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Sowjetunion - Wikipedia

Sowjetunion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Союз Советских Социалистических Республик (russ.)

Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik

Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

Flagge der Sowjetunion
Staatswappen der Sowjetunion
(Details) (Details)
Wahlspruch: Пролетарии всех стран, соединяйтесь!

(Transkription: Proletarii wsech stran, sojedinjaites!)

Deutsch: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!

Amtssprache Russisch (in jeder Sowjetrepublik zusätzlich die jeweilige Nationalsprache: Estnisch, Lettisch, Litauisch, Weißrussisch, Ukrainisch, Moldawisch, Georgisch, Armenisch, Aserbaidschanisch, Turkmenisch, Kasachisch, Usbekisch, Tadschikisch, Kirgisisch sowie anderen Nationalsprachen in den autonomen Republiken)
Hauptstadt Moskau (seit 12. März 1918 Hauptstadt von Sowjetrussland, später RSFSR, ab 30. Dezember 1922 Hauptstadt der UdSSR)
Staatsform Föderation
Staatsoberhaupt und Regierungschef Staatsoberhäupter der UdSSR
Fläche 22.402.223 km²
Einwohnerzahl 290.100.023 (1991)
Bevölkerungsdichte 13 Einwohner pro km²
Währung 1 Rubel = 100 Kopeken
Gründung 30. Dezember 1922
Nationalhymne Die Internationale (1922-1944)
Gimn Sowjetskowo Sojusa (1944-1991)
Nationalfeiertag 9. Mai Tag des Sieges
7. Oktober Tag der Verfassung
7. November Tag der Oktoberrevolution
Zeitzone UTC +02:00 bis +12:00
Kfz-Kennzeichen SU
Internet-TLD .su heute auch wieder von Russland verwendet
Telefonvorwahl +7 heute von Russland verwendet
Die Auflösung der Sowjetunion erfolgte am 26. Dezember 1991 durch Beschluss des Obersten Sowjets

Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (kurz UdSSR oder Sowjetunion, russisch Союз Советских Социалистических Республик СССР/ Transkription Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik SSSR     anhören ?/i) war ein kommunistisch-zentralistisch regierter Vielvölkerstaat in Osteuropa, dem Kaukasus sowie Nord- und Zentral-Asien. Sie wurde am 30. Dezember 1922 gegründet und wurde am 26. Dezember 1991 durch Beschluss des Obersten Sowjets aufgelöst. Ihre völkerrechtlichen Pflichten und Rechte wurden auf die Russische Föderative Sowjetrepublik (später Russland oder Russische Föderation) übertragen.

Das Kerngebiet (mit 78 % der Fläche) bestand aus der Russischen Sowjetrepublik, die im Zuge der Oktoberrevolution am 7. November 1917 aus dem Zarenreich hervorgegangen war, und nach der Auflösung der Union als unabhängige Russische Föderation deren juristische Nachfolge antrat. Wegen der Dominanz der Russischen Sowjetrepublik wurde in den westlichen Ländern die Sowjetunion (sprachlich) oft mit Russland gleichgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage der UdSSR
Lage der UdSSR

Ihre größte Ausdehnung, welche sie auch bis zu ihrem Ende beibehielt, erlangte die Union im Verlauf des Zweiten Weltkrieges mit der Einverleibung der baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen), Bessarabiens, des nördlichen Teils Ostpreußens sowie finnischer, polnischer und tschechoslowakischer Gebiete. Die Sowjetunion war damit in der jüngeren Geschichte der Menschheit der Staat mit dem größten zusammenhängenden Hoheitsgebiet. Sie gehörte zu den größten Nationen der Geschichte.

Die Sowjetunion grenzte nach 1945 im Westen an Rumänien, Ungarn, die Tschechoslowakei, Polen, die Ostsee, Finnland und Norwegen; im Norden an die Barentssee, die Karasee, die Laptewsee sowie an die Ostsibirische See; im Osten an das Ochotskische Meer, das Beringmeer sowie an den Pazifischen Ozean; im Süden an Nordkorea, die Volksrepublik China, die Mongolei, Afghanistan, den Iran und die Türkei.

Das Territorium der UdSSR umfasste mit 22,4 Millionen Quadratkilometern fast ein Sechstel des Festlandes der Erde. In West-Ost-Richtung erstreckte es sich vom Schwarzen Meer und der Ostsee bis zum Pazifischen Ozean über fast 10.000 Kilometer. Von Norden nach Süden hatte es eine Ausdehnung von fast 5.000 Kilometern. Die Sowjetunion berührte 11 der 24 Zeitzonen der Erde.

Physische Karte der ehemaligen Sowjetunion
Physische Karte der ehemaligen Sowjetunion
 


Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsentwicklung

Nach dem Stand der Volkszählung von 1988 hatte die Sowjetunion in ihren 15 Unionsrepubliken 286,717 Mio. Einwohner. Die Russische SFSR (Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik) war sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig die größte und in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht die dominierende Unionsrepublik.

Religion in der Sowjetunion

Die Staatsdoktrin der Sowjetunion war atheistisch. Die Ausübung der Religion war zwischenzeitlich verboten oder unterlag umfangreichen staatlichen Einschränkungen, so gab es z. B. Gesetze gegen das öffentliche Singen religiöser Lieder (siehe auch: Singende Revolution).

Gehörten um 1920 noch etwa 90 % der Russen der Orthodoxen Kirche an, so sank die Zahl bis 1940 auf unter 30 %. Viele Gläubige waren Repressalien ausgesetzt, wurden gefoltert, erschossen oder nach Sibirien verbannt.

