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Benchmark

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Der Begriff Benchmark (= Maßstab) bzw. Benchmarking (= Maßstäbe setzen) bezeichnet ein formalisiertes Konzept, um Verbesserungsmöglichkeiten durch den Vergleich von Leistungsmerkmalen mehrerer vergleichbarer Objekte, Prozesse oder Programme zu finden. Der Begriff wird sowohl in den Wirtschaftswissenschaften als auch in der angewandten Informatik verwendet.

Das grundsätzliche Ziel des Benchmarking ist es, die Schwächen eines Unternehmens und seiner Prozesse oder eines Computers und seiner Programme durch Vergleich mit anderen Unternehmen, Prozessen, Computern oder Programmen aufzudecken und die Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Für diesen Vergleich sind entweder mindestens zwei aufeinander folgende Erhebungen von Daten durchzuführen oder Daten von mindestens zwei verschiedenen Objekten möglichst gleichzeitig zu erheben.

In den Wirtschaftswissenschaften liefert das Benchmarking eine Metrik für eine komplexe Leistung aus einer Anzahl einzelner Maße, die mit Hilfe einer Benchmarking-Studie gefunden wird. Benchmarking ist ein wiederholt eingesetzter Prozess, um Produkte, Dienstleistungen und Arbeitsprozesse von mehreren Unternehmen oder auch die Wirkung politischer Vorgaben zu beurteilen und zu verbessern.

In der angewandten Informatik ist der Benchmark eine standardisierte Metrik, nach der die komplexe Leistung zweier vergleichbarer Programme oder Computer anhand einer Anzahl einzelner Maße objektiv gemessen wird und diese nach bestimmten Kriterien verglichen und bewertet werden.

Es gibt bisher keine Beispiele international genormter (ISO) Benchmarks, industrielle Standards werden beispielsweise durch SPEC gesetzt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Wirtschaftswissenschaften

[Bearbeiten] Betriebswirtschaftliches Benchmarking

[Bearbeiten] Ursprünge des Benchmarking

Das Wort Benchmarking hat seinen Ursprung in der Holzbearbeitung. Ein Schreiner bzw. Tischler hat früher eine Markierung (mark) an seiner Werkbank (bench) angebracht. Mit diesem Maß stellte er sicher, dass z. B. beim Herstellen von Stuhlbeinen alle Beine gleich lang wurden. Dazu legte er einfach ein Stück Holz bündig an der Markierung an und schnitt es an der Kante der Werkbank ab. Heute hat sich der Begriff Benchmarking in vielen neuen Bereichen etabliert.

Das Benchmarking ist in der Praxis entstanden und ist auf die US-amerikanische Firma Xerox Corporation zurückzuführen: Der Kopiererhersteller befand sich Ende der 70er Jahre in einer schwierigen Wettbewerbsposition bedingt durch Qualitäts- und Kostenprobleme. Der Konkurrent Canon aus Japan brachte einen Kopierer zu einem Verkaufspreis auf den Markt, der wesentlich unter den Herstellkosten für vergleichbare Geräte bei Xerox lag. Die Marktanteile von Xerox fielen auf dem Kopierermarkt steil ab. Aus diesem Grund wandte Xerox 1979 zum ersten Mal ein Benchmarking an: Es wurde ein Kopierer der Konkurrenz gekauft, zerlegt und die einzelnen Komponenten mit jenen der eigenen Kopierer verglichen. So konnten die niedrigeren Herstellungskosten von Canon zu einem großen Teil erklärt werden. In einem nächsten Schritt wurden die Aktivitäten der einzelnen Wertschöpfungsketten im Unternehmen analysiert, mit dem Ergebnis, dass erhebliche Probleme in den Logistik- und Vertriebsprozessen aufgedeckt werden konnten. Aufgrund dieser ersten Erfolge wurde Benchmarking bald zu einer Hauptsäule der Xerox-Strategie.

Seither hat sich das Benchmarking über mehrere Generationen weiterentwickelt und zu unterschiedlichen Erscheinungsformen geführt.

