Frühe Neuzeit
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Der Begriff Frühe Neuzeit bezeichnet in der Geschichte Europas üblicherweise das Zeitalter zwischen dem Spätmittelalter und der Französischen Revolution.
Wie bei allen Periodisierungen in der Geschichtswissenschaft lassen sich keine exakt datierbaren Epochengrenzen ziehen. Die Übergänge sind von Land zu Land und von Kulturkreis zu Kulturkreis fließend. Im Allgemeinen gelten jedoch Renaissance und Humanismus, die Wiederentdeckung der Antike, ihrer Kunst und ihrer Philosophie, als Beginn der Zeitenwende zwischen Mittelalter und Neuzeit. Weitere prägende Ereignisse waren die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 und das Ende der Reconquista im selben Jahr sowie der Beginn der Reformation 1517.
Das Ende der Frühen Neuzeit und der Beginn der Moderne wird weitgehend übereinstimmend mit der französischen Revolution von 1789 angesetzt. Auch sie war die Folge einer vorangegangenen geistigen Revolution, der Aufklärung, deren Ideen 1776 schon die Amerikanische Revolution beflügelt hatten. Das Ancien Régime brach nach 1789 zunächst in Frankreich und infolge der Revolutionskriege in fast ganz Europa zusammen. Im deutschen Sprachraum (Deutschland) endete die Frühe Neuzeit 1806 mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
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[Bearbeiten] Das Problem der Epocheneinteilung
Jede Periodisierung in der Geschichtswissenschaft ist ein nachträgliches Konstrukt, das dem wissenschaftlichen Interesse entspringt, einen Forschungsgegenstand einzugrenzen und zu klassifizieren. Sie kann daher nur eine Annäherung an die historische Wirklichkeit sein. Auch die Übergänge vom Mittelalter zur frühen Neuzeit einerseits und von dieser zur Moderne andererseits lassen sich nicht an einzelnen Jahreszahlen festmachen. Die Epochengrenzen sind vielmehr von Land zu Land und von Kulturkreis zu Kulturkreis fließend. Epochale Wandlungen sind stets Entwicklungen von langer Dauer - seien sie gesellschaftlicher, politischer oder wirtschaftlicher Natur.
[Bearbeiten] Beginn der Frühen Neuzeit
Der geistig-kulturelle Aufbruch der Renaissance und des Humanismus, die Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier seit Anfang des 15. Jahrhunderts, die das Bild von der Erde für immer veränderten, und die Reformation, die nach 1517 die mittelalterliche Einheit der Kirche zerstörte - diese drei miteinander zusammenhängenden Entwicklungen markieren in der europäischen Geschichtswissenschaft für gewöhnlich den Beginn der frühen Neuzeit.
Im Allgemeinen gelten Renaissance und Humanismus, die Wiederentdeckung der Antike, ihrer Kunst und ihrer Philosophie als Anfang einer Zeitenwende. Mit ihr verbreitete sich ein neues Menschenbild in Europa, in dessen Mittelpunkt das selbstbestimmte Individuum und seine Fähigkeiten standen. In Philosophie, Literatur, Malerei, Bildhauerei, Baukunst und allen anderen kulturellen Bereichen orientierten sich die Menschen wieder an den Formen und Inhalten der Antike.
Am frühesten lässt sich diese Entwicklung in Italien feststellen, wo sie bereits im 14. Jahrhundert einsetzte, im 15. Jahrhundert in Florenz zu einer ersten kulturellen Hochblüte gelangte und von wo aus sie sich bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts in ganz Europa verbreitete. Seine Vorreiterrolle verdankte Italien nicht zuletzt der Aufnahme einer großen Zahl griechischer Gelehrter aus Konstantinopel, das 1453 von den Osmanen erobert worden war. Diese Gelehrten brachten längst verschollen geglaubtes Bildungsgut der Antike mit ins Abendland. Zur gleichen Zeit erfuhr die Verbreitung von Wissen eine ungeheure Beschleunigung durch Johannes Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern.
Die gleiche Erfindung wiederum verhalf einem Ereignis zum Durchbruch, das insbesondere in Deutschland mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit gleichgesetzt wird: der Reformation. Martin Luther gründete seine 95 Thesen, die er 1517 veröffentlichte, auf ein genaues Quellenstudium der Heiligen Schrift in Griechisch und Hebräisch, also auf Kenntnissen, die auf den Vorarbeiten der Humanisten des vorherigen Jahrhunderts beruhten.