Unter der Führung Lenins wurden von der Sowjetregierung Dekrete und Gesetze („Dekret über die Gewissensfreiheit, die kirchlichen und religiösen Vereinigungen“ vom Januar/Februar 1918 sowie Liquidierungsgesetz vom 27. Juli 1918, vorgelegt vom Volkskommisar für Justiz Pjotr Stutschka) erlassen, die auf dem Papier Religionsfreiheit gewährten, dabei aber die Kirchen enteigneten. Tatsächlich wurden die Kirchen als Vertreter der alten Ordnung und ihre Anhänger als Konterrevolutionäre gesehen. In der Folge kam es zu Massenhinrichtungen von Priestern der Russisch-Orthodoxen Kirche [1] [2] [3] .

Unter Stalin wurden tausende Priester in Arbeitslager (Gulag) deportiert. Ebenso wurden in Zentralasiatischen Republiken, wo mehrheitlich Muslime lebten, die meisten Moscheen geschlossen und die Religionsausübung ebenfalls verboten.

Unter Chruschtschow wurde dann die antireligiösen Gesetze gelockert und schließlich gewährte Gorbatschow wieder Religionsfreiheit.

Politik

Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau am 18. September 1990
Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau am 18. September 1990

Formal war die Sowjetunion ein föderalistischer Staatenbund von Teilstaaten (Unionsrepubliken); faktisch war sie ein zentralistisch regierter und von der Russischen Sowjetrepublik dominierter Staat. Nominell wurde sie demokratisch durch Räte (russisch sowjety) beziehungsweise das Parlament regiert. Die tatsächliche Macht lag aber stets bei der Führung der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die das Land besonders unter Stalin totalitär, später eher diktatorisch regierte. Gegen Ende der UdSSR unternahm Michail Gorbatschow unter dem Stichwort Perestroika Anstrengungen, tatsächliche demokratische Institutionen einzuführen.

Die Regierung der Sowjetunion war nicht nur für die Gesetzgebung, Verwaltung und Gerichtsbarkeit des Landes zuständig, sondern verwaltete auch die Wirtschaft. Die grundlegenden politischen Entscheidungen wurden von der wichtigsten politischen Institution des Landes, der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) getroffen.

In den späten 1980ern war der Aufbau des Staates in der Theorie ähnlich wie bei westlichen politischen Systemen organisiert. So setzte eine Verfassung alle Staatsorgane ein und garantierte den Bürgern eine Reihe von politischen Rechten und Bürgerrechten. Eine legislative Gewalt, der Kongress der Volksbeauftragten und ein ständiger legislativer Rat, der Oberste Sowjet, als Volksvertretung repräsentierten die Souveränität des Volkes. Der Oberste Sowjet wählte das Präsidium, dessen Vorsitzender auch als Staatsoberhaupt fungierte und überwachte den Rat der Volkskommissare, später der Ministerrat, der als die exekutive Gewalt agierte. Der Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, dessen Wahl von der Legislative bestätigt werden musste, war der Regierungschef. Eine verfassungsbasierte Judikative wurde durch ein System von Gerichtshöfen, dessen oberster der Oberste Gerichtshof war, repräsentiert. Der Oberste Gerichtshof war verantwortlich für die Überwachung der Gesetzmäßigkeit der Regierungsinstitutionen. Nach der Verfassung von 1977 hatte das Land eine föderale Struktur, die den einzelnen Teilrepubliken bestimmte souveräne Rechte (z. B. die Entscheidung über Minderheitenpolitik) zusprach.

In der Praxis jedoch wurden viele der Aufgaben der einzelnen Regierungsinstitutionen von der einzigen erlaubten Partei, der KPdSU, wahrgenommen. Die eigentlichen Grundlagen- und Richtlinienentscheidungen wurden von der Partei getroffen und von der Regierung übernommen, die eher die Entscheidungen der Partei ratifizierte als selbst Gesetze beschloss. Eine Reihe verschiedener Mechanismen sorgte dafür, dass die Regierung die Entscheidungen der Partei mittrug. Zwar konnten die Bürger der Sowjetunion sich bei allen Wahlen entscheiden, welchen Kandidaten sie wählten, aber da alle Kandidaten der KPdSU angehören mussten und von der Partei aufgestellt wurden, konnte die Kommunistische Partei alle wichtigen Positionen in der Regierung mit Personen setzen, die der Parteiführung gegenüber loyal waren. Die Personen in Regierungsämtern wurden strikt von der KPdSU überwacht, um zu verhindern, dass sie von der offiziellen Linie abwichen.

Die Hauptaufgabe der Exekutive, des Ministerrats, war die Verwaltung der Wirtschaft. Der Ministerrat war über die gesamte Zeit seines Bestehens mit der Kommunistischen Partei gegenüber loyalen Politikern besetzt, der Vorsitzende des Ministerrats war immer auch ein Mitglied des Politbüros, der zentralen Entscheidungsinstanz der KPdSU. Oft war es auch der Generalsekretär der Partei selbst. Der Vorsitzende hatte eine dominante Stellung gegenüber den anderen Ministern.

Nach der Verfassung von 1988 war das höchste legislative Gremium der Sowjetunion der Kongress der Volksdeputierten. Die wichtigste Aufgabe des Kongresses war die Wahl einer kleineren, ständigen legislativen Versammlung, des Obersten Sowjets mit seinem Vorsitzenden, der gleichzeitig Staatsoberhaupt war. Obwohl der Kongress der Volksbeauftragten theoretisch allein das Recht hatte, Gesetze zu beschließen, trat er nur selten zusammen, um Gesetzesentwürfen der Partei, des Ministerrats und des Obersten Sowjets zuzustimmen. Der Oberste Sowjet hatte das Recht, die geltenden Gesetze der Sowjetunion zu interpretieren und zusammen mit dem Ministerrat Dekrete zu beschließen, falls es in den bestehenden Gesetzen Unklarheiten gab.

Das Rechtssystem unterschied sich von dem in westlichen Staaten gepflegten. Statt dass ein Verteidiger und ein Staatsanwalt für bzw. gegen den Angeklagten argumentierten, arbeitete der Richter mit dem Staatsanwalt und dem Verteidiger zusammen. Dies sollte im Verständnis der Sowjetunion sicherstellen, dass die Prozesse die Wahrheit zu Tage förderten. Gleichzeitig öffnete diese Regelung dem Rechtsmissbrauch Tür und Tor.

