Alfred von Reumont
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Alfred von Reumont (* 15. August 1808 in Aachen; † 27. April 1887 in Aachen) war ein deutscher Staatsmann und Historiker.
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[Bearbeiten] Leben
Nach seinem Abitur am Gymnasium nahm er – entgegen seiner Neigung, aber entsprechend dem Wunsch seines Vaters - die Studien der Medizin in Bonn und Heidelberg auf. Im Jahre 1833 promovierte er zum Doktor der Philosophie in Erlangen. Nachher war er am Auswärtigen Amt in Berlin (1835-1836), als Sekretär der Gesandtschaft in Florenz und in Rom (1836-43) und als Sekretär im Auswärtigen Amt (1843-1847), wo er gleichzeitig als privater Sekretär des Königs Friedrich Wilhelm IV. diente. Dieser Monarch hatte großes Vertrauen in Reumont und erhob ihn 1846 in den Adelsstand. Verschiedene diplomatische Missionen machten ihn eingehend mit Italien vertraut. Ab den 1850er Jahren widmete er sich nahezu ausschließlich seinen literarischen Studien, zuerst in Rom, dann in seiner Geburtsstadt Aachen, von 1868 an in Bonn, woher er nach Aachen 1878 zurückkam. Trotz schwerer körperlicher Leiden behielt er immer sein wissenschaftliches Arbeiten bei sowie einen lebhaften persönlichen und brieflichen Verkehr mit angesehenen Historikerkollegen und politischen Persönlichkeiten in Deutschland und Italien. Unter den Korrespondenten befanden sich z.B. Hermann von Thiele, sein vertrauter Freund und ehemaliger Kollege, Marchese Gino Capponi, der berühmte italienische Literaturhistoriker, Leopold von Ranke, der bedeutendste deutsche Historiker, den er 1830 angegriffen hatte, und einige Mitglieder des preußischen Königshauses, insbesondere Königin Elisabeth und Kaiser Wilhelm I. 1883 wurde Reumont Ehrenbürger von Aachen.
[Bearbeiten] Werk
Reumont war ein äußerst produktiver Autor. In fast allen seinen Arbeiten ist sein spezielles Thema die Schilderung des literarischen Lebens von Italien. Sein Anliegen dabei war es die Kommunikation zu den deutschen Lesern zu suchen und ein tieferes Verständnis der italienischen Kunst und der Geschichte zu vermitteln. Auf diese Weise wollte err eine geistige Verbindung zwischen Deutschland und Italien vorbereiten. Reumonts Werke über Italien in der Renaissance gelten neben denen von Ludwig von Pastor, Georg Voigt, Jacob Burckhardt und Ferdinand Gregorovius zu den bedeutendsten, welche die deutsche Geschichtswissenschaft des 19. Jahrhunderts hervorbrachte. Sie gelten im wesentlichen auch heute noch zur Standardliteratur. Die Bedeutung seines Werkes wurde zu keiner Zeit wirklich infragegestellt, auch nicht von den Zeitgenossen. Einige Bücher wie z.B. die Biographie zu Lorenzo de Medici wurden in andere Sprachen übersetzt. Im Unterschied zu Voigt und zum Teil auch Burckhardt umfasst sein Oeuvre die gesamte Zeit der Renaissance. Die Stadt Rom schilderte er ähnlich wie Gregorovius von ihren Anfängen an bis in das Ende des 16. Jahrhunderts hinein. Die Arbeiten zur Stadt Rom dürften nicht nur die umfangreichsten, sondern auch die bedeutendsten von Reumont für die italienische Renaissance sein. Seine Beschreibungen sind nicht nur für die Literaturgeschichte interessant, sondern wie zum Beispiel bei dem Maler Andrea Del Sarto auch für die Kunstgeschichte und Epigraphik. Ebenso wie Ranke, Voigt und Gregorovius konnte Reumont den Fundus des Geheimen Vatikanischen Archives hierfür nicht oder nur wenig nutzen. Das wurde erst im Jahre 1883 durch päpstlichen Erlass von Papst Leo XIII. allgemein möglich. Zuvor konnten wohl nur Johannes Voigt und Ludwig von Pastor umfassender diese Bestände nutzen.
Auch in der Reformationsgeschichtsforschung wurde sein Werk geschätzt. Dies betrifft die vorreformatorische Zeit, die Zeit während und nach den Zügen Karl V. nach Rom 1519 und auch den Sacco di Roma, die Plünderung Roms im Jahre 1525. In kaum einer Reformationsgeschichte größerem Umfangs fehlen Verweise auf sein Werk, wenn es um Vorgänge in Rom selbst geht.
Reumont war ab den 1840er Jahren für die renommierte Augsburger "Allgemeine Zeitung" tätig. Das im Deutschen Literaturarchiv in Marbach erhaltene Redaktionsexemplar der Zeitung sowie das Honorarbuch der Zeitung listet an die 1500 Artikel auf. Er schrieb zu politischen Themen wie zu allen Bereichen der italienischen Kultur.
[Bearbeiten] Werke
- Andrea Del Sarto, Leipzig 1835.
- Aus- und Umrisse. Reiseschilderungen südlichen Gegenden, Stuttgart 1835.
- Italien, 2 Bde.Berlin, 1838-40.
- Römische Briefe von einem Florentiner, 4 Bde. Leipzig, 1840-44.
- Beiträge zur italienischen Geschichte, 6 Bde. Berlin, 1853-57.
- Geschichte der Stadt Rom, 3 Bde. Berlin, 1867-70.
- Lorenzo de Medici il Magnificio, 2 Bde. Leipzig 1874, 2. Aufl. 2 Bde. Leipzig 1883.
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Hüffer: Alfred von Reumont: Zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen des historischen Vereins für den Niederrhein. 1854-1904. Köln 1904
- Marianne Hartmanns: Alfred von Reumont und die Einigung Italiens. Bonn, Phil. Fak. Diss. 1943
- Hüffer: Reumont, Alfred. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 28, S. 284–294.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Alfred von Reumont im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie (engl.)
Personendaten | |
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NAME | Reumont, Alfred von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Staatsmann und Historiker |
GEBURTSDATUM | 15. August 1808 |
GEBURTSORT | Aachen |
STERBEDATUM | 27. April 1887 |
STERBEORT | Aachen |