Dobrynin VD-4K
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der VD-4K war die letzte Version eines sowjetischen Flugmotors vom OKB-36 in Rybinsk. Er wurde Ende der 1940er Jahre bis Anfang der 1950er Jahre von V. Dobrynin entwickelt und gebaut.
Er markierte den Höhepunkt der sowjetischen Flugmotorenentwicklung. Es handelt sich um einen wassergekühlten 24-Zylinder-Reihensternmotor mit vier 6-Zylinder-Sternen hintereinander (in Reihe) angeordnet - ähnlich dem Junkers Jumo 222.
Seine Vorläufer waren der M-250, der M-251TK, der M-253K und der VD-3TK, welche allesamt dieselbe 24-Zylinder-Konstruktion besaßen. Wie das Kürzel K ("Kompressor") schon andeutet, war es kein Saugmotor, sondern ein aufgeladener Motor. Seine zwei mechanisch gekoppelten Turbokompressoren hatten eine variable Turbinengeometrie, was der Dynamik des Motors (Ansprechen auf Drehzahl- und Lastwechsel)) zugute kam. Die einteilige Kurbelwelle war vierfach gekröpft - für jeden der vier Sechszylinder-Sterne einmal. Die vier Kröpfungen waren um folgende Winkel versetzt: Kröpfung I-II (180°), Kröpfung II-III (210°), Kröpfung III-IV (180°) und Kröpfung IV-I (150°). So wurde eine gleichmäßige Zündfolge erreicht - alle 30° Kurbelwellenumdrehung eine Zündung. Jedoch war der Massenausgleich durch die teilweise von 180° abweichenden Kröpfungsversatzwinkel nicht optimal. Das Zündschema war wie folgt:
Kröpfung I/Stern I | Kröpfung II/Stern II | Kröpfung III/Stern III | Kröpfung IV/Stern IV | |
---|---|---|---|---|
Zylinderreihe 6 | 1 | 7 | 12 | 18 |
Zylinderreihe 1 | 3 | 21 | 14 | 8 |
Zylinderreihe 2 | 17 | 23 | 4 | 10 |
Zylinderreihe 3 | 19 | 13 | 6 | 24 |
Zylinderreihe 4 | 9 | 15 | 20 | 2 |
Zylinderreihe 5 | 11 | 5 | 22 | 16 |
Der VD-4K war der stärkste sowjetische Flugmotor und trieb den großen, strategischen Langstreckenbomber Tupolew Tu-85 an. Die Leistung dieses Viertaktmotors erreichte 4.300 PS (3.160 kW). Sein Leistungsgewicht lag bei für Kolbenmotoren rekordverdächtigen 0,51 kg/PS. Sein engster Konkurrent als Antrieb für die Tu-85 war zu jener Zeit der - ebenfalls sowjetische - Schwezow ASch-2K mit fast gleichem Leistungsniveau.
Durch die rasche Entwicklung der Turbopropantriebe wurden die Kolbenmotoren als Flugzeugantriebe bald verdrängt, denn Turboproptriebwerke erreichen für Kolbenmotoren meist unerreichbare massenspezifische Leistungen (Leistung pro Triebwerksmasse) und haben weiterhin sehr kompakte Abmessungen. In der Sowjetunion wurden die nachfolgenden Bomber oft mit den Kusnezow NK-12 (so z.B. die Tupolew Tu-95) angetrieben, welche auch heute noch die stärksten, jemals gebauten Turboproptriebwerke weltweit sind.
Es gibt nur wenige Beispiele weiterer "Hexagon"-Motoren. Zu ihnen zählen der ebenfalls 24-zylindrige Junkers Jumo 222 sowie der 12-zylindrige Curtiss H-1640 Chieftain.
[Bearbeiten] Technische Daten
- Motortyp: wassergekühlter 24-Zylinder-Reihensternmotor (vier 6-Sterne)
- Hub: 144,0 mm
- Bohrung: 148,0 mm
- Hubraum: 59.454,82 ccm
- Leistung: 3.160 kW bzw. 4.300 PS bei 2.900 U/min
- spezifische Leistung: 72,3 PS/Liter
- Kolbengeschwindigkeit: 13,92 m/s
- Verdichtung: 7,0:1
- Masse: 2.190 kg
- Durchmesser: 1,40 m
- Länge: 2,50 m (mit Turbosystem und Getriebe)
- Leistungsgewicht: 0,51 kg/PS
- Benzinverbrauch: 0,160...0,175 kg/PS•h (im Cruising-Regime in 11.000 m Flughöhe)