Überwachung, Kontrolle und Repression

Die Sowjetunion war von ihrer Gründung bis zu ihrer Auflösung ein Polizeistaat, in dem sich kaum ein Aspekt des täglichen Lebens der staatlichen Überwachung entzog. Meinungs-, Reise-, Bildungs-, Wirtschaftsfreiheit und andere Freiheiten existierten zwar auf dem Papier, nicht aber in der Praxis. Es musste für fast jede bedeutende Tätigkeit eine Bewilligung der Obrigkeit eingeholt werden. Die Behörden, voran der Geheim- und Staatssicherheitsdienst KGB, überwachten das öffentliche und private Leben der Sowjetbürger intensiv; Dissidenten waren von staatlichen Repressalien und schweren Strafen bis hin zur Deportation ins Straflager („Gulag“) bedroht.

Diese totalitären Kontroll- und Zwangsmaßnahmen erfolgten am intensivsten unter Stalin und Breschnjew, während später, vor allem unter der Glasnost Gorbatschows, auch begrenzte kulturelle, politische und persönliche Freiräume entstanden. In der Nachstalinzeit entstand ein antisowjetischer Untergrund, der sich unter anderem über verbotene Literatur („Samisdat“) und den politischen Humor (vgl. Radio Eriwan) am Leben hielt.

Wirtschaft und Verkehr

Die UdSSR hatte die Zentralverwaltungswirtschaft eingeführt. Die Produktion von Gütern wurde nach einem strengen Plan überwacht. Am 25. Januar 1949 wurde gemeinsam mit den meisten Satellitenstaaten des „Ostblocks“ der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe als wirtschaftlicher Zusammenschluss der sozialistischen Staaten Osteuropas gegründet.

Siehe: Gosplan - Gosbank - Gossnab - Fünfjahrplan

Formen des Eigentums

In der Sowjetunion gab es zwei grundlegende Formen des Eigentums; Individuelles Eigentum und Kollektives Eigentum. Diese unterschieden sich stark in ihrem Inhalt und dem rechtlichen Status. Gemäß kommunistischer Theorien konnte Kapital (Produktionsmittel), neben einigen unwesentlichen Ausnahmen, nicht individuell besessen werden. Nach dem Ende der kurzzeitigen Lockerung mit der Neuen Ökonomischen Politik, russisch: НЭП - Новая экономическая политика; NEP - Nowaja ekonomitscheskaja politika, durch Lenin wurde jegliches industrielle Eigentum sowie Bauland gemeines Eigentum des Volkes respektive Eigentum des Staates. Individuelles Eigentum konnte nur Persönliches Eigentum sein, das heißt Kapital (Produktionsmittel) war automatisch staatliches Eigentum.

Siehe: Kollektivierung

Währung

Die offizielle Währung der Sowjetunion war der Rubel, der in 100 Kopeken unterteilt wird. Auch noch heute ist der Rubel die offizielle Währung Russlands.

Landwirtschaft

Die landwirtschaftlich nutzbare Großregion in der ehemaligen Sowjetunion zwischen Sankt Petersburg, Odessa beziehungsweise Rostow am Don im Westen und Krasnojarsk im Osten wird auch Agrardreieck genannt.

Siehe: Sowchos - Kolchos

Kultur und Gesellschaft

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Architektur

In der Zeit von Josef Stalin setzte man in der Sowjetunion vor allem auf sehr prunkvolle Paläste und üppige Bauten im Zuckerbäckerstil (Sozialistischer Klassizismus). Dieser Architekturstil begann mit dem unverwirklichten Bauvorhaben Palast der Sowjets im Jahr 1933 und ist eine Bezeichnung für jene prunkvollen Paläste und üppigen Bauten bis in das Jahr 1955. Da sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein starkes Bevölkerungswachstum abzeichnete, kam es bei den Arbeiterklassen rasch zu einer großen Wohnungsnot. Mit dem Beginn der Ära von Nikita Chruschtschow im September 1953 wurde in der ganzen Sowjetunion zu Sparmaßnahmen aufgerufen. Chruschtschow versammelte im Dezember 1954 die leitenden Architekten und Baufunktionäre der Sowjetunion zur „Allunionskonferenz der Bauschaffenden“ und ließ öffentlich die Entstalinisierung der Baukultur und die Abschaffung des „Konservatismus in der Architektur“ bekanntgegeben. Unter dem Motto „Besser, billiger und schneller bauen“ folgten drastische Änderungen im Wohnkonzept. Mit dem neuen Baustil jener Zeit entstanden die allgemein als „Chruschtschowki“ (хрущёвки; Wohnblocks) bezeichneten Wohngebäude, welche im Stil von sogenannten „Chruschtschoby“ (хрущобы; Plattenbau-Siedlungen) angeordnet wurden.

Siehe auch: Sozialistischer Klassizismus - Sozialistischer Städtebau

Wissenschaft

Sowjetisches Überschallpassagierflugzeug, Tupolew Tu-144
Sowjetisches Überschallpassagierflugzeug, Tupolew Tu-144

Hauptartikel: Wissenschaft in der Sowjetunion

Siehe: Sowjetische Raumfahrt

Literatur

Siehe: Liste sowjetischer Schriftsteller - Liste russischsprachiger Dichter - Kategorie:Literatur (Russisch)

