Ruhrgebiet
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Karte | |
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Basisdaten Ruhrgebiet | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Landschaftsverbände: | Rheinland, Westfalen |
Regierungsbezirke: | Arnsberg, Münster, Düsseldorf |
Körperschaft: | Regionalverband Ruhr |
Fläche: | 4435 km² |
Einwohner: | 5.317.565 (1. Oktober 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 1.199 Einwohner/km² |
Höchster Punkt: | 420 m ü. NN (Breckerfeld) |
Niedrigster Punkt: | 14 m ü. NN (Xanten) |
Nord-Süd-Ausdehnung: | 67 km |
West-Ost-Ausdehnung: | 116 km |
Geografische Lage: | 51° 12' - 51° 49' n. Br. 6° 22' - 7° 59' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | BO, BOT, DO, DU, E, GE, HA, HAM, HER, MH, OB, EN, RE, UN, WES |
Gliederung des Ruhrgebiets: | 11 kreisfreie Städte, 4 Kreise |
Website: | www.ruhrgebiet.de |
Politik | |
RVR-Verbandsdirektor: | Heinz-Dieter Klink (SPD) |
Bevölkerung | |
Arbeitslosenquote: | 13,2 % (4. Januar 2005) |
Das Ruhrgebiet ist der größte Ballungsraum Deutschlands mit etwa 5,3 Millionen Einwohnern und einer Fläche von etwa 4.435 Quadratkilometern. Es ist ein Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr, dem über 10 Millionen Einwohner angehören und dem ein Gebiet von fast 10.000 Quadratkilometern zugerechnet wird.
Das Ruhrgebiet besteht mehrheitlich aus einer Reihe von zusammengewachsenen Großstädten. Von den Ansiedlungen am mittleren Niederrhein geht die Städtelandschaft nach Osten nahtlos in den Rhein-Ruhr-Raum und nach Süden in die Rheinschiene über. Die Oberzentren der Region entstanden bereits im Mittelalter entlang des Hellwegs und erreichten ihre heutige Ausdehnung und Struktur mit der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert.
Im Allgemeinen versteht man unter dem Begriff Ruhrgebiet heutzutage das Gebiet des Regionalverbands Ruhr (RVR). Zum RVR gehören die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie die Kreise Recklinghausen, Unna, Wesel und der Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Daten im Folgenden beziehen sich daher auf dieses Verwaltungsgebiet. Der Begriff „Ruhrgebiet“ ist jedoch keine offizielle Verwaltungsbezeichnung. Die genauen Grenzen sind interpretationsabhängig und die Städte und Kreise gehören auch den Landesteilen Rheinland und Westfalen an.
Inhaltsverzeichnis |
Geografie
Das Ruhrgebiet ist kein einheitlicher Naturraum. Die Städtelandschaft liegt im Schnittpunkt der Westfälischen Tieflandebene, der Niederrheinischen Ebene und des Rheinischen Schiefergebirges. Nördlich der Lippe geht es in die Münsterländische Bucht über. Südlich der Ruhr reicht es ins Bergische und Märkische Hügelland. Nördlich der Ruhr schließen sich die Lößebenen des Naturraums Westenhellweg an. Zwischen der Lippe und dem Westenhellweg liegt die Emscherniederung. Die Emscher trennt die Westfälische Bucht vom Rheinischen Schiefergebirge. Eckpunkte sind im Nordwesten Wesel (Kreis Wesel), im Südwesten Duisburg, im Südosten Hagen und im Nordosten Hamm. Die West-Ost-Ausdehnung von Sonsbeck bis Hamm beträgt 116 Kilometer, die Nord-Süd-Ausdehnung von Haltern am See bis Breckerfeld 67 Kilometer.
Den Angaben des Regionalverbandes Ruhr (RVR) zufolge sind 37,6 Prozent der Fläche des Ruhrgebiets bebaut. 40,7 Prozent der Fläche werden landwirtschaftlich genutzt. Der Waldanteil beträgt 17,6 Prozent. Die übrigen Anteile entfallen auf Wasserflächen und sonstige Flächen. Der für eine Industrieregion relativ hohe Anteil an Wald- und Landwirtschaftsflächen erklärt sich zunächst durch die ebenfalls zum RVR gehörigen vier überwiegend ländlich geprägten Kreise. Außerdem besitzen auch die kreisfreien Städte des Ruhrgebiets in ihren Außenbezirken ländlichen Charakter.
Auf einer Karte betrachtet (vgl. Geodatenserver RVR) könnte man das Ruhrgebiet für eine einzige Großstadt halten, da es keine erkennbaren Grenzen zwischen den einzelnen Städten gibt. So ist das Ruhrgebiet als polyzentrische Städtelandschaft zu bezeichnen.
Das Ruhrgebiet ist aufgrund seiner Geschichte anders strukturiert als monozentrisch besiedelte Gebiete wie beispielsweise Berlin oder Paris, die durch rasches Zusammenwachsen kleinerer Orte und Städte mit einer Kernstadt entstanden sind. Die einzelnen Städte und Stadtteile des Ruhrgebiets sind während der Industrialisierung unabhängig voneinander gewachsen. Während typische Metropolen hohe Bevölkerungskonzentrationen von bis zu 20.000 Einwohnern pro Quadratkilometer und mehr aufweisen, ist die Bevölkerungsdichte der Kernzone des Ruhrgebiets mit knapp 2.100 Einwohnern pro Quadratkilometer auch gegenüber anderen deutschen Metropolen als gering anzusehen.
Die Übergänge zwischen den Städten sind oft durch eine lockere Vorortbebauung und mitunter sogar durch landwirtschaftlich genutzte oder unbebaute Gebiete geprägt. Teilweise sind die Stadtgrenzen in der Kernzone des Ruhrgebiets nur schwer zu erkennen, da sie quer durch dichte Besiedlung verlaufen.
