Altkatholische Kirche der Niederlande
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Altkatholische Kirche der Niederlande hat unter den Altkatholischen Kirchen als Sitz des Erzbischofs und erste Alt-Katholische Kirche eine besondere Bedeutung. Etwa 7000 Niederländer bekennen sich als altkatholisch.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Das Bistum Utrecht war gegen Ende des 7. Jahrhunderts durch den Heiligen Willibrord begründet worden und gehörte im Mittelalter zur Kölner Kirchenprovinz. Im Jahre 1145 bestätigte Papst Eugen III. dem Kathedralkapitel von Utrecht das Recht, Bischöfe zu wählen, nachdem dies von König Konrad III. und von Bischof Heribert von Utrecht verlangt worden war. Das Vierte Laterankonzil bestätigte dieses Recht im Jahre 1215. Die Kirchenprovinz Utrecht brachte im Jahre 1552 mit Hadrian VI. sogar einen Papst hervor. Im Jahre 1559 erhob Papst Paul V. Utrecht zum Erzbistum und errichtete fünf neue Bistümer in diesem Bereich, darunter auch Haarlem und Deventer. Da der größte Teil der Bevölkerung jedoch dem calvinistischen Glauben anhing, hatte der katholisch gebliebene Rest der Bevölkerung einen mehr als schweren Stand.
Seit 1592 begannen die Jesuiten, dort gegenreformatorisch zu wirken und gelangten bald zu einem gewissen Einfluss. Anstatt sich aber dem Herkommen der niederländischen katholischen Nationalkirche anzupassen, richteten die Jesuiten sich ausschließlich nach den Grundsätzen ihres Ordens, wozu eine starke Orientierung zum römischen Zentralismus in der Kirchenverfassung gehörte, ebenso wie theologisch ein scholastischer Doktrinismus und eine kasuistische Morallehre. Dadurch gerieten sie in heftigen Gegensatz zum niederländischen Kirchenvolk ebenso wie zum örtlichen Klerus, welche sich in der Glaubenslehre der Alten Kirche verpflichtet fühlten und in der Ethik grundsätzlich fundierte Positionen vertraten, vor allem aber die ursprüngliche Kirchenvefassung der nationalkirchlichen Autonomie hochhielten. Die Jesuiten wollten den Weisungen des Erzbischofs von Utrecht nicht Folge leisten und vertraten den Standpunkt, dass die Niederlande durch die Reformation wieder zu einem Missionsgebiet geworden seien, welches der Papst (vermittelt durch die Jesuiten) direkt verwalte. Schließlich erreichten sie im Jahr 1702 bei der römischen Kurie, dass Petrus Codde, der damalige Erzbischof von Utrecht, suspendiert und 1704 auch abgesetzt wurde. Dies wurde zunächst damit begründet, dass Codde sich geweigert hatte, das "Formular" Alexanders VII. bedingungslos zu unterzeichnen. Daraus schloss die Kurie, dass er ja wohl dem - von ihr für ketzerisch erachteten - Jansenismus anhängen musste.
Sie wurde durch die Exkommunikation des bis dahin römisch-katholischen Erzbistums Utrecht und seiner Suffragane Haarlem und Deventer im Jahr 1723 vom Papst unabhängig.
Das Domkapitel berief sich nun auf seine alten Rechte und wählte Cornelius Steenoven zum neuen Erzbischof von Utrecht. Damit beginnt die Tradition der Altkatholischen Kirche. Da der erste alt-katholische Erzbischof von Utrecht seine Weihe zwar (aus römischer Sicht) unerlaubt, aber ordnungsgemäß nach dem römischen Weiheritus von dem französischen Missionsbischof Dominique Varlet erhalten hat, gelten ungeachtet der inhaltlichen Differenzen die Weihen der alt-katholischen Bischöfe (und Priester) bis heute aus Sicht des Heiligen Stuhls und der orthodoxen Kirchen als gültig und in der Apostolischen Sukzession stehend.
Die Utrechter Kirche hat zwischen 1723 und 1889 immer wieder versucht, eine Verständigung mit Rom zu erzielen. Dass man sich nicht völlig von Rom trennen wollte, kam auch im offiziellen Namen der Kirche zum Ausdruck, in dem explizit betont wurde, dass man sich als Teil der westlichen, lateinischen Kirche sah: "Römisch-katholische Kirche der alt-bischöflichen Klerisei zu Utrecht". Des weiteren wurde als Zeichen guten Willens jede Weihe eines neuen Bischofs (Deventer und Haarlem) bzw. Erzbischofs (Utrecht) Rom mitgeteilt und eine Bestätigung erbeten (die aus Rom jedoch jedesmal verweigert wurde). Nach dem Zusammenschluss mit den anderen alt-katholischen Kirchen gab man dies auf. Erst seit dem Zweiten Vaticanum werden im Zeichen der Ökumene Wahl und Weihe wieder nach Rom gemeldet, was vom Vatikan nun immer mit einem Glückwunschschreiben beantwortet wird.
Die Altkatholische Kirche der Niederlande war von 1889 bis heute auch maßgeblich an der Gründung und Weiterentwicklung der Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen beteiligt. Diese Verbindung mit den anderen alt-katholischen Kirchen hat auch in der niederländischen Kirche, welche zuerst dem Vorgehen der 'radikaleren' Alt-Katholiken im deutschsprachigen Raum skeptisch gegenüber stand, zu weitgehenden Reformen geführt: Aufhebung des Pflicht-Zölibats für Priester, durchgehender Gebrauch der Volkssprache im Gottesdienst, Annäherung an das synodale Prinzip, Anerkennung der anglikanischen Weihen, Frauenordination.
[Bearbeiten] Bistümer der Altkatholischen Kirche der Niederlande
Das Altkatholische Erzbistum Utrecht ist das älteste alt-katholische Bistum; der Erzbischof von Utrecht ist kraft Amtes Präsident der Internationalen Bischofskonferenz der Altkatholischen Kirchen. Ihm kommt dabei jedoch nur der Ehrenvorsitz zu, er hat nicht das Recht, jurisdiktionell in die Bistümer der anderen Länder einzugreifen.
- Erzbistum Utrecht
- Bistum Haarlem
- Bistum Deventer