Euroislam
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Der Begriff Euroislam ist von Bassam Tibi eingeführt worden (siehe Weblink: Interview mit Bassam Tibi), wird aber auch mit teils etwas unterschiedlichen Positionen von Tariq Ramadan vertreten.
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[Bearbeiten] Euroislam bei Bassam Tibi
Bassam Tibi[1] distanziert sich von organisierten Islamisten mit Sendungsbewußtsein, die ihrerseits den Euro-Islam kategorisch ablehnen. Ihren Anteil an den gegenwärtig ca. 15 Millionen in Europa lebenden Muslimen schätzt er auf drei bis fünf Prozent. Dennoch bezeichnet er sie als gefährliche Minderheit, weil sie seiner Meinung nach versuchen die Führung der islamischen Gemeinde zu "hijacken" und auch über die Mittel hierzu verfügen. Euro-Islam bedeutet für ihn, dass in Europa lebende muslimische "Citoyens" die Trennung von Religion und Staat akzeptieren. Als Gegensatz dazu sieht er als Konfliktszenario eine Ghettoisierung der Muslime mit ungeheurem Gewaltpotential für das 21. Jahrhundert.
[Bearbeiten] Euroislam bei Tariq Ramadan
Tariq Ramadan tritt für eine neue europäisch-muslimische Identität ein. In seinem Buch "Muslimsein im Westen" fordert er die Partizipation am gesellschaftlichen Leben, kulturelle Projekte im Einklang mit der europäischen Kultur und der muslimischen Ethik. Seine Kritiker sehen in ihm gleichwohl eine sich nur scheinbar aufgeklärt gebende Stimme des im Kern antiwestlich orientierten Islamismus. Sie lasten ihm überdies den Konflikt mit dem französischen Journalisten und Globalisierungskritiker Bernard-Henri Lévy und Alain Finkielkraut an, denen er Tendenz zum "jüdischen Kommunitarismus" vorwarf. Ein weiterer Schritt von ihm ist seine Forderung gewesen, jüdische Mitbürger sollten nicht "reflexartig" Israel verteidigen. Dagegen finden seine Aufforderungen an die Muslime Zustimmung, sich von Regimen wie dem saudischen und vom Terrorismus zu distanzieren.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bassam Tibi - Keine Selbstaufgabe durch totale Anpassung an den Westen - Der Euro-Islam ist nur im Einklang mit der kulturellen Moderne möglich - Das Parlament, 32-33 2005
[Bearbeiten] Literatur
- Bassam Tibi: Im Schatten Allahs : der Islam und die Menschenrechte. Ullstein, Muenchen 2003, ISBN 3-548-36388-1
und viele andere Bücher Tibis
- Tariq Ramadan: Die europaeischen Muslime, in: Troll SJ, Christian W. (Katholische Akademie in Berlin, Hrsg.): Der Europäische Islam. Ein reale Perspektive?, Berlin 2001, S. 9-20, ISBN 3-87554-360-2
- Tariq Ramadan: Western Muslims and the Future of Islam. Oxford University Press, USA, 2005, ISBN 0-19-518356-8
- Ralph Ghadban: Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas. Schiler, Berlin 2006, ISBN 3-89930-150-1
- Faruk Sen et al.: Euro-Islam. Eine Religion etabliert sich in Europa. ZFT-Aktuell 102, Stiftung Zentrum fuer Tuerkeistudien, Essen 2004, ([1])
- Christian W. Troll SJ (Katholische Akademie in Berlin, Hrsg.): Der Europäische Islam. Ein reale Perspektive?, Berlin 2001, ISBN 3-87554-360-2
- AlSayyad Nezar et al.: Muslim Europe or Euro-Islam: Politics, Culture, and Citizenship in the Age of Globalization (Transnational Perspectives). Lexington Books, May 2002, ISBN 0-7391-0338-5
[Bearbeiten] Weblinks
- EuroMuslim.net
- bpb Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/2006: Parallelgesellschaften? (PDF-Datei)
- "Muslimische Religiosität in Deutschland: Welche Perspektiven hat die Forschung?"
- FAZ Spezial
- Darstellung durch den muslimischen Verein "Al-Sakina"
- Religion in Deutschland in Zahlen
- Q-News, englischsprachiges Magazin für junge Muslime in Europa
- Interview mit Dr. Bassam Tibi