Das Ruhrgebiet und seine Entwicklung vom ursprünglichen Naturraum zum Standort der Montanindustrie und rasanten Besiedlung während der Industrialisierung ist ein häufig gewählter Forschungsgegenstand der Anthropogeographie. So wird beispielsweise die Siedlungsgeschichte des Ruhrgebiets in Bezug auf das klassische System der Zentralen Orte untersucht.
Im Zuge der Rekultivierung von Industriebrachen entstehen neue Parklandschaften und Naherholungsgebiete, zum Beispiel der Landschaftspark Emscherbruch im nördlichen Ruhrgebiet. Entlang der erst teilweise renaturierten Emscher bildet der Emscher Landschaftspark, der die in den 1920er Jahren durch Raumplanung des SVR in Nord-Süd-Richtung entstanden Regionalen Grünzüge verbindet, einen Grüngürtel zwischen den Städten von Ost nach West. Die zahlreichen Garten- und Parkanlagen der Region sind in das European Garden Heritage Network eingebunden.
Geologie
Geologisch wird das Ruhrgebiet regelmäßig über das Vorkommen von kohleführenden Schichten des Oberkarbon definiert, mehr oder weniger unabhängig von deren Tiefenlage. Die Kohle-Flöze streifen entlang der Ruhr die Oberfläche und senken sich nach Norden ab.
In Höhe der Lippe liegen die Flöze in einer Tiefe von 600 bis 800 Meter. Die Mächtigkeit der Schichten liegt durchschnittlich bei einem bis drei Metern. Die Geologie des Untergrundes war entscheidend für die Entwicklung des Kohlebergbaus im Ruhrgebiet.
Bezeichnung
Die geläufigsten Bezeichnungen sind heute Ruhrgebiet und Revier. Die umgangssprachlichen Begriffe Kohlenpott, Ruhrpott oder einfach Pott (von Pütt für Bergwerk, vgl. engl.: pit = Grube und deutsch: Pfütze = mit Wasser gefüllte Grube) sind in der Bevölkerung weit verbreitete Eigenbezeichnungen der Kernregion des Ruhrgebietes.
Lange Zeit wurden verschiedene Namen für die Region benutzt: „Rheinisch-Westfälischer Industriebezirk“, „Rheinisch-Westfälisches Industriegebiet“, „Niederrheinisch-Westfälisches Industriegebiet“ oder „Ruhrrevier“ – während das Wort „Ruhrgebiet“ zunächst nur den Einzugsbereich des Flusses Ruhr benannte. Die Bezeichnungen finden heute jedoch in der Form kaum noch Verwendung. Der besondere Eigenwert und der Begriff des Ruhrgebiets wurden erst während der 1920er Jahre geprägt. Als Name für die Industrieregion – wie im heutigen Sinn – bürgerte sich die Bezeichnung „Ruhrgebiet“ erst um 1930 ein. Zuvor sprach man noch vom Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet und schloss damit auch Gebiete ein, die nicht zum Ruhrgebiet zählen, wie beispielsweise das industriell geprägte Gebiet um Wuppertal und Düsseldorf. Im eigentlichen Sinne müsste die Kernregion des Ballungszentrums aufgrund ihrer geografischen Lage jedoch eher Emschergebiet heißen, benannt nach dem hier verlaufenden Fluss Emscher, der jedoch mit dem Bau des Rhein-Herne-Kanals und mit der einhergehenden Umnutzung zum Abwassertransport an Bedeutung verloren hat. Heute wird die Emscher durch die Emschergenossenschaft schrittweise wieder renaturiert. Als neueste Bezeichnung für das Ruhrgebiet wird mittlerweile die Bezeichnung Metropole Ruhr verwendet. Im rheinischen Ruhrgebiet wird auch häufig im Zusammenhang mit der Rheinschiene auch der Begriff „Rhein-Ruhr-Raum“ verwendet.
Metropolregion Rhein-Ruhr
Das Ruhrgebiet ist ein Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr und gehört mit seinen etwas weniger als 5,4 Millionen Einwohnern neben der Île-de-France, Moskau, Greater London und Istanbul zu den größten Ballungsgebieten Europas. Die Metropolregion wurde bereits 1995 von der Ministerkonferenz für Raumordnung, die in Deutschland über so genannte Europäische Metropolregionen entscheidet, geschaffen. Damit ist das Ruhrgebiet auch Teil des von der Europäischen Kommission im Jahr 1999 aufgestellten Europäischen Raumentwicklungskonzeptes (EUREK).
Verwaltung
Das Ruhrgebiet wird in erster Linie von den Städten und Kreisen des Ruhrgebiets selbst verwaltet, die in einem Zweckverband zusammengeschlossen sind. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat seinen Sitz in Essen.
Zu dem Verband gehören die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie der Ennepe-Ruhr-Kreis und die Kreise Unna, Recklinghausen und Wesel.
Das Verbandsgebiet verteilt sich über die Landschaftsverbände Rheinland (4 kreisfreie Städte, 1 Kreis) und Westfalen-Lippe (7 kreisfreie Städte, 3 Kreise) sowie über die Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster, deren Verwaltungsstädte jedoch alle außerhalb des Ruhrgebiets liegen.
Das Ruhrgebiet ist weder historisch-politisch noch geografisch eine Einheit. Der westliche Teil Gebietes gehört zum Rheinland, der östliche Teil zu Westfalen. Diese historisch-politische Gliederung spiegelt die heutige politische Zuordnung zu den drei Regierungsbezirken Düsseldorf, Münster und Arnsberg wider. Die verwaltungsrechtliche Teilung des Ruhrgebiets ist zurückzuführen auf die preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen, die nach Beschlüssen des Wiener Kongresses von 1815 gegründet wurden. So führte bereits die Grenze zwischen Franken (Niederfranken) und Sachsen (Westfalen) mitten durch das heutige Ruhrgebiet, das zu den folgenden Herrschaftsbereichen gehörte: Vest Recklinghausen, Fürstbistum Münster, Grafschaft Limburg, Grafschaft Mark, Grafschaft Moers, Herzogtum Berg, Herzogtum Kleve, Reichsstadt Dortmund, Reichsstift Essen und Reichsabtei Werden und zur Herrschaft Styrum. An diesen Grenzen orientieren sich die Gebiete der noch aus preußischer Zeit übernommenen Regierungsbezirke.
