Fabritio Caroso

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Du hast neue Nachrichten auf deiner Diskussionsseite.

Fabritio Caroso (* 1525/35 in Sermoneta; † 1605/20) ist der Autor zweier umfangreicher Tanztraktate.

Neben Schrittbeschreibungen und allgemeinen Verhaltensregeln enthalten seine beiden Werke insgesamt 131 Choreographien von Gesellschaftstänzen seiner Zeit, zu denen die Musik in Lauten-Tabulatur notiert ist. Gemeinsam mit den Traktaten von Cesare Negri geben seine beiden Traktate eine Vorstellung vom höfischen Gesellschafts- und Bühnentanz in Italien in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Fabritio Caroso verfasste zwei Traktate. Zu seinem Leben sind keine ihm sicher zuzuschreibenden Dokumente bekannt. Informationen zu seinem Leben sind daher nur indirekt aus den Angaben in den beiden Traktaten, insbesondere der Tanzwidmungen abzulesen. Caroso wurde zwischen 1525 und 1535 in Sermoneta (Latium) geboren. Dort war er wahrscheinlich Schüler von M[esser] Battistino. Von Battistino sind mehrere Choreographien in F. Carosos Il Ballarino überliefert.

Anhand zahlreicher Widmungen für Mitglieder der Familie Orsini sowie römischer Edeldamen ist eine erste Tätigkeit in Rom und Umgebung abzuleiten. Gegen Ende der 1570er Jahre dürfte er verstärkt im Einflussbereich der Medici (Florenz und Umgebung) tätig gewesen sein. Wie der veränderte Titel in den beiden Traktaten zeigt, wurde Caroso vom Messer (M. Fabritio Caroso) zum Signore (Sig. Fabritio Caroso) erhoben. Dies dürfte in Zusammenhang mit den Tanzwidmungen an Mitglieder der Familie Caetani, den Herren von Sermoneta stehen.

Carosos erster Traktat Il Ballarino ist Bianca Cappello gewidmet. Diese war eine schillernde Figur in Florenz. Sie starb unter misteriösen Umständen nur kurz, nachdem ihr Ehemann Francesco I. de 'Medici, der Großherzog der Toskana nach einem Jagdunfall in deren bevorzugtem Aufenthaltsort, der Villa in Poggio e Caiano verstarb. Mit dessen Tod und der anschließenden Übernahme der Herrschaft durch dessen Bruder Ferdinando I. de’Medici, dürfte Carosos Karriere am Hofe der Medici ihr Ende gefunden haben. Viele der unter Francesco wirkende Künstler wurden ausgestellt und durch neue, mit Ferdinando von Rom nach Florenz verpflichtete Künstler ersetzt. Die Widmung des zweiten Traktates Nobiltà di Dame an Don Ranuccio Farnese, dem Herzog von Parma und Piacenza, lässt darauf schließen, dass Caroso dort eine neues Tätigkeitsfeld gesucht hat. Mit der Drucklegung seines zweiten Traktates verliert sich jedoch auch die Spur zu seiner Person. Sterbedatum und Sterbeort sind unbekannt.

Carosos erster Traktat Il Ballarino (Venedig 1581) enthält insgesamt 81 Choreographien. Mit wenigen Ausnahmen weisen alle Tänze neben einem Titel, die Zuordnung zu einer bestimmten Gattung sowie den Namen der jeweiligen Widmungsträgerin auf. Als Gattung unterscheidet man in dieser Zeit grundsätzlich zwischen Balletto und Ballo. Weiters gibt es noch den Canario, die Gagliarda, den Tordiglione, sowie den Passamezzo, die als eigene Tanzformen zu bezeichnen sind. Grundsätzlich ist zwischen offenen und geschlossenen Tanzformen zu unterscheiden. Zu den geschlossenen Tanzformen gehört das Balletto. Hier sind alle Schritte für eine bestimmte Choreographie genau vorgeschrieben. Nichts kann hier hinzugefügt werden, ohne dass nicht die Choreographie an sich geändert wäre. Bei den offenen Tanzformen, wie Ballo, Canario, Gagliarda, Tordiglione und Passamezzo steht jeweils ein größeres Reservoir an Schritten und Schrittsequenzen zur Verfügung, welches innerhalb eines vorgegeben Rahmens improvisierend zur Anwendung kommt.

Die Choreographien innerhalb von Il Ballarino sind nicht - wie man vermuten könnte - chronologisch nach ihrer Entstehung - sondern hierarchisch angeordnet. Die Tänze für die ranghöchsten Damen (Serenissima et Illustrissima Signora, Illustrissima Sig.a) stehen am Beginn des Traktates und sind jeweils auch mit einer Abbildungen ergänzt. Es folgen die Tänze für die rangniedrigeren Damen (Illustra Sig.a, Gentildonna). Die Musik ist hier nur mehr in Lautentabulatur notiert und weist keine zusätzliche Sopranstimme in Mensuralnotation auf. Insgesamt lässt sich in diesem Traktat auch eine chronologische Entwicklung der Tänze ablesen. Nimmt man die Hochzeitsdaten der Widmungsdamen als mögliches Entstehungsjahr für den entsprechenden Widmungstanz an, so ergibt sich eine chronologische Anordnung der Tänze, welche mit einer stilistischen Entwicklung korrespondiert. Diese Entwicklung führt von einer syntaktisch variableren Schrittfolge der späten Bassedanze und Balli des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts hin zu einer streng symmetrisch angelegten Abfolge von Schrittsequenzen, wie man es in den stilistisch späteren Tänzen aus Il Ballarino sowie insbesondere in Nobiltà di Dame sehen kann.

[Bearbeiten] Werke

Il Ballarino, Venedig 1581;
Nobiltà di Dame, Venedig 1600, ( ²1605); (= Raccolta di varij Balli, Rom 1630).

[Bearbeiten] Literatur

Michael Malkiewicz: "Fabritio Caroso: Il Ballarino (Venetia 1581) - Studien zu Leben und Werk eines Tanzmeisters des 16. Jahrhunderts", 2 Bde., Diss.-Arbeit, mschr., Univ. Salzburg 2001.