Boleslaw II. (Polen)
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Boleslaw II., genannt der Kühne, (pol.) Bolesław II. Śmiały, (lat.) Boleslaus (* 1042; † 22. März 1081 Ungarn im Exil) war der Sohn vom Herzog Kasimir und der Fürstin Dobroniega Maria; Herzog von Polen 1058-1076, König von Polen 1076-1079, aus der Dynastie der Piasten.
[Bearbeiten] Biographie
Die Politik des Vaters weiterführend, konzentrierte sich Boleslaw II. auf die Aufgaben des inneren Aufbaus des Staates, insbesondere im wirtschaftlichen und kirchlichen Bereich: vor allem hat Boleslaw ein Netz von Märkten angelegt, die Münzprägung gefördert, die Benediktinerabteien Tyniec bei Krakau und Mogilno in Kujawien entweder gegründet bzw. großzügig ausgestattet.
Boleslaw musste aber vom Beginn seiner Regierung an auf die politischen Schwierigkeiten seiner Verwandten Rücksicht nehmen: 1060 intervenierte er in Ungarn zugunsten seines Onkels Béla I., 1063 kam er seinem Vetter Géza I. zu Hilfe, 1077 trat er für seinen Vetter Ladislaus I. ein und mehrmals (1069, 1077) verhalf er seinem Vetter und Onkel, dem Großfürsten Izjaslaw von Kiew zur Rückgewinnung seines Throns (Izjaslav war Boleslaws Vetter mütterlicherseits, der mit seiner Tante Getrud verheiratet wurde und somit auch sein Onkel war). Die guten Beziehungen Boleslaws zu Herzog Vratislav von Böhmen, der seit 1063 mit Boleslaws Schwester, Świętosława von Polen, vermählt war, verschlechterten sich aus unbekannten Gründen um 1070. Der deutsche König, Heinrich IV., forderte eine Beendigung der gegenseitigen Raubzüge. Als Boleslaw 1072 gegen diese königliche Weisung verstieß, wurde ein großer Feldzug gegen Polen vorbereitet, was von der sächsischen Opposition als ein Täuschungsmanöver verstanden wurde und zum Sachsenaufstand von 1073 beitrug. Boleslaw nutzte die neue Situation: Er verweigerte den Tribut sowohl dem deutschen König als auch dem böhmischen Herzog aus Schlesien.
Spätestens nach der römischen Fastensynode vom Februar 1075 wandte sich Boleslaw an Papst Gregor VII., der im April des Jahres seine Legaten nach Polen schickte, um die kirchlichen Verhältnisse zu ordnen und insbesondere um die Gnesener Metropolitanrechte wiederherzustellen. Die politischen Fragen wurden im päpstlichen Schreiben nicht berücksichtigt; sie gehörten offensichtlich zu den mündlichen Aufträgen, die der Papst den Legaten mitgegeben hatte. Unbekannt sind die Bedingungen, unter welchen die Krönung Boleslaws zum König von Polen 1076 vollzogen wurde. Sollte Gregor VII. in Einklang mit den Grundsätzen seiner Lehnspolitik die Absicht gehabt haben, Polen in ein Lehnsverhältnis zum Heiliger Stuhl zu bringen, so ist er über bloße Ansprüche nicht hinausgekommen. Man kann dagegen vermuten, dass sich Boleslaw bereit erklärte, den Peterspfennig einzuführen und dass eben er ihn auch tatsächlich eingeführt hat. Da es sich aber bei dem Peterspfennig um eine Herdsteuer handelte, die von der Bevölkerung bezahlt wurde, konnte seine Erhebung nicht zu einer engeren Bindung des polnischen Königtums an das Papsttum führen.
Boleslaws militärische Interventionen in der Kiewer Rus und im Königreich Ungarn, zeigten, wie mächtig das neue Königtum war. Die autoritären Züge in Boleslaws Regierung verschärften sich nach der Krönung, wohl in Überschätzung seiner Königswürde. Zu einem offenen Konflikt zwischen Boleslaw und der Adelsopposition kam es spätestens um die Wende 1079. Als Boleslaw den Bischof Stanislaus von Krakau als angeblichen Verräter verstümmeln ließ (»truncacioni membrorum adhibuit«, † 11. April 1079), brach ein Aufstand aus: Boleslaw musste schließlich aus dem Lande fliehen und suchte Ladislaus I. von Ungarn um Hilfe und Schutz. Er verstarb schließlich im ungarischen Exil. Nachfolger wurde sein Bruder Władysław I. Herman, der aber nur als Herzog regierte.
Vorgänger Kasimir I. |
Liste der polnischen Herrscher | Nachfolger Wladyslaw I. |
Personendaten | |
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NAME | Boleslaw II. der Kühne |
ALTERNATIVNAMEN | Bolesław II. Śmiały |
KURZBESCHREIBUNG | König von Polen |
GEBURTSDATUM | 1042 |
GEBURTSORT | Polen |
STERBEDATUM | 22. März 1081 |
STERBEORT | Ungarn im Exil |