Dekret über Grund und Boden
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Das Dekret über Grund und Boden (russ. Декрет о земле (Dekret o semlje)) war das zweite Dekret der selbsternannten neuen Arbeiter- und Bauernregierung, die durch die Oktoberrevolution vom 24./25. Oktober geschaffen wurde. Es war von Wladimir Iljitsch Lenin ausgearbeitet worden und wurde auf der Sitzung des Allrussländischen Rätekongresses der Arbeiter-, Soldaten und Bauerndeputierten am 26. Oktober 1917 einstimmig angenommen und am gleichen Tage in der Zeitung Iswestija veröffentlicht.
Dieses Dekret zählt, neben dem Dekret über den Frieden und dem Dekret über die Rechte der Völker Russlands, zu den drei sogenannten Umsturzdekreten, mit deren Hilfe die neue bolschewistische Führung Russlands möglichst rasch einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung gewinnen wollte.
Das Dekret über den Boden gründete auf den Forderungen der Bauern, welche sich bereits im August zu einem Sowjet und einem Landkomitee zusammengeschlossen hatten. Das Land wurde zum „Allgemeingut aller die darauf arbeiten“ erklärt. Es stellte die rechtliche Grundlage für die entschädigungslose Konfiszierung der Ländereien der Gutsherren, Kirchen und Staatsdomänen, inklusive lebendem und materiellem Inventar dar – defacto die Nationalisierung des Landes (150 Mio. Hektar). Der Privatbesitz an Fabriken und Unternehmen blieb zunächst (bis Mitte 1918) bestehen, deren Funktion wurde jedoch von den Arbeitersowjets kontrolliert. Jeder Bürger, der vor hatte, Land zu bearbeiten, erhielt ein Nutzungsrecht.
Das Dekret über den Boden löste den Jahrhunderte alten Streit der Bodenfrage zwischen den Bauern und den Gutsherren zu Gunsten der Bauern, womit die Bolschewisten die Landbevölkerung auf ihrer Seite hatten. Dies sollte sich im späteren Bürgerkrieg als wichtiger Faktor für den Sieg der Bolschewisten herausstellen.