In der Europäischen Union wird das Benchmarking seit Ende 1996 als eine Methode angewandt, um die Leistungskraft der einzelnen Arbeitsmärkte der EU-Länder zu vergleichen. Dabei sollen Schwächen einzelner Mitgliedstaaten offen gelegt und die jeweiligen Regierungen in die Lage versetzt werden, dringend benötigte Reformen durchzuführen. Entsprechende Vergleichsmethoden sind auf den nationalen Ebenen der Politik bisher eher unüblich, der Drang nationaler oder regionaler Politik zu mehr Transparenz ist steigerungsfähig.

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es im Bereich der öffentlichen Verwaltungen und Organisationen zum einen gesetzliche Vorschriften für das Benchmarking (z.B. Krankenhäuser, Rentenversicherung), zum anderen auch freiwillige Aktivitäten in sogenannten Benchmarking-Clubs. So sind beispielsweise die gesetzlichen Unfallversicherungsträger mit wissenschaftlicher Begleitung dabei ein Prozessbenchmarking durchzuführen und weiter zu entwickeln, das sowohl qualitative, als auch quantitative Ziele und Wirkungen berücksichtigt.

[Bearbeiten] Gründe für das Benchmarking

Unternehmen wenden Benchmarking aus unterschiedlichen Gründen an:

  • Skalare Geldmaße: Die Reduzierung auf pekuniäre Maße allein ist nicht hinreichend, um die Wettbewerbsfähigkeit über eine kommende Periode einzuschätzen.
  • Langfristige Existenzsicherung: Unternehmen messen sich an internationalen Leistungsgrößen und durchleben einen Lern- und Umsetzungsprozess durch Erfahrungsaustausch. Auf zunehmend gesättigten Märkten und in Zeiten globalen Wettbewerbs ist das für eine langfristige Existenzsicherung wichtig.
  • Prognose: Benchmarking-Informationen werden auch dazu verwendet, den Zustand des Markts zu beurteilen und Marktpotentiale zu prognostizieren. Bsp.: Trends bei der Entwicklung von Produkten/Dienstleistungen, Verbraucherverhalten.
  • Neue Ideen: Benchmarking zwingt ein Unternehmen dazu über Vorgehensweisen und Strategien anderer Unternehmen nachzudenken. Damit kommt das Unternehmen zu einem Außerhalb-der-vier-Wände-Denken.
  • Benchmarking kann auch bei Unternehmen ausserhalb der eigenen Branche betrieben werden (zum Beispiel Produktionsabläufe). Bei Unternehmen ausserhalb der Eigenen Branche ist auch die Bereitschaft zur Zusammenarbeit größer, da keine direkte Konkurrenz besteht.

Ziele des Benchmarking:

  • Stärken und Schwächen des Unternehmens aufzeigen
  • Positionierung des Betriebes im Vergleich zum Wettbewerb
  • Maßnahmenplan zur Leistungsverbesserung erstellen und umsetzen

[Bearbeiten] Erscheinungsformen

1. Benchmarking-Formen nach dem Merkmal „Benchmarking-Partner“:

  • Internes Benchmarking: Hier findet der Vergleich von Benchmarking-Objekten entweder innerhalb eines Unternehmens oder mit assoziierten Unternehmen statt. Es werden bspw. Prozesse, Methoden oder Unternehmenseinheiten miteinander verglichen.
  • Externes Benchmarking: Externes Benchmarking wird mit Partnern durchgeführt, die außerhalb des eigenen Unternehmens stehen. Ein grosses Problem beim externen Benchmarking stellt die Datenerhebung und der Kennzahlenvergleich dar, da Daten in unterschiedlichen Unternehmen unterschiedlich aquiriert werden und nicht immer die selben Kennzahlen in Unternehmen erhoben werden.

