Chinesische Teekultur
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Die Chinesische Teekultur ist bereits über 2000 Jahre alt und damit die weltweit älteste. Japan hat seine Teekultur von China übernommen und im Laufe der Zeit verfeinert. Auch in China gibt es eine eigene Teezeremonie, die übersetzt Teekunst genannt wird. Nach der massiven Unterdrückung der öffentlichen Teekultur während der Kulturrevolution und der Schließung vieler Teehäuser ist sie heute aber nur noch im Süden und Westen Chinas und auf Taiwan wirklich verbreitet. Das Teetrinken hat sich jedoch bis heute unverändert in den Familien erhalten, wobei die meisten Chinesen ausschließlich ungesüßten grünen Tee trinken.
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[Bearbeiten] Teeanbau und Teesorten
Der chinesische Tee wird vor allem im Süden des Landes angebaut. Der grüne Tee kommt aus den ostchinesischen Provinzen Zhejiang, Anhui und Fujian, der rote Tee aus der Provinz Yunnan, der Oolong-Tee aus Fujian oder Taiwan, der gelbe Tee aus Hunan und der schwarze Tee aus Sichuan und Yunnan.
In China unterscheidet man im Wesentlichen sechs Teesorten:
- Lü chá - grüner Tee
- Hong chá - roter Tee (im deutschen schwarzer Tee)
- Oolong chá - halbfermentierter Tee
- bái chá (白茶) - weißer Tee
- Gui chá - bedufteter Tee
- Fang chá - gepresster Tee
[Bearbeiten] Geschichte
China ist das Mutterland des Teeanbaus. Wann damit begonnen wurde, lässt sich jedoch nicht nachweisen. Sicher ist, dass es bereits im Jahr 221 vor unserer Zeitrechnung eine Teesteuer gab. Die chinesische Teezeremonie wurde nie so stark verfeinert und überhöht wie in Japan, dafür ist sie stärker in der gesamten Bevölkerung verwurzelt. Früher gab es auch sehr viele öffentliche Teehäuser in China, die jedoch während der Kulturrevolution schließen mussten. Heute gibt es in den Städten wieder einige. Unter Mao flohen neben Intellektuellen auch viele Teemeister nach Taiwan. In den chinesischen Familien blieb die Teekultur so nur in rudimentärer Form erhalten.
Während der Tang-Dynastie (618-907) wurde Tee vom Adel und von Gelehrten getrunken. In dieser Zeit begannen auch die Mönche in buddhistischen Klöstern damit, während ihrer oft stundenlangen Meditationen Tee zu trinken, unter anderem, um wach zu bleiben. Dieser Brauch soll zuerst im Lingyang-Kloster auf dem Berg Taishan eingeführt worden sein und sich von dort ausgebreitet haben. Nach einiger Zeit begannen die Klöster, selbst Tee anzubauen. In der Tang-Dynastie erschien auch das weltweit erste Buch über Tee, verfasst von Lu Yu, der als Waise in einem buddhistischen Kloster aufwuchs. Er hatte den Beinamen "Der Gott des Tees". In dieser historischen Phase begann der Tee-Export ins Ausland, zunächst nach Japan und Korea.
In der Song-Dynastie übernahmen die Familien der Oberschichten das Teetrinken. Es wurden Teewettbewerbe eingeführt, um die besten Teesorten des Landes zu ermitteln. Gleichzeitig wurde die Kunst des Teekochens verfeinert. In der Zeit der Yuan-Dynastie breitete sich der Tee in der gesamten Bevölkerung aus. Während der Ming-Dynastie begründete dann Zhu Quan, der 17. Sohn des Ming-Kaisers Hongwu, der ein zurückgezogenes Leben als Einsiedler führte, eine neue Schule der Teekunst.
[Bearbeiten] Zubereitung
Die Experten der chinesischen Teekultur unterscheiden drei historische Schulen der Teekunst: In der Tang-Phase wurde der Tee zusammen mit dem Wasser aufgekocht, bis das Wasser die richtige Färbung annahm, wobei pulverisierter Tee verwendet wurde. Da diesem Tee eine Prise Salz zugefügt wurde, heißt diese Methode auch „Schule des gesalzenen Pulvertees“. Während der Song-Dynastie wurde die Teekunst verfeinert, das Teepulver wurde nun mit heißem Wasser aufgegossen und mit einem Bambusbesen schaumig geschlagen. Die Kunst der Teemeister bestand darin, dass der Schaum so lange wie möglich erhalten blieb. Das nennt man die „Schule der geschäumten Jade“. In der Ming-Phase wurden dann ganze Teeblätter verwendet und es entstand die Zeremonie namens Gong Fu Cha oder Kung Fu Cha, die heute noch im Süden Chinas und auf Taiwan zelebriert wird. Sie heißt auch die „Schule des duftenden Blattes“. Dazu wird Oolong-Tee verwendet.
