Fäkalsprache
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Fäkalsprache ist eine Form des Sprachgebrauches, bei dem Wörter verwendet werden, die man mit Ausscheidungsorganen oder Fäkalien verbindet.
Meist wird diese Sprache von Jugendlichen und unreifen Erwachsenen verwendet, darüber hinaus ist sie aber in allen Gesellschaftsebenen zu finden. Die Ausdrücke der Fäkalsprache werden meist unbewusst verwendet und die eigentliche Bedeutung des Wortes wird dabei in den Hintergrund gestellt.
Ein krankhafter Gebrauch von Fäkalsprache wird als Koprolalie bezeichnet.
Umgangssprachliche Entsprechungen des Begriffes Stuhlgang
Neben anderen Elementen der Fäkalsprache sind die Begriffsvarationen für Defäkation oder Stuhlgang interessant, die eine für das (gesprochene) deutsche charakteristische Stellung einnehmen, da die Vielfalt einer Begrifflichkeit den kulturellen Hintergrund der Sprache, vor allem aber des Sprechers ausdrückt. Dabei ist für das Deutsche die Vielfalt der Fäkalbegrifflichkeiten kennzeichnend, die sich resitent gegen Anglizismen halten (so finden z. B. die Begriffe "shit" oder "bullshit" im Gegensatz zu "fuck" kaum Verwendung). Die Fäkalvariationen des Stuhlgangs sind deswegen interessant, da jenseits der Jugendsprache kaum realistische Anwendungsarten bestehen. Gleichzeitig bilden sie klassische Beispiele für Begriffe, in denen sich mehr, nämlich eine Grundposition des Sprechers (gegenüber seinem Kommunikationspartner) ausdrückt. Interessant ist an dieser Stelle, dass sich einige Begriffe auch durch den Einfluss der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen verändern. So gibt es gerade in der Fäkalsprache einen Einschlag rassistischen Gedankenguts (siehe Beispiele), der durch Neuformungen aber teilweise zurückgedrängt wurde. Insbesondere die Fäkalsprache entwickelt sich damit mit dem gesellschaftlichen Mainstream. Für jugendliche Sprecher ist der relativ einfach zu vollziehende Tabubruch, durch das Benutzen von Fäkalsprache, interessant (siehe etwa die Öffentlichkeitswirkung des Slogans der APPD "Arbeit ist Scheiße"). Der Tabubruch der Fäkalsprache hat sich – im Gegensatz zu anderen Sprachvariationen, wie z. B. "geil" in der sexualisierten Sprache – erhalten, weil einige der Entsprechungen heute als politisch unkorrekt gelten. Die nun folgende Liste gibt einen Überblick, in welcher Vielfalt die deutsche Sprache Variationen für den Stuhlgang enthält:
- scheißen (bereits im mittelhochdeutschen, schizzen, vulgäre Betonung erst im 19. Jahrhundert)
- kacken (von cacare, lat., fraglich seit wann vulgär)
- einen Neger abseilen (rassistische Redewendung, Jugendsprache, vor allem im Ruhrgebiet aber sehr verbreitet, heute politisch unkorrekt)
- einen abseilen (von „einen Neger abseilen“, Wandlung durch rassistische Konnotation des Ausgangsbegriffs)
- auf dem Thron sitzen (scherzhafte Redewendung)
- einen Bob in die Bahn werfen (scherzhafte Redewendung)
- eine Stange Lehm aus dem Rücken (oder Kreuz) drücken (scherzhafte Redewendung)
- ein Ei legen (Jugendsprache, in Hessen sehr verbreitet)
- Gang in die keramische Abteilung
- Schokotalern das Schwimmen beibringen (aus South Park)
- einen coredump machen (scherzhafte Redewendung von Informatikern)
Toilettenhumor
Viele Elemente der Fäkalsprache sowie deren Redensarten nutzt auch der Toilettenhumor. Ein sehr bekannter Autor hiervon ist Robert McHenry.