Diskussion:Bergfried
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Der Unterschied zwischen "Burgfried" und "Bergfried".
Laut Duden und Umgangssprache kann man zwar beides verwenden, historisch gesehen ist aber nur "Bergfried" richtig.
Als "Burgfried" bezeichnete man im Mittelalter den kleinen Gerichtsbezirk (also kein Blutgericht) um eine Burg herum (Burgfrieden). Die Bevölkerung hat dann diesen Ausdruck auch für den "Bergfried", in dem sich meistens auch das Verlies befand, gebraucht.
In diesem Zusammenhang bitte ich ferner die Artikel Donjon und Wohnturm zu beachten. Claus G aus E --- 2004-11-07 16:12 (MEZ)
[Bearbeiten] Letzter Rückzugsort
Ich habe gerade ein paar Sätze gelöscht, in denen in epischer Breite romantische, aber leider weit verbreitete Vorstellungen wiederaufgewärmt haben. "Auf der anderen Seite sollte man sich von der verbreiteten Vorstellung trennen, unsere meist kleinen Burgen seinen zur Verteidigung gegen grosse Belagerungsheere konzipiert worden. Viele Bergfriede stammen aus der Spätromanik oder Frühgotik, waren also in einer überwiegenden "hölzernen" Umwelt bereits wehrtechnisch überlegen. Das "Fehdewesen" war weitverbreitet, mißgünstige Nachbarn pflegten ihre Konflikte oft mit dem Schwert auszutragen. Ein steinerner Bergfried konnte hier eine Lebensversicherung darstellen, der Angreifer verfügte meist nur über einige Kriegsknechte, die er im Falle einer Belagerung über einen längeren Zeitraum verpflegen und bezahlen musste. Die meisten unserer Burgen waren Dienstmannenburgen, der Eingeschlossene durfte also durchaus auf die Hilfe seines Lehensherren oder dessen sonstiger Dienstleute rechnen. Der enorme bautechnische und vor allem finanzielle Aufwand, der bei der Errichtung unserer Bergfriede getrieben wurde, spricht gegen eine Hauptfunktion als Statussymbol, das sie natürlich auch waren. Die Diskussion über die Funktion der Bergfriede ist eine rein akademische, die die harte Lebensrealität der damaligen Menschen nur ungenügend berücksichtigt." Bergfriede stehen in fast immer in Burgen, in denen auch die anderen Wohngebäude aus Stein ausgeführt waren. Die Errichtung eines Bergfrieds bedeutete einen beträchtlichen finanziellen Aufwand, den sich einfache "Dienstmannen", d.h. kleine Herrschaftsträger, kaum leisten konnten. Fehde ist kein rechtloser Zustand, bei dem sich harte Männer in Eisen erbarmlos erschlagen. Da das hier ein Lexikon ist, würde ich vorschlagen, die Ergebnisse akademischer Diskussionen auch angemessen einfliessen zu lassen und nicht in der Art abzutun. Krtek76 2. Jul 2005 09:08 (CEST)
Lieber Krtek, man sollte aber auf der anderen Seite auch nicht alles kritiklos übernehmen, was "Burgenpäpste" wie etwa Zeune so von sich geben. Dass die Mehrzahl unserer "deutschen" Burgen Ministerialenburgen sind, dürfte Dir als "Fachmann" ja durchaus geläufig sein. Diese Burgen haben aber grösstenteils aufwendige Bergfriede, ursprünglich aber relativ bescheidene Wohnbauten. Das Hochmittelalter war sicherlich keine so kultivierte und friedvolle Zeit, wie manche Akademiker uns das heute in genauso "romantischer" Verklärung und intellektueller Überhöhung glauben machen wollen. Die Bergfriede waren unzweifelhaft die aufwendigsten und teuersten Bauteile unserer hochmittelalterlichen Burgen. Warum haben sich die damaligen Bauherren wohl keinen repräsentativen Wohnbau geleistet, sondern sich teilweise für den Bau eines Bergfriedes hoch verschuldet ? Warum herrscht denn in Mitteleuropa der Bergfried vor, im Gegensatz zum Donjon oder Keep Westeuropas? Was sollen die enormen Mauerstärken mancher Bergfriede, die aus statischen Gründen so nicht nötig waren? Warum stehen so viele Bergfriede an den Angriffsseiten in der Nähe der Tore, anstatt gut sichtbar über dem Tal? Du lässt seltsamerweise eine unbewiesene Theorie hier stehen, löscht aber die Erwiederung. So ein Vorgehen ist völlig unwissenschaftlich und