonische Version der Novelle Spiegel, das Kätzchen von Gottfried Keller sein, in dem Spiegel, das Kätzchen (hier: Echo, das Krätzchen) einen Vertrag mit dem Hexenmeister Pineiß (hier: Schrecksenmeister Eißpin) schließt, dessen Einhaltung mit dem Tod des K(r)ätzchens enden würde. Die Handlung spielt im Städtchen Seldwyla (hier: Sledwaya).
In seinem Nachwort in Die Stadt der Träumenden Bücher kündigte Walter Moers zunächst ein weiteres Abenteuer aus "Reiseerinnerung eines sentimentalen Dinosauriers" (Mythenmetz' Erinnerung an die Kindheit, 10.000 Seiten, in Europa, Amerika, Asien, Australien und Afrika nie erschienen) an (vgl. auch SDTB). Dies sollte entweder in den Friedhofssümpfen von Dullsgard (Westzamonien) oder wiederum in Buchhaim spielen. Was davon eingelöst wird, ist offen.
[Bearbeiten] Weiteres: Hörbücher, Film
Die Zamonienromane wurden in verschiedenen Formen bearbeitet. Es gibt zu allen Büchern Hörbuchaufnahmen von Dirk Bach. Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär wurden 2006 als Musical dramatisiert. Zu den ersten beiden Büchern gab der Eichborn Verlag verschiedene Merchandising Produkte heraus und stellte die Informationsseite zamonien.de sowie das Online-Projekt nachtschule.de 2001 online.
[Bearbeiten] Musical
"Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär - Das wahrscheinlich erlogenste Musical der Welt!" hatte am 26. Oktober 2006 Premiere in Köln.
[Bearbeiten] Erstausgaben
- Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär, Walter Moers, Eichborn Verlag, 2000, (ISBN 3-8218-2969-9).
- Ensel und Krete, Walter Moers, Eichborn Verlag, 2000, (ISBN 3-8218-2949-4).
- Rumo & Die Wunder im Dunkeln, Walter Moers, Piper Verlag, 2003, (ISBN 3-492-04548-0).
- Die Stadt der Träumenden Bücher, Walter Moers, Piper Verlag, 2004, (ISBN 3-492-04549-9).
- Der Schrecksenmeister, Walter Moers, Piper Verlag, 2007, (ISBN: 3-492-04937-0) (erscheint voraussichtlich am 1. November 2007).
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Wiki zum 'Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung'
- Seite über den Kontinent Zamonien.
- die virtuelle Nachtschule
- umfangreicher Stichwortindex der Zamonienromane
- Webseite mit der Entschlüsslung eines Großteils der in Die Stadt der Träumenden Bücher verwendeten Autorenanagramme
- Seite über das Käpt'n Blaubär-Musical
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Interview des Eichborn-Verlags mit Walter Moers anlässlich der Veröffentlichung von Ensel und Krete
Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär | Ensel und Krete | Rumo & Die Wunder im Dunkeln | Die Stadt der Träumenden Bücher | Der Schrecksenmeister