Briefmarkentrennung
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Unter Briefmarkentrennung versteht man in der Philatelie die verschiedenen Möglichkeiten, Briefmarken aus ihrem Bogen herauszutrennen. Man unterscheidet zwischen ungezähnten, gezähnten und durchstochenen Bögen.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die erste Briefmarke der Welt, die in Großbritannien am 1. Mai 1840 ausgegeben wurde, hatte noch keine Zähnung. Der Postbeamte musste sie noch mit einer Schere aus dem Bogen schneiden. Dies war eine mühevolle Arbeit. Trotzdem wurden die ersten Briefmarkenausgaben anderer Staaten ebenfalls ohne Zähnung verausgabt. Der Brite Henry Archer dachte jedoch über eine bessere Trennungsmöglichkeit als die Schere nach. Zunächst konstruierte er eine Durchstichmaschine. Diese funktionierte durch die Verwendung von kleinen Messern, die eng nebeneinander saßen und in das Briefmarkenpapier zwischen den Marken in regelmäßigen Abständen kleine Schnitte ritzten. Die ersten durchstochenen Briefmarken der Welt erschienen 1848 versuchsweise an den Postschaltern. Henry Archer war jedoch noch nicht vollends mit seiner Maschine zufrieden. Er verbesserte sie immer mehr und ersetzte die feinen Messer bald durch Lochstifte. Dieses neue System der Briefmarkentrennung fand bald auch bei den Postbeamten großen Anklang. Nachdem die ersten gezähnten Briefmarken in Großbritannien verausgabt worden waren, folgten zahlreiche andere Postverwaltungen mit dieser Innovation nach.
[Bearbeiten] Ohne Perforation
Alle Briefmarken, die weder einen Durchstich noch eine Zähnung besitzen, nennt man in der Philatelie unperforiert. Der Philatelist unterscheidet auch hier zwei verschiedene Arten von unperforierten Briefmarken, da es zwei verschiedene Gründe für sie geben kann.
[Bearbeiten] Geschnitten
Als geschnitten bezeichnet man alle Briefmarken, die beabsichtigt ohne Perforation von der jeweiligen Postverwaltung ausgegeben wurden.
Die ersten Briefmarken der Welt können alle nur in geschnittener Erhaltung sein, da es ja zum Ausgabezeitpunkt noch keine Möglichkeit zur Perforation gab. Die Ausgabe von geschnittenen Briefmarken kann jedoch auch andere Ursachen haben. So wurde manchmal in Krisenzeiten auf die Perforation der Briefmarken verzichtet. Andere Gründe können auch eine zu große Nachfrage an Briefmarken sein, die die Postverwaltung dazu zwingt, die Bögen unperforiert an die Schalter ausliefern zu lassen.
Bei dem Schnitt von geschnittenen Briefmarken unterscheidet der Philatelist mehrere Qualitätsstufen. Bei perforierten Briefmarken sollte die Perforation bei allen Briefmarken gleich sein. Bei geschnitten Ausgaben kommt es jedoch auf die Genauigkeit des Postbeamten an, wie er die Briefmarken aus dem Bogen mit seiner Schere trennte. Demnach unterscheidet man:
- Überrandige Briefmarken (Der weiße Rand ist an allen Seiten der Briefmarke in Übergröße vorhanden, teilweise sieht man schon den Rand der Nachbarmarken.)
- Breitrandige Briefmarken (Die Ränder sind meist überdurchschnittlich groß; mehr als die Hälfte des Zwischenraums zwischen den Briefmarken im Bogen ist vorhanden.)
- Vollrandige Briefmarken (Der Rand ist an allen Seiten in der Hälfte der Größe des Briefmarkenzwischenraums vorhanden.)
- Engrandige Briefmarken (Der Rand der Briefmarke ist nur noch minimal vorhanden.)
- Lupenrandige Briefmarken (Der Rand lässt sich wortwörtlich nur noch mit Hilfe einer Lupe erahnen.)
- Angeschnitte Briefmarken (Ein Teil der Briefmarke wurde beim Trennen weggeschnitten.)