Luther verteidigte seine Thesen 1521 auf dem Wormser Reichstag vor Kaiser Karl V., der ein Reich regierte, „in dem die Sonne nicht unterging“. Denn zu diesem Reich gehörten auch die spanischen Besitzungen in der so genannten Neuen Welt, die Christoph Kolumbus 1492 entdeckt hatte, im selben Jahr, in dem mit der Eroberung Granadas die Reconquista zu Ende gegangen war. Der erste Anstoß zum Zeitalter der Entdeckungen war aus Portugal gekommen: Im Auftrag des Prinzen Heinrichs des Seefahrers wurden seit 1415 Expeditionen ausgesandt, um einen Seeweg nach Indien zu finden. Dies gelang Vasco da Gama 1498. Die Entdeckungen der Portugiesen und der Spanier erweiterten nicht nur das Weltbild des mittelalterlichen Menschen, sondern hatten auch die Europäische Expansion über die gesamte bekannte Erde zur Folge.
[Bearbeiten] Ende der Frühen Neuzeit
Das Ende der Epoche und der Beginn der Moderne wird in der Geschichtswissenschaft weitgehend übereinstimmend mit der Französischen Revolution angesetzt, die 1789 begann. Auch sie war die Folge einer vorangegangenen, geistigen Bewegung, der Aufklärung, die schon die Amerikanische Unabhängigkeitsbewegung von 1776 beflügelt hatte. Aufgrund der Ereignisse von 1789 brach das Ancien Régime zunächst in Frankreich und infolge der Revolutionskriege fast in ganz Europa zusammen.
In Deutschland endet die Frühe Neuzeit 1806 mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Auch wenn die alten Regime nach der Niederlage Napoléon Bonapartes 1814/15 noch einmal restauriert wurden, hatte sich Europa als Folge der Revolution in Frankreich grundlegend gewandelt.
[Bearbeiten] Epochen innerhalb der Frühen Neuzeit
Je nach Betrachtungsweise unterteilt man die Frühe Neuzeit wiederum in folgende Zeitabschnitte:
- Anbruch der Renaissance (ca. 1350-1450)
- Zeitalter der Entdeckungen (1415-1531)
- Zeitalter der Reformation und der Glaubensspaltung (1517-1648) (Konfessionalisierung)
- Zeit des Absolutismus und der Aufklärung (ca. 1650-1789)
- Französische Revolution (1789-1815)
[Bearbeiten] Erscheinungsformen
[Bearbeiten] Allgemeine Politik
In politischer Hinsicht wirkt die Auseinandersetzung zwischen Protestantismus und Katholizismus für die Frühe Neuzeit prägend, die im Dreißigjährigen Krieg mündet. Die Konfessionalisierung führt zu einem tief greifenden Wandel in allen Lebensbereichen, der auch als Modernisierungsprozess begriffen werden kann. Die hierbei auftretenden Kämpfe bringen eine Neuordnung in Europa, die Altgläubige und Protestanten als gleichberechtigte Religionsgemeinschaften anerkennt. Die absolute Vormachtstellung des katholischen Spanien wird schrittweise zurückgedrängt.
Zumindest im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation entsteht ein neuer Typus von Staat. Der Territorialstaat mit einem Territorialherrn unterscheidet sich von den mittelalterlichen Gebilden dadurch, dass der Grundherr sich ausschließlich als Lehnsherr oder Vasall des Monarchen sah, während der Territorialherr als ein Souverän seines Landes auftritt.
Die prägende Staatsform der Frühen Neuzeit ist der Absolutismus. Mit ihm geht eine neue Wirtschaftsform, der Merkantilismus, einher. Dabei wandelt sich das Selbstverständnis des Monarchen gegenüber seinen Untertanen. Der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. von Frankreich vertritt die Ansicht: "Der Staat bin ich." König Friedrich II. von Preußen als Vertreter des "aufgeklärten Absolutismus" versteht sich hingegen als "oberster Diener des Staates."
In die Frühe Neuzeit (und nicht etwa ins Mittelalter) fällt auch die große Hexenverfolgung.