Science Fiction

In der Sowjetunion gab es eine eigene, reichhaltige Science-Fiction-Literatur. Anders als in den westlichen Ländern war dieses Genre in der Sowjetunoion nie als Trivialliteratur verfemt. Die meisten Science-Fiction-Werke lieferten utopische Entwürfe für eine zukünftige Gesellschaft, wie zum Beispiel der Roman Andromedanebel, von Iwan Antonowitsch Jefremow, aus dem Jahr 1957, der mit über 20 Millionen Exemplaren das wohl wichtigste und erfolgreichste Buch dieses Genres in der Sowjetunion war. Die Science-Fiction-Literatur entwickelte sich rasch zu einer Art Sprachrohr für die Kritiker der sowjetischen Führung. Der georgische Regisseur Otar Ioselani führte im Jahre 1962 ein Gespräch mit Boris Barnet, der später Selbstmord verübte:

Er fragte mich: „Wer sind sie?“ Ich sagte: „Ein Regisseur.“ - „Ein sowjetischer“, korrigierte er. „Sie müssen immer sagen: ‚Ein sowjetischer Regisseur.‘ Das ist ein ganz besonderer Beruf.“ - „Wieso?“, fragte ich. „Weil Sie, wenn Sie jemals ehrlich werden sollten, was mich überraschen würde, das Wort ‚sowjetisch‘ weglassen können.“ [4]

Später wurden auch Science-Fiction-Filme gedreht, welche es zum Teil wagten, den sowjetischen Materialismus herauszufordern. So wird zum Beispiel in Andrei Tarkowski Solaris aus dem Jahre 1972 die Konfrontation einer Besatzung eines Raumschiffes mit einer absolut fremden Lebensform dargestellt, welche für sie zur metaphysischen Reise in die Innenwelt ihrer eigenen Kultur wird und sie zur Selbsterkenntnis, Liebe und Geduld anhält. Erstaunlich ist an der Verwirklichung dieser Filme, dass sie alle in der Breschnew-Ära entstanden, in der sämtliche Formen der organisierten Religion stark eingeschränkt wurden.

Malerei

Siehe: Sozialistischer Realismus - Suprematismus - Konstruktivismus - Kubofuturismus - Peredwischniki

Film und Theater

Siehe: Kategorie:Sowjetischer Film

Medien

Siehe: Kategorie:Zeitung (Sowjetunion) - Sowjetisches Fernsehen

Sport

Der Sport, Breitensport als auch Spitzensport, wurde in der Sowjetunion intensiv durch den Staat gefördert. Dafür gab es eine extra eingerichte Organisation innerhalb des Staates, deren Aufgabe es war Nachwuchsarbeit zu betreiben und aussichtsreichte Talente aufzuspüren, die in Sportschulen weiter ausgebildet wurden.


Siehe: Fußballnationalmannschaft der UdSSR - Sowjetische Schachschule - Sowjetische Eishockeynationalmannschaft - Olympische Geschichte der Sowjetunion

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Sowjetunion

Die Führung des zaristischen Russlands wurde mit der Februarrevolution 1917 entmachtet. Die wenige Monate später von den Bolschewiki initiierte Oktoberrevolution führte zur Ausrufung der „Russischen Sowjetrepublik“. Nachdem Sieg der Bolschewiki im Russischen Bürgerkrieg wurde im Dezember 1922 die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (kurz Sowjetunion) gegründet, die einen Großteil der Territorien des zerfallenen Russischen Reiches wieder zu einem Staat vereinte. In der Sowjetunion wurde eine zentralwirtschaftliche nachholende Industrialisierung durchgeführt. Ein vorher in vielen Bereichen rückständiges Bauernland, in dem zum Teil mittelalterliche, feudale Produktionsverhältnisse herrschten, sollte innerhalb von 20 Jahren zu einer Industriemacht und zum militärischen Ausgangspunkt der Weltrevolution umgestaltet werden. Dies geschah durch den forcierten, in seiner Ausführung berserkerartigen Aufbau der Schwerindustrie von 1928 an. Die ideologische Macht der Partei sollte durch umfassende Alphabetisierungskampagnen unter der Bevölkerung gefestigt werden.

Da durch den während der Revolution, der Bekämpfung ihrer vorgeblichen Gegner („Konterrevolutionäre“) und während des nachfolgenden Bürgerkrieges (1917-1921) praktizierten Kriegskommunismus eine katastrophale wirtschaftliche Lage entstanden war, wurde 1921 die so genannte Neue Ökonomische Politik (NEP) eingeführt, die eine Reihe marktwirtschaftlicher Zugeständnisse enthielt. Die herrschende Kaste der Bürokratie, die ihren Führer in Josef Stalin gefunden hatte, ging nach jahrelangem Zögern und einer den Kleinbürgern und russischen Großbauern (Kulaken) entgegenkommenden Politik zu einer willkürlichen und fehlerhaften Planwirtschaft über. Die Landwirtschaft wurde in Sowchosen und Kolchosen in einer Weise zwangskollektiviert, dass es die Union wirtschaftlich wiederum in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand versetzte. Dies ging einher mit der unter Lenin begonnenen und von Stalin eskalierten Verfolgung und Deportation von bis zu 20 Millionen Menschen, die diesen Maßnahmen scheinbar oder wahrhaft im Wege standen, in die Zwangs-Arbeitslager (Gulag). Millionen wurden ermordet oder ausgehungert, beispielsweise große Teile der Bevölkerung der Ukraine.

Außenpolitik

Zwischenkriegszeit 1922 bis 1939

Ein wichtiger Schritt aus der selbst gewählten Isolierung bildete der Ausgleich mit Deutschland im Vertrag von Rapallo von 1922, das die UdSSR als erster ausländischer Staat diplomatisch anerkannte. Am 18. September 1934 trat die Sowjetunion dem Völkerbund bei.

Das Verhältnis zum nationalsozialistischen Regime in Deutschland war von Anfang an sehr gespannt. Hitlers aggressive Außenpolitik und seine Herabwürdigung der slawischen Völker als „Untermenschen“, ebenso wie seine extreme Feindschaft zum Kommunismus, beeinträchtigten die deutsch-sowjetischen Beziehungen sehr stark. Dennoch schlossen die Sowjetunion und Deutschland am 23. August 1939 den Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. In einem geheimen Zusatzprotokoll zu diesem Vertrag legten die Sowjetunion und Deutschland ihre Interessenssphären in Osteuropa fest.

