Auer Mühlbach
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Der Auer Mühlbach ist ein etwa sieben Kilometer langer, aus Isarwasser gespeister und heute großteils künstlicher Stadtbach im Süden von München. Er verläuft östlich des Hauptarmes der Isar entlang der Hangkante des Steilufers und ist klassifiziert als Gewässer dritter Ordnung mit einem konstanten Zu- und Abfluss von 10 Kubikmetern pro Sekunde.
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[Bearbeiten] Verlauf
[Bearbeiten] Ursprünglicher Verlauf
Die Isar im heutigen Stadtgebiet von München als Gebirgsfluss hatte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein relativ breites, seinen Weg immer wieder variierendes Bett mit vielen Kiesinseln und Nebenarmen. Der Auer Mühlbach ist solch ein alter Teil der Isar, der im Lauf der Jahrhunderte immer stärker reguliert und kanalisiert wurde. Seit 1330 auf Höhe der heutigen Marienklause ein erstes großes Stauwehr errichtet wurde, um das Wasser der Isar für den Bedarf der wachsenden Stadt nach Westen zu zwingen, zweigte der Bach am Auer Senkbaum gegenüber der heutigen Zentrallände durch eine Schleuse vom östlichen Ufer der Isar ab.
[Bearbeiten] Um 1900: Bau des Isar-Werkkanals
Um den steigenden Bedarf der Stadt an elektrischem Strom zu decken, wurde von 1905 bis 1907 westlich parallel zur Isar der Isarkanal (Werkkanal) angelegt, durch den es möglich wurde, das Potential der Isar für größere Wasserkraftwerke nutzen zu können. Seit Errichtung des Isarwerks 1 (Südwerk) im Jahr 1906 wird der Mühlbach an der Floßlände südlich von Maria Einsiedel bei Flusskilometer 153,30 an der Schleuse (Lage: 48° 5′ 30.67″ N, 11° 32′ 55.33″ O) gegenüber der Marienklause aus diesem Kanal ausgeleitet, fließt in einem rund 160 Meter langem Düker (Tunnel), dessen Verlauf an der Kante der Staustufe an der Marienklausenbrücke ablesbar ist, in nordöstlicher Richtung unter der Isar hindurch und tritt unterhalb der Klause knapp vor der Grenze des Tierparks Hellabrunn auf der östlichen Flussseite in den früheren Auen wieder ans Tageslicht.
Zusätzlich besteht knapp oberhalb des Dükerendes eine Schleuse aus der Isar selbst, diese liegt jedoch die meiste Zeit über trocken und wird nur bei Isar-Hochwasser genutzt, um den Fluss über den Auer Mühlbach zu entlasten.
Diese aufwändigen Baumaßnahmen sollten mit dem wasserbautechnischen Wissen der jeweiligen Zeit einen möglichst konstanten Wasserzustrom für die Mühlen und Wasserkraftwerke am Mühlbach auch bei Niedrigwasser der Isar garantieren.
Im Tierpark, der seinen Wasserbedarf über eine große Zahl an Grundwasser- und Hangquellen weitgehend selbstständig decken kann, bietet der gestaltete Auer Mühlbach in vielen vernetzten Biotopen einer großen Zahl von Tier- und Pflanzenarten eine Heimat.
Nach dem Verlassen Hellabrunns und des Tierparks fließt der Bach vorbei an Siebenbrunn zwischen unterer Hangkante und Schrebergärten weiter Richtung Norden. Der weitere Weg des Auer Mühlbach führt durch die Stadtteile Untergiesing und die Au, seit einer Verlängerung 1893 mündet der Mühlbach auf halber Strecke zwischen Maximilians- und Prinzregentenbrücke bei Flusskilometer 146,60 (Lage: 48° 8′ 20.87″ N, 11° 35′ 38.73″ O) knapp unterhalb der Nordspitze der Praterinsel wieder in die Isar. Im Tierpark zweigt aus dem Auer Mühlbach das Freibadbächl ab, unterhalb der Harlachinger Straße bekommt der Bach Zulauf vom Siebenbrunner Bächl; andere früher bestehende Abzweige wie der Entenbach oder der Auerfehlbach wurden inzwischen aufgelassen.