Zum Ende dieser Epoche kommen Prozesse der Demokratisierung der Gesellschaft zum Durchbruch. Das äußert sich am markantesten im Nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieg und in der Französischen Revolution, die beide zu demokratischen Neuordnungen der Gesellschaft führen. Der Adel verliert seine politische Führungsrolle, eine demokratische Verfassung wird zur neuen Grundlage der Rechtsordnung.
[Bearbeiten] Wirtschaftliche Entwicklung
Aus wirtschaftlicher Perspektive markierte dieses Zeitalter das Ende des Feudalismus, einer Wirtschaftsform, die auf dem Grundbesitz, besser gesagt der Grundherrschaft des Grundherrn als Lehnsherr oder Vasall des Monarchen und deren Besitz leibeigener Bauern beruhte. Weiterhin bedeutet es das Ende des bisherigen Zunft- und Ständewesens in den mittelalterlichen Städten. Die Expansion durch eine verstärkte Seefahrt und der damit verbundenen Entdeckungen führte zu neuen wirtschaftlichen Strukturen im Welthandel. Es wurde ersetzt von einem aufkeimenden Kolonialismus und Überseehandel durch die Großmächte Spanien, Portugal, Niederlande, Großbritannien und Frankreich und die Entwicklung der Manufaktur. Diese Entwicklungen legten das Fundament für Industrialisierung und Kapitalismus. Auch den Silberbergbau haben wir nicht zu vergessen. Die Entdeckungen der Silbervorkommen in der "Neuen Welt" führten zum Rückgang der traditionellen Zinn- und Silberförderung im sächsischen und böhmischen Erzgebirge bis zum schließlichen Abbruch dieser Förderung. Der Absolutismus brachte eine neue Wirtschaftsform, die des Merkantilismus mit sich. Der auf dem Handel basierende Kapitalgewinn gibt diesem System seinen Namen, weil der absolutistische Staat in seinen Außenbeziehungen nach kaufmännischen Gesichtspunkten verfuhr. Es gibt hierfür auch die Bezeichnung Frühkapitalismus.
Eine wesentliche Veränderung hinsichtlich der Industrialisierung brachte die Erfindung der ersten voll funktionsfähigen Dampfmaschine durch James Watt im 18. Jahrhundert mit sich. Dem gingen die Dampfmaschinenkonstruktionen voraus, die bei weitem weniger effizient waren als zum Beispiel die von Thomas Newcomen. Diese führte nicht nur zu einer Revolutionierung der Produktionsverhältnisse, insbesondere in der Eisenindustrie, sondern auch der Verkehrsinfrastruktur durch die Einführung der Eisenbahn durch George Stephenson, deren Beginn in England in das Jahr 1825 fällt. Dem gingen allerdings auch Versuche der Konstruktion einer Dampflokomotive durch Richard Trevithick im Jahre 1804 voran, die allerdings nicht an Mängeln der Lokomotiventechnologie, sondern an dem Schienenmaterial scheiterten. In gewisser Weise läutet die Erfindung der Eisenbahn das Ende der Frühen Neuzeit ein.
[Bearbeiten] Wissenschaft
Neben diesen Entwicklungen in der allgemeinen Politik haben wir die Fortschritte in der Wissenschaft zu sehen, welche unzweifelhaft einen wesentlichen Unterschied zu den vorangehenden Epochen markieren und somit ebenso für diese Epoche charakteristisch sind. Die Entdeckungen der spanischen und portugiesischen Seefahrer Christoph Kolumbus, Amerigo Vespucci, der dem Kontinent Amerika seinen Namen gab, Ferdinand Magellan, Vasco da Gama oder Bartolomeu Diaz erweiterten das seit der Antike bestehende Weltbild, das (von einzelnen, kaum rezipierten Entdeckungen wie denen der Wikinger in Amerika abgesehen) lediglich Europa, Afrika nördlich der Sahara und Teile Asiens umfasste. Die Folge war ein Aufschwung in der Kartographie u.a. durch Martin Behaim, der schon 1492 den ersten Erdglobus geschaffen hatte (natürlich noch ohne Amerika), und Gerhard Mercator. Nach ihm benannt wurde auch die Mercator-Projektion, eine winkeltreue Kartenprojektion.