Zweiter Weltkrieg

Am 17. September 1939 überfiel die Rote Armee den östlichen Teil Polens, nachdem das Deutsche Reich bereits am 1. September 1939 mit dem Angriff auf Polen begonnen hatte. Nach der Niederlage Polens besetzte die Sowjetunion gemäß den Vereinbarungen des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts die Osthälfte Polens. Stalin begründete diesen Schritt offiziell damit, dass er die verwandten Völker der Weißrussen und Ukrainer gegen eine angebliche deutsche Bedrohung schützen wolle - jedoch schloss die Sowjetunion bereits am 28. September 1939, einen Tag nach der Kapitulation der Stadt Warschau, mit dem Deutschen Reich einen Grenz- und Freundschaftsvertrag ab. Dem folgte am 10. Februar 1940 ein Wirtschaftsabkommen zwischen den beiden Staaten. Die Gründe für den Hitler-Stalin-Pakt sind in der modernen Geschichtsforschung umstritten. Eine gewisse Rolle spielte sicherlich, dass beide Staaten ihren Einfluss in Osteuropa vergrößern wollten und Stalin hoffte, mit einem Nichtangriffspakt dies ohne einen Krieg bewerkstelligen zu können. Das Handeln der Sowjetunion wird von einigen auch unter Hinweis auf die z. T. antisowjetische Stoßrichtung der britischen Appeasement-Politik als eine notwendige Absicherung der Sowjetunion gegen einen Angriff aus dem Westen (sei es nun von Deutschland oder von den westeuropäischen Staaten und den USA) verteidigt.

Am 30. November 1939 begann die Sowjetunion den so genannten Winterkrieg mit Finnland. Wegen dieses Angriffs wurde die Sowjetunion aus dem Völkerbund ausgeschlossen. Infolge des Krieges musste Finnland Teile seines Staatsgebietes in Karelien an die Sowjetunion abtreten, die dort die Karelo-Finnische Sozialistische Sowjetrepublik errichtete.

Im Juni 1940 annektierte und okkupierte die Sowjetunion die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie die rumänischen Gebiete Bessarabien (das spätere Moldawien) und die Bukowina.

Am 22. Juni 1941 wurde die Sowjetunion von Deutschland angegriffen. Im sowjetischen bzw. russischen Geschichtsbewusstsein beginnt hier (nicht 1939) der Zweite Weltkrieg als der Große Vaterländische Krieg. Die Sowjetunion versuchte nach dem deutschen Angriff eine Allianz mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten zu schließen. Hauptanliegen der Sowjetunion war dabei die Errichtung einer Zweiten Front.

Am 24. August 1941 überfiel und besetzte die Sowjetunion zusammen mit Großbritannien den bis dahin neutralen Iran.

Zwar war vor allem das Verhältnis zu Großbritannien von wechselseitigem Misstrauen geprägt, jedoch unterstützten die von der Sowjetunion zuvor als Imperialisten angesehenen Alliierten sie nach Kräften. In den großen Konferenzen von Teheran und Jalta gelang es schließlich, eine Antihitlerkoalition zu schmieden und den Kampf gegen Deutschland abzustimmen. Die Sowjetunion trug in dem Kampf gegen Deutschland, nach Ansicht der meisten Historiker, die Hauptlast. Davon zeugt auch, dass über 80% der deutschen Verluste an der Ostfront zustande kamen.

Die kriegsverwüstete Sowjetunion ging 1945 aus dem Zweiten Weltkrieg innerlich geschwächt, jedoch auch als Siegermacht in Europa hervor. Mehrere Staaten in Mittel- und Osteuropa gerieten unter sowjetische Kontrolle. Die Sowjetunion war Besatzungsmacht im mittleren Teil Deutschlands (u. a. in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)) und darüber hinaus auch in ganz Osteuropa.

In der Konferenz von Potsdam versuchten sich die drei Siegermächte des Krieges in Europa auf eine Nachkriegsordnung zu einigen, was jedoch nur zum Teil gelang. Die Antihitlerkoalition, die gegen den gemeinsamen Feind Deutschland mühsam zustande gekommen war, zerbrach nach dem Sieg über Hitler am gegenseitigen Misstrauen. Aus den unterschiedlichen Vorstellungen über die europäische Nachkriegsordnung entwickelte sich schließlich der Ost-West-Konflikt.

Afghanischer Bürgerkrieg und sowjetische Invasion

Hauptartikel: Afghanischer Bürgerkrieg und sowjetische Invasion

Sowjetischer Soldat bezieht Stellung in einem Haus in Afghanistan, 1988. Bild: Michail Jewstafjew
Sowjetischer Soldat bezieht Stellung in einem Haus in Afghanistan, 1988. Bild: Michail Jewstafjew

Der Afghanistan-Krieg war ein militärischer Konflikt, der sich mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Jahre 1979, der sich von einem Bürgerkrieg zu einem Stellvertreterkrieg des Ost-West-Konfliktes ausweitete. Der Krieg ließ eine weltpolitisch höchst kritische Krisenzone entstehen. Er verwüstete das Land und beraubte es nahezu seiner gesamten Infrastruktur. Allein auf afghanischer Seite wurde bis 1989 die Zahl der Todesopfer auf mehr als 1,2 Millionen geschätzt, die der Flüchtlinge auf ungefähr fünf Millionen.