Formen davon sind:

  • Konkurrenzorientiertes Benchmarking (bezogen auf ganzen Markt oder eine Branche)
  • Kooperatives Benchmarking (Erweiterter Erfahrungsaustausch)
  • Branchenorientiertes Benchmarking
  • Funktionsorientiertes Benchmarking (Generic Benchmarking)

2. Benchmarking-Formen nach dem Merkmal „Benchmarking-Objekt“:

  • Produkt-Benchmarking
  • Prozess-Benchmarking
  • Organisations-Benchmarking

[Bearbeiten] Phasen des Benchmarking

1. Zielsetzungs-/Vorbereitungsphase:

  • Festlegung des Benchmarking-Objektes
  • Nominierung des Benchmarking-Teams
  • Suche und Auswahl des Benchmarking-Partners

2. Vergleichsphase:

  • Festlegung von Messdaten zur Leistungsermittlung
  • Festlegung von Metriken zur Beurteilung erhobener Daten
  • Ermittlung und Analyse der Leistungslücke

3. Umsetzungsphase:

  • Definition von Zielen und Strategien zur Lückenschließung
  • Festlegung von Aktionsplänen zur Umsetzung

4. Kontrollphase:

  • Ergebnis- und Fortschrittskontrolle

[Bearbeiten] Volkswirtschaftslehre

Hier geht es um die Wettbewerbsfähigkeit von:

  • Regionen (z. B. Bundesländern)
  • Branchen
  • Staaten (z. B. nationale Arbeitsmärkte in der EU s. o.)

Benchmarking-Ergebnisse werden u. a. im World Competetiveness Report veröffentlicht.

[Bearbeiten] Angewandte Informatik

Benchmarkings sind genormte Testverfahren, mit deren Hilfe man die Leistung von EDV-Systemen oder Systemklassen ermitteln und diese nach bestimmten Kriterien miteinander vergleichen kann. Bekannt sind die Benchmark-Tests für die Hardware-Leistung bei Computersystemen.


[Bearbeiten] Ursprünge der Hardware-Benchmark-Tests

  • 70er-Jahre: Messung in Mips und Flops
  • Frühe 80er-Jahre: Messung in Dhrystones und Whetstones
  • Seit 1989: Anwendungs-Benchmark-Tests der Standard Performance Evaluation Corporation (SPEC). Es handelt sich um eine Serie von Anwendungen (z.B. neuronale Netze, finite Elemente, Videoenkodierung usw.), die in Integer-bezogene (SpecInt) und Floatingpoint-bezogene (SpecFp)-Programme eingeteilt werden. Entsprechend bildet das Endergebnis der Tests immer zwei Zahlen, die die Leistung bezogen auf eine Referenzmaschine (Benchmark) angeben. Bei Spec2000 ist dies z.B. eine Sun UltraSparcIIi/256MB.

Hardware-Benchmarktests schließen traditionell nur CPU- und Speicherzugriffsleistung ein. Grafikkarte, Massenspeicher usw. werden nicht getestet.

Die nächste Spec-Aktualisierung soll laut Auskunft der Standard Performance Evaluation Corporation 2006 erfolgen. Die Auswahl der einzelnen Benchmark-Bestandteile ist mittlerweile abgeschlossen.

[Bearbeiten] Beispiel für Hardware-Benchmarks

Tabelle einiger Dhrystone-Werte als Beispiel für Hardware-Benchmarks:

Typ Mikroprozessor Betriebssystem Compiler Dhrystones/sec., no reg Dhrystones/sec., reg
IBM PC/XT 8088-4.77Mhz PC/IX cc 257 287
VAX 11/780 UNIX 5.2 cc 1.515 1.562
Compaq PIII/450 NT4 TCC 3.1/286/287 71.428
Compaq PIII/450 NT4 wcc 10.5/-otexan-fp5 250.000
FMS AthlonXP1800 SUSE 8.1 gcc 2.016.129
FMS AthlonXP1800 SUSE 8.1 gcc -O3 5.050.505