Die Neuentdeckungen legten den Grundstein für den Aufbau des spanischen und portugiesischen Weltreiches und nach deren Niedergang im Laufe des 17. Jahrhunderts den für den Aufbau des englischen, niederländischen und französischen Kolonialsystems. Auch die Weltreisen von James Cook dürfen hier genannt werden. Auch sie haben uns wesentliche Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Erde gegeben. Zu Cooks Ehre gereicht es auch einen Weg gefunden zu haben, um einer damals gefürchteten Seefahrerkrankheit, dem Skorbut, wirksam zu begegnen.
In dieses Zeitalter, welches auch Zeitalter der Entdeckungen genannt wird, gehören die Astronomen Tycho Brahe, Nikolaus Kopernikus und Johannes Kepler, Galileo Galilei und Isaac Newton. Sie sorgten dafür, dass das geozentrische Weltbild oder Ptolemäische Weltbild durch ein heliozentrisches Weltbild abgelöst wurde. Dieses System wurde letzten Endes auch durch Newtons Gravitationstheorie abgestützt.
Auch die Medizin macht in dieser Zeit große Fortschritte. Zu den wichtigsten Vertretern gehörten zu ihrer Zeit Paracelsus, einem Vorläufer der Pharmazie bzw. Bartolomeo Eustachi, einer der Mitbegründer der Wissenschaft der Anatomie.
[Bearbeiten] Philosophie
Zu den bedeutendsten Philosophen des 16. und 17. Jahrhundert zählen Spinoza, Michel Montaigne, René Descartes, John Locke, Francis Bacon und Thomas Hobbes. In das 17. und 18. Jahrhundert fällt die Aufklärung, der sowohl individuelle als auch gesellschaftliche geistige Emanzipationsprozess, der sich gegen eine allein auf dem Glauben an Autoritäten beruhende Denkweise wandte. Je nachdem, auf welchen Aspekt dieses Prozesses man den Schwerpunkt der Betrachtung legt, liegt das Zentrum der Aufklärung im 17. Jahrhundert (Vernunft) oder im 18. Jahrhundert (Enzyklopädie, bürgerliche Emanzipation). Diese Periode bereitete letzten Endes die Revolution in Amerika und Frankreich vor. Entscheidend hierfür wird das aufklärerisch geprägte Menschenbild, das in der Losung der Französischen Revolution seinen prägnantesten Ausdruck findet: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Hinsichtlich der Frühaufklärung denkt man zunächst an Denis Diderot und Voltaire, Montesquieu, Jean Baptiste le Rond d'Alembert oder Jean Jacques Rousseau und damit eher an die Moralisten. Auch die Lehre vom Gesellschaftsvertrag von Rousseau ist eine Frucht dieser Philosophie. Schon hier beginnt sich Kritik am Absolutismus zu formieren. Auch denkt man sicher an die Vernunftphilosophie von Immanuel Kant. Die ersten, die eine Geschichtsphilosophie entwickeln, sind die Vertreter des deutschen Idealismus Johann Gottfried Herder und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Ein weiterer wichtiger Vertreter des deutschen Idealismus ist Johann Gottlieb Fichte. Auch Fichte veröffentlicht zur Lehre vom Gesellschaftsvertrag. Unverkennbar ist Rousseau hierfür Vorbild, dessen Philosophie auf der Volkssouveränität und dem Naturrecht beruht. Fichte und Schelling vertreten auch eine Naturphilosophie. Nicht zu vergessen ist hierbei auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Dieser ist mit seiner Geschichtsphilosophie ebenfalls einer der Wegweiser des 19. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert haben wir auch eine philosophische Ausrichtung zu einem Rationalismus zu verzeichnen, der besonders der englischen Nationalökonomie verpflichtet ist. Zu diesen Vertretern zählen David Hume, auf dem nicht wenig die Philosophie von Immanuel Kant beruht. Auch haben wir hier Adam Smith zu zählen als dem Begründer der Nationalökonomie.
Im 18. Jahrhundert haben wir erstmals eine wissenschaftlich fundierte Beschäftigung mit der Geschichte der Kunst des griechischen Altertums durch Johann Joachim Winckelmann. Auf ihn geht letztendlich die gesamte moderne Klassische Altertumswissenschaft zurück. Auch für das Menschenbild dieser Zeit, die man auch mit dem Stichwort "Neuhumanismus" umschreiben könnte, ist Winckelmann von Bedeutung. Es ist nicht von ungefähr auch an den so genannten Laokoonstreit zwischen Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing zu denken.