Im Jahre 1973 stürzte Mohammed Daud seinen Cousin König Sahir und ließ sich zum Präsidenten von Afghanistan wählen. Nach der Übernahme der Macht durch die kommunistische „Demokratische Volkspartei Afghanistans“ (DVPA) unter Nur Muhammad Taraki am 27. April 1978 betrieb diese eine Annäherung an den Ostblock und die gesellschaftliche Umgestaltung (Bildungsprogramm, Bodenreform etc.), die das rückständige Land zu modernisieren suchte und Reformen im Sinn des realen Sozialismus durchführte, z. B. eine Bodenreform, Sicherstellung von medizinischer Versorgung, Schulbildung auch für Mädchen, Gleichstellung der Frau, Abschaffung des Schleierzwanges uvm. Vor allem aber ging es der Sowjetunion darum, ihre Einflußsphäre in Richtung Indischer Ozean auszudehnen, um die südliche Flanke des größten Flächenstaates der Erde auch von der Seeseite aus zu schützen und weiter zu expandieren. Dieses Ziel war bereits Teil der strategischen Hegemonialpolitik des Zaren und fiel den „roten Zaren“ nunmehr fast von allein in die Hände (nächstes Ziel wäre dann Pakistan geworden).

Diese Politik stieß bei Stammesführern, Großgrundbesitzern sowie islamischen Mullahs auf Ablehnung. Rund 30 Mudschaheddin-Gruppen bildeten sich, die den Kampf gegen die Regierung aufnahmen: Der Afghanistan-Krieg begann. Die teilweise fundamentalistisch orientierten Stammeskrieger waren untereinander zerstritten und nur geeint durch ihren „heiligen Krieg” gegen die „Ungläubigen”. Darüber hinaus spielte die traditionelle Ablehnung einer zentralen Regierung durch die Stammesoberhäupter eine motivierende Rolle die Politik zum scheitern zu bringen.

Unter dem Druck der vorrückenden Mudschaheddin sandte die Regierung 1979 einen Hilferuf nach Moskau, Russische SFSR aus. Daraufhin entschied sich die sowjetische Regierung, sowjetische Streitkräfte (rund 100 000 Mann) ins Land zu schicken, die vor allem Städte und Straßen zu schützen suchten. Das Land Afghanistan selbst war seit 1919 traditionell eng mit Moskau verbunden; das Land hatte umfangreiche Wirtschafts- und Entwicklungshilfe erhalten. Auf der anderen Seite schalteten sich nun die USA in den Konflikt ein und unterstützten die islamischen Gotteskrieger mit modernen Waffen (z. B. Stinger-Raketen und mit dem Sturmgewehr M-16), Finanzmitteln, Informationen und Militärberatern. Den USA ging es offentsichtlich darum, direkt an der sowjetischen Grenze einen Unruheherd zu schaffen und die Sowjetunion ökonomisch zu schwächen. US-Präsident Ronald Reagan verkündete, er wolle die Sowjetunion „totrüsten”. Auch etliche islamische Länder ließen den afghanischen Glaubenskriegern Unterstützung zukommen.

Sowjetische Truppen ziehen sich aus Afghanistan zurück (Schützenpanzerwagen BTR-60). Bild: Michail Jewstafjew
Sowjetische Truppen ziehen sich aus Afghanistan zurück (Schützenpanzerwagen BTR-60). Bild: Michail Jewstafjew

Durch die andauernden Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Mudschaheddin wurde eine große Flüchtlingswelle ausgelöst (rund fünf Millionen Betroffene). Die Flüchtlinge sammelten sich vor allem in iranischen und pakistanischen Lagern. Pakistan war auch die Hauptnachschubbasis der Glaubenskrieger. Im Jahre 1981 versuchte die Regierung (mit nur mäßigem Erfolg) die allgemeine Wehrpflicht einzuführen; zu diesem Zeitpunkt waren rund zwei Drittel der Regierungstruppen zu den so genannten Freiheitskämpfern übergelaufen. 1982/83 war eine militärische Pattsituation erreicht; die Bevölkerung litt schwer unter den Kriegshandlungen. Der neue Staatspräsident Mohammed Nadschibullah setzte 1986 auf einen Kurs der nationalen Versöhnung und des Dialoges, während die Mudschaheddin mehrheitlich den Sieg erzwingen wollten. Allerdings beurteilte etwa zur gleichen Zeit der neue sowjetische Präsident Michail Gorbatschow das sowjetische Engagement in Afghanistan als zu kostspielig und verlustreich. Er selbst sagte:Der Krieg stelle eine „offene Wunde” dar und stehe einer Annäherung an den Westen und einer Beendigung des Kalten Krieges im Wege. In den Jahren 1988/89 wurden die sowjetischen Truppen nach und nach aus dem Nachbarland abgezogen.

Damit war das Schicksal der Regierung von Mohammed Nadschibullahs besiegelt, die sich jedoch noch bis 1992 in Kabul halten konnte. Dann übernahmen die siegreichen Mudschaheddin die Macht und begannen sogleich, sich gegenseitig zu bekämpfen. Sieger in diesen Auseinandersetzungen, die nur noch auf geringes Interesse im Westen stießen, waren die fundamentalistischen Taliban, die den größten Teil des Landes unter ihre Kontrolle brachten und einen islamischen Gottesstaat einrichteten. Nur der Norden Afghanistans konnte von der so genannten Nordallianz gehalten werden.

Mitgliedschaft in Internationalen Organisationen

Die Sowjetunion war nach dem Zweiten Weltkrieg Mitglied der UNO mit Vetorecht und der führende Staat des Verteidigungsbündnisses Warschauer Pakt. Sie gehörte der KSZE an und dem Wirtschaftsbündnis RGW

Weitere Mitgliedschaften: ANT, BTWC, EBRD, ENMOD, IAEA, IBEC, ICAO, ICFTU, IIB, ILO, IMO, Inmarsat, Interpol, IOC, IPU, ISO, ITU, LORCS, NPT, NTBT, OPNAL, PCA, UNCTAD, UNESCO, UNIDO, UN-Sicherheitsrat, UPU, WFTU, WHO, WIPO, WMO, WToO.