[Bearbeiten] Sinnverwandte Begriffe

  • Benchmark als genormtes Testverfahren zur Performancemessung von Geräten.
  • Total Quality Management
  • Benchmarking mit Success Resource Deployment
  • Process Benchmarking Process Benchmarking
  • Produkt Benchmarking
  • Benchmark Award

[Bearbeiten] Literatur

  • Reisbeck, T.; Schöne, L. B. (2006): Immobilien-Benchmarking - Ziele, Nutzen, Methoden und Praxis, Springer-Verlag Berlin New York, 407 Seiten, ISBN 3-540-29651-4
  • F. Fahrni, R. Völker, Ch. Bodmer (2002): Erfolgreiches Benchmarking - in Forschung, Entwicklung, Beschaffung und Logistik, Carl Hanser Verlag München Wien, ISBN 3-446-21790-8
  • Handwörterbuch Unternehmensführung und Organisation/hrsg. von Georg Schreyögg, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2004, ISBN 3-7910-8050-4
  • Füser, Karsten: Modernes Management: Lean Management, Business Reengineering, Benchmarking und viele andere Methoden, ISBN 3-406-47970-7
  • Straub, Rolf: Benchmarking: eine Darstellung des Benchmarking als modernes Instrument zur Leistungsverbesserung, 1997
  • Bichler, Klaus: Logistik-Controlling mit Benchmarking: Praxisbeispiele aus Industrie und Handel, Wiesbaden: Gabler, 1994, ISBN 3-409-13764-5
  • Benchmarking: Spitzenleistungen durch Lernen von den Besten, Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 1996, ISBN 3-7910-0805-6
  • Böhnert, Arndt-Alexander: Benchmarking: Charakteristik eines aktuellen Managementinstruments, Hamburg: Kovač, 1999, ISBN 3-86064-901-9
  • Gunnar Siebert, Stefan Kempf: Benchmarking, Hanser Wirtschaft, München 2002, ISBN ISBN 3-446-21850-5.
  • James G. Patterson: Grundlagen des Benchmarking, die Suche nach der besten Lösung, Wien 1996, ISBN 3706402513.
  • Xerox Corporation: Leadership through quality: Implementing competitive benchmarking, Stamford CT, 1987.
  • James P. Womack, Daniel T. Jones, Daniel Roos: Die zweite Revolution in der Autoindustrie, Frankfurt/Main 1994, ISBN 359335120X.
  • Amann, M.; Schneider, D. (2005): McKinsey und andere Beratungsgesellschaften im SRD-Benchmarking, Bericht aus dem empirischen Forschungsprojekt "Unternehmensberatungen im Benchmarking mit Success Resource Deployment" am Kompetenzzentrum für Unternehmensentwicklung und -beratung, KUBE e.V., Kempten.
  • Schneider, D.; Philipp, A. (2004): Benchmarking der Hersteller-Händler-Beziehung in der Sportartikelindustrie - Adidas, Asics, Puma, Nike, Reebok und New Balance im KUBE-SRD-Benchmarking, in: controller magazin, S. 255 - 259.
  • Schneider, D.; Zeprzalka, M. (2004): Benchmarking von Airlines mit Success Resource Deployment - Ergebnisse einer empirischen Studie über British Airways, Lufthansa, LOT, Deutsche BA, Ryanair, LTU und Hapag Lloyd, in: Internationales Verkehrswesen, S. 272 - 276.
  • Herzog, Alexander; Schneider, Dietram (2005): Ferrari und Maserati im SRD-Benchmarking, Bericht aus dem gleichnamigen Forschungsbericht des Kompetenzzentrums für Unternehmensentwicklung und -beratung, KUBE e.V., Kempten.
  • Przybilla, Rüdiger P. (2002): Benchmarking als Wettbewerbssurrogat in der öffentlichen Abfallwirtschaft, Eul, Köln.
  • R. Boutellier, S. M. Wagner, H. P. Wehrli (2003): Handbuch Beschaffung (Strategien, Methoden, Umsetzung), Carl Hanser Verlag München Wien, ISBN 3-446-21821-1
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