Zukünftige Entwicklung
Nach den Plänen der Landesregierung soll diese alte Struktur in einer Verwaltungsreform bis 2012 aufgehoben werden. Die Bezirksregierungen sollen durch neue Regionalpräsidien, von denen eines das Ruhrgebiet umfassen soll, ersetzt werden. Seit den 1980er Jahren wird im Ruhrgebiet diskutiert, die westfälischen und rheinischen Teile des Ruhrgebietes in einem eigenen Regierungsbezirk Ruhr zu vereinigen. Diese Idee wurde bereits in den 1920er Jahren erstmals angedacht. Ebenso gab es 1965 Pläne der damaligen Nordrhein-Westfälischen Landesregierung zur Bildung eines Regierungsbezirkes Ruhrgebiet, die nach einem Regierungswechsel nicht weiter verfolgt wurden. Nach den heutigen Vorstellungen würden neben dem Regionalpräsidium Ruhrgebiet zwei weitere Regionalpräsidien Westfalen und Rheinland gebildet. Die Umsetzung wird zur Zeit in eine konkrete Planung geführt. Dabei wird der Prozess auf breiter gesellschaftlicher wie politischer Basis diskutiert. Probleme bereiten bei der Umsetzung die Gebiete des Niederrheins sowie Teile Westfalens. Der Kreis Wesel strebt aus mehreren Gründen einen Austritt aus dem Ruhrgebiet an.
Geschichte
siehe Hauptartikel: Geschichte des Ruhrgebiets
Industrialisierung
Die Region, die heute als Ruhrgebiet bezeichnet wird, war Ende des 18. Jahrhunderts landschaftlich vergleichbar mit dem Münsterland, dem Niederrhein und der Soester Börde – einzelne Städte, darunter etliche Hansestädte, vor allem am Hellweg, Freiheiten und Dörfer, die vor allem durch die Landwirtschaft geprägt waren. Anfang des 19. Jahrhunderts waren Duisburg und Dortmund die größten Städte mit mehr als 5.000 Einwohnern. Zur selben Zeit lebten in der Munizipalität Mülheim an der Ruhr im Süden der Region bereits mehr als 11.000 Menschen. Gelsenkirchen und Herne im nördlich gelegenen Emscherland dagegen hatten zu dieser Zeit lediglich einige hundert Einwohner.
Frühe Kerne der Industrialisierung bildeten einzelne Eisenhütten (St.-Antony-Hütte ab 1758 in Oberhausen-Osterfeld; Gutehoffnungshütte ab 1782 in Oberhausen-Sterkrade und Eisenhütte Neu-Essen ab 1791 in Oberhausen-Lirich). Hier entstanden wichtige frühe Technologien der Eisenerzeugung durch den Abbau von Erzen, die unter Verwendung von Holzkohle verhüttet wurden.
Kohle wurde zwar schon im 13. Jahrhundert abgebaut – ein Ausgangspunkt des Ruhrbergbaus war das Muttental bei Witten – jedoch kann man dabei nicht von Bergbau, sondern eher von Kohlengräberei sprechen. Mit dem wirtschaftlichen Abbau der Kohle ab Anfang des 19. Jahrhunderts entlang der Ruhr gewann die Industrialisierung für das Ruhrgebiet an Fahrt.
Innerhalb weniger Jahre entstanden über 220 Zechen, bis 1850 waren es fast 300. Aus der Kohle wurde vor allem in Kokereien Koks gewonnen, welches in den Hochöfen der angesiedelten Eisen- und Stahlhütten zur Roheisen- und Stahlerzeugung benötigt wurde. Noch bevor die Kohlevorkommen entlang der Ruhr erschöpft waren, entstanden weiter nördlich neue Zechen. Der Ruhrbergbau wanderte, den Flözen in die Tiefe folgend, von Süden nach Norden, von der Ruhr an die Emscher und schließlich zur Lippe. Laut Veröffentlichungen von Prof. Dr. Roland Günter hat es insgesamt etwa 3200 einzelne Zechen im Ruhrrevier gegeben.
Die Erschließung des Ruhrgebiets als Lieferanten für Kohle und Stahl für die aufstrebende Industrie förderte die Gründung vieler Eisenbahngesellschaften. Siehe hierzu: Liste der ersten Eisenbahnen in Nordrhein-Westfalen bis 1930
Aufgrund der wirtschaftlichen Expansion wurden Arbeitskräfte angeworben. Die Bevölkerungszahlen stiegen explosionsartig. Die alten Städte am Hellweg erwachten zu neuer Blüte. Vormalige Dörfer entlang der Emscher entwickelten sich zu Großstädten. Qualifizierte Facharbeiter der Bergwerke wurden vielfach in Arbeitersiedlungen, sogenannten Zechenkolonien, untergebracht. Der Ruhrkohlenbezirk wuchs zum größten industriellen Ballungszentrum Europas an.
Strukturwandel
Seit Beginn der Kohlekrise im Jahr 1958 befindet das Ruhrgebiet sich in einer anhaltenden Phase des Strukturwandels, der von großen wirtschaftlichen Anpassungsschwierigkeiten gekennzeichnet ist. Auch gezielte staatliche Subventionen konnten den Strukturwandel im Ruhrgebiet nicht aufhalten. Die Industriezweige, auf die sich das Ruhrgebiet begründete, Steinkohleförderung und Stahlindustrie werden rar: Es gibt im Ruhrgebiet nur noch sechs fördernde Bergwerke (West, Walsum, Prosper-Haniel, Lippe, Auguste Victoria/Blumenthal, Ost) und 3 Kokereien mit der Kokerei Prosper in Bottrop sowie in Duisburg die Kokerei Schwelgern und die Kokerei der Hüttenwerke Krupp Mannesmann, deren Produkte zur Herstellung von Stahl benötigt werden.