Innere Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte die Sowjetunion, den gewonnenen territorialen Machtbereich abzusichern. Das im Hitler-Stalin-Pakt vereinbarte sowjetische Interessengebiet in Ostpolen sowie das gesamte Baltikum schloss die UdSSR dauerhaft ihrem Staatsgebiet an; darüber hinaus bildete sie zahlreiche Satellitenstaaten, in denen sie, vor allem in Osteuropa, so genannte Volksdemokratien errichtete.

Der XX. Parteitag der KPdSU 1956 proklamierte die Abkehr vom Stalinismus, Nikita Chruschtschow rief eine grundlegende Wende in der sowjetischen Politik aus. Trotz der vorsichtigen Liberalisierung im Inneren ("Tauwetter") kann von einer grundlegenden Wende in der sowjet. Politik nicht gesprochen werden. Die Reformbewegung in Ungarn 1956 wurde durch die rote Armee blutig niedergeschlagen. Trotz nun intensiverer diplomatischer Kontakte zu den USA, ging der Kalte Krieg weiter und brachte die Welt 1962 in der Kubakrise an den Rand eines Atomkrieges. Auf Druck der USA zog Chrutschschow im letzten Moment die geplanten Raketen ab und verhinderte die drohende Eskalation.

Erfolge verbuchte der Staat bei der prestigeträchtigen „Eroberung des Weltalls“. Mit dem Hund Laika entsandte man das erste Lebewesen und mit Juri Gagarin den ersten Menschen ins All (1961).

1964 wurde Chruschtschow durch den konservativen Leonid Breschnew als Generalsekretär ersetzt. Reformversuchen in anderen sich selbst als kommunistisch bezeichnenden Staaten widersetzte sich das Regime vehement. Die Freiheitsbewegung des Prager Frühling in der Tschechoslowakei (1968) wurde mit Panzern des Warschauer Pakts niedergeschlagen. Auch die Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1980 (Niederschlagung der Reformbewegung der Gewerkschaft Solidarność) geschah unter dem Druck Moskaus.

1979 marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Nach anhaltenden Verlusten und ohne den Gegner je ganz zurück drängen zu können, liess man die Truppen 1989, nach zehn Jahren, wieder abziehen.

1986 kam es in der Ukraine zur Katastrophe von Tschernobyl.

Die großen Bergarbeiterstreiks in Sibirien in den Jahren 1989 und 1991 zeigte, wie der Sozialismus sich in den 70 Jahren seiner Herrschaft gewandelt hatte: Die Herrschaft einer privilegierten Funktionärsclique (Nomenklatura) hatte sich von den Interessen der Arbeiter entfremdet. Aus der Diktatur des Proletariats war eine Diktatur über und gegen das Volk geworden.

Die von Michail Gorbatschow ab 1985 eingeleiteten Programme von Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollten den Realsozialismus reformieren und führten zu neuem, kritischen Denken in allen Regionen der Sowjetunion. Die Entwicklung verselbständigte sich aber und entglitt der Kontrolle der Partei zunehmend.

In den Jahren 1990 und 1991 erklärten die baltischen Republiken Litauen, Lettland und Estland als erste ihre Unabhängigkeit. Die zentralasiatischen und kaukasischen Republiken sowie Moldawien folgten ihrem Beispiel. Am 8. Dezember 1991 beschlossen die Staatsoberhäupter der drei in der Union verbliebenen Republiken – der russischen, ukrainischen und weißrussischen – die offizielle Auflösung der Sowjetunion und gründeten gleichzeitig die Gemeinschaft unabhängiger Staaten GUS.

Führungsspitzen der Sowjetunion

Parteichefs der Bolschewiki (19031918), der Kommunistischen Partei Russlands (1918–1925) bzw. der Kommunistischen Partei der Sowjetunion/ KPdSU (19251991), und somit eigentliche Machthaber, waren:

  1. 19031924: Wladimir Lenin (bürgerlicher Name: Uljánow)
  2. 19241953: Josef Stalin (bürgerlicher Name: Dschugaschwili) (Generalsekretär)
  3. 19531964: Nikita Chruschtschow (Erster Sekretär)
  4. 19641982: Leonid Breschnew (ab 1966 Generalsekretär)
  5. 19821984: Juri Andropow (Generalsekretär)
  6. 19841985: Konstantin Tschernenko
  7. 19851991: Michail Gorbatschow

Regierungschefs der Sowjetunion: (19171946: Vorsitzende des Rates der Volkskommissare, 19461991: Vorsitzende des Ministerrates, 28. August 199125. Dezember 1991: Ministerpräsident der UdSSR und Vorsitzender des Interrepublikanischen Wirtschaftskomitees)

  1. 19171924: Wladimir Lenin Begründer der Bolschewistischen Partei
  1. 19241930: Alexei Rykow
  2. 19301941: Wjatscheslaw Molotow
  3. 19411953: Josef Stalin
  4. 19531955: Georgi Malenkow
  5. 19551958: Nikolai Bulganin
  6. 19581964: Nikita Chruschtschow
  7. 19641980: Alexei Kossygin
  8. 19801985: Nikolai Tichonow
  9. 19851991: Nikolai Ryschkow
  10. 1991: Walentin Pawlow (Januar bis August)
  11. 1991: Iwan Silajew (August bis Dezember)

Staatsoberhäupter der Sowjetunion (19221938: Vorsitzender des Zentralen Exekutivkomitees, 19381946:Unionsältester 1946-1989: Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets, 19891990: Vorsitzender des Obersten Sowjets, 19901991: Staatspräsident)

  1. 19191946: Michail Kalinin
  2. 19461953: Nikolai Schwernik
  3. 19531960: Kliment Woroschilow
  4. 19601964: Leonid Breschnew
  5. 19641965: Anastas Mikojan
  6. 19651977: Nikolai Podgorny
  7. 19771982: Leonid Breschnew
  8. 19831984: Juri Andropow
  9. 19841985: Konstantin Tschernenko
  10. 19851988: Andrei Gromyko
  11. 19881991: Michail Gorbatschow (ab 1990 Präsident der Sowjetunion)

