Epiphyt
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Epiphyten (grch. epi = auf, über; phyton = Pflanze) oder Aufsitzerpflanzen bezeichnet man Pflanzen die auf anderen Pflanzen wachsen. Dieser Ausdruck wird sowohl auf Landpflanzen als auch Wasserpflanzen angewendet. An Land dienen zumeist Bäume als Substrat für Epiphyten, während aquatische Epiphyten wie Algen auf höherem aquatischen Pflanzen (z.B. Seegräser) wachsen.
Der Vorteil dieser Lebensweise ist die bessere Verfügbarkeit von Licht, dass am Waldboden (bzw. Meeresboden)ein limitierender Faktor für das Pflanzenwachstum ist. Der Nachteil der atmosphärisch epiphytischen Lebensweise ist jedoch, dass eine kontinuierliche Versorgung mit Wasser und Nährstoffen aufgrund der fehlenden Verbindung zum Erdboden nicht immer gewährleistet ist. Die Epiphyten haben im Laufe der Evolution unterschiedliche morphologische und physiologische Anpassungen entwickelt um sich von der Wasser- und Nährstoffversorgung des Erdbodens unabhängig zu machen. Dabei hat sich, nach bestehender Lehrmeinung die epiphytische Lebensweise mehrere Male unabhängig entwickelt [1].
Im klassischen Sinn sind Epiphyten keine Parasiten, da sie das Phloem ihrer Wirtspflanze nicht anzapfen. Einige Autoren zählen die echten Parasiten (z.B. Mistel) aufgrund ihrer atmosphärischen Lebensweise jedoch auch zu den Epiphyten.
Ontogenetisch betrachtet gibt es zwei Typen von Epiphyten: Holoepiphyten, oder echte Epiphyten, keimen und wachsen während ihres gesamten Lebens auf einer anderen Pflanze. Hemiepiphyten dagegen verbringen nur einen Teil ihrers Lebens auf einer anderen Pflanze. Man unterscheidet bei letzteren zwischen primären und sekundären Hemiepiphyten. Primaere Hemiepiphyten beginnen ihren Lebenszyklus als Epiphyt und entwickeln in einer spaeteren Phase Wurzeln die eine Verbindung zum Boden ermoeglichen. Sekundäre Hemiepiphyten wachsen zunaechst terrestrisch und verlieren in einer spaeteren Lebensphase die Verbindung zum Erdboden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografische Verbreitung
Epiphytische Gefäßpflanzen kommen fast ausschliesslich in den Subtropen und Tropen vor. Niedere Pflanzen wie Algen, Moose und Flechten können hier in Regionen mit kontinuierlicher Wasserverfügbarkeit auch als Epiphylle auftreten.
In den gemässigten Breiten kommen je nach Regenmenge nur niedere Pflanzen (z.B. Europa [1]), aber auch Gefäßpflanzen (z.B. Neuseeland[2] oder südlicher Himalaya [3]) epiphytisch vor. Gelegentlich findet man auch sonst terrestrisch wachsende Pflanzen, die in Humusakkumulationen von Baumastgabeln ein geeignetes Wuchsmilieu vorfinden (Zufallsepiphyten). In Europa gibt es sonst, bis auf seltene Einzelfälle [4], keine epiphytischen Gefässpflanzen. Als Grund wird hierfür in der Literatur der Frost genannt [1], der eine Wasserversorgung der Pflanzen für einen gewissen Zeitraum verhindert.
[Bearbeiten] Systematische Verbreitung
Weltweit betrachtet sind etwa 10% aller Gefäßpflanzenarten epiphytisch. In Tropischen Bergregenwäldern kann der Anteil an Epiphyten die Zahl der terrestrisch wachsenden Gefässpflanzen jedoch übertreffen [5].
Epiphytische Arten treten in vielen Pflanzenfamilien auf. Besonders reich an epiphytischen Arten sind:
Orchidaceae(ca. ... epiphytische Arten)
Bromeliaceae(ca....)
[Bearbeiten] Morphologische Anpassungen
Bromelien besitzen kleine abgedichtete Öffnungen auf ihren Blättern, so genannte Saugschuppen, mit deren Hilfe sie Regenwasser und die darin gelösten Nährstoffe aufnehmen. Die Wurzeln der meisten epiphytischen Bromelien haben die Funktion der Wasser und Nährstoffleitung zum grössten Teil verloren und dienen meist nur der Befestigung am Substrat.
Viele Bromelien bilden Rosetten aus steifen Blättern. Diese Blätter stehen am Grund so eng beieinander, dass sich dort Wasser sammeln kann. Herabfallende Pflanzenteile und tote Tiere können in diese Zisternen gelangen und werden dort durch Mikroorganismen zersetzt. Das Wasser und die darin freigewordenen Nährstoffe werden durch die Saugschuppen ins Innere der Rosettenblätter geleitet.
Eine grosse Zahl and Orchideenarten besitzen Pseudobulben die als Wasser- und Naehstoffspeicherorgane dienen. Bei einer anhaltenden Trockenperiode oder wahrend der Ausbildung von Fruechten werden diese Vorraete genutzt.
Eine Anpassung an die schnelle Aufnahme von Wasser und Nährstoffen haben viele Orchideen und einige Araceen entwickelt. Das Velamen radicum ist ein wurzelumhüllendes Gewebe mit einer schwammähnlichen Struktur, welche Wasser und in ihm gelöste Nährstoffe schnell aufnimmt und an die Wurzel weiterleitet.
Epiphytisch wachsende Farne bilden häufig ein vogelnestartiges Wurzelgeflecht aus, in dem sich Humus und Wasser sammelt und fuer einen gewissen regenlosen Zeitraum die Pflanze versorgt.
Viele Epiphyten besitzen sukkulente Blätter, die einen gewissen Schutz gegen Verdunstung bieten.
[Bearbeiten] Physiologische Anpassungen
Der CAM Mechanismus erlaubt es einer Pflanze ihre Spaltöffnungen während des Tages zu schliessen und so weniger Wasser zu verdunsten als mit offenen. Die für die Photosynthese wichtige Kohlendioxidaufnahme wird in die Nacht verlegt, wenn die Umgebungstemperaturen niedriger sind und die Luftfeuchtigkeit höher.
Epiphytische Moose und Flechten, saugen in ihrer oft verfilzten, schwammartigen Masse große Mengen Wasser auf, wenn es regnet. Bei längeren Trockenperioden schrumpfen sie zusammen und reduzieren ihren Stoffwechsel bis zur nächsten Regenzeit.
[Bearbeiten] Zitate
- ↑ a b c Benzing D.H. (1990) Vascular epiphytes. General biology and related biota. Cambridge University Press, Cambridge. 354 pp
- ↑ Oliver W.R.B. (1930) New Zealand epiphytes. Journal of Ecology 18: 1–50
- ↑ Gurung V.D.L. (1985)Ecological observations on the pteridophyte flora of Langtang National Park, Central Nepal. Fern Gazette 13: 25–32
- ↑ Zotz G. (2002) Gefässepiphyten in temperaten Wäldern. Bauhinia 16: 13–22
- ↑ Kelly D., et al. (2004) The epiphyte communities of a montane rain forest in the Andes of Venezuela: patterns in the distribution of the flora. Journal of Tropical Ecology 20: 643-666
[Bearbeiten] Literatur
Schimper, A.F.W. (1888) Die epiphytische Vegetation Amerikas, Fischer