Bergbau findet heute vor allem in den Randzonen des nördlichen Ruhrgebiets statt. Der Abbau hat in seiner Nordwanderung die Lippe erreicht und zum Teil bereits überschritten. Auch westlich des Rheins am Niederrhein, der noch zum Ruhrgebiet gezählt wird, wird noch Kohle gefördert. In der Emscherzone der Region sind die Zechen inzwischen stillgelegt. Zwischen 1980 und 2002 ging etwa die Hälfte der eine Million Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe verloren, während etwa 300.000 Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor geschaffen wurden. In der Ruhrzone ist der Strukturwandel schon vollzogen. Die meisten Zechen einschließlich aller Kleinzechen an der Ruhr wurden bis 1930 stillgelegt. Heute ist das Ruhrtal eines der Naherholungsgebiete des Ruhrgebiets.
Während dessen sind jüngere Industrien wie der Fahrzeug- und Maschinenbau, die Elektrotechnik, Feinmechanik und die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie nichtindustrielle Branchen wie der Dienstleistungssektor noch nicht ausreichend nachgewachsen. Insgesamt verzeichnete das Dienstleistungsgewerbe den größten Aufschwung. Seit Beginn der neunziger Jahre sind bereits über 50 Prozent der Beschäftigten des Ruhrgebiets in der Dienstleistung tätig.
Das Ruhrgebiet und insbesondere Dortmund ist für seine Brauereien bekannt. Zu den bekanntesten Brauereien zählt Brau & Brunnen, die Dortmunder Actien-Brauerei, die Privatbrauerei Moritz Fiege in Bochum und die König-Brauerei in Duisburg-Beeck.
Einige Großkonzerne setzten auch neue Schwerpunkte, vor allem im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Umweltsicherung. Einige Unternehmen bauten ihre Aktivitäten im Ruhrgebiet ab, so der einstige Stahlerzeuger und -verarbeiter Mannesmann und konzentrierten sich auf neue Geschäftsfelder. Der Konzern baute Anfang der 1990er Jahre mit Mannesmann Mobilfunk ein Mobilfunknetz (D2). Um an die erfolgreiche, deutsche Mobilfunksparte zu gelangen, kaufte die englische Vodafone Gruppe den kompletten Mannesmann Konzern auf und verkaufte einzelne Bereiche des Stahlgeschäfts im Ruhrgebiet und in Düsseldorf.
Ein wichtiger Schritt vom Produktions- zum Forschungsstandort waren die Gründungen der Universitäten Bochum, Dortmund und die Gesamthochschulen Essen und Duisburg, die zur Universität Duisburg-Essen fusionierten. Hilfreich für den Zuwachs im tertiären Sektor waren auch die Gründungen von Gesamthochschulen, Technologiezentren und Beratungseinrichtungen.
Als Beispiel des Strukturwandels kann man den Bau der drei Automobilwerke des Autoherstellers Opel 1962 in Bochum bezeichnen. Die Werke boten den unter Tage ausgebildeten Schlossern, Elektrikern etc. einen Arbeitsplatz in einer anderen Branche. Allerdings hat mittlerweile auch die Automobilindustrie mit Strukturproblemen zu kämpfen und steht in der Gefahr, zu den „alten Industrien“ zu zählen.
Auch die einst angesiedelte Elektroindustrie ist heute ein Problemfall. Blaupunkt in Herne hat bereits 1989 wieder geschlossen, Siemens in Witten wurde 1999 verkauft, das Werk steht ebenfalls vor der Schließung. Auch bei Nokia in Bochum kam es 2004 zu Stellenabbau.
Ein Großprojekt, das oft als Zeichen des Strukturwandels angesehen wird, ist die Neue Mitte Oberhausen mitsamt dem Einkaufszentrum CentrO, welche auf dem Gelände der stillgelegten Gutehoffnungshütte Mitte der 1990er Jahre erbaut wurde.
Außerdem kann man den RWE Tower in Dortmund als "Symbol" für den Strukturwandel sehen. Noch vor ein paar Jahren war das Gebiet des heutigen RWE Towers völlig verwahrlost und heruntergekommen. Heute ist dort eine City-Skyline entstanden.
Heute leidet das Ruhrgebiet in weit größerem Rahmen unter der schlechten konjunkturellen Situation, die seit mehr als 20 Jahren anhält.
Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) war von 1989 bis 1999 im Ruhrgebiet tätig und versuchte den Strukturwandel zu begleiten. In ihrem Rahmen wurden etwa zweieinhalb Milliarden Euro in die Region investiert und Industriebrachen von stillgelegten Bergwerken, Kokereien und Stahlwerken als Industriedenkmäler erhalten und neue Nutzungsmöglichkeiten entwickelt: Emscher Landschaftspark. So ist ehemalige Hütte Duisburg-Meiderich heute als Landschaftspark Duisburg-Nord bekannt, der stillgelegte Gasometer Oberhausen wurde zur Ausstellungshalle umfunktioniert. Weitere Beispiele für neue Nutzungen sind der Nordsternpark in Gelsenkirchen, der Bottroper Tetraeder, die Essener Halde Schurenbach, der Duisburger Innenhafen, die Jahrhunderthalle in Bochum und der Phoenix-See in Dortmund. Die Zeche und Kokerei Zollverein in Essen wurde 2001 von der UNESCO sogar zum Weltkulturerbe erklärt. Essen wird 2010 stellvertretend für die Region europäische Kulturhauptstadt sein.