eigentlich unseriös. Wenigstens hast Du's nicht unkommentiert getan. Du solltest trotzdem mal Deine Arbeitsweise und vor allem Deinen Umgang mit der Arbeit anderer überdenken. Erst diskutieren, dann löschen. Gerade in der Burgenkunde wurden leider in jüngster Vergangenheit einige diskussionswürdige Streitpunkte (wie dieser) durch Dogmen ersetzt. Ich persönlich finde das sehr schade und kontraprodukiv. Du bist aber leider kein Einzelfall in der Wikipedia. Allerdings hätte ich von einem "Akademiker" etwas mehr Sachkenntnis erwartet (Arme Dienstmänner...) Da Du offensichtlich in Bamberg studiert hast, (Du vertrittst ja ziemlich eindeutig die "Bamberger Schule") empfehle ich Dir einen Blick auf die Verhältnisse in den nahen Hassbergen. Aber man soll ja keine Trolle füttern...--Dark Avenger 4. Jul 2005 17:29 (CEST)
Hallo allerseits,
erstmal möchte ich doch sehr bitten, sachgerecht Informationen auszutauschen, ohne persönlich zu werden, sonst eskaliert das Diskussionsboard schnell in einem Streit, der zu keinem Ergebnis führt!!! Laut dtv Atlas für Baukunst war der Bergfried ein "Wohnturm". Vorstellen kann ich mir das aber nicht so richtig, da die Türme vom inneren Ausbau her sehr "wohnfeindlich" wirken, Ausnahmen sind da Türme wie der "Donjon von Etampes". Kleeblattförmiger Grundriss, verhältnismäßig große Fläche und ein komplexer, komfortabler Innenausbau sind Markenzeichen dieses Donjons. Der Ausbau widerspricht hier der Funktion als Kerker oder Vorratslager. Dieser Turm wurde wahrscheinlich als Wohnturm und Operationsbasis während einer Belagerung und sichere Unterkunft des Burgherrn gebraucht. Allerdings setzt sich dieser Turm architektonisch stark vom herkömmlichen Bergfried ab. Was mich aber besonders ins Grübeln bringt ist, dass der Bergfried fast immer das einzige Gebäude einer Burg ist, das nicht an der Mauer angebunden ist. Könnt ihr euch dazu was vorstellen? Daraus erkenne ich lediglich, dass der Turm wie eine "Burg in einer Burg" wirken konnte, somit im Falle eines feindlichen Durchbruches den Burghof zu einer Art Zwinger machte.
Auch merkwürdig ist, dass zb. die Burg Münzenberg gleich zwei Bergfriede besitzt, als ob es sich schlichtweg um Wachtürme handeln würde, aber für die Funktion hätte man auch eine günstigere Lösung gefunden. Der kleinere der zwei Bergfriede hat dabei komischerweise die stärkere Wand, dabei bleibt so wenig Innenfläche übrig, dass man da höchstens noch die Wendeltreppe reinkriegt (falls sie nicht schon in der Wand integriert ist). Wofür könnte ein Raum dieser Größenordnung bei einer Turmhöhe von 30-40 Metern fungieren???
Meine Meinung ist im Moment jedenfalls, dass der Bergfried ein Multifunktionalbau war. Zum einen diente er mit absoluter Sicherheit zur Symbolisierung der Macht und Stärke der Burg, täuschte mehr Stärke vor als die Befestigung in Wirklichkeit besaß und diente somit der Abschreckung. Desweiteren diente sie als Waffen- und Vorratskammer (v.a. für Notfälle) und als sicherer (aber nur temporärer!) Aufenthaltsort des Burgherren und "Operationszentrale" während einer Belagerung und politisch sehr kritischen Zeit, z.B. einer Fehde. Vorteilhafte Nebenfunktionen waren zb. der Turm als Abwehrstellung gegen Angreifer und als Wach-/Spähstellung als bester Aussichtspunkt (was Ihr hier nämlich nicht bedacht habt ist, dass die optimale Beobachtungsposition nicht unbedingt die höchste sein muss, sondern die mit dem weitwinkligsten Ausblick, so sind empfindliche Stellen in der Befestigung gesichert, indem man vom Bergfried aus bis zum Wehrmauersockel herunterschauen kann, um eventuelle Pirschangriffe zu vereiteln). Aus dem Gesammtkontext heraus schließe ich aber vor allem, dass der Bergfried mit seiner unheimlich starken Wand und Abgeschirmtheit vom restlichen Komplex als Aufbewahrungsort für etwas sehr wichtiges diente, so also zb. als Schatzkammer, sofern der Burgherr wertvolle Reliquien o.ä. besaß.
