Bernhard Lichtenberg
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Bernhard Lichtenberg (* 3. Dezember 1875 in Ohlau, Schlesien; † 5. November 1943 in Hof, Bayern) war katholischer Priester, der während der nationalsozialistischen Diktatur öffentlich gegen die Nazis Stellung bezog. Er zählt zu den Gerechten unter den Völkern in Yad Vashem. Für sein Lebenszeugnis wurde er 1996 zusammen mit Karl Leisner seliggesprochen.
[Bearbeiten] Biographie
Bernhard Lichtenberg wird am 3. Dezember 1875 als vierter Sohn des Kaufmanns August Lichtenberg in der schlesischen Stadt Ohlau (die heutige polnische Stadt Oława) geboren. Von 1895 bis 1898 studiert er katholische Theologie in Innsbruck und später in Breslau, wo er schließlich 1899 zum Priester geweiht wird. Ab 1900 ist Lichtenberg als Kaplan, Kurat und schließlich als Pfarrer in Berlin tätig.
Von 1913 bis 1930 ist er Pfarrer der Herz-Jesu-Gemeinde in Berlin-Charlottenburg. Während des Ersten Weltkriegs ist Lichtenberg Militärgeistlicher beim Gardegrenadierregiment 3 in Berlin-Charlottenburg. Er erhält die Verdienstmedaille des Roten Kreuzes. Etwa zur gleichen Zeit ist er für die Zentrumspartei auch im Charlottenburger Stadtparlament. Seit 1931 gehört er dem Berliner Domkapitel an.
Lichtenberg gerät schon früh ins Visier der Nazis. Der spätere Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels startet 1931 eine Hetzkampagne gegen den Pfarrer, nachdem dieser zum Besuch des Anti-Kriegsfilms Im Westen nichts Neues nach dem Roman von Erich Maria Remarque aufgerufen hatte. Kurz nach der Machtergreifung der Nazis 1933 wird Lichtenbergs Wohnung von der Gestapo durchsucht. Dies sollte nicht die einzige Durchsuchung bleiben.
1935 erfährt Lichtenberg von den Zuständen im Konzentrationslager Esterwegen, gegen die er in einer an Hermann Göring gerichteten Beschwerdeschrift protestiert.
1938 wird Lichtenberg Propst der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Nach der Reichspogromnacht betet er öffentlich für verfolgte Juden. 1941 protestiert Lichtenberg in einem Brief an den Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti gegen die Ermordung geistig und körperlich Behinderter („Euthanasieprogramm“).
Am 23. Oktober 1941 wird Lichtenberg von der SS verhaftet. Am 22. Mai 1942 wird er wegen Kanzelmissbrauchs und Vergehen gegen das Heimtückegesetz zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt, die er zuerst im Zuchthaus Tegel und später im Durchgangslager Berlin-Wuhlheide verbüßt. 1943 wird Lichtenberg in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Auf dem Weg dorthin stirbt der schwer herz- und nierenkranke Geistliche am 5. November unter nicht geklärten Umständen. Seine sterblichen Überreste werden am 16. November von der zu diesem Zeitpunkt noch nicht zerstörten Kirche St. Sebastian unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen. 1965 werden sie in die Krypta der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale überführt.
Das Erzbistum Berlin hat Ende der 1990er Jahre einen Bernhard-Lichtenberg-Fonds eingerichtet, der als Nothilfefond Migranten unterstützt, die unverschuldet in Not geraten sind.
Papst Johannes Paul II. hat Dompropst Lichtenberg am 23. Juni 1996 im Rahmen seines Deutschlandbesuchs in Berlin seliggesprochen.
Die Verantwortlichen der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem ehren Lichtenberg wegen seines Einsatzes für verfolgte Juden postum mit der Auszeichnung als "Gerechten unter den Völkern". Shimon Stein, Israels Botschafter in Deutschland, überreichte am 18. Mai 2005 Urkunde und Medaille für diese Auszeichnung in der Sankt-Hedwigs-Kathedrale an Berlins Kardinal Georg Sterzinsky.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Bernhard Lichtenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Artikel im BBKL
- Eintrag zur Fernsehverfilmung Bernhard Lichtenberg (1965) in der IMDb
- Kurzer Lebenslauf mit Bild bei Ev. Kirchengemeinde Charlottenburg-Nord
Personendaten | |
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NAME | Lichtenberg, Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | katholischer Theologe, 1996 seliggesprochen |
GEBURTSDATUM | 3. Dezember 1875 |
GEBURTSORT | Ohlau, Schlesien |
STERBEDATUM | 5. November 1943 |
STERBEORT | Hof |