Fliegenfischen
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Das Fliegenfischen oder Flugangeln ist eine Methode beim Angeln. Sie unterscheidet sich von anderen Methoden dadurch, dass einem Zielfisch der Köder aktiv präsentiert wird und durch die spezielle Wurftechnik. Der Name "Fliegenfischen" stammt von der ursprünglichen Art der Köderimitation.
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[Bearbeiten] Köder
Imitiert werden die natürlichen Beutetiere wie Flug-, Land- und Wasserinsekten. Auch frei erfundene, bunte Reizfliegen werden häufig eingesetzt. Diese so genannten Fliegen werden mit Hilfe von Materialien wie Fell, Federn und Kunststoff und einem Haken verschiedener Größe gefertigt. Das Binden dieser Fliegen stellt in Fliegenfischerkreisen ein eigenständiges und zeitintensives zusätzliches Hobby dar. Manchmal machen Fliegenfischer das Fliegenbinden auch zum Beruf.
[Bearbeiten] Wurftechnik
Das Fliegenfischen basiert nicht auf dem Wurfprinzip anderer Angeltechniken. Statt ein Bleigewicht mit Vorfach zu beschleunigen (wie beim Grundangeln) oder das Eigengewicht eines Blinkers zu nutzen (wie beim Spinnfischen), wird hier das Gewicht der Schnur genutzt.
Der Rutenarm ist angewinkelt. Er wird zur Blickrichtung vorwärts und rückwärts bewegt. Mit Hilfe der parallel zur Oberfläche beschleunigten Masse der Schnur wird immer mehr dieser vor und zurück geschwungen und von der Rolle oder aus der Hand gegeben, bis etwa 5 m bis 30 m in der Luft sind, um diese dann zielgerecht zu platzieren. Natürlich gibt es noch weitere erlernbare Techniken, um bestimmten örtlichen Wurfbehinderungen entgegnen zu können oder einfach um die Ästhetik eines kunstvollen Wurfes genießen zu können.
[Bearbeiten] Schnüre
Fliegenschnüre sind in verschiedenen Querschnittsverläufen erhältlich, die durch spezielle Kürzel gekennzeichnet werden. Die üblichen Formen sind:
- L (level, der Schnurquerschnitt bleibt über die gesamte Länge gleich)
- DT (double taper, beidseitig verjüngt)
- ST (single taper, einseitig verjüngt)
- WF (weight forward, auch Keulenschnur genannt, die Schnur wird nach vorne keulenförmig dicker)
- Schussköpfe
Die größte Verbreitung besitzen WF- und DT-Schnüre. WF-Schnüre lassen sich leichter und weiter werfen, während DT-Schnüre ein sanfteres Ablegen der Schnur auf dem Wasser ermöglichen, was bei kleinen Gewässern und scheuen Fischen vorteilhaft sein kann. Zudem lässt sich eine DT-Schnur noch einmal gleich lange in umgekehrter Richtung verwenden, wenn ein Ende stark abgenutzt ist.
Eine weitere Einteilung der Schnüre erfolgt nach dem Auftriebsverhalten in schwimmende (F, floating) und sinkende (S, sinking) Schnüre. Bei sinkenden Schnüren werden verschiedene Sinkgeschwindigkeiten angeboten, zudem gibt es auch noch sogenannte Sinktip- (die ersten Meter sinken ein) und Intermediate (in definierter Wassertiefe schwebende)-Schnüre. Schwimmschnüre sind am weitesten verbreitet, da ihre Handhabung leichter ist als die von Sinkschnüren und die meisten Gegebenheiten am Wasser sich mit einer Schwimmschnur meistern lassen. Die Schnüre werden nach ihrem Gewicht in so genannte AFTMA-Klassen unterteilt, die von der AFTMA ("American Fishing Tackle Manufactures Association") als Standards definiert wurden.
Die Fliegenruten werden entsprechend der mit ihnen werfbaren Schnüre ebenfalls in AFTMA-Klassen eingeteilt.
[Bearbeiten] Verbreitung
Fliegenfischen ist an jedem Gewässer möglich, bekannt ist es jedoch in erster Linie durch die Lachsfischerei an den skandinavischen, britischen und nordamerikanischen Geburtsflüssen dieser Fische. Beliebt ist auch das Fliegenfischen an der Küste, besonders Norddeutschland und Dänemark stellen beliebte Ziele dar.