Seit Mitte der 1990er Jahre wird die Emscher, lange der kanalisierte Abwasserkanal des Ruhrgebiets, renaturiert.
Wirtschaft
Mit dem oben beschriebenen Strukturwandel verlor das gewinnende und produzierende im Ruhrgebiet an Bedeutung, allerdings haben auch heute noch Montanunternehmen wie die RAG Aktiengesellschaft, Degussa oder ThyssenKrupp ihren Sitz und größte Produktionsstandorte im Ruhrgebiet. Etwa 8,9 Prozent der Beschäftigten sind im produzierenden Sektor tätig.
Der Dienstleistungssektor ist mit den Konzernzentralen von Energie- und Wasserversorgern wie der RWE und E.ON Ruhrgas und Handelskonzernen wie der Aldi-Gruppe, KarstadtQuelle oder der Tengelmann-Unternehmensgruppe ebenfalls stark vertreten. Außerdem gibt es in den häufig als Fußgängerzonen ausgewiesenen Innenstädten und den Einkaufszentren Ruhr-Park, Uni-Center, RheinRuhrZentrum und CentrO zahllose Einzelhändler.
Auch zahlreiche Unternehmen der Logistikbranche haben ihren Sitz oder Standorte wegen der guten infrastrukturellen Anbindung im Ruhrgebiet.
Nach wie vor gilt das Ruhrgebiet als eine strukturschwache Region. Die Gesamtarbeitslosenquote des Ruhrgebiets liegt bei etwa 13,3 Prozent und ist damit unter den regionalen Großräumen die höchste der westdeutschen Bundesländer. Auch die Arbeitslosenquoten einzelner Städte in der Kernzone des Ruhrgebiet gehören zu den höchsten der „alten“ Bundesländer: Im Bezirk Duisburg beträgt die Arbeitslosenquote etwa 14,9 Prozent, in Dortmund etwa 14,8 Prozent, in Essen etwa 13,8 Prozent und in Gelsenkirchen circa 15,6 Prozent.
Medien
Die größten regionalen Tageszeitungen sind die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), die Neue Ruhr Zeitung (NRZ) und die Ruhr Nachrichten (RN). Nach dem Ende der taz-ruhr 2005 ist die Bild die einzige überregionale Tageszeitung mit einer Ruhrgebietsausgabe. Zudem gibt es im Ruhrgebiet eine Reihe von Stadt- und Szenemagazinen. Das heute als Prinz bundesweit erscheinende Stadtmagazin hatte seinen Ursprung unter dem Namen Guckloch 1978 in Herne. Neben dem Prinz, der noch immer mit einer Regionalredaktion in Duisburg in der Region vertreten ist, erscheinen die Gratistitel Coolibri, Heinz und Smag. Mit dem Wirtschaftsmagazin Ruhr gibt es auch ein regionales Wirtschaftsmagazin für das Ruhrgebiet. Mit der Wissenschaft im Revier beschäftigt sich zudem das Magazin Transfer.
In Essen und Dortmund unterhält der Westdeutsche Rundfunk (WDR) Studios. In Essen werden die Regionalprogramme für das mittlere Ruhrgebiet produziert und ausgestrahlt. In Dortmund produziert der WDR die Sendung Planet Wissen und das Regionalprogramm für das östliche Ruhrgebiet - Außerdem wird von hier aus täglich die WDR2-Sendung Zwischen Rhein und Weser gesendet. Das Programm für den Niederrhein bzw. für das westliche Ruhrgebiet (Duisburg, Kreis Wesel) entsteht in Duisburg. Dort gibt es auch mit STUDIO 47 den ersten privaten lokalen TV-Sender in Nordrhein-Westfalen. Außerdem unterhält der Fernsehsender Sat.1 ein Studio in Dortmund. Dort wird die Sendung 17:30 produziert. Ein weiterer Sender in Dortmund ist der vor kurzem erst gegründete Sender Help TV mit dem Moderator Jürgen Fliege. Das Adolf Grimme Institut mit Sitz in Marl vergibt jährlich die renommierte Fernsehauszeichnung Adolf-Grimme-Preis.
Kultur
Die „Route der Industriekultur“, die ähnlich den in Deutschland bekannten Wein- oder Burgenstraßen konzipiert ist, steuert die wichtigsten industriegeschichtlichen Stätten des Ruhrgebiets an und dient als Ausgangsbasis für die Vermarktung des Ruhrgebiets als Tourismusregion.
Im Ruhrgebiet befinden sich zahlreiche Technik- und Industriemuseen wie das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum, das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg, das Umspannwerk Recklinghausen, die Deutsche Arbeitsschutzausstellung in Dortmund und die dezentralen Museen Westfälisches Industriemuseum und Rheinisches Industriemuseum. Außerdem gibt es auch im Ruhrgebiet mehrere Kunstmuseen wie das Museum Folkwang in Essen, das Lehmbruck-Museum und Museum Küppersmühle in Duisburg, die Ludwig-Galerie im Schloss Oberhausen oder das Museum am Ostwall in Dortmund.
Ähnlich vielfältig ist die Theaterlandschaft im Ruhrgebiet. Zu den bekanntesten Schauspielbühnen gehören das Grillo-Theater in Essen und das Schauspielhaus Bochum. Auch das Musiktheater ist mit reicher Tradition im Ruhrgebiet vertreten, so das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, die Deutsche Oper am Rhein in Duisburg, das Aalto-Theater in Essen und das Dortmunder Opernhaus. Daneben gibt es zahlreiche Konzerthäuser wie beispielsweise das Konzerthaus Dortmund.
Die RuhrTriennale, die Ruhrfestspiele, die Extraschicht und ähnliche Großveranstaltungen zeugen von einer lebendigen Kulturszene im Ruhrgebiet. Aufgrund der hohen Dichte kultureller Einrichtungen bewarb sich das Ruhrgebiet unter Führung der Stadt Essen erfolgreich als Kulturhauptstadt Europas 2010. Der Beschluss muss im Herbst von den Kulturministern der 25 EU-Staaten bestätigt werden.