Gliederung

Die Sowjetunion war formal eine Föderation. Von 1940 bis 1991 gab es 15 nationale sozialistische Räterepubliken (auch Unionsrepubliken genannt), die theoretisch auch das Recht hatten, wieder aus der Union auszutreten. Jede Unionsrepublik hatte ihre eigene Hauptstadt, jedoch hatte Moskau als überregionale bzw. teilrepubliksübergreifende Hauptstadt der Sowjetunion sowie der russischen SFSR, einen besonderen Status. Die Republiken hatten ihre eigenen Verfassungen, die, wie die Verfassung der gesamten Union, theoretisch die Gewaltenteilung in der Sowjetunion garantieren sollten. In der Praxis hatte die zentrale Regierung jedoch alle wichtigen Befugnisse an sich gezogen und traf Entscheidungen, die von den regionalen Behörden nur ausgeführt wurden.

Innerhalb dieser Republiken gab es so genannte Autonome Sozialistische Sowjetrepubliken (zum Beispiel Nachitschewan), Autonome Gebiete, zum Beispiel das Jüdische Autonome Gebiet oder auch Autonome Kreise. Alle diese Entitäten trugen theoretisch Staatscharakter, die auch innerhalb der Sowjetunion galten. Verschiedene Interpretationen der sowjetischen Verfassung des Jahres 1977 sind bedeutsam für einige Konflikte im postsowjetischen Raum. Ein Beispiel dafür ist Abchasien, welche eine Autonome Republik darstellte, oder Bergkarabach, welche ein Autonomes Gebiet darstellte.

Die Unionsrepubliken von 1991 und heutige Staaten

Unionsrepublik UdSSR Heutige Staaten GUS NATO EU EURASEC GUUAM Rat für kollektive Sicherheit SCO

Armenische SSR
19361991
Armenien
1991 Beobachter

Aserbaidschanische SSR
19361991
Aserbaidschan
1991 1997

Estnische SSR
19401991
Estland
2004 2004

Georgische SSR
19361991
Georgien
1993 1997

Kasachische SSR
19361991
Kasachstan
1991 2002 1996

Kirgisische SSR
19361991
Kirgisistan
1991 2002 1996

Lettische SSR
19401991
Lettland
2004 2004

Litauische SSR
19401991
Litauen
2004 2004

Moldauische SSR
19401991
Moldawien
1991 Beobachter 1997

Russische SFSR
19221991
Russland
1991 2002 1996

Tadschikische SSR
19291991
Tadschikistan
1991 2002 1996

Turkmenische SSR
19251991
Turkmenistan
1991 – 2005

Ukrainische SSR
19221991
Ukraine
1991 Beobachter 1997

Usbekische SSR
19251991
Usbekistan
1991 1999–2005 2001

Weißrussische SSR
19221991
Weißrussland
1991 2002

Nationalhymne

Hauptartikel: Nationalhymne der Sowjetunion

Von 1922 bis 1944 war "die Internationale" die Nationalhymne der Sowjetunion. 1943 komponierte Alexander Wassiljewitsch Alexandrow eine eigens für die Sowjetunion bestimmte Hymne mit dem Text von Sergei Wladimirowitsch Michalkow. Diese wurde erstmals am 1. Januar 1944 der Öffentlichkeit präsentiert. Dreieinhalb Monate später, am 15. März 1944, wurde dieses Lied zur offiziellen Nationalhymne der Sowjetunion erklärt.

Die Hymne erfuhr 1977, als Folge der Entstalinisierung, ihre einzige Änderung, bei der unter Anderem Stalins Name aus dem Text entfernt wurde. Zwischen 1955 (zwei Jahre nach Stalins Tod) und 1977 wurde die Hymne stets ohne Text interpretiert.

Nach dem Zusammenbruch der UdSSR warf das neue Russland das Sowjeterbe ab und gab sich eine komplett neue Hymne. Da sich diese nie großer Beliebtheit erfreute, wurde im Jahr 2000 die alte Sowjethymne mit neuem Text wieder zur Nationalhymne Russlands.

Literatur

  • Mark R. Beissinger: Nationalist Mobilization and the Collapse of the Soviet State. Cambridge University Press, Cambridge 2002, ISBN 052100148X
  • Thomas M. Bohn (Hrsg.): Geschichte des russischen Reiches und der Sowjetunion. Böhlau, Köln 2002, ISBN 3-412-14098-8
  • Johannes Grotzky: Herausforderung Sowjetunion. Eine Weltmacht sucht ihren Weg. Piper, München 1991
  • Johannes Grotzky: Konflikt im Vielvölkerstaat. Die Nationen der Sowjetunion im Aufbruch. Serie Piper, München 1991
  • Manfred Hildermeier: Die Sowjetunion 1917 – 1991. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-56497-8
  • Karl Held (Hrsg.): Das Lebenswerk des Michail Gorbatschow: Von der Reform des realen Sozialismus zur Zerstörung der Sowjetunion. Gegenstandpunkt Verlag, München 1992. ISBN 3-929211-00-9
  • Leonid Luks: Geschichte Russlands und der Sowjetunion: von Lenin bis Jelzin. Pustet, Regensburg 2000, ISBN 3-7917-1687-5

Quelle

  1. Alexander Solschenizyn „200 Jahre zusammen“, Russki Putj (Moskauer Verlag) 2002, Herbig 2003, ISBN 377662356x
  2. Peter Scheibert „Lenin an der Macht“, Acta humaniora, Weinheim 1984, ISBN 3527175032
  3. Alexander Jakowlew „A Century of Violence in Soviet Russia“, Yale University Press, New Haven/London, 2002 („Ein Jahrhundert der Gewalt in Sowjetrussland“, Berlin Verlag 2004, ISBN 3827005477)
  4. Zitiert in Eisenschitz, A Fickle Man, 163.

Siehe auch

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Weblinks

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