Fliegenfischen ist mit wenigen Ausnahmen auf fast alle Fische möglich. Die klassischen Fische für die Flugangelei stellen jedoch Salmoniden (Forelle, Äsche, Saibling, Lachs) dar. Die Einstellung, dass Fliegenfischen nur auf diese Fischarten sinnvoll sei, ist als Vorurteil in Anglerkreisen noch weit verbreitet. Grenzen des Fliegenfischens finden sich dort, wo die Gewässerbedingungen einen Einsatz von Fliegengerät nicht mehr zulassen oder in der Art der Nahrungssuche bestimmter Fische, wie beispielsweise des Aals, die hauptsächlich ihren Geruchssinn einsetzen.
[Bearbeiten] Arten des Fliegenfischens
[Bearbeiten] Trockenfliegenfischen
Trockenfliegenfischen wird von vielen Anglern als das klassische Fliegenfischen angesehen. Dabei werden künstliche Fliegen verwendet, welche auf der Wasseroberfläche treiben. Dies wird durch Fetten der Fliege und/oder die Verwendung schwimmenden Materials (z.B. Rehhaar) erreicht.
Durch Trockenfliegen werden in aller Regel erwachsene (Wasser-)Insekten imitiert, entweder solche, die sich zur Eiablage auf den Oberflächenfilm des Gewässers setzen ( Imagos), solche, die gerade aus der Larvenhülle schlüpfen und die Wasseroberfläche durchbrechen (Emerger, von engl. "to emerge" = auftauchen) oder nach der Eiablage abgestorbene Insekten, die mit ausgebreiteten Flügeln auf der Wasseroberfläche treiben (Spents, von engl. "spent" = verbraucht). Außerdem fallen unter die Trockenfliegen auch die Nachbildungen von Landinsekten, wie beispielsweise Heuschrecken, Ameisen oder Käfer.
Mit Trockenfliegen können hauptsächlich solchen Fische gefangen, die nach Anflugnahrung "steigen", also Insekten von der Wasseroberfläche fressen.
[Bearbeiten] Nassfliegenfischen
Nassfliegenfischen ist die geschichtlich älteste Form des Fliegenfischens. Nassfliegen sind künstliche Fliegen, die nicht schwimmen und somit unter der Wasseroberfläche dahintreibende tote Insekten imitieren.
[Bearbeiten] Nymphenfischen
Nymphenfischen bezeichnet das Fischen mit speziellen Fliegen, die ebenso wie Nassfliegen sinken. Im Gegensatz zu Nassfliegen imitieren Nymphen jedoch die Larvenstadien von Wasserinsekten. Nymphen sind oft mit Bleidraht oder ähnlichem beschwert, um tiefere Gewässerbereiche befischen zu können. Nassfliegen des klassischen Typs sind unbeschwert.
[Bearbeiten] Streamerfischen
Streamerfischen stellt die Grenze zwischen Fliegenfischen und Spinnfischen dar. Streamer sind künstliche Köder, die kleine Fische, Mäuse oder ähnliches imitieren (Imitationsstreamer) oder aber die Raubfische durch ihre grellen Farben zum Anbiss verleiten sollen (Reizstreamer). "Fliegen" sind diese Köder nur insofern als dass sie aus Fliegenbinder-Materialien hergestellt werden (wie Federn, Haare oder Garn).
Streamerfischen zielt auf Raubfische ab und erfolgt deshalb meist mit schwerem Fliegengerät
[Bearbeiten] Weiteres Zubehör
Zum Erreichen der Fische, die meist im Fließgewässer beangelt werden, ist eine Wathose als äußerst nützlich anzusehen. Dabei handelt es sich um eine wasserdichte Hose aus Latex, Neopren oder atmungsaktiven Materialien, die ein Betreten des Gewässers erleichtert.
Eine weitere Variante ist das sogenannte "belly-boat", ein einem Rettungsring ähnliches Schlauchboot, in das man sich mit seiner Wathose setzen kann und so auch entlegenere Stellen eines Sees erreichen kann.
[Bearbeiten] Literatur
- John Horrocks: Die Kunst der Fliegenfischerei auf Forellen und Aschen. 1874, Weimar
- Max von dem Borne:Die Angelfischerei, 1.Ausgabe von 1875.
- Neubearbeitet wurde dieses Werk von Dr. Wolfgang Quint, dessen 17. Auflage im Jahre 1988 beim Verlag Paul Parey - Hamburg und Berlin herausgegeben wurde.
- Mel Krieger: Die Quintessenz des Fliegenwerfens. ISBN 3-8334-0196-6
- B. Clarke und J. Goddard: Die Forelle und die Fliege. Müller, Rüschlikon, ISBN 3-275-01282-7
- W. Reisinger, E. Bauernfeind und E. Loidl, Entomologie für Fliegenfischer. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, ISBN 3-8001-3594-9
- H. Gebetsroither und E. Stoll: Hohe Schule auf Äschen und Forellen. Müller, Rüschlikon, 1999, ISBN 3-275-01321-1