Ziya Gökalp
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Ziya Gökalp, mit echtem Namen Mehmet Ziya (* 23. März 1876 in Diyarbakır, † 25. Oktober 1924 in Istanbul), war ein politischer Publizist, Intellektueller und Vorläufer der Soziologie im Osmanischen Reich und in der modernen Türkei. Umstritten ist, ob er kurdischer Herkunft war oder dem Volksstamm der Zaza angehörte. Gökalp selbst prägte jedoch in seinem wohl bekanntesten Werk „Grundlagen des Türkismus“(1923) anknüpfend an Ernest Renan den modernen Begriff der türkischen Nation mit. Er lehnte darin jede Form des - damals in Europa herrschenden - völkischen Nationalismus bzw. Rassismus ab, und bekannte sich zu seiner türkischen Nationalität.
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Gökalp wird hierfür heute von zahlreichen kurdischen Autoren, die ein völkisch-nationales Weltbild vertreten, der „Selbstverleugnung“ bezichtigt. Die Kritik verkennt allerdings den Kern seines (jungtürkischen) Gedankenguts, nämlich die Unmöglichkeit der Gleichsetzung von Rasse bzw. Ethnie mit der Nation. Die Vorwürfe gegen Ziya Gökalp berücksichtigen weder die damals für Europa äußerst fortschrittliche Idee, dass die Schicksalsgemeinschaft der türkischen Nation gerade auf verschiedenen Ethnizitäten gründete, auch werden seine herausragenden Leistungen bei der Erforschung und Dokumentation der kurdischen Stammes- und Klanstrukturen nicht hinreichend beachtet.
Sein Vater war ein Journalist in Diyarbakir. Gökalp begann seine Schullaufbahn in Diyarbakir und ging 1895 nach Istanbul. Dort besuchte er die Veterinärsschule und lernte so seine späteren Genossen İbrahim Temo und İshak Sukûti kennen. Als Mitglied der Jungtürken wurde er von der Regierung für ein Jahr inhaftiert und 1900 nach Diyarbakir in die Verbannung geschickt. Dort wurde er Beamter und gründete den örtlichen Verein der Jungtürken und veröffentlichte die Zeitung „Peyman“. 1909 wurde er in Selânik (heutiges Saloniki) in den Parteivorstand der Jungtürken gewählt.
Nach der Niederlage der Osmanen im ersten Weltkrieg wurde er all seiner Ämter enthoben und von den Briten nach Malta ins Exil geschickt, wo er zwei Jahre blieb. 1912 wurde er zum ersten Professor der Soziologie an der Universität Istanbul benannt. 1923 wurde er Abgeordneter von Diyarbakir im neuen türkischen Parlament.
Fachlich beeindruckt vor allem von Durkheim, war er als jungtürkischer Verfechter der Modernisierung von nicht unbedeutendem Einfluss auf Atatürk. Er entwarf so ein neues Konzept für die neue türkische Republik. Dabei verschmolz er türkische Traditionen mit einigen westlichen Ideen. Die größten Pfeiler seiner Ideologie waren der Islam und das Türkentum. Er gilt als einer der prominentesten Verfechter des Turanismus.
Es war ein öffentlich vorgetragenes politisches Gedicht Gökalps, das dem damaligen Bürgermeister von Istanbul Recep Tayyip Erdoğan (heute Ministerpräsident) ein Politikverbot und eine viermonatige Haftstrafe einbrachte.
[Bearbeiten] Werke
- Kızıl Elma (Der rote Apfel, 1914)
- Türkleşmek, İslamlaşmak, Muasırlaşmak (Türkisierung, Islamisierung, Modernisierung; 1918)
- Yeni Hayat (Neues Leben, 1918)
- Altın Işık (Goldenes Licht, 1923)
- Türk Töresi (Türkische Tradition, 1923)
- Doğru Yol (Der richtige Weg, 1923)
- Türkçülüğün Esasları (Grundlagen des Türkismus, 1923)
- Türk Medeniyet Tarihi (Geschichte der türkischen Zivilisation, 1926 postum erschienen)
- Kürt Aşiretleri Hakkında Sosyolojik Tetkikler (Soziologische Untersuchungen über die kurdischen Stämme)
[Bearbeiten] Literatur über Ziya Gökalp
- Uriel Heyd: Foundations of Turkish Nationalism. The Life and Teachings of Ziya Gökalp. London 1950.
- Taha Parla: The social and political thought of Ziya Gökalp. 1876-1924. Brill, Leiden 1985, ISBN 90-04-07229-2
- Mihran Dabag: Jungtürkische Visionen und der Völkermord an den Armeniern, in Dabag/Platt (Hrsg.): Genozid und Moderne. Opladen, 1998, ISBN 3-8100-1822-8
- Katy Schröder: Die Türkei im Schatten des Nationalismus. BoD, Norderstedt 2003, ISBN 3-8311-4266-1, S. 50-54
PND: Datensatz zu Ziya Gökalp bei der DNB |
Keine Treffer im DNB-OPAC, 30. Oktober 2006 |
[Bearbeiten] Quellen
Personendaten | |
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NAME | Gökalp, Ziya |
ALTERNATIVNAMEN | Ziya, Mehmet |
KURZBESCHREIBUNG | politischer Publizist, Intellektueller |
GEBURTSDATUM | 23. März 1876 |
GEBURTSORT | Diyarbakır |
STERBEDATUM | 25. Oktober 1924 |
STERBEORT | Istanbul |