Öcher Platt
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Als Öcher Platt bezeichnet man den Dialekt, der in Aachen gesprochen wird. Es ist eine Variante der Ripuarischen Dialektgruppe und dem Eschweiler, Stolberger und Vaalser Platt relativ ähnlich. Da die Buchstabenfolge „ch“ im Öcher Platt anders als im Hochdeutschen „sch“ ausgesprochen wird, wird die Eigenbezeichnung zwar Öcher Platt geschrieben, aber Öscher Platt (mit einem kurzen ö) ausgesprochen.
Das Öcher Platt besitzt eine markante und für aus anderen deutschen Regionen stammende Menschen eigenartig klingende Sprachmelodie, die häufig auch als „Singsang“ bezeichnet wird.
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[Bearbeiten] Vokabular
Im Öcher Platt ist zum Beispiel „Prentekopp“ ('Printenkopf' nach einer typisch Aachener Gebäckspezialität, der Printe) ein gern verwendetes „Schimpfwort“ und eine Verabschiedungsfloskel im Sinne von „Komm' gut nach Hause!“ wird in Aachen zu „Komm' jut zuhaus, waa!?“. Für Außenstehende sehr ungewöhnlich ist der (dem Niederländischen und auch dem Französischen „Ik heb het koud!“ bzw. "J'ai froid" sehr ähnliche) Ausdruck „Ich hab' kalt!“ statt „Mir ist kalt!“. Wenn ein Aachener nach dem Weg fragen will, dann fragt er nicht „Kennst du dich hier aus?“, sondern „Kennst du dich hier?“. Analog dazu kann dann die Antwort „Hier kenn' ich mich nicht!“ ausfallen. Anstelle der Wörter sehr oder viel benutzt der Aachener gern das Wort „hömmele“, beispielsweise für „Das hat aber hömmele Geld gekostet!“ oder „Da müssen wir aber hömmele weit laufen!“. Wenn der Aachener jemanden bedauert, sagt er zumeist „Ochhäerm!“. Sehr gewöhnungsbedürftig ist die für Nicht-Aachener oft ruppig klingende Umgangsart: „Au Hur!“ ('alte Hure') oder „Leggesammoka“ ('Leck mich am A...' - eigentlich wörtlich: "Leck mich am Mokka", also am Dunklen ...). Während ersteres überraschenderweise neben dem Ausdruck des Erstaunens auch die Hochachtung für den Angesprochenen ausdrückt ("Du bissen Au Hur"), wird letzterer gerne als Ausdruck des Erstaunens oder der Resignation und in jeder Lebenssituation benutzt, oft gekoppelt mit dem allgegenwärtigen „waa“. In etwas feinerer Gesellschaft benutzt man stattdessen vorzugsweise den Ersatzkraftausdruck „Au Banan!“ ('alte Banane'), der zwar nicht so ordinär klingt, aber bei dem doch jeder Aachener weiß, wie er gemeint ist. Weit verbreitet ist auch die Nachfrage „Aah su-e?“ für „Ach so?“ oder „Tatsächlich?“.
Andere lokale Ausdrücke sind „Trottewa“ für Bürgersteig, „Forschett“ für Gabel, "Plümmo" für Federbettdecke und „Paraplü“ für Regenschirm, was den Einfluss der französischen Sprache auf das Öcher Platt seit Jahrhunderten widerspiegelt.
[Bearbeiten] Verwandtschaften
Das Aachener Platt hat sehr viel Verwandtschaft mit dem Vaalser Platt (Vólsj) und dem Kerkrader Platt (Kirchröadsj), welche in den Niederlanden gesprochen werden, sowie mit der Eupener Mundart im östlichen Belgien.
Bei den Funktionalwörtern reichen die Gemeinsamkeiten des Öcher Platt mit dem Niederländischen über Aachen bis zum Stolberger Platt (Schtollbärjer Platt) und bilden somit eine klare Abgrenzung zum zentralen Rheinland (Kölsch). Sie grenzen sich ferner aufgrund ihres Vokalismus, Konsonantismus und auffälliger Formen im Plural und Präteritum von den Dialekten des südlichen Niederrheins und des zentralen Rheinlands (Kölsch) ab.
[Bearbeiten] Literatur
- Will Hermanns: Aachener Sprachschatz.- Wörterbuch der Aachener Mundart. 2 Bände, 1970, ISBN 3-87519-011-4