[Bearbeiten] Geschichte
![Mündung des Auer Mühlbachs in die Isar, Maximiliansbrücke, Praterinsel](../../../upload/shared/thumb/6/69/Munich_Auer-Muehlbach_Isar_orifice_total.jpg/180px-Munich_Auer-Muehlbach_Isar_orifice_total.jpg)
Schon lange vor der „offiziellen“ Stadtgründung Münchens wurde die Wasserkraft der Isar für den Betrieb von Mühlen genutzt. Doch da die Isar bis zur zunehmenden Regulierung ab dem 19. Jahrhundert ein wilder Gebirgsfluss war, der seinen Lauf häufig änderte und starke Pegelschwankungen aufwies, baute man die Mühlräder im Münchner Raum nicht am unberechenbaren Hauptarm des Flusses, sondern an einem regulierbaren, künstlich abgeleiteten Nebenarm mit möglichst konstanter Wasserführung, dem Mühlbach. Die erste schriftliche Erwähnung des Baches und einer Mühle zu Kiesingenum (heute Untergiesing) findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 957.
In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde im Süden Münchens auf Höhe der Marienklause am östlichen Isarsteilufer ein erstes großes Isarwehr erbaut und zwang den Fluss nach Westen, um den Wasserbedarf der aufstrebenden Stadt zu decken. Schon damals regulierte eine im Wehr angebrachte Schleuse den Zufluss zum Auer Mühlbach.
Neben der Antriebskraft für Getreide-, Hammer- und Walkmühlen, Sägewerke und Schleifereien lieferten der Mühlbach und die anderen Stadtbäche auch Brauchwasser für Haus und Garten, für Färbereien und Gerbereien und zum Löschen der früher häufigen gefährlichen Brände. Zugleich füllten die Bäche die Wassergräben der Stadtbefestigung und dienten zur Entsorgung von Fäkalien und Abfällen aller Art.
[Bearbeiten] Literatur
- Bauen in München 1960 bis 1970, herausgegeben vom Baureferat der Stadt München: Begründung zur Auflassung der Stadtbäche
- Helmut Lindner: Alte Dörfer rechts der Isar vor den Toren Münchens. Giesing, Au, Haidhausen. Seit 125 Jahren bei München, 1854 - 1979, München 1979, 207 Seiten, mit Abbildungen. Monacensia-Bibliothek Nr. 16.723
- Michael Dosch: Projekt zur Isarregulierung und Bebauung der Stadtbezirke Au, München 1897. Monacensia 2° Mon. 59
- Josef Freudenberger: Aus der Geschichte der Au (München). Die alte Au, München 1927, 256 Seiten, mit Abbildungen. Monacensia 8° Mon. 3.339
- Josef Freudenberger: Aus der Geschichte der Au. Hauptsächlich die Geschichte der Au von Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Einverleibung in München, München 1913, 220 Seiten, mit Abbildungen. Monacensia 8° Mon. 25
- Anselm Martin: Topographie und Statistik des K.B. Landgerichts Au bei München, München 1837. Monacensia 8° Mon. 316
- Martin Reinkowski: Die Au um 1900. Vorstadt zwischen Mittelalter und Moderne, München 1987, 96 Seiten, mit Abbildungen (Ausstellungskatalog). Monacensia Mon. 19.277
- Hermann Wilhelm: In der Münchner Vorstadt Au, München 2003, 144 Seiten, mit Abbildungen.
- Thomas Will (Technische Universität München/Lehrstuhl für Entwerfen und Denkmalpflege): Der Auer Mühlbach. Architektonisches Entwerfen als Interpretation des Ortes. Studienprojekte für einen Münchner Stadtbach, München 1984. 127 Seiten, mit Abbildungen
[Bearbeiten] Weblinks
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