Auch im Ruhrgebiet wird Karneval gefeiert. Umzüge finden in zahlreichen Städten statt, Weiberfastnacht ist für viele der wesentliche "Feiertag". Im Archiv der Stadt Duisburg befindet sich die erste überhaupt in deutsch geschriebene Stadtrechnung aus dem Jahre 1377, aus der hervorgeht, dass die Ratsherren und die Bürgerschaft ausgiebig Fastabend ("Vastavent") feierten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden in Duisburg die ersten Karnevalsgesellschaften gegründet. Den ersten Anlauf zur Etablierung eines Rosenmontagszuges in Duisburg geht auf das Jahr 1928 zurück. Duisburg ist Sitz des Landesverbands Rechter Niederrhein im Bund Deutscher Karneval e. V.
Bildung und Forschung
Sechs Universitäten und neun Hochschulen mit etwa 180.000 eingeschriebenen Studenten (WS 2001/02) und zahlreichen Forschungsinstituten und Technologiezentren machen das Ruhrgebiet zu Europas dichtester Bildungs- und Forschungslandschaft. Hierbei sind die Ingenieur- und Naturwissenschaften besonders stark vertreten.
Die erste Hochschule des Ruhrgebiets, die Ruhr-Universität Bochum, wurde jedoch erst 1962 gegründet. Zu den bekanntesten Hochschulen zählen weiter die fusionierte Universität Duisburg-Essen, die Universität Dortmund, die private Universität Witten/Herdecke, die FernUniversität in Hagen und die Folkwang Hochschule im Ruhrgebiet mit den Schwerpunkten Musik und Darstellende Künste.
Eng verbunden mit den Hochschulen sind die Forschungsinstitute. Drei Max-Planck-Institute haben ihren Sitz im Ruhrgebiet: das Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund, das Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr und das Max-Planck-Institut für bioanorganische Chemie ebenfalls in Mülheim. Vier Fraunhofer-Institute befinden sich im Ruhrgebiet: das UMSICHT genannte Oberhausener Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik, das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik und das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik in Dortmund sowie das Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Schaltungen und Systeme, Duisburg. Zu den bekannten Forschungsinstituten gehören auch Einrichtungen der Sozial- und Geisteswissenschaften wie das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung , das Zentrum für Türkeistudien und das Kulturwissenschaftliches Institut, die alle ihren Sitz in Essen haben; des Weiteren das Landesinstitut Sozialforschungsstelle Dortmund sowie das Institut Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, das Landesspracheninstitut NRW in Bochum und das DMT-Forschungsinstitut für Montangeschichte in Bochum.
Technologieparks und Gründerzentren bilden das Bindeglied zwischen den Hochschulen und der Wirtschaft. Im TechnologieZentrum Dortmund siedelten sich beispielsweise seit 1988 mehr als 225 Firmen mit über 8.500 Mitarbeitern an. Dabei haben Unternehmen der Mikrotechnikbranche einen besonders hohen Anteil. Mit dem Wissenschaftspark entstand in Gelsenkirchen ein auf erneuerbare Energien spezialisiertes Gründerzentrum. Wissenstransfer zwischen mittelständischen Unternehmen die keine eigene Forschung betreiben und Hochschulen und Instituten bietet das Mülheimer Zentrum für Innovation und Technik an.
Sprache
Historisch gehörte die Region an Rhein, Ruhr, Emscher und Lippe zum Niederfränkischen-Niedersächsischen Sprachgebiet. Doch ist die Zahl der Sprecher des Plattdeutschen inzwischen verschwindend gering. Heute wird im Ruhrgebiet vor allem Hochdeutsch gesprochen, oft mit leichtem westfälischen oder niederrheinischen Akzent, wegen des hohen Anteils zugewanderter Menschen aber auch mit vielen weiteren Einflüssen.
Die weit verbreitete Denkweise, Dialekte nur als geographische Varianten zu betrachten und die kollektive Wahrnehmung des Ruhrgebiets als eine industriell geprägte Einheit führte auch dazu, dass immer wieder versucht wird, die Sprache der dort lebenden Menschen als einheitliches Ruhrdeutsch zu bezeichnen. Die Verhältnisse sind allerdings komplexer. Der alte Name des Ruhrgebiets, Rheinisch-Westfälisches Industriegebiet ist hierbei außerordentlich hilfreich.
Besonders abweichend vom Ruhrdeutschen sind die historischen niederdeutschen Dialekte. Ein Beispiel ist das Mölmsch, gesprochen in Mülheim an der Ruhr.
Sport
Der Ruhrmarathon führt seit 2003 jährlich quer durch das mittlere und östliche Ruhrgebiet, rund um den Baldeneysee führt der Essen-Marathon. Der älteste Marathonlauf, der Rhein-Ruhr-Marathon, findet seit 25 Jahren in Duisburg statt. Das Radrennen Sparkassen Giro Bochum führt von der Bochumer Innenstadt nach Bochum-Stiepel, das Sechstagerennen findet in den Westfalenhallen Dortmund statt.
Fußball
Hauptartikel: Fußball im Ruhrgebiet
Der Fußballsport hat im im Ruhrgebiet eine wichtige soziale und integrative Funktion. Die beiden bekanntesten Vereine sind Borussia Dortmund und Schalke 04. Das Aufeinandertreffen dieser beiden Vereine, das sogenannte Revierderby, gilt als ein Höhepunkt der Saison. Beide Vereine sind zusammen mit dem MSV Duisburg Gründungsmitglieder der Fußball-Bundesliga. Neben diesen Vereinen existiert eine Vielzahl anderer erfolgreicher Clubs; zudem besitzt das Revier unzählige Amateur- und Hobbyvereine. Viele dieser Vereine haben ihren Ursprung bei Werksmannschaften von Hütten und Zechen.