In Ostasien war die Frühe Neuzeit geprägt durch erste Kontakte mit dem Westen, wenn wir von den früheren Reisen des berühmten Venetianers Marco Polo einmal absehen, deren Authentizität bis heute nicht völlig geklärt ist, einen Niedergang des Buddhismus und ein Wiedererstarken des Konfuzianismus.
[Bearbeiten] Kunst
In der Kunst spiegeln sich Zeitgeschmack, Menschenbild, und allgemeine Charakteristika einer Gesellschaft in einem Staate und so das dementsprechende Gesellschaftsverständniss einer bestimmten Zeit. Wie die oben stehenden Absätze erkennen lassen, sind diese Bedingungen auch in dieser Zeit Wandlungsprozessen unterworfen.
Die vorherrschenden Kunststile dieser Epoche vornehmlich in Europa sind Renaissance und in einer Spätform Manierismus, Barock und Rokoko. Diese sind im Wesentlichen in allen Kunstgattungen vertreten. Zu den bedeutendsten Künstlern dieser Zeit zählen Leonardo da Vinci, der durch genaues Beobachten naturwissenschaftlich arbeitete, Michelangelo, Tizian, der mehrfach Kaiser Karl V. porträtierte, Sandro Botticelli, Albrecht Dürer, Rembrandt und Peter Paul Rubens.
Nebst den Kunststilen dieser Epoche prägte sich in dieser Zeit verstärkt auch ein gewinnorientierter Kunstbetrieb aus. So hatte z. B. bereits Lucas Cranach eine Werkstatt, in der er keineswegs allein beschäftigt war. Hierbei hat man weiterhin zu unterscheiden zwischen Werkstätten, die vorrangig oder zumindest mit hohem Anteil Auftragsarbeiten von staatlichen (also Höfen) oder kirchlichen Institutionen oder Personen ausführten, und solchen Werkstätten, welche ausschließlich auf private Auftraggeber angewiesen waren.
Auch in dieser Zeit gab es eine außereuropäische Kunst. Dazu zählt die Kunst der indianischen Hochkulturen, die erst mit der Landung von Hernando Cortez und Francisco Pizarro unterging. Einige bedeutende Reste davon sind noch vorhanden. Das betrifft besonders die Kunst und Kultur der Inka, der Maya und der Azteken.
[Bearbeiten] Literatur
Was für die Kunst gilt hinsichtlich des Zeitgeschmacks, des Menschenbildes, der allgemeinen Zustände in der Gesellschaft und des Staates und eines dementsprechenden Gesellschaftsverständnisses, trifft ebenso für die Literatur zu. Namentlich in der Aufklärungszeit gilt das ganz besonders, in der die Literatur enge Verbindungen zur Philosophie eingeht. Wichtige Vertreter der französischen Aufklärungsliteratur sind Voltaire und Diderot. Zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Literatur gehören für das 18. und beginnende 19. Jahrhundert Georg Christoph Lichtenberg, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Gottlieb Klopstock, Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland, Heinrich von Kleist, Novalis, Johann Gottfried Herder. Die Zeit von Goethe, Schiller und Herder bezeichnet man als den Sturm und Drang. Wenn hier von Lessing, Goethe und Schiller gesprochen wird, darf der Hinweis nicht fehlen, dass diese Schriftsteller auch eine Reihe Theaterstücke schrieben. Sie nahmen auch aktiv Anteil am zeitgenössischen Theater selbst.
Auch die Reformationszeit und die Zeit der Glaubenskämpfe hatte ihre typische Literatursprache. Sie erschöpfte sich keineswegs mit Luther und seiner Bibelübersetzung. Fraglos leistete Luther mit weiteren Werken hierzu einen wichtigen Beitrag. Gerade in dieser Zeit war die Literatur häufig polemisch. So gab es reformatorische und auch antilutherische Literatur. Häufig hatte sie publizistischen Charakter und kamen als kurze Stücke in Flugschriften vor. Man spricht auch von so genannter Flugschriftenliteratur. Zu wichtigen Vertretern dieser Zeit gehören unter anderem Hans Sachs und Sebastian Brant. In die Zeit des Dreißigjährigen Krieges gehört Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und sein Abenteuerlicher Simplicissimus.
