Deidesheimer Weinkerwe
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Die Deidesheimer Weinkerwe ist eines der großen Weinfeste der Pfalz und das größte Volksfest der pfälzischen Kleinstadt Deidesheim; sie wird seit 1972 in ihrer gegenwärtigen Form gefeiert und findet immer am zweiten und dritten Wochenende des August statt, jeweils von freitags bis dienstags.
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[Bearbeiten] Historie
In früherer Zeit hatte Deidesheim einmal im Jahr einen Jahrmarkt, den sog. Kathrinenmarkt, der jedes Jahr am zweiten Sonntag nach dem Martinstag (11. November) stattfand, meistens einige Tage vor dem Fest der heiligen Katharina (25. November). In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war der Markt von vielen auswärtigen Schaustellern und Händlern beschickt, die dem Stadtarchiv zufolge nicht nur aus der Pfalz, sondern auch aus Städten wie Frankfurt, Stuttgart, Chemnitz, Bremen, München und vielen weiteren Städten kamen. Als nach dem Zweiten Weltkrieg der Bedarf an Jahrmärkten schwand, verlor der Markt jedoch zunehmend an Bedeutung und wurde schließlich nicht mehr veranstaltet.
Vom Verkehrsverein wurde in den 1920er Jahren mit mäßigem Erfolg versucht, im August eine Sommerkerwe in Deidesheim zu etablieren; sie wurde damals Nachmarkt genannt, bezog sich also auf den Kathrinenmarkt des Vorjahres. 1955 wurde für diese Veranstaltung, die sich nie richtig durchsetzen konnte, erstmals der Titel Weinkerwe gebraucht. Wegen des hohen Mineralwasserverbrauchs aufgrund der zumeist heißen Witterung verspottete man die Veranstaltung als „Selterswasserkerwe“ [1].
Bis 1971 hatte Deidesheim kein eigentliches Weinfest; damals kam man auf die Idee, eine Weinkerwe als Fest auf der Straße abzuhalten. Das Konzept war erfolgreich und die Weinkerwe entwickelte sich schnell zu einem führenden Weinfest an der Weinstraße. In den 1990er Jahren wurde die Zahl der Besucher auf 100.000 bis 150.000 [1] geschätzt; sie ist natürlich witterungsabhängig. Seit 1972 findet die Weinkerwe in ihrer heutigen Form statt. Dieses Jahr war das Gründungsjahr der Verbandsgemeinde Deidesheim, deren Gemeinden man in das Fest einbezog, indem man Weingüter und Vereine der Ortschaften Ausschankstellen hier betreiben ließ.
[Bearbeiten] Ablauf
Bei der Deidesheimer Weinkerwe fungiert die Bahnhofstraße in Deidesheim als „Weingasse“, viele Weingüter, Winzergenossenschaften und andere Vereine der Verbandsgemeinde Deidesheim betreiben hier ihre Ausschankstellen. Außerdem haben viele entlang der Weinstraße ansässigen Weingüter ihre Höfe geöffnet. An alkoholischen Getränken dürfen nur Weine aus der Verbandsgemeinde ausgeschenkt werden, um dem Fest eine lokal-kulturelle Note zu verleihen.
Im Rahmen der Deidesheimer Weinkerwe wird schon seit seit deren Anfangszeit am ersten Freitag im Rathaus der Verbandsgemeinde eine neue Weinprinzessin für die Verbandsgemeinde Deidesheim gekürt. Im Anschluss daran findet als Auftakt zur Weinkerwe eine öffentliche Riesling-Weinprobe im historischen Rathaus mit Rieslingen aus der Verbandsgemeinde statt.
Der sog. Kerweumzug, der in den meisten ländlichen pfälzischen Gemeinden sonntagnachmittags stattfindet, ist in Deidesheim vor der offiziellen Kerweeröffnung am Samstagabend. Fast jeder pfälzische Ort hat seinen eigenen Kerwetermin; mit diesem Fest sind viele Bräuche verbunden. Träger des Kerwebrauchtums sind fast überall ledige Burschen, die den Kerweumzug veranstalten, einen sog. Kerwestrauß aufstellen und in einer Rede das Ortsgeschehen glossieren; diese Bräuche sind vor allem in der West- und Nordpfalz ausgeprägt [2].
In Deidesheim knüpfen die „Kerwebuwe“, die das Fest mitgestalten, an diese altpfälzischen Überlieferungen an. Bei der offiziellen Eröffnung der Deidesheimer Weinkerwe wird auf dem Deidesheimer Marktplatz nach alter Tradition in pfälzischer Mundart abgefasste „Kerweredd“ vorgetragen, die das Ortsgeschehen des vergangenen Jahres glossiert. Danach bringen die Kerwebuwe einen etwa 20 m hohen [3], mit bunten Krepp-Bändern geschmückten „Kerwebaum“ zur Hochstrecke, der während der Kerwe stehen bleibt. Wenn der Kerwebaum steht, geben die Wingertsschützen eine Salve ab, damit gilt die Kerwe als eröffnet.
Am darauffolgenden Sonntag findet im historischen Rathaus eine Weinraritätenversteigerung von Pfälzer Weinen statt; dabei werden Flaschen besonderer Lagen und Jahrgängen versteigert; meistens Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg, zum Teil aber auch ältere. Als Versteigerer fungiert Werner Leim, der auch der Auktionator bei der Deidesheimer Geißbockversteigerung ist.
Am Dienstag der zweiten Woche endet das Fest. Am Abend wird der Kerwebaum abgesägt. Danach findet ein „Heimatabend“ im Weingut Dr. Deinhard statt; er wird von verschiedenen Deidesheimer Brauchtumsgruppen mitgestaltet. Ein Höhepunkt des Abends ist die Versteigerung der Spitze des Kerwebaumes. Die Moderation des Heimatabends übernahm die letzten Jahre der Pfälzer Mundartdichter Paul Tremmel.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b Kurt Andermann, Berthold Schnabel: Deidesheim - Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4
- ↑ J.Keddigkeit: Die pfälzische Kerwe in: Feste und Festbräuche in der Pfalz, Kaiserslautern 1992
- ↑ http://www.kerwebuwe.de