Einen einheitlichen Fußballverband Ruhrgebiet gibt es nicht. Die Vereine des Ruhrgebiets sind in den entsprechenden Verbänden Fußballverband Niederrhein mit Sitz in Duisburg oder Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen in Kamen eingegliedert.
Verkehr
Motorisierter Individualverkehr
Etwa 3,1 Millionen zugelassene Kraftfahrzeuge waren im Jahr 2002 im Ruhrgebiet gezählt. Diese können auf 4.700 Kilometer überörtlichen Straßen fahren. Weil sich jedoch Stadt-, Regional- und Fernverkehr insbesondere zu den Hauptzeiten des Berufsverkehrs überlagern, kommt es häufig zu Staus. Diese sollen in Zukunft durch fortschrittliche Verkehrsinformationssysteme wie OLSIM, Ruhrpilot und dem RVR-Projekt Informationssystem Verkehr Ruhrgebiet vermieden werden.
Die drei Autobahnen A 2 und A 42 und A 40 bilden jeweils in Ost-West-Richtung die drei Hauptachsen des Kraftfahrzeugverkehrs, von Nord nach Süd verlaufen A 1 (Hansalinie), A 3, A 43, A 45 und A 59. Insbesondere der regional so genannte „Ruhrschnellweg“, die A 40, (teilweise auch als B 1 geführt) ist für seinen Beinamen „Ruhrschleichweg“ bekannt, da er eine der Straßen mit dem bundesweit höchsten Verkehrsaufkommen ist und durch tägliche Verkehrsstaus geprägt ist.
Zu beachten ist auch der Auspendlerstrom über die ehemalige Bundesstraße 1 und die A 52 zur Landeshauptstadt Düsseldorf.
Öffentlicher Verkehr
Der Öffentliche Personennahverkehr wird weitestgehend vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) organisiert. Der ÖPNV im Kreis Wesel wird hingegen vom Verkehrsgemeinschaft Niederrhein (VGN) und der ÖPNV im Kreis Unna sowie im Bereich der Stadt Hamm von der Verkehrsgemeinschaft Ruhr-Lippe (VRL) besorgt.
Eisenbahn
Wichtigste Knotenbahnhöfe des Personenfernverkehrs sind die Hauptbahnhöfe in Dortmund, Duisburg, Essen, Hagen, Hamm, Oberhausen und Wanne-Eickel. Dem Dortmunder Hauptbahnhof ist der große Abstellbahnhof Dortmund Bbf an der Strecke nach Hamm angeschlossen.
S-Bahn und Regionalverkehr
Wesentlich zur infrastrukturellen Erschließung des Ruhrgebietes mit Anbindung des Rheinlands trägt die S-Bahn Rhein-Ruhr bei. Die Hauptlast der regionalen Verkehrsleistungen tragen allerdings die RegionalExpress-Linien. Fast alle RE-Linien führen vom Rheinland quer durch das Ruhrgebiet von Duisburg über Dortmund nach Hamm ins östliche Westfalen. Der beabsichtigte Ausbau des RegionalExpress-Netzes scheitert an den gegenwärtigen finanziellen Schwierigkeiten des ÖPNV.
In Witten betreibt die Deutsche Bahn das Eisenbahnausbesserungswerk in der Nähe des Hauptbahnhofes. Hier wurde 2005 eine neue Lagerhalle für Weichen gebaut.
Stadtbahn und Nahverkehr
In den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstand ein durchgehendes Straßenbahnnetz, das mit Umsteigen eine durchgehende Straßenbahnfahrt von Bonn bis Werne ermöglichte. In den 1950er Jahren wurden viele Straßenbahnlinien stillgelegt, dennoch ist es auch heute noch möglich, von Witten über Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Mülheim an der Ruhr, Duisburg und Düsseldorf bis nach Krefeld mit der Straßenbahn zu fahren.
In den 1960er Jahren entstand der Plan, die überwiegend meterspurigen Straßenbahnstrecken durch ein normalspuriges Stadtbahnnetz Rhein-Ruhr zu ersetzen, das jedoch nur in Ansätzen besteht und ein Torso geblieben ist. Heute besteht dieses Stadtbahnnetz im Ruhrgebiet aus vier nicht miteinander verbundenen U-Bahnnetzen in Dortmund, Bochum (mit unterirdischer Verbindung zur Innenstadt von Herne), Essen (mit oberirdischer Stadtbahnverbindung auf dem Mittelstreifen der Bundesautobahn 40 zum U-Bahnnetz von Mülheim an der Ruhr) und Duisburg sowie deren Nachbarstädten Düsseldorf und Krefeld.
Neben Straßen- und Stadtbahnen sind Omnibusse die wichtigsten Verkehrsmittel des öffentlichen Personennahverkehrs im Ruhrgebiet.
Verglichen mit dem Nahverkehr anderer Metropolen ist das Netz im Ruhrgebiet als unzureichend zu bezeichnen. Die Ausgaben für den Nahverkehr bleiben hinter denen anderer Ballungsgebiete weit zurück. Während im Ballungsraum München mit seinen 1,6 Millionen Einwohnern das S-Bahn-Netz fast 450 Kilometer umfasst, verfügt die S-Bahn Rhein-Ruhr auf einem Gebiet, in dem fast 7 Millionen Menschen leben, nur über ein Streckennetz von lediglich etwa 650 km.
Güterverkehr
Im Güterverkehr ist das Ruhrgebiet als Ganzes auch bei insgesamt zurückgehender Bedeutung der Eisenbahn in Deutschland, nach ihrer Privatisierung und der Verlagerung vieler Eisenbahntransporte auf den Straßenverkehr weiterhin der größte Eisenbahnkomplex Europas mit mehreren Rangierbahnhöfen (Hagen-Vorhalle, Hamm (Westf) Rbf, Oberhausen-Osterfeld Süd, Schwerte (Ruhr) und Wanne-Eickel Hbf) sowie mit noch immer zahlreichen Anschlussbahnen des Bergbaues und der Schwerindustrie.