[Bearbeiten] Musik
Da die Musik eine Kunstgattung ist, trifft hinsichtlich der Auffassungen zum Menschenbild und dem der Gesellschaft dasselbe zu, was zur Kunst und Literatur bereits gesagt ist.
Wir wissen auch in der Reformationszeit von Kirchenliedern, die Martin Luther geschrieben hat. Die Noten sind erhalten geblieben. Die Zeit des Barocks, des Rokoko und der Aufklärung bringt Musiker und Komponisten hervor, die in der klassischen Musik nicht wegzudenken sind. Zu denen zählen Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven.
Gerade für die gesellschaftliche Kultur an den Höfen zur Zeit der Aufklärung ist die Musik ein wichtiger Bestandteil. Zumindest von Kaiser Leopold II. (HRR) und König Friedrich II. (Preußen) ist bekannt, dass sie selbst musizieren und zum Teil auch komponieren. In diesem Zusammenhang zu erwähnen sind höfische Gesellschaftstänze, für die entsprechende Musikstücke wie das Menuett komponiert werden. Dieses allerdings gibt es bereits seit dem 17. Jahrhundert. Gesellschaftstänze insgesamt gibt es seit dem 14. Jahrhundert.
Bekannte Musikinstrumente dieser Zeit sind unter anderem das Virginal, die Querflöte, die Violine, das Cembalo und das Spinett. Zu den bekanntesten Musikinstrumentenbauern dieser Zeit gehören Gottfried Silbermann, Antonio Stradivari und Nicola Amati, der wiederum Stradivaris Lehrmeister ist.
[Bearbeiten] Literatur
- Aretin, Karl Otmar von, Das Reich: Friedensgarantie u. europ. Gleichgewicht 1648–1806, Stuttgart 1986
- Blickle, Peter: Die Reformation im Reich, Stuttgart 1982
- Duchardt, Heinz: Das Zeitalter des Absolutismus, 3. überarb. Aufl., München 1998, ISBN 3-486-49743-X
- Dülmen, Richard van: Die Entdeckung des Individuums, Frankfurt am Main 1997
- Dülmen, Richard van: Die Gesellschaft der Aufklärer, Frankfurt am Main 1996
- Dülmen, Richard van: Gesellschaft der Frühen Neuzeit, Wien 1993
- Emich, Birgit, Territoriale Integration in der Frühen Neuzeit. Ferrara und der Kirchenstaat, Köln/Weimar/Wien : Böhlau 2005, 1178 S. ISBN 3-412-12705-1 (= Habilitation Freiburg 2002)
- Emich, Birgit, Geschichte der Frühen Neuzeit studieren, Konstanz 2006 ISBN 3-8252-2709-X
- Lutz, Heinrich, Reformation und Gegenreformation, durchgesehen und ergänzt von Alfred Kohler, 4. Aufl., München 1997
- Mieck, Ilja: Europäische Geschichte der frühen Neuzeit: eine Einführung, 5., verb. Aufl., Stuttgart [u.a.] 1994, ISBN 3-17-012630-X
- Oldenbourg Geschichte Lehrbuch: Frühe Neuzeit, hrsg. von Anette Völker-Rasor, mit einer Einleitung von Winfried Schulze, München 2000 ISBN 3-486-56426-9
- Press, Volker: Kriege und Krisen, Deutschland 1600–1715, München 1991
- Schilling, Heinz: Die neue Zeit: vom Christenheitseuropa zum Europa der Staaten, 1250 bis 1750, Berlin 1999
- Schilling, Heinz: Siedler Deutsche Geschichte [Abt. 1]: Das Reich und die Deutschen Teil [5]: Aufbruch und Krise: Deutschland 1517–1648, Berlin 1988
[Bearbeiten] Siehe auch
Portal: Frühe Neuzeit – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Frühe Neuzeit |
[Bearbeiten] Weblinks
- Server Frühe Neuzeit
- Virtual Library Frühe Neuzeit
- Einführung in die Frühe Neuzeit, Uni. Münster
- www.webhistoriker.de Termine von Ausstellungen, TV- und Radiotipps sowie News aus dem Zeitbereich "Frühe Neuzeit"
- Society for Renaissance Studies
- Darstellung der Europäischen Geschichte zwischen 1492 und 1558 bei Pastperfect.at