Abū l-Qāsem-e Ferdousī
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Abū l-Qāsem-e Ferdousī (persisch: ابو القاسم فردوسى) (* 940-1 in Bāž, einem Dorf im Bezirk Tūs, Iran (heute Maschhad); † 1020 in Tūs) war persischer Dichter und Epiker. Er war der Hauptautor des monumentalen iranischen Nationalepos Schāhnāme, das zu einem kleinen Teil von Daqīqī (ca. 1000 von mehr als 50.000 Versen) begonnen wurde. Eigen- und Vatersname Ferdousīs wurden unterschiedlich überliefert (z.B. Mansūr ibn Hasan), sind also nicht eindeutig bekannt. Ferdousī („der Paradiesische“) der Nom de plume.
Ferdousī war anfangs als Angehöriger einer wohlhabenden Dehkān-Familie finanziell unabhängig, verarmte jedoch durch die zunehmende Beschäftigung mit seinem Lebenswerk, das er um 976 begonnen hatte. Er stellte sich daraufhin unter den Schutz des damals mächtigsten Herrschers der islamischen Welt, Mahmūd von Ghazna, der zahlreiche Künstler und Literaten, teils mit Gewalt, an seinem Hof versammelt hatte, selbst aber als wenig kunstsinnig galt. Ferdousī reiste in seinem 65. Lebensjahr nach Ghazna, um Mahmud sein Werk vorzulegen, dem dieser jedoch wenig Beachtung schenkte. Ferdousī beklagte sich, Mahmūd habe es nicht einmal eines Blickes gewürdigt und Nezāmī-ye ʿArūzī kolportierte die Überlieferung, nach der Mahmūd für jeden Vers eine Goldmünze versprochen, aber nur eine Silbermünze gegeben haben solle. Der eigentliche Grund für die Ablehnung des Werkes lag wohl einerseits im mangelnden literarischen Verständnis des Herrschers, andererseits in den tiefen religiösen Differenzen des orthodoxen sunnitischen Mahmūd und den teilweise islamfeindlichen Elementen der Schāhnāme; aus diesem Grunde soll Ferdousī nach seinem Tod auch die Beisetzung auf einem muslimischen Friedhof verweigert worden sein.
Ferdousī war einer der ersten Vertreter der neupersischen Literatursprache, die im 10. Jahrhundert am Hof der Samaniden entstanden war. Im frühen 20. Jahrhundert machten iranische Nationalisten Ferdousī zum „Wiedererwecker“ iranischer Identität und das Schāhnāme zu deren Denkmal. Besonders wird in diesem Zusammenhang, auf das fast völlige Fehlen arabischen Vokabulars im Schāhnāme verwiesen, ein Umstand, der jedoch den Quellen Ferdousīs geschuldet sein dürfte: Im Kapitel über Alexander, das auf einer arabischen Handschrift basiert, verwendete er eben auch den arabischen Wortschatz seiner Vorlage.
[Bearbeiten] Literatur
- Monika Gronke: Geschichte Irans. Von der Islamisierung bis zur Gegenwart. C.H.Beck, München 2003, ISBN 3-406-48021-7
- Cl. Huart, H. Massé, V.L. Ménage: Firdawsī. In: Encyclopedia of Islam. CD-ROM-Edition, II:918a. Brill, Leiden 2003, ISBN 90-04-11040-2
- George Morrison: Persian literature (belles-lettres) from the earliest times to the time of Jāmī. In: George Morrison (Hrsg.), Julian Baldick, Shafīʿī Kadkanī: History of Persian literature from the beginning of the Islamic period to the present day. Brill, Leiden 1981, ISBN 90-04-06481-8
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Abū l-Qāsem-e Ferdousī im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Buch der Könige (englisch)
- Firdosi und die Deutschen(persisch)
Personendaten | |
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NAME | Abū l-Qāsem-e Ferdousī |
ALTERNATIVNAMEN | "Ferdousi" (Persisch: "der Paradisische") |
KURZBESCHREIBUNG | Persischer Dichter und Nationalheld |
GEBURTSDATUM | 940 |
GEBURTSORT | Bāž, ein Dorf im Bezirk Tūs, Iran (heute Maschhad) |
STERBEDATUM | 1020 |
STERBEORT | Tūs |