Cassella Farbwerke Mainkur
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Die Cassella Farbwerke Mainkur Aktiengesellschaft war ein deutsches Chemie- und Pharmaunternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main. Es hatte seinen Ursprung in einem 1798 von Leopold Cassella in der Frankfurter Judengasse gegründeten Spezereiwarenhandel. 1828 nahm der kinderlose Cassella Ludwig Ahron Gans, der mit seiner Nichte Rosette Goldschmidt verheiratet war, als Teilhaber in sein Unternehmen auf, das fortan als Leopold Cassella & Co. firmierte und vornehmlich den Handel mit Farbstoffen betrieb. Gans' Söhne Fritz und Leo Gans erweiterten 1870 den väterlichen Handel um eine Teerfarbenfabrik, die sie an der Mainkur in Fechenheim am Main gegründet hatten. Dieses Datum galt später als Gründungsdatum der Cassella Farbwerke.
1882 traten die Neffen Leo Gans', Arthur und Carl Weinberg, in die Führung des Unternehmens ein. Unter ihrer Leitung entwickelten sich die Farbwerke rasch zum weltgrößten Hersteller synthetischer Farbstoffe. 1900, als das Werk an der Mainkur bereits über 2.400 Arbeiter beschäftigte, gründete Arthur Weinberg eine pharmazeutische Abteilung. Weinberg arbeitete dabei mit seinem Freund Paul Ehrlich zusammen, dessen seit 1899 in Frankfurt am Königlichen Institut für experimentelle Therapie durchgeführte Forschungen 1906 zur Begründung der Chemotherapie führten.
1904 führten Leo Gans und die Brüder Weinberg die Farbwerke Leopold Cassella & Co. in den damals sogenannten Zweibund mit den Farbwerken Hoechst. Sie traten ein Viertel ihrer Anteile an Hoechst ab und erhielten dafür Aktien der Farbwerke im Tausch. Cassella verzichtete fortan auf die Herstellung von Säuren, Anilin und Soda, die man aus Höchst bezog; stattdessen konzentrierte man sich an der Mainkur ganz auf die Farbstoffproduktion.
Bei der Gründung der I.G. Farben 1925 ging auch die Cassella in dem neuen Unternehmen auf. Leo Gans und der 1908 in den Adelsstand erhobene Arthur von Weinberg gehörten dem Aufsichtsrat der I.G. an, bis sie nach der nationalsozialistischen Machtergreifung gezwungen wurden, alle öffentlichen Ämter niederzulegen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellten die Alliierten die I.G. Farben unter Zwangsverwaltung und gliederten 1951 eine Reihe von Nachfolgeunternehmen aus, darunter auch die Cassella Farbwerke Mainkur AG. Die frühere Verbindung mit den Farbwerken Hoechst wurde zunächst nicht wiederaufgenommen, stattdessen erwarben die drei großen Farben-Nachfolger BASF, Bayer und Hoechst jeweils 25,1 Prozent der Anteile an Cassella. Erst im Jubiläumsjahr 1970 kam es zur von der Presse sogenannten Flurbereinigung. BASF und Bayer verkauften ihre Anteile an Hoechst, das damit seine Position als Hersteller von Farbstoffen und Pharmazeutika stärkte. Zur Cassella gehörten inzwischen auch die Tochterunternehmen Cassella-Riedel Pharma und die Riedel de Haën AG in Seelze bei Hannover, ein Hersteller von Aromastoffen und Laborchemikalien.
1995 wurde die Cassella AG auf die Hoechst AG verschmolzen. 1997 verkaufte Hoechst seinen Geschäftsbereich Farben und Feinchemikalien an die schweizerische Clariant AG. Der Cassella-Standort in Fechenheim wurde zum Werk Mainkur der deutschen Clariant-Landesgesellschaft.
2001 verkaufte Clariant das Werk Mainkur an eine Gruppe ehemaliger Hoechst-Manager, die den Betrieb unter dem Namen AllessaChemie GmbH weiterführen. Die AllessaChemie – der Name ist ein Ananym von Cassella – produziert mit rund 1.100 Mitarbeitern Spezialchemikalien für industrielle Auftraggeber, darunter in Fechenheim vor allem Pigmente, Farbstoffe und eine Vielzahl von Zwischenprodukten .
[Bearbeiten] Literatur
- Ernst Bäumler: Die Rotfabriker. Familiengeschichte eines Weltunternehmens. Piper, 1988, ISBN 3-4921-0669-2