Evangelisches Stift Tübingen
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Das Tübinger Stift ist ein Studienhaus der evangelischen Landeskirche in Württemberg. Es wurde 1536 von Herzog Ulrich in Tübingen gegründet, um nach der Reformation die theologische Ausbildung begabter Landeskinder zu evangelischen Pfarrern sicherzustellen. Darüber hinaus sollte das Stift auf dem Boden des lutherischen Glaubens in Verbindung mit der Universität eine geistliche und geistige Elite heranziehen. Traditionell wird sehr großer Wert auf eine gründliche philosophische, sprachliche und kirchenmusikalische Ausbildung gelegt. Aus dem Stift sind viele bedeutende Theologen, Philosophen, Schriftsteller und andere Gelehrte hervorgegangen, die großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen und europäischen Geistesgeschichte hatten.
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[Bearbeiten] Leitung
Die Leitung des Hauses liegt in den Händen des Stiftsrates, eines Gremiums das sich aus dem Ephorus, dem Studieninspektor, dem Stiftsmusikdirektor (ohne Stimmrecht), dem Seniorrepetenten, dem Konseniorrepetenten, und zweier Studierendenvertreter (X(a) und Y(a)) zusammensetzt.
Das Amt des Ephorus des Evangelischen Stiftes hat von 1987 bis 2005 der Theologe Eberhard Jüngel versehen. Seit 2005 wird das Amt von Volker Henning Drecoll bekleidet. Derzeitiger Studieninspektor ist Albrecht Haizmann, Stiftsmusikdirektor ist Hans-Peter Braun.
[Bearbeiten] Liste bedeutender Stifts-Studenten
- Philipp Nicodemus Frischlin (1547–1590), Schriftsteller, Humanist
- Michael Mästlin (1550–1631), Astronom, Mathematiker
- Johannes Kepler (1571–1630), Astronom
- Johann Valentin Andreae (1586–1654), Theologe
- Wilhelm Schickhardt (1592–1635), Theologe, Astronom, Universalgelehrter
- Johann Albrecht Bengel (1687–1752), Theologe
- Friedrich Christoph Oetinger (1702–1782), Theologe
- Karl Friedrich Reinhard (1761–1837), französischer Diplomat
- Karl Philipp Conz (1762–1827), Schriftsteller
- Johann Gottlieb Friedrich von Bohnenberger (1765–1831), Mathematiker, Physiker, Geodät
- Friedrich Hölderlin (1770–1843), Dichter
- Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Philosoph
- Karl August von Zoller(1773–1858), Pädagoge
- Friedrich Schelling(1775–1854), Philosoph
- Gustav Schwab (1792–1850), Theologe, Schriftsteller
- Ferdinand Christian Baur (1792–1860), Theologe
- August Pauly (1796–1845), Philologe
- Wilhelm Hauff (1802–1827), Schriftsteller
- Wilhelm Waiblinger (1804–1830), Dichter, Schriftsteller
- Eduard Mörike (1804–1875), Pfarrer und Dichter
- Johann Christoph Blumhardt (1805–1880), Pfarrer, Theologe und Seelsorger
- Friedrich Theodor Vischer (1807–1887), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler
- David Friedrich Strauß (1808–1874), Theologe, Schriftsteller
- Jakob Friedrich Reiff (1810–1879), Philosoph
- Hermann Kurz (1813–1873), Schriftsteller
- Eduard Zeller (1814–1908), Theologe, Philosoph
- Georg Herwegh (1817–1875), Dichter des Vormärz, Revolutionär
- Heinrich Lang (1826–1876), Theologe
- Ferdinand von Hochstetter (1829–1884), Geologe
- Albert Schäffle (1831–1903), Volkswirt, Soziologe, Politiker
- Christoph Blumhardt (1842–1919), Theologe, Begründer des Christlichen Sozialismus
- Eberhard Nestle (1851–1913), Theologe, Orientalist
- Hans Vaihinger (1852–1933), Philosoph
- Johannes von Hieber (1862–1951), Politiker, Staatspräsident in Württemberg
- Robert Gradmann (1865–1950), Pfarrer, Botaniker, Landeskundler
- Karl Holl (1866–1926), Kirchenhistoriker und Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften
- Karl Heim (1874–1958), Theologe
- Edwin Hoernle (1883–1952), Politiker
[Bearbeiten] Zitat
- „Man hat nur das Wort Tübinger Stift auszusprechen, um zu begreifen, was die deutsche Philosophie im Grunde ist, – eine hinterlistige Theologie ...“ – Friedrich Nietzsche, in: Der Antichrist, Kapitel 11
[Bearbeiten] Literatur
- Martin Leube: Das Tübinger Stift 1770–1950. Geschichte des Tübinger Stifts, Steinkopf, Stuttgart, 1954
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 48° 31′ 10" N, 9° 3′ 12" O