- Hallo, es wäre gut, wenn du deine Kommentare unterschreibst, damit man dich ansprechen kann. Zum Inhalt deines Kommentars: Wie im Artikel beschrieben, sind die Vorstellungen zu Bergfrieden in der "Burgenkunde" des 19. Jahrhunderts entstanden und beruhen nicht auf Forschungen, wie sie die Burgenforschung durch Archäologen heute vornimmt. Entsprechend romantisch waren diese Vorstellungen. Du steuerst mit deiner Schatzkammer sogar noch eine neue hinzu.
Was die Lage des Bergfrieds anbetrifft, so täuschst du dich. Eine richtige Freilage gibt es nur bei 25% der Burgen. Dagegen liegt der Turm bei 58% in der Mauer (der größere Teil) oder dicht dahinter. Der Rest waren Sonderformen. Dass der Bergfried durchaus in strategische Überlegungen (ob als Wehrplattform oder Beobachtungsposition) einbezogen wurde, zeigt meiner Meinung nach, dass die Freilage vor allem bei älteren Burgen (Burg Sterrenberg) zu finden ist. Bei jüngeren Burgen rückt er an oder in die Mauer. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Statussymbol war er mit Sicherheit auch. Das zeigen Beispiele wie die Marksburg, wo später noch ein Butterfassaufsatz gebaut wurde, der wehrtechnisch keinen Sinn macht. Auch der Rückzugsort läßt sich nicht ganz ausschließen. Das zeigt die Brömserburg. Hier wurde von den Angreifern, nachdem eine Ecke der Burg schon gesprengt war, ein Minengang in den Bergfried gegraben. Warum es nicht mehr zur Sprengung kam ist natürlich heute unbekannt. Meine Beispiele bezeihen sich alle auf den Mittelrhein, da ich diese Burgen am besten kenne. Peter Weller 17:09, 5. Mär 2006 (CET)
Einige der "akademischen Erkenntnisse" scheinen aber einfach nicht zu Ende gedacht worden sein. Für die Funktion des Bergfriedes als "Zitadelle" innerhalb einer Burg sprechen folgende Argumente: Im Falle einer Belagerung konnte der Hauptturm sehr wohl als Rückzugsort dienen, selbst wenn die Burg gefallen war. In der Regel war der Burgherr der Dienstmann eines mächtigeren Feudalherren, der dem Angegriffenen oft innerhalb weniger Tage zu Hilfe eilen konnte. Viele, ehemals edelfreie Geschlechter unterstellten sich ja sogar freiwillig der Lehenshoheit eines Hochadeligen oder Hochstiftes. Der Eroberer bekam dann aber ein großes Problem. Vor der Burg standen die Ritter und Knechte des Lehensherrn, auf dem stärksten Turm innerhalb der Burg standen zudem zwei oder drei "Scharfschützen", die den "belagerten Belagerern" eifrig in den Rücken schießen konnten. Also mußte der Angreifer versuchen, die Burg rasch in die Hände zu bekommen und schnell mit reicher Beute abzuziehen. Die Urkunden und Wertgegenstände waren aber sicherlich im Bergfried deponiert. Diesen Tresor musste man innerhalb dieser wenigen Stunden oder Tage erst mal "knacken", bevor der Entsatz vor der Burg erschien. Neben der Hilfe durch seinen Lehensherrn vertraute der im Bergfried gefangene Burgherr sicher auch auf die Hilfe der ja meist blutsverwandten adeligen Nachbarschaft, mit der er aus diesem Grund oft Schutzbündnisse geschlossen hatte, falls sie nicht sowieso Dienstmänner des gleichen Herrn waren. Wegen dieser "Aussichtslosigkeit" sind ja die meisten unserer Burgen vor den Bauernkriegen niemals angegriffen worden. Auch muß es ja keineswegs immer nur ein gleichrangiger Angreifer gewesen sein. Burgen wurden ja auch errichtet, um die abhängige Bevölkerung "in Schach zu halten". Darumb baut man Bürge, dasz man die Bauren würge. So verfeindet die Adelsgesellschaft auch gewesen sein mag: Bei einem Angriff der Bevölkerung wären sie ihrem Standesgenossen rasch zu Hilfe geeilt. Dies nutzte dem Burgherrn aber nur, wenn er über einen sicheren Rückzugsort verfügte, der zumindest einige Tage Widerstand ermöglichte. Aus diesen (und noch zahlreichen anderen) Gründen gefällt mir der letzte Absatz dieses Artikels ganz und gar nicht--Dark Avenger 18:16, 29. Mär 2006 (CEST)