Ernst Ludwig von Gerlach
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Ernst Ludwig von Gerlach (* 7. März 1795 in Berlin; † 18. Februar 1877 in Berlin) war zusammen mit Friedrich Julius Stahl längere Zeit Führer der äußersten Rechten in Preußen und gehörte wie sein Bruder Leopold zum Kreis um die Kreuzzeitung.
Er kämpfte 1813 bis 1815 in den Befreiungskriegen, trat in den Justizdienst ein, wurde 1823 Oberlandesgerichtsrat in Naumburg (Saale), 1829 Land- und Stadtgerichtsdirektor in Halle, 1835 Vizepräsident des Oberlandesgerichts in Frankfurt an der Oder.
Er war Mitglied des Klubs in der Wilhelmstraße, der sich die Rekonstruierung des christlich-germanischen Staats als Aufgabe gesetzt hatte, und Mitarbeiter des "Politischen Wochenblattes". 1842 wurde er Geheimer Oberjustizrat, bald darauf Mitglied des Staatsrats und der Gesetzgebungskommission und 1844 Chefpräsident des Oberlandesgerichts in Magdeburg, wo er zusammen mit seinem Bruder Leopold, dem Konsistorialpräsidenten Göschel und anderen die Lichtfreunde bekämpfte. 1849 gründete er mit andern die "Neue Preußische Zeitung" ("Kreuzzeitung"), deren Redaktion Herrmann Wagener, ein Vertrauter Gerlachs, übernahm. Gerlach schrieb für das Blatt die monatliche oder vierteljährliche "Rundschau" im Sinn der ultrakonservativen, feudalen Richtung. Als Mitglied der ersten Kammer, des späteren Herrenhauses, (seit 1849) führte er als Führer der Konservativen Partei einen beharrlichen Kampf gegen den Konstitutionalismus und für die Herstellung mittelalterlicher Adelsvorrechte.
Mit dem Beginn der Regentschaft Wilhelms I. (für seinen geistig erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV.) (1858) trat er von der Führung der Konservativen Partei zurück, suchte aber als Verfasser der "Rundschau" in der Kreuzzeitung weiter seine politischen Anschauungen geltend zu machen.
Den Krieg gegen Österreich von 1866 lehnte er aus Gründen der Solidarität mit den herrschenden Fürsten ebenso ab wie die Annexionen in Norddeutschland und das Herausdrängen Österreichs aus Deutschland, so in der Broschüre "Die Annexionen und der Norddeutsche Bund" (1866). Im preußischen Landtag seit 1873 zeigte er sich als einer der heftigsten Gegner der Kirchengesetze des Bismarckschen Kulturkampfs und trat der Zentrumspartei bei. Damit zog er sich die persönliche Feindschaft Bismarcks zu. 1874 wurde er wegen einer Flugschrift gegen die Regierung als Präsident in Magdeburg entlassen. 1877 wurde er zum Reichstagsabgeordneten des Zentrums gewählt, starb aber bald darauf.
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Personendaten | |
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NAME | Gerlach, Ernst Ludwig von |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Publizist und Politiker |
GEBURTSDATUM | 7. März 1795 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 18. Februar 1877 |
STERBEORT | Berlin |