Asiento
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In der Geschichte des Handels in der Frühen Neuzeit bezeichnet Asiento (span. "Sitz", "Vertrag") im weiteren Sinne eine von der spanischen Krone vergebene Handelslizenz für die Ein- oder Ausfuhr von Waren in bzw. aus den spanischen Überseebesitzungen in Amerika. In verengter Bedeutung bezieht sich der Begriff auf den exklusiven Monopolvertrag für die Belieferung Spanisch-Amerikas mit Sklaven (asiento de negros).
[Bearbeiten] Lizenzen zur Kontrolle des transatlantischen Warenhandels
Ebenso wie Frankreich durch seinen Exclusif und England durch seine Navigationsakte schützte die spanische Krone die Wirtschaft ihrer überseeischen Besitzungen in Amerika durch eine restriktive Gesetzgebung. Wie bei der Rohstoffgewinnung vergab Spanien im Bereich des Warenhandels dabei Monopole an Privatleute oder Gesellschaften, die mit dem Erwerb dieser asientos das alleinige Recht für den Im- oder Export bestimmter Güter erhielten. Derartige Monopole bestanden unter anderem für den Handel mit Farbholz, Tabak, Pfeffer, Salz, Zuchttieren, Waffen und Sklaven.
[Bearbeiten] "Asiento de negros"
Seit den 1520er Jahren wurden Sklaven von der afrikanischen Küste im Atlantischen Dreieckshandel nach Amerika transportiert. Da den Spaniern gemäß den Abmachungen des Vertrages von Tordesillas der direkte Zugang nach Afrika verwehrt war, verlieh der spanische König Karl I. 1517 portugiesischen Schiffen das Exklusivrecht der Belieferung Spanisch-Amerikas mit Sklaven. Zwischen 1640 und 1695 befand sich dieser asiento de negros faktisch in der Hand der Niederländer. 1701 erhielt die französische Companie de Guinée das Privileg des Sklavenhandels von der spanischen Krone. Mit dem Sieg im spanischen Erbfolgekrieg ging der Asiento de negros gemäß den Zusatzbestimmungen im Frieden von Utrecht (1713) von der französischen Gesellschaft an die englische South Sea Company über. Dies beinhaltete die jährliche Lieferung von 4.800 Sklaven sowie Proviant zur Versorgung dieser Sklaven bei einer Laufzeit von 30 Jahren. Darüberhinaus gestand der spanische König den Briten zu, dass jährlich ein Schiff von 500 Tonnen Ladungskapazität, das sogenannte bateau de permission den Hafen von Puerto Belo anlaufen und dort seine Waren zollfrei verkaufen durfte. Wie schon ihre portugiesischen, niederländischen und französischen Vorgänger missbrauchte die South Sea Company den Asiento für einen großangelegten Schmuggel in die spanischen Kolonien. Unter anderem ließen die Briten das ihnen zugestandene bateau de permission auf Jamaika oder anderen benachbarten Inseln immer wieder neu beladen und umgingen so trickreich die Bestimmungen des 1713 geschlossenen Vertrages. Der ausgedehnte Schmuggel der Briten führte 1739 zum Ausbruch des War of Jenkins' Ear zwischen Spanien und Großbritannien. Gegen Zahlung einer Ablösungssumme in Höhe von 100.000 Pfund Sterling an die britische Krone wurde der ohnehin bereits abgelaufene Vertrag im Jahre 1750 schließlich offiziell aufgelöst. Seitdem wurde das Asiento-Privileg nicht wieder vergeben.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans Pohl: Die Wirtschaft Hispanoamerikas in der Kolonialzeit (1500–1800). Stuttgart 1996, ISBN 3515055185 – darin: Kapitel B 4.1 "Der Transatlantikhandel", S. 114–142