Borbetomagus
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Borbetomagus oder Bormitomagus ist der keltische Name einer Ansiedlung auf dem Gelände der heutigen Stadt Worms in Rheinhessen (Rheinland-Pfalz). In alten Schriften finden sich beide Schreibweisen.
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[Bearbeiten] Namensdeutung
[Bearbeiten] „Worms“
Borbetomagus würde „(Der Göttin) Borbets Land“ bedeuten, Bormitomagus hingegen „wasserreiches Land“. Beide Deutungen haben ihre Berechtigung: Die Stadt könnte der keltischen Göttin Borbet geweiht gewesen sein, oder sie bezog ihren Namen aus dem Wasserreichtum der Gegend am Oberrhein, der damals - unkanalisiert - in großen Mäandern dahinfloss. Sowohl der Volksglaube als auch die Wissenschaft haben meist die Göttinnenversion attraktiver gefunden und daraus Sagen oder auch Erkenntnisse abgeleitet.
Borbet, die Glänzende, ist eine keltische Sonnengöttin, die stets zusammen mit ihren Schwestern Ambet/Embet und Wilbet vorkommt. In ihrer Dreizahl nennt man sie die Beten (auch Bethen, Beden oder lautähnlich geschrieben). Überall in Mitteleuropa und Großbritannien, den ursprünglichen keltischen Wohngebieten, haben die Beten ihre Spur hinterlassen. Die Namen vieler europäischer Orte lassen sich von ihnen ableiten, z. B. in Deutschland Bedburg, Bettendorf und Homburg-Beden, in Frankreich Besançon, Les Bets, Bessay und der Berg Bethoa oder in England Bedford. Solche Namen verweisen darauf, dass hier religiöse Zentren eines alten Beten-Kultes lagen. Besondere Schwerpunkte des Kultes in Deutschland bildeten möglicherweise das Donaugebiet und das Rheinland.
Durch einen späteren Lautwandel wandelte sich das anlautende B zu W, so dass schließlich aus Borbet Warbet wurde. Im Zuge der Latinisierung wurde Borbetomagus so zu Warmazfeld, Warmazia/Varmacia, Wormazia/Wormatia und am Ende Worms.
[Bearbeiten] „Wonnegau“
Als um die christliche Zeitenwende die Römer in die Gegend von Worms kamen, war die keltische Bevölkerung vermutlich stark im Niedergang begriffen oder sogar schon nicht mehr vorhanden. Deshalb förderten sie hier die Ansiedelung des germanischen Volksstamms der Vangionen und nannten die Civitas, deren Hauptort Borbetomagus wurde, Civitas Vangionum, was man frei etwa mit Stammessitz der Vangionen übersetzen könnte. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde der Name abgewandelt und ist heute im Wort Wonnegau für die Umgebung von Worms erhalten.
[Bearbeiten] Geschichte
Aus augusteischer Zeit sind bisher nur wenige Terra Sigillata-Scherben bekannt. Trotzdem wird Worms als älteste Stadt Deutschlands diskutiert. Spätestens seit tiberischer Zeit ist durch die Stationierung verschiedener Auxiliareinheiten (unter anderem die berittenen Truppen der ala I Hispanorum, ala Sebosiana, ala Agrippiana, ala Indiana) ein römisches Lager mit Zivilsiedlung (vicus) sicher anzunehmen. Zeugnis der Anwesenheit verschiedenen Truppen sind vor allem die Grabsteine der Auxiliarsoldaten, die das Museum der Stadt Worms im Andreasstift beherbergt.
Nach der Vorverlegung der Truppen vom Rhein an den Odenwaldlimes war Worms zivil geprägter Hauptort der bereits vorher bestehenden Civitas Vangionum. Neben dem Straßennetz sind Strukturen im Domareal bekannt, die wohl zum Forum und zum Jupitertempel gehörten. Mehrere Töpferöfen wurden im Süden der Stadt ausgegraben. Neben einer im Umfeld anzusiedelnden Ziegelei wurden hier die Wormser Gesichtskrüge hergestellt. Die bedeutendsten Funde stammen jedoch aus den römischen Gräbern, die 2006 umfassend vorgelegt wurden.
In der Spätantike wurde Worms erneut Grenzstadt und Kastell, in dem die milites secundae Flaviae stationiert waren. Aus wohl valentinianischer Zeit stammt die spätantike Stadtmauer, die an St. Paul und nordwestlich des Domareals noch teilweise erhalten ist.
[Bearbeiten] Literatur
- H. Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Stuttgart 1990, S. 673–679
- M. Grünewald: Die Römer in Worms. Stuttgart 1986
- M. Grünewald, E. Hahn: Zwischen Varusschlacht und Völkerwanderung. Die römerzeitlichen Gräberfunde aus Worms und Rheinhessen im Museum der Stadt Worms im Andreasstift. Lindenberg 2006