Die meisten Philatelisten bevorzugen vollrandige Briefmarken für ihre Sammlungen. An ihrem Wert orientiert sich auch der Katalogpreis zahlreicher Briefmarkenkataloge. Für die Qualitätsstufen darüber werden oft viel höhere Beträge bezahlt. Vor allem überrandige Briefmarke sind sehr beliebt. Briefmarken niedrigerer Qualitätsstufen werden nur von sehr wertvollen Briefmarken gesammelt. Ansonsten dienen sie oft als Lückenfüller oder Platzhalter.
Bei manchen Ausgaben ist es jedoch schwer, halbwegs schöne Schnitte zu finden, da der Abstand zwischen den Briefmarken im Bogen nur hauchdünn war. Solche Briefmarken findet man beispielsweise von Baden und Thurn und Taxis.
[Bearbeiten] Ungezähnt und undurchstochen
Als ungezähnte und undurchstochene Briefmarken bezeichnet der Philatelist Briefmarken, die zwar vorgesehen waren perforiert zu werden, jedoch der Perforation entgangen sind. Ungezähnte Briefmarken lassen sich demnach optisch nicht von geschnittenen unterscheiden.
Diese Besonderheit kann durch verschiedene Arten entstehen. Manchmal passiert es, dass noch ungezähnte Bögen versehentlich auf die Stapel für bereits perforierte Briefmarken gelegt werden. Eine andere Ursache für die Entstehung von ungezähnten Briefmarken könnte an der Zähnungs- bzw. Durchstichmaschine selbst liegen. Manchmal passiert es nämlich, dass der unterste (oder mehrere) Briefmarkenbogen ungezähnt bleibt.
Des weiteren existieren so genannte Teilzähnungen. Das sind Briefmarkenbögen, bei denen nur ein Teil der Briefmarken ungezähnt ist. In solchen Bögen findet man auch einseitig oder dreiseitig ungezähnte Briefmarken. Es gibt ebenfalls verschiedene Ursachen für die Entstehung von Teilzähnungen. Teilzähnungen können beispielsweise entstehen, wenn die Zähnungsmaschine zu früh angehalten wird, das heißt noch nicht mit dem Zähnungsvorgang fertig war. Wenn Bögen zu ungenau in eine Perforierungsmaschine eingelegt werden, kann es ebenfalls dazu kommen, dass die oberste oder die unterste Zeile ungezähnt bleibt.
Ungezähnte Briefmarken sind nur selten zu finden. Aus diesem Grund sind sie jedoch auch sehr beliebt bei den Philatelisten. Fast alle ungezähnten Briefmarken und Teilzähnungen werden vor der Auslieferung entdeckt und zurückbehalten.
Immer wieder kommt es vor, dass ungezähnte Briefmarken aus der Makulatur gestohlen werden und dann auf dem Markt landen. Solche Briefmarken sind jedoch philatelistisch wertlos.
[Bearbeiten] Durchstich
Der Durchstich ist die älteste Perforationsart für Briefmarken. Er kommt jedoch, wie die unperforierten Briefmarken, nicht nur in den Anfangsjahren der Postwertzeichen vor, sondern auch in Krisenzeiten.
Der Durchstich erfolgt durch kleine Messer, die verschiedene Formen haben können. Diese stechen in regelmäßigen Abständen kleine Schnitte in das Papier zwischen den Briefmarken, sodass nur schmale Papierbrücken stehen blieben. Durch die Vielzahl von verschiedenen Messerformen kommen Durchstiche in den verschiedensten Erscheinungen vor. Man unterscheidet daher folgende Arten:
- Bogendurchstich
- Liniendurchstich
- Punktdurchstich
- Sägezahndurchstich
- Wellendurchstich
- Zickzackdurchstich
- Zungendurchstich
Briefmarken mit Durchstich werden beim Trennen oftmals beschädigt, besonders bei schwer zu reißendem Briefmarkenpapier. Deshalb erwies sich der Durchstich nicht als ideales Perforationsmittel, obwohl er viel billiger und einfacher herzustellen ist als die Zähnung.
