Cherusker
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Die Cherusker lebten im heutigen Niedersachsen, im Weser-Elbe-Gebiet und wurden später in den Stammesverband der Sachsen integriert.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Cherusker erscheinen erstmals in der schriftlichen Überlieferung bei Julius Caesar, De Bello Gallico, Buch 6.10, das die Ereignisse des Jahres 53 v. Chr. behandelt, und dann wieder Im Jahr 12 v. Chr., als sie zusammen mit anderen Germanenstämmen von den Römern unterworfen wurden.
Im Jahr 9 n. Chr. kam es zwischen dem römischen Heer unter Publius Quinctilius Varus und den Germanen unter dem Cherusker Arminius zur sogenannten Varusschlacht. Deren genaue Lage war lange umstritten, jedoch hat sie nach neuesten archäologischen Erkenntnissen mit einiger Sicherheit nicht im Teutoburger Wald, sondern im Wiehengebirge bei Kalkriese nördlich Osnabrück stattgefunden. Drei römische Legionen, namentlich die XVII, XVIII und XIX (17., 18. und 19.) Legion, wurden darin vernichtet. Die Eroberung des Nord-Westens und Ostens der heutigen Bundesrepublik (siehe dazu: Germanien) durch die Römer wurde in der Folge des Römisch-Germanischen Krieges 9-16 n.Chr. gestoppt.
Das Reich des Arminius zerfiel jedoch rasch mit seiner Ermordung im Jahre 21 n.Chr. durch rivalisierende Fürsten der eigenen Verwandtschaft. Im Jahre 47 n.Chr. erwähnt Tacitus, dass sich die Cherusker von Rom einen Fürsten erbitten, da kein eigener lebender Adelsspross mehr am Leben sei, sie erhalten darauf hin den Italicus. Um das Jahr 95 n.Chr. konstatiert Tacitus dass die Cherusker nur noch ein heruntergekommener Haufen ohne Gefahr für Rom seien. In der folgenden Zeit wurden die verbliebenen Cherusker, sofern sie überhaupt noch als ethnische Einheit bestanden, von den Sachsen unterworfen und gingen in diesen auf.
[Bearbeiten] Wurden die Cherusker wirklich von Rom unterworfen?
In der Zeit 14-9 v. Chr. gerieten die von Drusus bekriegten Brukterer, Chauken und Cherusker trotz zum Teil gegenteiliger Forschungsmeinung nachweislich nicht in römische Abhängigkeit. Bei intensivem Quellenstudium zeigt sich, dass trotz der Feldzüge des Drusus die wenigsten Volksstämme (abgesehen von einigen, meist grenznahen) wirklich unter dauerhafte römische Abhängigkeit gerieten. Selbst wenn einige Stämme wirklich „unterworfen“ wurden, griff Rom meist kaum in die inneren Verhältnisse ein. Nur selten und dann auch nur meist in direktem Zusammenhang mit den Kriegshandlungen, wirkten sich diese „Unterwerfungen“ aus (z. B. Wanderung der Markomannen). Sobald die Römer sich erneut an den Rhein zurückzogen, waren die Germanen wieder unter sich.
Gleichzeitig muss aber auch festgestellt werden, dass die Germanen sich aber auch nicht erbittert den römischen Legionen widersetzten und für die Zeit ab 8 v. Chr. auch nicht die Römer ernsthaft behinderten, als diese (auch im rechtsrheinischen Germanien) eine logistische Basis für künftige offensive Operationen vorbereiteten.
Völkerrechtlich privilegierte Stellungen als echte foederati (Verbündete) wären allenfalls für die Cherusker und Bataver anzunehmen.
Das Problem einer „Unterwerfung der Cherusker“ (Liv. per. 140) lässt sich wohl folgendermaßen erklären: Als Drusus mit den Cheruskern zusammentraf, existierten dort bereits zwei Adelsparteien. Die Ursache dieses Konfliktes lag im innercheruskischen Bereich. Die eine Partei verbündete sich freiwillig mit Rom, ohne allerdings als willenlose Marionette Roms bezeichnet werden zu dürfen. Diese Partei wurde 1 n. Chr. gestürzt, was wesentlich mit zum „gewaltigen Krieg“ beitrug. Von 4-9 n. Chr. hatte die romfreundliche Partei wieder Oberhand. Die romfeindliche Partei hatte diesen außenpolitischen Standpunkt wahrscheinlich nur, weil ihre innenpolitische Feinde bereits mit Rom eine wie auch immer geartete freundliche Übereinkunft geschlossen hatten. Segestes z. B. ergriff 15 n. Chr. (oder schon vorher?) die romfreundliche Partei, weil diese die Feindin seines Feindes Arminius waren, wobei er natürlich behauptete, schon immer auf der Seite Roms gestanden zu haben.
[Bearbeiten] Literatur
- JAHN Ralf G.: Der Römisch - Germanische Krieg (9-16 n. Chr.). Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Bonn 2001.
- Tacitus, Germania, Kapitel 36 (z.B. bei Reclam)
- Clunn, Tony: Die Suche nach den verlorenen Legionen. Rasch und Roehring Verlag, Bramsche, 1998. ISBN: 3932147456