[Bearbeiten] Teezeremonie
Für die Teezeremonie Gong Fu Cha reinigt der Teemeister zunächst die Teeschalen und die Kanne mit heißem Wasser. Dann werden die Teeblätter in die Kanne gegeben und mit heißem Wasser übergossen. Dieser erste Aufguss öffnet nur die Blätter und mildert die Bitterkeit der späteren Aufgüsse - er wird sofort in die Schälchen abgegossen und nicht getrunken. Er heißt "Aufguss des guten Geruchs". Der Meister füllt das Kännchen ein zweites mal mit Wasser, lässt den Tee etwa 10 bis 30 Sekunden ziehen und gießt den Aufguss dann in die Teeschalen, und zwar "schichtweise", damit jeder Gast die gleiche Aufgussqualität erhält. Das ist der "Aufguss des guten Geschmacks". Die Aufgüsse werden dann mit demselben Tee mehrfach wiederholt, bei sehr guter Teequalität bis zu 15 mal (Aufgüsse der "langen Freundschaft"). Dabei lässt man den Tee jeweils zehn Sekunden länger ziehen als zuvor. Jeder Aufguss schmeckt anders. Da die Teeblätter unmittelbar nach einem Aufguss nicht "weiterarbeiten" sollen, wird der Tee meistens zunächst in eine zweite Kanne gegossen und aus dieser eingeschenkt. In einer verfeinerten Variante der Teekunst wird der Aufguss zunächst in Duftbecher gegossen und von diesen in die Trinkschalen; der Teetrinker begutachtet dann das Aroma des Tees zunächst durch Riechen am geleerten Duftbecher.
[Bearbeiten] Regionale Vorlieben
Obwohl die meisten Chinesen grünen Tee trinken, gibt es gewisse Unterschiede. In Peking ist der Jasmintee sehr beliebt, der hierzulande auch in vielen Chinarestaurants angeboten wird. In der südchinesischen Provinz Fujian wird schwarzer Tee getrunken. Die Tibeter benutzen so genannten "Ziegeltee", also pulverisierten Grüntee, der mit Hilfe von Reiswasser zu Blöcken gepresst und getrocknet wird. In dieser Form wurde der Tee zur Zeit der Tang-Dynastie in ganz China verkauft. Der Block wird in einer Kanne aufgekocht und mit etwas Salz gewürzt, zu Ehren von Gästen auch noch mit Yak-Butter. Mongolische Hirten in Nordchina versetzen ihren Tee mit Milch und einer Prise Salz. In Südchina kennt man auch die Zubereitung des Tees mit Früchten, der Gästen als Zeichen der Ehrerbietung gereicht wird. In der Provinz Hunan wird der Tee für Gäste mit gerösteten Sojabohnen, Sesam und Ingwerscheiben versetzt. Nach dem Leeren der Schale werden diese Beigaben aufgegessen.
[Bearbeiten] Soziale Bedeutung
Gäste werden in China zum Zeichen der Wertschätzung immer mit Tee bewirtet. Diese Geste existiert bis heute auch noch innerhalb der Familien. Die jüngere Generation bietet der älteren Tee an, um ihre Ehrerbietung zu zeigen. Die Fähigkeit, guten Tee zuzubereiten, war früher auch ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl künftiger Schwiegertöchter. In den wohlhabenderen Familien der Han-Chinesen zeigte die Teekanne den sozialen Status der Trinker an: Für die Diener, Tagelöhner etc. gab es eine große Kanne aus Zinn, die in einem Holzeimer mit Öffnung stand. Hielt man den Eimer schräg, floss der Tee heraus; so brauchte man keine Teeschale. Eine kleinere Porzellankanne war für die Familie und Gäste bestimmt. Das Familienoberhaupt und Ehrengäste tranken ihren Tee dagegen aus Teeschalen mit Deckeln.
Tee spielt auch bei vielen Bräuchen eine wichtige Rolle als symbolische Gabe, vor allem bei Hochzeits- und Verlobungsbräuchen. Die Verlobungsgeschenke der Han-Chinesen heißen heute noch "Teegeschenke". Das geht auf die Song-Dynastie zurück, als es üblich wurde, der Familie der auserwählten Braut Tee zu überbringen. Der Heiratsvermittler hieß "Teedosenträger". In der Provinz Jiangsu wurde der Bräutigam am Tag der Hochzeit von den männlichen Verwandten im Haus der Braut mit Tee empfangen, wobei er drei Tassen zu trinken hatte, die der "Tee des Türöffnens" genannt wurden. Dann durfte er auf die Braut warten. In der Provinz Hunan gehörte Tee zur Hochzeitsfeier. Das Brautpaar bot reihum allen Gästen Tee an als Zeichen der Wertschätzung, die sich wiederum mit Geldgeschenken bedankten. Dann trank das Paar eine Tasse Tee "für die Zusammenführung der Kopfkissen". Bei der Bai-Nationalität gehört ein Teeritual im Schlafzimmer der Brautleute zu den Hochzeitsbräuchen. Das Paar bietet den dort anwesenden Gästen dreimal hintereinander Tee an, zuerst bitteren, dann gesüßten Tee mit Nusskernen und schließlich süßen Milchtee - zuerst bitter, dann süß, dann ein Geschmack zum Nachdenken.
Von einer Schwiegertochter wurde früher auch erwartet, dass sie es verstand, guten Tee zuzubereiten. Am Tag nach der Hochzeit hatte sie früh aufzustehen und ihren Schwiegereltern Tee zu servieren. Und es war üblich, dass der älteste Sohn oder die älteste Tochter einer Familie den Eltern jeden Morgen im Namen der Kinder eine Tasse Tee brachte.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Karl Schmeisser/Jiang Wang: Tee im Teehaus, abcverlag, Heidelberg 2005
- Wang Ling: Die chinesische Teekultur, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 2002, ISBN 7-119-02146-X
- Hu Hsiang-Fan: Das Geheimnis des Tees, Verlag Theseus, 2002, ISBN 3-896-20193-X
- John Blofeld: Das Tao des Teetrinkens. Von der chinesischen Kunst, den Tee zu bereiten und zu genießen, Otto Wilhelm Barth Verlag, 1986