Eine Besonderheit die man beim Durchstich findet ist der farbige Durchstich, beispielsweise bei den ersten Briefmarken von Thurn und Taxis. Dieser entsteht, wenn der Durchstich bereits beim Druck der Briefmarken durch farbige Linien vorgezeichnet wird.
[Bearbeiten] Zähnung
Die Zähnung ist die modernste Art der Perforation von Briefmarken. In den ersten Jahren ihrer Geschichte wurde sie manchmal noch schlecht ausgeführt; heute ist sie jedoch in der ganzen Welt verbreitet und zu einer charakteristischen Eigenschaft der Briefmarke geworden.
Die Zähnung funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie der Durchstich nur stanzen hier Lochstifte kleine Löcher in regelmäßigen Abständen in die Briefmarkenzwischenräume. Die Lochstifte sind auf der Zähnungleiste befestigt. Man unterscheidet insgesamt drei verschiedene Arten.
[Bearbeiten] Linienzähnung
Die Linienzähnung ist die älteste Art Briefmarken zu zähnen. Der Bogen wird zunächst in einer Richtung gezähnt (z. B. waagrecht). Danach wird er gedreht und die anderen Briefmarkenzwischenräume (in unserem Fall die senkrechten) gezähnt. Da diese Art sehr ungenau ist, variiert der Abstand zwischen den einzelnen Zeilen oft, wodurch verschiedene Formate entstehen. Die Ecken der einzelnen Briefmarken sind naturgemäß unregelmäßig. Dies ist das charateristische Erkennungsmerkmal der Linienzähnung.
[Bearbeiten] Kammzähnung
Eine weitere Möglichkeit Briefmarken zu zähnen ist die Kammzähnung. Bei ihr unterscheidet man zwei verschiedene Arten der Anordnung der Lochstifte.
[Bearbeiten] Einfache Kammzähnung
Bei der einfachen Kammzähnung werden in einem Arbeitsgang alle Marken einer Reihe auf drei Seiten gezähnt (oben oder unten, links und rechts). Die Ecken der einzelnen Briefmarken sind daher regelmäßig. Eine Sonderform der einfachen Kammzähnung ist die Doppelkammzähnung. Bei ihr werden gleich zwei Zeilen auf einmal nach diesem Schema gezähnt.
[Bearbeiten] Kreuzkammzähnung
Die Kreuzkammzähnung funktioniert nach einem ähnlichen System wie die einfache Kammzähnung. Hier werden die Briefmarken allerdings H-förmig Zeile für Zeile gezähnt, das heißt die Lochstifte sind in der gesamten waagrechten Länge des Bogens vorhanden sowie jeweils bis zu den beiden halben Markenhöhen der angrenzenden Briefmarken. Bei dieser Zähnungsart fallen die Ecken der Briefmarke ebenfalls regelmäßig aus. Ein optischer Unterschied zur einfachen oder Doppelkammzähnung ist somit nicht gegeben.
[Bearbeiten] Bogenzähnung
Die Bogenzähnung ist heute von allen Zähnungsarten die meist verwendete. Der gesamte Bogen wird hier in einem Arbeitsgang gezähnt. Die Bogenzähnung lässt sich daher optisch nicht von der Kammzähnung unterscheiden, da auch hier die Ecken regelmäßig sind.
Die Zähnung des gesamten Bogens erfolgt in einem Arbeitsvorgang. |
Eine Sonderform der Bogenzähnung ist die Blockzähnung, die man bei Briefmarkenblöcken findet. Hier wird natürlich ebenfalls der gesamte Block in einem Arbeitsgang gezähnt.
[Bearbeiten] Zähnungsgrad
Die Größe und die Anzahl der Zähnungslöcher sowie der Zähnungsspitzen variieren auf einer bestimmten Länge verschiedener Zähnungen. Der Zähnungsgrad beziehungsweise die Zähnungszahl einer Briefmarke gibt dies an. International gibt man die Anzahl der Zähnungsspitzen hochgerechnet auf 2 cm an. Bogenzähnung 10 beispielsweise würde bedeuten, dass auf allen vier Seiten der Briefmarke hochgerechnet auf 2 cm 10 Zähnungslöcher vorkommen. Den Zähnungsgrad einer Briefmarke kann man mit Hilfe eines Zähnungsschlüssels bestimmen.