Schifffahrt
Das bedeutendste Gewässer in verkehrstechnischer Hinsicht im Ruhrgebiet ist in der heutigen Zeit der Rhein. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Namensgeberin des Ruhrgebiets, die Ruhr, einer der wichtigsten Transportwege. Siehe Hauptkapitel: Ruhrschifffahrt
In Datteln kreuzen sich vier Kanäle, Rhein-Herne-Kanal (RHK), Wesel-Datteln-Kanal (WDK), Datteln-Hamm-Kanal (DHK) und Dortmund-Ems-Kanal (DEK), die damit den größten europäischen Knotenpunkt für die Binnenschifffahrt bilden. Eine Sehenswürdigkeit ist das Schiffshebewerk Henrichenburg. Der Ruhrschifffahrtskanal verbindet außerdem den Rhein (Duisburger Hafen) mit dem Mülheimer Rhein-Ruhr-Hafen. Der Gesamtumschlag an den Kanälen des Ruhrgebiets beträgt etwa 25 Millionen Tonnen.
Sowohl der größte Binnenhafen als auch der größte Kanalhafen Europas befinden sich im Ruhrgebiet. Der Duisburger Hafen „duisport“, der vom Rhein, von der Ruhr und vom Rhein-Herne-Kanal zu erreichen ist, gilt als Verkehrsdrehscheibe der deutschen Binnenschifffahrt. Er hat einen jährlichen Gesamtumschlag von etwa 96 Millionen Tonnen. Im Gegensatz dazu hat der Dortmunder Kanalhafen trotz seiner Größe in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Rückgang der Stahlerzeugung erheblich an Bedeutung verloren.
Flugverkehr
Geschichte: Geschichte der Luftfahrt im Ruhrgebiet
Der einzige internationale Verkehrsflughafen im Ruhrgebiet ist der Flughafen Dortmund, auf dem jährlich zwei Millionen Passagiere abgefertigt werden (Stand 2006)[1]. Für die Region bedeutender sind jedoch die Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn, die für Passagiere aus dem Ruhrgebiet gut erreichbar sind. Der Düsseldorfer und der Kölner Flughafen sind über das Schienennetz der deutschen Bahn und Autobahnen in kurzer Zeit aus dem Ruhrgebiet erreichbar.
Privatflugverkehr findet außerdem auf dem Verkehrslandeplätzen Flughafen Essen/Mülheim und Marl/Loemühle statt.
Darüber hinaus existieren an der Peripherie des Ruhrgebiets zahlreiche Segelflugplätze für Vereine, unter anderem in Kamen-Heeren, Hamm, Kirchhellen/Schwarze Heide, Iserlohn, Wesel, Dorsten und in Schwerte.
Siehe auch
- Portal:Ruhrgebiet
- Liste der Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Ruhrgebiet
- Liste der Persönlichkeiten aus dem Ruhrgebiet
- Liste der ersten Eisenbahnen in Nordrhein-Westfalen bis 1930
- Ruhrdeutsch
- Rhein-Ruhr
- Bedeutende Straßen und Plätze von Rhein-Ruhr
Quellen
Literatur
- Gerd Willamowski, Dieter Nellen, Manfred Bourrée: Ruhrstadt. Die andere Metropole. Klartext Verlag, Essen 2002, ISBN 3884748955
- Gerd Willamowski, Manfred Schüller: Der Pott kocht. Pomp, Essen 2001, ISBN 3893552219
- Günter Drozdzewski, Vera Mügge, Volker Wrede: Von Korallenriffen, Schachtelhalmen und dem Alten Mann. Klartext, Essen 2005, ISBN 3898614395
- Wilhelm und Gertrude Hermann: Die Blauen Bücher, Die alten Zechen an der Ruhr. Langewiesche 2000, ISBN 3784569927
- Reinhard Felden, Axel Föhl: Das Ruhrgebiet. Ellert & Richter 2002, ISBN 3831900302
- Nina Grontzki, Gerd Niewerth, Rolf Potthof: Als die Steine Feuer fingen. Klartext, Essen 2003, ISBN 3898612082
- Inge Zander, Ralph Lueger: Der Pott. Erlebnis Ruhrgebiet. Droste Regional 2001, ISBN 377001135X
- Roland Günter: Im Tal der Könige. Ein Handbuch für Reisen zu Emscher, Rhein und Ruhr. Klartext, Essen 2004, ISBN 388474044X
- KVR: Das Ruhrgebiet packt aus. Bottrop 1996
- KVR/RVR: Standorte. Jahrbuch Ruhrgebiet. Essen 1995 ff.
- N.N.: Faszination Ruhrgebiet. Route der Industriekultur. Historisches Filmmaterial (89 min). Essen 2004 (DVD)
- Hermann Beckfeld (Hg.): "... der Boss spielt im Himmel weiter – Fußball-Geschichten aus dem Ruhrgebiet. Verlag Henselowsky Boschmann, Bottrop 2006. ISBN 3922750621
Weblinks
Commons: Ruhrgebiet – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
Wiktionary: Ruhrgebiet – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
Wikinews: Themenportal_Ruhrgebiet – Nachrichten |
- Links zum Thema „Ruhrgebiet“ im Open Directory Project
- Website des Regionalverbands Ruhrgebiet
- Organisation und Aufgaben des Regionalverbandes Ruhr
- Regionalkunde Ruhrgebiet
- Route Industriekultur
- Umfangreiche Linksammlung der RUB
- Bibliothek des Ruhrgebiets
- Literatur aus dem und über das Ruhrgebiet
- Online-Magazin für das Ruhrgebiet
- Fotos aus dem Ruhrgebiet
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