Braunschweiger Landwehr
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Die Braunschweiger Landwehr war ein Teil der Befestigungsanlagen der mittelalterlichen Stadt Braunschweig.
Die Stadt war zunächst durch fünf Maßnahmen geschützt:
- die Stadtmauer (Reste hiervon sind an der Echternstraße sowie auf dem Schulhof der Kennedyschule sichtbar)
- den inneren Wall
- den inneren Umflutgraben (sichtbar heute noch als Mühlgraben zwischen Güldenstraße und Petritorwall)
- den äußeren Wall (heute Parkanlagen: Theaterwall, Museumswall, Petritorwall, Inselwall ...)
- den äußeren Umflutgraben (künstlich geschaffener Verlauf der Oker, heute sichtbar als solcher).
Eine weitere Maßnahme bestand in der Braunschweiger Landwehr, die seit dem 14. Jahrhundert einen Ring mit einem Radius von 10 km um die Stadt herum zog und damit wichtiger Bestandteil des Braunschweiger Sicherheitssystems war. Sie bestand aus einem Erdwall zwischen zwei wassergefüllten Gräben, der mit dornigem Buschwerk dicht bewachsen war.
Gewissermaßen als äußerer Schutzring umgab sie einige Dörfer sowie Weideland und war für ungebetene Gäste ein schwierig zu überwindender Gürtel. An den Durchlässen der großen Handels- und Heerstraßen befanden sich Kontrollschranken vor gemauerten Türmen, die heute noch vom Namen her bekannt sind und den ungefähren Verlauf der Braunschweiger Landwehr wiedergeben: Raffturm (Lamme), Ölper Turm, Wendenturm, Gliesmaroder Turm, Schöppenstedter Turm und Rüninger Turm.
Von den Türmen aus konnte der Landwehr-Turmwärter bei Bedarf optische Signale in Richtung der Turmwärter von St. Katharinen und St. Martini aussenden, die dann die rechtzeitige Schliessung der Stadttore von Braunschweig veranlassen konnten.
[Bearbeiten] Der Verlauf der Landwehr
Vom Wendenturm bildeten die Aue der Schunter nach Osten und danach die Aue von Mittelriede und Wabe nach Süden über den Gliesmaroder Turm und dem Schöppenstedter Turm bei Rautheim bis zu Feldmarkgrenze zu Salzdahlum die Landwehr. Hier waren wegen des sumpfingen Geländes keine besondere Befestigungen notwendig.
Von dort verlief die Landwehr (zum Teil heute noch sichtbar) zum nicht mehr vorhandenen Kleinen Weghaus auf dem Weg nach Salzdahlum zwischen Melverode und Stöckheim zum Rüninger Turm. Der Landwehrkanal führte von dort nach Broitzem, von dort zum Rafturm, weiter zum Ölper Turm und dann zum Wendenturm.
Während die Landwehr z.T. 7 km vom Stadtmittelpunkt entfernt war, waren es z.B. von Gliesmarode aus nur 3 km. Bei der Anlage der Landwehr wurden die Feldmarken der Dörfer rücksichtslos durchschnitten, so dass die Bauern auf beiden Seiten der Befestigung ihrer Arbeit nachgehen mussten.
[Bearbeiten] Bedeutung zur Landwehr
Eigentlich hatte die Landwehr keine militärische Bedeutung. Sie schützte die Stadt vor Raubrittern, unerwünschtem Gesindel und vor Viehdiebstählen auf den Weiden der Stadt. Sie hielt auch beutemachende Söldnertruppen von der Stadt fern. Die Landwehr bezeichnete schließlich auch die Grenze der Stadt Braunschweig: von hier ab wurde es ernst bei kriegerischen Auseinandersetzungen.
Die Türme unterstanden wie die Landwehr den Landwehrvögten, die für die Unterhaltung der Anlagen sorgen mussten. Noch im Jahr 1595 gab es einen städtischen Reiter auf dem Marstall, der den Auftrag hatte, ständig die Landwehren zu kontrollieren.
Neben den Landwehrtürmen gab es von Anfang an schon Gastwirtschaften. Die Krüger hatten Speise und Trank für die Durchreisenden bereitzuhalten. Sie übten auch hoheitliche Funktionen aus und waren darum vom Rat der Stadt vereidigt worden. Sie sollten die Landwehren beobachten und nachts die Schlagbäume geschlossen halten, in Krisensituationen auch am Tage. Verdächtiges Volk durfte nicht eingelassen werden. Sollten die Krüger sich anbahnende Anschläge gegen die Stadt beobachten, hatten sie es sofort dem Rat zu melden, und wenn es mitten in der Nacht wäre.
Nach dem Mittelalter verloren die Landwehren allmählich an Bedeutung. Reste des Wallgrabens sind heute noch im von Pawelschen Holz, im Lammer Holz, im Mascheroder sowie im Salzdahlumer Holz sichtbar. Der denkmalpflegerische Bestand ist durch neuere Bebauungspläne (Breite Riede) als gefährdet anzusehen.
[Bearbeiten] Quellen
- Bornstedt, Wilhelm: Die alten Heer- und Handelsstraßen im Großraume um Braunschweig: Hildesheim, Peine, Schunter, Königslutter, Helmstedt, Schöningen, Schöppenstedt, Grosses Bruch, Oderwald, Wolfenbüttel, Salzgitter und Braunschweig; mit 1 großen Faltkarte (1:50.000), 10 Sonderkarten, Wiedergaben von 2 Stichen und 10 Bildern. Landkreis Braunschweig, 1969
- Bornstedt, Wilhelm: "Aus der Geschichte von Rautheim an der Wabe", Braunschweig 1977.