[Bearbeiten] Mischzähnung
Mischzähnung ist eine spezielle Zähnungsform der Linienzähnung. Sie kommt vor, wenn eine Briefmarke nicht auf allen vier Seiten den gleichen Zähnungsgrad aufweist. Manchmal kommt es vor, dass ein Bogen bei der Linienzähnung waagrecht anders gezähnt wird als senkrecht. Sehr selten findet man verschiedene Zähnungsgrade auf allen vier Seiten.
Um den Zähnungsgrad einer Mischzähnung auszudrücken nennt man zunächst die waagrechte und dann die senkrechte Zähnungszahl. Linienzähnung 10 ½ : 13 bedeutet beispielsweise, dass die waagrechte Zähnung hochgerechnet auf 2 cm 10 ½ Zähnungslöcher aufweist, die senkrechte jedoch 13.
Mischzähnungen sind meist viel seltener als "normale Zähnungen". Sie entstehen beispielsweise, wenn zunächst größere Mengen von Bögen waagerecht gezähnt werden, dann jedoch aus Zeitgründen nicht mehr alle mit der selben Zähnungsmaschine senkrecht gezähnt werden können. In diesem Fall verwendet man eine andere Zähnungsmaschine, die auch meist einen anderen Zähnungsgrad besitzt.
[Bearbeiten] Zähnungsgüte
Dadurch, dass die Zähnungen im Gegensatz zum Durchstich meist regelmäßig erfolgten, kann man höhere Qualitätsansprüche an sie stellen. Besonders wichtig für den Sammler ist eine einwandfreie Zähnung und ein zentriertes Markenbild. Manchmal kommt es vor, dass durch ungenaues Einlegen der Bögen in die Zähnungsmaschine das Markenbild mehr oder weniger stark verschoben ist. Dies kann in Extremfällen zu Verzähnungen führen. Auch zahlreich andere Zähnungsarten können entstehen.
[Bearbeiten] Private Zähnungen und Durchstiche
Viele geschnittene Ausgaben, die etwa 30 Jahre nach den ersten Briefmarken verausgabt wurden, wurden oftmals von privater Seite, wie Firmen, selbst gezähnt oder durchstochen. Dies geschah, um sich die Trennung der Briefmarken voneinander zu erleichtern. In den meisten Fällen waren diese privaten Zähnungen von guter Qualität. Durchstiche kamen nur sehr selten zur Verwendung.
Da es sich bei diesen Zähnungen oder Durchstiche nicht um amtliche handelt, werden sie von den meisten Briefmarkenkatalogen nur pauschal bewertet.
Besonders häufig findet man private Zähnungen bei den österreichischen Zeitungsmarken. Diese wurden selbst 70 Jahre nach der Einführung 1851 nur geschnitten verausgabt, da sie nur in ganzen Bögen an die Zeitungsverlage verkauft wurden. Die österreichische Post wollte so durch das Weglassen der Perforation ein wenig Geld sparen.
[Bearbeiten] Fälschungen und Reparaturen
Ähnlich wie bei gefalzten Briefmarken, wo durch das Entfernen des Briefmarkenfalzes und durch ein Verstreichen der Gummierung ein postfrischer Zustand vorgetäuscht werden soll, gibt es auch bei Zähnungen solche Reparaturen und Fälschungen.
Oft werden Briefmarken mit schlechter, beschädigter Zähnung nachgezähnt. Dies bedeutet, dass die Zähnung repariert wird und für den ungeübten Sammler wie eine unbehandelte Zähnung aussieht. Es gibt jedoch auch Fälle, wo man durch Anbringung von einem anderen Zähnungsgrad als dem ursprünglich vorhandenen seltene Mischzähnungen herstellen möchte. Manchmal werden sogar Ganzfälschungen oder Ausschnitte aus Ganzsachen nachgezähnt, um so seltene Zähnungen nachzuahmen.
Siehe auch: Philatelie