Bayerische Pt 2/3
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Bayerische Pt 2/3 DRG Baureihe 70.0 ÖBB 770 |
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Anzahl | 97 |
Nummeriernreihe | DRG 70 001 - 70 097 |
Hersteller | Kraus |
Indienststellung | 1909 - 1915 |
Ausmusterung | 1963 |
Bauart | 1B h2 |
Dienstmasse | 38,4 / 39,5 / 39,9 t |
mittlere Kuppelachslast | 13,6 / 14,1 / 14,2 Mp |
Länge über Puffer | 9065 / 9.165 / 9265 mm |
Ø Treibrad | 1.250 mm |
Ø vorderes Laufrad | 850 / 850 / 1006 mm |
Höchstgeschwindigkeit | 65 km/h |
Kesselüberdruck | 12 kp/cm² |
Kolbenhub | 500 mm |
Zylinderdurchmesser | 375 mm |
Rostfläche | 1,22 m² |
Verdampfungsheizfläche | 58,1 m² |
Überhitzerheizfläche | 18,40 m² |
Leistung | 420 PSi |
Lokreibungslast | 27,2 / 28,3 / 28,4 Mp |
Bremsbauart | Druckluftbremse Bauart Westinghause auf 1. Kuppelradsatz von vorn und 2. Kuppelradsatz von hinten wirkend Wurfhebelbremse im Führerhaus |
Die zweizylindrigen Heißdampfmaschinen Bayrische Pt 2/3 wurden von Krauss für die Königlich Bayerische Staatsbahn zwischen 1909 und 1915 hergestellt. Mit ihrer charakteristischen Bauform der weit vorgelagerten Laufachse und zwei unter dem Stehkessel liegenden Kuppelachsen haben sie sich gegen die Vergleichsbauart Pt 2/4 durchgesetzt und konnten sich nach dem Wegfall der ursprünglichen betrieblichen Anforderungen noch bis in die 1960er Jahre auf süddeutschen Nebenbahnen halten.
Insgesamt wurden 97 Exemplare hergestellt, deren drei Bauausführungen sich nur geringfügig unterschieden. Bis 1937 wurden 50 Maschinen mit Bisselachsen ausgestattet (die Achsfolge änderte sich dabei von 1B nach 1'B). Die konstruktive Besonderheit dieser Lokomotive war der außergewöhnlich große Abstand zwischen Treib- und Laufachse von 4000mm; bei den letzten sechs Exemplaren 4050mm. Daraus resultierte ein sparsamer, aber wirtschaftlich sinnvoller Leichtbau der Maschine, die sich hervorragend bewährte.
Hinter der Idee der Pt 2/3 stand das Konzept der "leichten Züge", wobei der Schaffner zu Lasten des Heizers eingespart wurde, der dann durch eine Tür an der Hinterseite der Lok in den Zug gelangte, wo er alle Aufgaben des Schaffners übernehmen musste. Die Pt 2/3, spätere Baureihe 70, wurde durch stärkere Lokomotiven wie die BR 64 und die Elektrifizierung aus ihrem ursprünglichen Dienst verdrängt und gelangte in den Nebenbahndienst, wo sie sich besonders aufgrund ihrer Sparsamkeit lange hielt. Die überflüssig gewordenen Türen an der Rückseite wurden teilweise zugunsten eines größeren Kohlenkastens ausgebaut.
Die Deutsche Bundesbahn übernahm 89 Lokomotiven; vier waren in Österreich verblieben, drei offenbar durch Kriegseinwirkung nicht mehr wirtschaftlich aufzuarbeiten und eine war 1935 ausgemustert worden. Die letzte Lok, 70 083, wurde 1963 bei der Bundesbahndirektion Nürnberg ausgemustert und nach München überführt. Nachdem sie fast vierzig Jahre als Denkmal in Mühldorf/Inn verbrachte, konnte der Bayerische Lokalbahnverein die Lok im Jahr 2005 wieder in Betrieb nehmen. Es handelte sich dabei wohl um eine der eisenbahnhistorischen Sensationen des Jahres.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben die 70 086, 092, 095 und 096 in Österreich, die unter Beibehaltung der Ordnungsnummer die ÖBB Reihe 770 bildeten. Ihr Haupteinsatzgebiet war die Strecke Pöchlarn–Kienberg-Gaming. Die 770.086 wurde am 31. Januar 1967 als letzte ihrer Art abgestellt. Die danach beim Bahnhof Pöchlarn aufgestellte Lok wurde 1997 reaktiviert und führt seit 1999 Sonderzüge der Brenner&Brenner Dampflokomotiven Betriebsgesellschaft.